Weit hergeholt: Ein Überblick über Porträt-Tele, Mittleres Tele und Supertele

Weit hergeholt – Teaser
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Tele-Objektive für Deine Fotografie: Weit Entferntes zum Greifen nah abbilden – dafür braucht man Tele-Objektive, die es mit Festbrennweite ebenso gibt wie als Zoom. Dieser Beitrag thematisiert Tele-Objektive in drei Kategorien:

  • leichtes Tele
  • mittleres Tele
  • und langes Tele

Für welche Motive Tele-Objektive prädestiniert sind und wie man damit Bilder gestaltet, erfährst Du in diesem Beitrag.

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Dieser Artikel stammt aus dem ColorFoto-Magazin 12-2017.

Ab in die Sonne
Ab in die Sonne – Ein Fischkutter auf der Nordsee vor der untergehenden Sonne. Hier wurde der Crop-Faktor des APS-C-Formats bewusst eingesetzt, um eine maximale Telewirkung zu erzielen. Die nicht ganz scharfe Schiffssilhouette und der etwas „ausgefranste“ Sonnenball sind den atmosphärischen Einflüssen geschuldet, die in Verbindung mit langen Tele-Objektiven Wirkung zeigen.
Sony NEX-7 | 600 mm/KB (70-400 mm) | ISO 100 | f/16 | 1/30 s | Stativ
Foto: Siegfried Layda

Porträt-Tele

Der Unterschied zwischen der Normalbrennweite 50 mm und einem leichten Tele-Objektiv mit 70 mm, jeweils bezogen auf einen KB-Bildsensor (36 x 24 mm), ist auf den ersten Blick gering.

Beim 50-mm-Objektiv beträgt der diagonale Bildwinkel 47 Grad, beim 70-mm-Objektiv 34 Grad. Ein vergleichbarer Bildausschnitt lässt sich mit beiden Brennweiten – durch ein paar Schritte vor oder zurück – recht einfach realisieren. Bei der Bildwirkung sind die Unterschiede aber möglicherweise größer, als man es auf Anhieb vermuten würde.

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Portraet
Porträt – Kleine Stärkung beim Tropen-Trekking: Die Telebrennweite sorgte für einen knappen Bildausschnitt. Wegen der hellen Mittagssonne, die fast senkrecht vom Himmel brannte, wurde ein Aufhellblitz eingesetzt.
Canon EOS 60D | 112 mm/KB (70-300 mm) | ISO 100 | f/13 | 1/160 s | Aufhellblitz
Foto: Siegfried Layda

Fotografiert man etwa ein Gesicht aus der Nähe, so macht sich bereits beim 50-mm-Objektiv ein Charakteristikum der Weitwinkelfotografie bemerkbar: Nahes wird im Vergleich zu weiter Entferntem größer abgebildet. Bei einem Porträt kann das, je nach Aufnahmewinkel, zu einer unschön vergrößerten Nase führen. Mit einem leichten Tele ab 70 mm lässt sich dieser Effekt vermeiden, weshalb sich dafür der Begriff „Porträtbrennweite“ eingebürgert hat.

musik-drin
Musik drin – In diesem Motiv ist „Musik drin“: Das mit leichtem Tele (75 mm/KB) fotografierte Schaufenster in New York auf der Fifth Avenue war aufgrund vieler Spitzlichter und kontrastreicher Beleuchtung ein Fall für intensiven Kontrastausgleich bei der RAW-Verarbeitung in Photoshop.
Sony NEX-6 | 75 mm/KB (16-50 mm) | ISO 400 | f/7,1 | 1/40 s
Foto: Siegfried Layda

Ein 24-70-mm-Standardzoom für KB-Sensoren deckt diesen Bereich ebenso ab wie ein mittleres Telezoom mit 70 bis 200 mm. Unter den lichtstarken Festbrennweiten sind es vor allem die 90-mm-Objektive, denen man eine besondere Eignung für Porträts nachsagt. Was natürlich nicht heißt, dass man damit nicht auch andere Motive fotografieren könnte und sollte.

Beispiel: Bei Tabletop-Motiven sorgt der vergrößerte Aufnahmeabstand für geringere Verzerrungen, die sich bei der Bildbearbeitung leicht korrigieren lassen. Zudem hat der engere Bildwinkel den Vorteil, dass man auch mit kleineren Aufnahmetischen gut zurechtkommt.

Standort und Perspektive

Ein Motiv, zwei Ansichten: Die Perspektive wechselt man, indem man den Standort ändert, nicht die Objektivbrennweite. Das Bild ganz oben wurde mit 80 mm aus der Entfernung aufgenommen, um die Reiterstatue und das Gebäude links mit minimalem Kameraschwenk nach oben, fast ohne stürzende Linien, darstellen zu können. Für die Detailaufnahme stand der Fotograf direkt unterhalb des Reiters und fotografierte – ebenfalls mit 80 mm – nach oben.

Kommentar von Karl Stechl

Das Vollformat bietet hohe Reserven bei der Bildqualität, muss aber nicht für jeden und in jeder Situation das Maß aller Dinge sein. Gerade, wenn es um die Telewirkung geht, haben kleinere Sensoren durchaus Vorteile: Vergleichsweise kompakte und preisgünstige Tele(zoom)objektive werden dank Crop-Faktor 1,5 (APS-C) oder 2,0 (FourThirds) in ihrer Bildwirkung zum Supertele. Da darf es dann auch ein wenig mehr an Lichtstärke sein, ohne dass man ein Vermögen ausgeben und einen Riesen-Optik-Klotz in die Fototasche packen müsste.

Street-Fotografie
Street-Fotografie – Am unteren Ende der Telebrennweiten-Skala: Das Bild beinhaltet ausreichend Umgebung und wirkt trotzdem relativ dicht – es stellt sich ein intensiveres „Stadtgefühl“ ein als bei kürzerer Brennweite.
Sony NEX-6 | 70 mm/KB (16-50 mm) | ISO 200 | f/7,1 | 1/40 s
Foto: Siegfried Layda

Mittleres Tele

Ein mittleres Tele-Objektiv beginnt, je nach Sichtweise, bei 105 bis 135 mm und reicht bis 180 oder 200 mm. Wer hier nach Festbrennweiten sucht, wird eine Reihe von Makro-Objektiven finden, alleine Sigma hat drei davon im Programm – mit 105, 150 und 180 mm.

Skyline
Skyline – Ein mittleres Tele (170 mm/KB) lässt Stadtsilhouette und Menschengruppe zusammenrücken. Reizvoll ist außerdem der Farbkontrast zwischen Vorder- und Hintergrund.
Sony NEX-7 | 170 mm/KB (18-200 mm) | ISO 100 | f/10 | 1/250 s
Foto: Siegfried Layda

Ein Klassiker ist das mittlere Telezoom mit KB-äquivalenten Brennweiten von 70 bis 200 mm, als häufige Ergänzung zum Standardzoom. An einer Kamera mit APS-C-Sensor (Crop-Faktor 1,5) erreicht ein 200-mm-Objektiv bereits den diagonalen Bildwinkel eines 300ers: 8,25 Grad. Telezooms haben so gut wie immer einen eingebauten optischen Bildstabilisator und lassen sich somit auch frei Hand gut verwenden. Außerdem sind sie relativ handlich und leicht, vor allem, wenn sie für Sensoren kleiner als Vollformat gerechnet sind: 580 g wiegt etwa das Fujinon XF 3,5-4,8/55-200 mit KB-äquivalenten Brennweiten von 82,5 bis 300 mm.

Aber auch Telezooms fürs Vollformat bleiben tragbar, solange die Lichtstärke moderat ausfällt. Beispiele: Sony FE 4/70-200 mm und AF-S Nikkor 4/70-200 mm mit etwa 850 g. Eine Anfangsöffnung von 2,8 kann das Gewicht eines solchen Telezooms aber nahezu verdoppeln.

Mittlere Telebrennweiten sind für eine Vielzahl von Motiven verwendbar – für Landschaft und Architektur, Sport und Action, Tiere und Details. Auch bei Porträts kann es sich lohnen, über typische Porträtbrennweiten zwischen 70 und 90 mm deutlich hinauszugehen, um ein noch weicher fließendes Hintergrund-Bokeh zu erreichen.

Als Immerdrauf-Objektiv eignet sich ein Telezoom aber nicht. Wer so etwas will, muss auf ein „Megazoom“ ausweichen, das vom leichten Weitwinkel bis zum Supertele reicht – bei meist bescheidener optischer Gesamtleistung.

Wald und Bäume
Wald und Bäume – Brandenburg ist berühmt für seine Alleen mit altem Baumbestand. Der dezent eingesetzte Polfilter reduziert die Reflexionen auf den Blättern und sorgt für satte Farben; die Tele-Brennweite lässt die Bäume dichter zusammenwachsen.

Kommentar von Siegfried Layda

Als Reisefotograf, mit nicht immer eindeutig definierten fotogra­fischen Zielsetzungen, hat man die Qual der Wahl:

Welche Objektive mitnehmen, welche zu Hause lassen? Weitwinkel- und Standards­-Zooms habe ich immer dabei, ein schweres Super-Tele aber nur dann, wenn dessen Einsatz geplant oder zumindest sehr wahrscheinlich ist – etwa für Sport- oder Tieraufnahmen. Meistens genügt mir ein mittlerer Tele-Brennweiten-Bereich – 70-200 mm, eventuell ergänzt durch 1,4­-fach­-Konverter.

Tiefenstaffelung
Tiefenstaffelung – Das Tele-Objektiv erzeugt mit seiner Abbildungscharakteristik bei diesem Motiv eine starke grafische Wirkung. Neben den Hell­-Dunkel-Kontrasten verleiht die von links nach rechts absteigende Diagonale dem Bild Spannung.
Fuji lm X­T2 | 150 mm/KB (55­200 mm) | ISO 200 | f/7,1 | 1/540 s
Foto: Karl Stechl

Supertele

Oberhalb 200 mm Brennweite beginnt die Region der Superteles. Üblich sind Festbrennweiten mit 300, 400, 500, 600 und 800 mm. Von Canon gibt es ein 1200-mm-Spezialobjektiv mit Lichtstärke 5,6, das nicht im normalen Handel erhältlich ist und auch gebraucht eine hohe fünfstellige Summe kostet.

Volles Tempo
Volles Tempo – Trotz der hohen Geschwindigkeiten, die beim Speedboat Racing erreicht werden, ließ sich mit 1/1250 s die Bewegung des Boots ebenso einfrieren wie die spritzende Gischt. Fotogra ert wurde mit 270 mm/KB.
Sony NEX-7 | 270 mm/KB (70-400 mm) | ISO 400 | f/8 | 1/1250 s
Foto: Siegfried Layda

Man muss aber nicht gleich nach den Sternen greifen: Ein lichtstarkes Supertele wie das Sigma 4/500 mm DG OS HSM ist mit 6500 Euro noch teuer genug, ein weniger lichtstarkes Telezoom wie das Sigma 5,6-6,3/150-600 DG OS HSM Contemporary dagegen fast ein Schnäppchen (1500 Euro), allerdings auch ein Brocken mit fast drei Kilo.

Begnügt man sich dagegen mit 100-400 mm und ebenfalls moderater Lichtstärke, begibt man sich in eine komfortablere Gewichtsklasse unter 1,5 Kilo.

Dennoch gilt: Ein Supertele hat man nicht ständig in der Fototasche; man packt es gezielt ein, wenn konkrete Aufgaben zu lösen sind. Dann solltest Du aber auch ein stabiles Stativ dabeihaben und nicht alleine auf den optischen Bildstabilisator setzen.

Sonnensfinsternis
Sonnenfinsternis – Totale Sonnenfinsternis, fotografiert in Antalya (Türkei), Montage aus vier Einzelaufnahmen: Für solche Bilder ist die längste zur Verfügung stehende Brennweite gerade richtig. Diese Aufnahmen erfolgten noch ohne Filter, sofort danach, bei partieller Verfinsterung, kam aber wieder ein Schutzfilter zum Einsatz.
EOS 1Ds Mk III | 500 mm (50-500 mm) | ISO 100 | f/11 | 1/320 s | Stativ
Foto: Siegfried Layda

Bei einer SLR-Kamera verwendest Du die Spiegelvorauslösung, um Vibrationen zu vermeiden, die Auflösung kosten. Je länger die Brennweite, desto ausgeprägter der Tele-Effekt, der sich in einer scheinbaren Komprimierung des Raums bemerkbar macht. Fotografiert man mit 600 mm in die Landschaft, befindet sich enorm viel Luft zwischen Frontlinse und Motiv.

Atmosphärische Bedingungen – aufsteigende Wärme und Staubpartikel in der Luft – mindern Kontrast und Detailschärfe. Wenn man sich die Tageszeit aussuchen kann: Am frühen Morgen ist die Luft gut durchgekühlt, deshalb meist sauberer und ruhiger als mittags oder abends.

Auf Abstand
Auf Abstand – Egal, ob Tierpark oder Foto-Safari – zu einem Tiger hält man lieber Abstand. Mit Telezoom 70-400 mm, eingestellt auf ca. 365 mm und 1,4-fach-Telekonverter ergab sich eine effektive Brennweite von 510 mm. Mit Blende 8 ließen sich alle bildwichtigen Details rund um die Augenpartie scharf abbilden.
Sony A7R II | 510 mm (70-400 mm + 1,4-fach-Telekonverter) | ISO 1250 | f/8 | 1/200 s
Foto: Siegfried Layda

Fazit

In diesem Beitrag hast Du einen Überblick über Porträt-Tele, mittleres Tele und Supertele erhalten. An den passenden Stellen haben wir Dir weitere Artikel in der Fotoschule verlinkt. So kannst Du Dein Wissen noch gezielter erweitern.

Autor: Karl Stechl

Weitere Tipps für die Fotopraxis, Tests der aktuellen Kameramodelle und alle Neuheiten und Trends in der Fotobranche erhältst Du im monatlichen ColorFoto-Magazin.

6 Kommentare

  1. lundi 29.1.2018
    man sollte ALLdies wissen,ABER zu benutzen wissen.
    aber schon mal wissen,was es gibt,und dann spezielle Eigenschaften dieser teles auch getielt einsetzen,
    dh.einem bestimmten persönlichen STIEL folgen,und nicht nur objektive sammeln,um diese zu besitzen.
    ein solcher bericht sollte man zu schätzen wissen,und dann persönlich inter-pretiern können.
    salü mitanander jörg

  2. Vielen Dank für die kompakte Darstellung & gute Erläuterung; kurze Frage noch das Allee-Foto, mit welcher Brennweite wurde es denn aufgenommen?
    Grüße Cornelia

  3. Auch ich Danke für diesen Interessanten Beitrag, sicher habe ich die Möglichkeit dies in die tat umzusetzen.
    Mit freundlichen Grüssen ulmey43

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