Superzoom-Objektiv in der Praxis

Superzoom-Objektiv
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In Zusammenarbeit mit SIGMA

Wie Dir sicher inzwischen bekannt ist, nutzen wir immer wieder die Gelegenheit, Objektive auf dem Markt in der Praxis einzusetzen. Es geht dabei nicht um einen Objektiv-Test im klassischen Sinne, sondern darum, in Bezug auf ein Thema oder Genre zu sehen, wie sich das Objektiv schlägt und ob es überhaupt Sinn macht.

Dazu gehören natürlich auch viele Praxis-Tipps. Denn es geht hier ja weniger um Technik und Hardware, sondern vielmehr um Anwendung und Praxis. Basis für den heutigen Beitrag ist ein Zoomallrounder. Zooms mit sehr großen Brennweitenbereichen gibt es schon länger, sie decken tw. einen mehr als 20-fachen Zoombereich ab.

Diese Objektive stehen oft in der Kritik, weil sie einen Bereich von großem Weitwinkel bis starkem Zoom abdecken. Diese Kritik ist in Teilen sicher angebracht, da es eben schwer bis unmöglich ist, die spezifischen Bildfehler sowohl im Weitwinkel-, als auch den Telebereich auf hohem Niveau zu korrigieren. Nun gibt es auch eine andere Klasse von „Superzooms“, die sich auf einen Brennweitenbereich konzentrieren, sie decken dann „nur“ den Bereich von leichtem Tele bis Supertele ab. Typische Bereiche waren bisher 100 – 400 oder 150 – 500/600. Damit bewegst Du Dich tatsächlich nahezu ausschließlich im hohen Telebereich.

Superzoom-Objektiv SIGMA 60-600mm F4,5-6,3 DG OS HSM | Sports
Das SIGMA 60-600mm F4,5-6,3 DG OS HSM | Sports

Superzoom: Die Hardware

Ursprünglich hatte ich vorgehabt, die Aufnahmen in der freien Natur zu machen, was letztendlich aber an den eher unüblich hohen Temperaturen der letzten Wochen gescheitert ist. Reh und Hirsch haben es bei der Wärme bevorzugt, sich nicht sehen zu lassen. Ich habe dann kurzentschlossen einen kleinen, aber feinen und öffentlichen Tierpark aufgesucht.

Mit dabei hatte ich eine Canon EOS 5D III, eine Canon EOS 7D II, ein Einbeinstativ und zusätzlich das SIGMA 60-600mm F4,5-6,3 DG OS HSM | Sports, eines dieser neuen Superteles/Superzooms. Dass ich mit zwei Kameras und einem Objektiv unterwegs war, ist natürlich eher unüblich und hatte nur mit diesem Beitrag zu tun. Ich wollte beide Sensorformate einsetzen und dazu bedarf es nun einmal zwei Kameras.

Zum schnellen Wechsel habe ich auf einen Fotorucksack verzichtet. Eine Kamera habe ich umgehängt, die zweite war am Objektiv befestigt; an der Stativschelle befand sich das zusammengeschobene Einbein. Tatsächlich hat die Schelle eine angenehme Größe und so ließ sich diese ganze Kombination am langen Arm, mit der Hand an der Schelle, die einen guten Handgriff abgab, gut und sicher tragen. Den Schultergurt der Kamera hatte ich als zweite Sicherung lose um das Handgelenk geschlagen, auch wenn dies eigentlich nicht nötig war.

Mit dieser Kombination bist Du eigentlich auch für alle Situationen gut vorbereitet. Richtig eingestellt ist die Kamera sofort einsatzbereit – zu diesen Einstellungen komme ich jetzt.

Für einen ersten Vergleich habe ich am gegenüberliegenden Ufer einen Baumrest aufgenommen (Distanz ca. 25 Meter). Die Fotos sind identisch, das linke Bild ist letztlich nur eine vergrößerte Darstellung eines Ausschnitts des rechten Fotos. Der kleine Unterschied in der Blende spielt in der Distanz keine Rolle; die Unterschiede in der Zeit/ISO liegen an der Messung, die im rechten Bild mehr Fläche bewerten musste.

Die Einstellungen

Beide Kameras waren identisch eingestellt. Ich habe eine Lieblingseinstellungen für solche Fälle, die aus meiner Sicht einen idealen Kompromiss darstellt. Dabei habe ich die Zeitautomatik gewählt, da ich persönlich das Bild immer über die Blende mitgestalten möchte.

Zusätzlich habe ich die ISO auf Automatik gestellt und (dies ist leider nicht bei allen Kameras möglich) die maximale Verschlusszeit auf 1/250 Sek. beschränkt. Die 1/250 Sek. mögen bezogen auf die Brennweite etwas knapp erscheinen, in Kombination mit dem Einbeinstativ und dem Bildstabilisator war dies aber die für mich beste und in Summe gut funktionierende Einstellung.

Für den Autofokus habe ich das Einzelfeld mit umgebenden Unterstützungfeldern und kontinuierlicher Nachfokussierung (AI Servo/AF-C) gewählt. Kleine Zone wäre auch gegangen, alle Messfelder jedoch aufgrund immer störender Umgebung nicht. Die Belichtungsmessung lag auf Matrix-/Mehrfeldmessung, die ich hin und wieder über gezielte leichte Über- oder Unterbelichtung korrigiert habe.

Nachfolgend wieder ein Beispiel. Bedingt durch die größere „Vergrößerung“ des linken Fotos funktioniert die Unschärfefreistellung trotz einer Blende von f/8 deutlich besser. Letztendlich nutzt APS-C einfach das Sahnestück des Bildkreises, nämlich die Bildmitte.

Kontinuierlicher Fokus und Bildstabilisator

Was eine gute Stabilisierung heutzutage zu leisten vermag ist enorm. Ich habe es bei den „normalen“ Einstellung belassen, auch wenn das Objektiv noch einen speziellen Modus für Stativ/Mitzieher hat. Das Einbeinstativ reduziert die Bewegungen deutlich und entlastet die Arme erheblich, aber es treten natürlich trotzdem Bewegungen auf.

Worauf Du auf jeden Fall achten musst (dieser Weg ist für manche sehr gewöhnungsbedürftig): Sowohl der Autofokus, als auch der Stabilisator brauchen einen Augenblick um „anzulaufen“. Dazu muss der Auslöser die ganze Zeit halb gedrückt bleiben. Da ich selbst viel mit Einzelfokus arbeite, ist die Versuchung da, den Finger immer wieder vom Auslöser zu nehmen.

Bildstabilisator Objektiv
Der Bildstabilisator hat eine Einstellung für Stative und Mitzieher.

Damit verlierst Du dann aber den Folgefokus und auch der Stabilisator hört auf zu arbeiten und bei erneutem Drücken hast Du wieder eine kleine Verzögerung, bis die Systeme eingelaufen sind.

Wie gut der Stabilisator arbeitet, konnte ich an zwei Effekten merken. Wenn ich ein eher statisches Motiv im Fokus hatte und den Ausschnitt leicht korrigieren wollte, passierte erst einmal: Nichts. Optisch, wenn man es nicht gewöhnt ist, etwas irritierend. Und wenn ich den Auslöser losgelassen habe und weiter durch den Sucher schaute, dauerte es kurz und das Bild machte einen deutlich sichtbaren Sprung.

Superzoom-Objektiv Tierfotografie
Wer gern kleine Vögel fotografiert, der kann gar nicht genug Brennweite haben. Ich habe mich mit diesen Küken eine ganze Zeit beschäftigt, die 600 mm Brennweite waren wie festgetackert. Gut ist, dass heutige Sensoren genug Auflösung bieten, dass man kleine Ausschnitte machen kann, sofern auch das Objektiv wie in diesem Fall ausreichend Details liefert. (Nachfolgend einige weitere Impressionen.)
APS-C | 600 mm | 1/400 Sek. | f/7,1 | ISO 1.250 | +0,3 EV

Es bedarf einiger Übung und Geduld, um am Ende die „perfekte“ Aufnahme zu bekommen. Die kleine Küken bewegen sich dann doch erstaunlich schnell, mal ist eine leichte Unschärfe da, weil der Fokus trotz aller Schnelligkeit etwas danebenliegt, dann schiebt sich eine Wolke dazwischen und das Licht ist nicht toll. Nimm Dir auf jeden Fall die Zeit, bessere Gelegenheit zu üben bekommst Du nicht.

Superzoom: Die Handhabung

Zugegeben, so ein großes Teleobjektiv ist eine Nummer, insbesondere wenn man es wie ich zusammen mit einer großen DSLR mit Batteriegriff kombiniert. An dem Tag im Tierpark hörte ich mehrfach Kommentare wie: „Das ist aber mal ein Objektiv“ und die vielen Kindergartenkinder kamen immer staunend und wollten mal einen Blick auf die Fotos werfen, die ich mit 600 mm gemacht habe und waren ganz begeistert.

Die meisten Aufnahmen habe ich unter Verwendung des Einbeins gemacht, das ich je nach Position auf die nötige Länge ausgezogen habe. Ansonsten wurde jede Gelegenheit genutzt, die Kamera aufzulegen oder abzustützen. Sei es eine Astgabel, ein Zaunpfahl, aber auch die Querstangen eines Gitters oder die groben Maschen eines Wildzauns. Der Bildstabilisator erlaubt zwar durchaus auch Aufnahmen freihand, selbst bei 600mm, ruhiger war das Bild aber, wenn eine Stütze vorhanden ist.

Sehr positiv hat sich der Stabilisator auf den AF ausgewirkt. Immer wenn der OS eingelaufen war, war es deutlich einfacher, das Einzelfeld des AF auf dem Objekt zu halten. Dies ist einer der großen Vorteile der Stabilisierung im Objektiv, da so der AF unterstützt wird und präziser arbeiten kann.

Nachfolgend eine kleine Serie, die zeigt, welche Bandbreite der Bereich von 60 – 600 mm bietet. Alle Aufnahmen wurden aus ca. vier Metern Entfernung gemacht und sind gestochen scharf. Diese Serie wurde übrigens Freihand aufgenommen mit Zeiten um 1/250 Sek. bei Offenblende. Der Bildstabilisator hat offensichtlich gut gearbeitet.

Superzoom: Die Naheinstellgrenze

Gleich vorweg. Ein Makroobjektiv ist das 60 – 600 wahrlich nicht, die Nahgrenze liegt im Bereich 0,6 – 2,6 Metern, je nach Brennweite. Aber es gibt ja Zwischenringe. Ich habe testweise verschiedene Kombinationen eingesetzt. Mit einem Ring von 31 mm funktionierte der AF noch wunderbar, nachdem ich den Fokuslimiter auf Nah – 6 Meter -eingestellt hatte sogar noch besser. Damit konnte ich durchaus vernünftige Nahaufnahmen machen. Mehr Ringe habe ich auch versucht, allerdings ist der Lichtverlust dann doch so groß, dass der Autofokus nicht wirklich arbeiten wollte, es gab nur noch Zufallstreffer. Daher habe ich diesen Versuch schnell beendet.

Autofokus Objektiv
Der AF-Bereich lässt sich begrenzen, um die Fokussierung zu beschleunigen.

Nachfolgend wieder einige Bildbeispiele die im Bereich ISO 2.500 – ISO 5.000 an APS-C entstanden sind (50% Beschnitt). Blende war f/8 und die Zeit lag um und bei 1/250 Sek. Etwas mehr Licht hätte sicher gut getan. Aber manchmal ist es eben nicht da.

Fazit

Lange Zeit war das 150-600 Sports mein Favorit, wenn es um lange Brennweite, Supertele und Tierfotografie geht. Wer so ein Objektiv hat, der braucht auch nicht weiterdenken. Wer aber noch überlegt und gern nur ein Objektiv mitnimmt, wenn er auf Tour geht, für den gibt es inzwischen echte Alternativen. Abschließend noch einige unveränderte Impressionen:

Superzoom-Objektiv TierfotografieSuperzoom-Objektiv TierfotografieSuperzoom-Objektiv TierfotografieSuperzoom-Objektiv Tierfotografie

Lesetipp: Online-Fotokurs „Objektivtypen“

Du möchtest noch mehr über Objektive lernen? Dann ist unser Fotokurs “Objektivtypen” genau das Richtige für Dich. Wir erklären hier, welche Arten von Objektiven es gibt und welche Eigenschaften sie besitzen. Neben Weitwinkelobjektiven gehen wir auch auf Tele-, Zoom- oder Festbrennweiten- und Makro- oder Spezialobjektive ein.

10 Kommentare

  1. Endlich begreife ich, warum meine Bilder in der Kombi EOS 90D + Sigma 150-600 nie so knackscharf werden wie bei meinem Fotokumpel, der ne 5dMII mit dem gleichen Objektiv nutzt. Danke für die Erklärung!

  2. Freihand Aufnahme sind bei dem Gewicht ziemlich schwierig, Die Bilder häufig verwackelt. Der Zoom Funktioniert super. Habe von 13 km Entfernung Industrieanlagen fotografiert. Tolle Aufnahmen. von 3 km kann man jeden Stein im Mauerwerk zählen. Suche jedoch noch einen passenden Monopod. Durch das Gewicht des Objektiv schiebt sich der Monopod selbst zusammen und wird unstabil.

  3. Super scharfe Aufnahmen. Bin schon lange ein SIGMA-Fan. Doch frage ich mich, welchen Vorteil ein Einbein mit Kugelkopf bringt. Ich war 165 Mal im Zoo Salzburg mit dem Sigma 18-200 und musste über jene lachen, die mit einem stolzen Tele (Fixbrennweite) herumliefen. Was konnten sie abbilden? Nicht das Tier, sondern nur einen Teil dessen Hauptes. Doch das vorgestellte Zoomobjektiv hat wirklich Sinn.

    1. Das Einbein stabilisiert das Objektiv, insbesondere vertikale Bewegungen werden verhindert. Es verhindert zwar nicht alle Bewegungen aber reduziert sie soweit, dass deutlich längere Belichtungszeiten möglich sind. Eine fixe Montage würde bei einem bewegten Motiv bedeuten, dass man das Einbein anwinkeln muss, um zu folgen. Mittels Kugelkopf (der dann nicht arretiert ist) hat man weiter eine Stabilisierung, aber trotzdem alle Freiheitsgrade das Objektiv in jede Richtung zu kippen oder zu drehen.

  4. Ich hatte das große Glück das 60/600 von Sigma auf der Photo Adventure Messe in Duisburg ausleihen zu dürfen um eine Liveshow zu fotografieren. Als Kamera hatte die meine Canon 6 D und bin wahrlich begeistert wie nah ich noch ran konnte und welche Ergebnisse das Glas in dieser Verbindung frei Hand liefert. Der Mitnahmepreis von ca. 1700 € war mir dann doch etwas zu groß da ich selten in diesem Bereich arbeite. Im Gespräch mit einer Fotografin bekam ich dann ein paar „fast Macro“ Aufnahmen von einem Schmetterling zu sehen welche mit einem Bodenstativ aufgenommen wurden und auch hier zeigte sich eine wundervolle Detailtreue. Hier macht sich besonders die Fluchtdistanz für kleine Insekten bemerkbar. Danke für das Teilen deiner Eindrücke die ich; nach einem nur einstündigen Test (Dank Sigma); bestätigen kann.

  5. Hallo lieber Tester,
    den Artikel finde ich gut. Aber ich würde gerne wissen, was für einen Stativkopf Du beim Einbeinstativ hattest. Ich habe ein Sirui Einbeinstativ und suche noch den „idealen“ Kopf. Manfrotto hat ein eigenes Plattensystem, bei dem meine Arca Swissplatte nicht passt.
    Muss wohl zu dem SiruiL-10 Neigekopf (ca. 130,00 EUR ) greifen?
    Mit fotografischen Grüßen
    Günther Hennings

    1. Ich habe einen relativ einfachen mittelgroßen Kugelkopf auf dem Einbein, ich nehme ihn gern etwas größer, damit er gut gleitet, weil ich selten wirklich arretiere. Das Einbein soll ja nur unterstützen, aber die Kamera gern beweglich bleiben.

  6. Der Beitrag ist stellenweise wirr und zusammenhanglos .
    Einen echten Vergleich gibts nur bei gleichen Werten ( Blende / Zeit / ISO ) alles andere ist verwirrend .
    Passus beide Kameras waren gleich eingestellt … eben nicht
    gr heinz

    1. Danke für Deine ehrliche Kritik.

      Ein echter Vergleich war nie geplant. Dies überlasse ich den Fachzeitschriften mit ihren Testlaboren.

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