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Im ersten Teil der Objektivkunde haben wir Dir die eher „klassischen“ Objektive vorgestellt. Die Welt der Objektive ist aber deutlich größer. Irgendwann kommt der Punkt, wo man mehr möchte als nur „näher dran“ und „weiter weg“. Deshalb möchten wir Dir in dem zweiten Teil jene Objektive vorstellen, die nach den „normalen“ Brennweiten immer noch zu den Klassikern der Objektivwelt gehören: Makro-Objektive, Fisheye und Tilt-Shift.
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Makro-Objektive nehmen eine Sonderstellung unter den Festbrennweiten ein. Sie können wie eine normale hochwertige Festbrennweite eingesetzt werden, verfügen aber auch über eine verringerte Naheinstellgrenze, die deutlich größere Abbildungsmaßstäbe zulässt, als „normale“ Objektive.
Dabei gibt es aber einige Unterschiede zu beachten: Im Bereich der Naheinstellgrenze verändern sich die Parameter der Objektive (aus physikalischen Gründen). So wird auf den Objektiven immer die maximale Offenblende angegeben, die bei Makros meist bei f/2,8 liegt. Nähert man sich der Naheinstellgrenze, verändert sich dieser Wert in Richtung f/4 bis f/5,6.
Jeder Hersteller geht damit aber anders um. Bei Nikon wird dann die tatsächliche Blende angezeigt (effektive Blende), bei Canon dagegen die eingestellte Blende (nominelle Blende). Die Veränderung der Werte kann zu einiger Verwirrung führen, sollte Dich aber nicht weiter irritieren, da die Belichtungsmessung diese Veränderung automatisch korrigiert.
Wichtiger ist, dass Du Dich vorher erkundigen solltest, ob das geplante Makro-Objektiv innenfokussierend ist oder nicht. Ist es nicht innenfokussierend, fährt der Tubus weit raus, während Du fokussierst. Je näher Du dem maximalen Abbildungsmaßstab kommst, umso weiter wird der Tubus ausgefahren und kann die Objektivlänge fast verdoppeln, wodurch sich der Abstand zwischen Motiv und Frontlinse deutlich verringert.
Bei der Innenfokussierung verkürzt sich zwar die Brennweite, aber die Frontlinse bewegt sich nicht nach vorn, was auch den Vorteil hat, dass orientierungsabhängige Filter (zum Beispiel Polfilter) nicht mitdrehen und nach der Fokussierung nicht nachgeregelt werden müssen.
Einige Makros verfügen zudem über Bildstabilisatoren. Die Meinungen über Sinn und Zweck solche Stabilisatoren gehen in der Gemeinde der Makrofotografen weit auseinander. Einige Fotografen halten sie für völlig überflüssig, da gute Makros immer vom Stativ entstehen, andere Fotografen machen bei ausreichend Licht auch Makros aus der freien Hand und lieben den Bildstabilisator. Hier sollte jeder für sich entscheiden, ob ein Stabilisator den (oft deutlichen) Mehrpreis wert ist.
Die Fokussierwege von Makro-Objektiven sind sehr lang und benötigen trotz Ultraschallmotor (USM) einige Zeit, um den kompletten Weg zu durchlaufen. Dies kann sehr lästig sein, wenn man im Nahbereich fokussieren möchte und der Autofokus läuft gegen unendlich aus dem Ruder. Makro-Objektive mit längeren Brennweiten verfügen daher über einen Limitschalter, mit dessen Hilfe der Fokussierweg auf den Nahbereich begrenzt werden kann und die Fokussuche damit deutlich beschleunigt. Allerdings musst Du dann auch darauf achten, tatsächlich das Motiv innerhalb des eingestellten Entfernungsbereiches zu halten.
Für welches Makro-Objektiv man sich letztendlich entscheidet, hängt davon ab, welche Motive bevorzugt werden.
In der Sachfotografie und bei Pflanzen kannst Du Dich dem Motiv beliebig nähern.
Bei Insekten hingegen hängt es von Deinem Geschick ab. Oft wird Insekten eine Fluchtdistanz zugesprochen, die es aber so nicht gibt. Wer sich langsam und richtig nähert, wird an Insekten näher herankommen als der ungeduldige Fotograf. Wenn Du gerne Insekten fotografierst, wirst Du 180 mm Brennweite und damit einen Mindestabstand von 43 Zentimetern trotzdem zu schätzen wissen. Wichtiger als die Distanz ist allerdings die unterschiedliche Gestaltung des Bildes durch den veränderten Bildwinkel. Selbst wenn das Motiv gleich groß abgebildet wird, bezieht ein Makro-Objektiv mit 60 mm Brennweite viel mehr Hintergrund ein als ein 180-mm-Makroobjektiv.
Achtung: In den technischen Daten der Makro-Objektive findest Du eine angegebene Entfernung, die Naheinstellgrenze. Die Naheinstellgrenze ist der Abstand zum Motiv beim maximalen Abbildungsmaßstab von meist 1:1 (ein 10mm großes Objekt wird bei 1:1 auch 10mm groß auf dem Sensor dargestellt). Dieser Zahlenwert bezieht sich NICHT auf den Abstand der Frontlinse zum Motiv, sondern auf den Abstand der Sensorebene zum Motiv. Makros mit großer Brennweite haben eine deutlich größere Baulänge als Makros mit kurzer Brennweite, wodurch sich die Naheinstellgrenze bezogen auf die Frontlinse oft deutlich relativiert.
Über die eigentliche Makrofotografie haben wir ein Tutorial in Vorbereitung, hier geht es nur darum die Objektivklasse der Makro-Objektive vorzustellen. Trotzdem möchte ich Dir an dieser Stelle noch einige kleine Impressionen aus unserer eigenen Makrofotografie mit auf dem Weg geben:
Spezialobjektive
Neben den Makro-Objektiven gibt es noch zwei weitere Objektivarten, die wir Dir an dieser Stelle vorstellen wollen: Fisheye und T/S. Was diese beiden Bezeichnungen genau bedeuten, erklären wir Dir in den folgenden Abschnitten dieses Teils der Objektivkunde.
Fisheye–Objektive
Ein Fisheye (Fischauge oder auch Froschauge) besitzt eine große, kugelförmige Frontlinse und eine sehr kurze Brennweite. Sie haben den Namen tatsächlich von den Augen einiger Fischarten, die kugelförmig links und rechts aus dem Kopf herausschauen. Mit einem Fischauge können Bildwinkel von bis zu 180 Grad abgebildet werden. Die tonnenförmigen Verzeichnungen sind dabei nicht korrigiert, was bedeutet, dass alle Linien, die nicht durch den Mittelpunkt gehen, gebogen sind.
Aufgrund der fehlenden Korrektur ist das Einsatzgebiet von Fischaugen eingeschränkt, da die Verzeichnungen einen eher künstlerischen Effekt haben. Bevor Du Dir tatsächlich ein Fischauge anschaffst (wegen des Effektes), solltest Du Dich vorher erkundigen, für welches Sensorformat das Objektiv gerechnet ist.
Bei klassischen Brennweiten ist es unproblematisch ein Objektiv, das für Kleinbildformat gerechnet wurde, an einer Kamera mit kleinerem Sensor zu verwenden. Man nutzt dann eben nur einen kleineren Bildausschnitt. Ist dagegen ein Fischauge für das größere Sensorformat gerechnet, ist die Wirkung an einer APS-C-Kamera begrenzt, da eben nur der innere Teil des Bildkreises genutzt wird und von den 180 Grad-Bildwinkel geht ein großer Teil verloren. Es gibt allerdings inzwischen „Fischaugen“, die speziell für die kleineren Sensoren konstruiert sind. Die kleinste, mir bekannte, Brennweite für APS-C liegt bei 4,5 mm und ist damit ein echtes Fischauge für diese Kameraklasse.
Wer den Effekt des Fischauges über hat, muss das Objektiv dann keineswegs weggeben. Die Verzeichnungen lassen sich mithilfe von Software (zum Beispiel PTLens) sehr gut korrigieren und Du hast am Ende wieder ein „normales“ Foto (wenn auch mit etwas reduzierter Auflösung).
Tilt-Shift-Objektive
Vorab eine kurze Erläuterung zu der Bedeutung der Begriffe Tilt und Shift. Diese Objektive projizieren einen deutlich größeren Bildkreis als andere Objektive (bezogen auf das jeweilige Format). Von diesem Bildkreis wird dann natürlich weiterhin nur die Sensorfläche genutzt. Shift bedeutet, dass die Objektivachse parallel verschoben wird. Im Grunde nutzt man dann also einen anderen Teil des Bildkreises zum Rand hin. Shiften erlaubt zwei Dinge:
Zum einen kann man die Kamera nebst Shift-Objektiv auf ein Stativ montieren, eine Aufnahme machen und dann in der Waagrechten oder Senkrechten shiften, um dann eine neue Aufnahme zu machen. Beide lassen sich dann recht einfach am PC zusammenmontieren und man erhält zum Beispiel ein einfaches Panorama.
Shift-Objektive werden aber auch gern im Bereich der Architektur- und Objektfotografie eingesetzt. Dabei wird in der Senkrechten geshiftet. Im Grunde passiert Folgendes: Man richtet die Kamera auf dem Stativ ein, visiert das Motiv (ein hohes Gebäude) an und stellt fest, dass die Linien stürzen (sich also nach oben verengen). Nun shiftet man die Objektivachse nach oben. Dabei bewegt sich das anvisierte Gebäude nach unten aus dem sichtbaren Bereich. Um es wieder auf den Sensor zu bekommen, muss die Kamera nach vorn gekippt werden. Die Sensorebene, die vorher schräg zum Gebäude lag, wird durch das Kippen ganz oder fast parallel zur Gebäudevorderseite. Die stürzenden Linien verschwinden oder reduzieren sich deutlich.
Man kann diese Linien natürlich auch am PC nachträglich korrigieren, allerdings unter Inkaufnahme von Detailverlusten und logischen Fehlern in der Perspektive.
Ganz anders dagegen die Funktion Tilt. Beim Tilten wird die Objektivachse nicht verschoben, sondern gekippt. Der Effekt ist daher ein deutlich anderer.
Für die Bildwirkung ist die Kipprichtung ausschlaggebend. Die Schärfeebene stellst Du Dir als Ebene entlang der Mittelachse des Objektivs (horizontal) vor, ca. 1/3 vor und 2/3 hinter dem fokussierten Punkt dehnt sich die Schärfentiefe aus (je nach Blende mehr oder weniger).
Die Objektivachse steht lotrecht auf der Sensorebene. Wird die Objektivachse nach oben oder nach unten gekippt, dann bleibt die Ausdehnung der Schärfeebene gleich groß, sie folgt aber der Objektivachse. Fixiert man wieder denselben Fokuspunkt, hat sich durch den veränderten Winkel die Schärfeebene optisch verkleinert. Es entsteht der Effekt „Spielzeugwelten“, den Du vielleicht aus der Werbung kennst.
Wenn Du dagegen die Objektivachse nach links oder rechts kippst, bleibt die Ausdehnung in der Horizontalen gleich, allerdings verläuft die Schärfeebene nicht mehr parallel zur Sensorebene, sondern diagonal. Auf der Seite, zu der Du das Objektiv kippst, rückt sie näher, auf der anderen Seite liegt sie weiter hinten. Bezogen auf einen dreidimensionalen Raum wird es dann noch etwas komplexer.
Die Anforderungen an die Optik sind ziemlich hoch, sodass in Tilt-Shift-Objektiven stets sehr hochwertige Linsen verbaut werden. Bauartbedingt sind T/S-Objektive immer mit manuellem Fokus ausgestattet. Sie müssen also über die Live-View fokussiert werden. Das Sucherbild selbst erlaubt selten eine hinreichend genaue Beurteilung der Schärfe.
Es würde den Rahmen dieses Beitrages sprengen, die Effekte genauer zu erklären. Ich denke auch dazu wird es (zu einem späteren Zeitpunkt) ein Tutorial geben, das die Effekte deutlicher zeigt und konkrete Anwendungen vorstellt. Du solltest Dir Folgendes merken: Bezogen auf ein Querformat reduziert ein Kippen nach oben oder unten subjektiv die Schärfentiefe, seitliches Kippen führt zu einer diagonal verlaufenden Schärfeebene.
Ein kleines Beispiel möchte ich Dir zum Abschluss zeigen:
Fazit
Damit haben wir Dir die gängigsten Objektive, ihre Eigenschaften und Einsatzgebiete vorgestellt. Willst Du mehr erfahren, empfehlen wir Dir die einzelnen Artikel zu den Objektiven:
alles Ok ich habe aber in meinen pansonics die leica objetive Vario -Elmarit kann mir das erklärt werden wie die aufgebaut sind und wie sie arbeiten? DANKE