In der zweiten Folge unserer aktuellen Reihe zum Thema Brennweite, dreht sich alles um das Ultra Tele-Objektiv 800 mm. Ich zeige Dir welche Brennweite sich für welche Aufnahmen eignet und wie die Brennweite des Ultra Tele-Objektivs 800 mm zu bewerten ist. Dieser Artikel stammt aus dem ColorFoto-Magazin 02-2016.
Ein wirklich erhabenes Gefühl, Nikons aktuell größte Brennweite in Händen zu halten: das AF-S Nikkor 5,6/800 E FL ED VR mit 800 mm, dem Endpunkt der Brennweitenskala in unserer Serie über Festbrennweiten. Ein Superteleobjektiv für Tier-, Presse- und Sportfotografen, um weit entfernte Motive formatfüllend abzubilden. Vorweg: Das exklusive Tele-Objektiv übertrifft alle meine Erwartungen hinsichtlich Handling und Qualität. Eines der großartigsten Objektive, mit denen ich jemals fotografiert habe. Sicher, es hat einen stolzen Preis von mehr als 17 000 Euro, aber der Profi, der auf die Überbrückung weiter Distanzen, auf Abbildungsleistung und schnelles Reagieren des Autofokus angewiesen ist, wird bereit sein, diesen Kaufpreis aufzubringen. Er bekommt einen reellen Gegenwert dafür.
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Beim Heimspiel des SSV Jahn Regensburg gegen den FC Bayern München II in der Continental Arena Regensburg (14. Spieltag) konnte ich (als akkreditierter Fotograf) vom Spielfeldrand aus fotografieren, auf Augenhöhe der Spieler. Hier mit dem AF-S Nikkor 5,6/800 E FL ED VR an der Nikon D4s (ISO 5000, Offenblende 5,6, 1/1600 s, Modus A, Bel.Korr -0,3, Einbeinstativ).


Objektives
Beispiel für ein Objektiv mit 800-mm-Festbrennweite: AF-S Nikkor 5,6/800 E FL ED VR an der Nikon D4s.
Hinweis: Die technischen Bilder sind original mit dieser Objektiv-Kamera-Kombination aufgenommen; die Bilder, die zur Illustration der kreativen Möglichkeiten dieses Objektivtyps dienen, können auch mit einem Objektiv eines anderen Fabrikats aufgenommen sein, aber immer mit besagter Brennweite an einer Vollformat-Kamera (Kamera mit KB-Sensor).
800 mm: Die Fakten
Draufhalten
Dieses Bild habe ich beim „Paulaner Cup 2015“ aufgenommen. FC Bayern München gegen die Paulaner-Traumelf in der Continental Arena Regensburg.
Serienmodus: Aus einer Serie von 11 B/s kann im Nachhinein der eindrucksvollste Moment einer Spielszene ausgewählt werden.

Mit 800 mm hautnah am Ball

Nahe Einblicke ins Spielgeschehen
Beim Fußballspiel ist ein 800-mm-Tele zwar nicht ganz einfach zu handhaben, die Bildergebnisse sind aber beeindruckend. Nur wenn sich das Geschehen in der entfernteren Spielfeldhälfte abspielte, konnte ich die Fußballer im Querformat formatfüllend abbilden; wenn dies aber gelingt, werden die Spieler gegen den unruhigen Bandenhintergrund schön freigestellt und das Augenmerk des Betrachters wird direkt ins Spielgeschehen gelenkt.
Wenn die Spieler in der näheren Spielfeldhälfte agieren, sind mit dem 800er nur Ausschnitte möglich. Die Einblicke, die sich ergeben, sind aber ebenfalls sehr intensiv, wie hier, wo man Rasen und Schweißtropfen fliegen sieht.

Im Sucher behalten: Verfolgeraufnahmen
Mitzieher
Eine besondere Herausforderung ist es, mit einem 800-mm-Objektiv ein sich bewegendes Motiv zunächst überhaupt im Sucherausschnitt zu finden und es dann auch im Sucher zu behalten. Hier ein Rettungshubschrauber, der an mir vorbeiflog. Die formatfüllende Abbildung ist mir nicht in allen Teilen der Serienaufnahme gelungen. Wie schwierig sind dann erst Aufnahmen von Vögeln im Flug.
Ganz neue Ansichten

Was man so nicht sieht
Wenn man in nächster Entfernung davorsteht und hinauf blickt, sieht man diesen Wasserspeier am Regensburger Dom von einer weniger fotogenen Unterseite. Die eindrucksvollere Seitenansicht kann nur aus einer weiten Entfernung aufgenommen werden. Um dann diese Seitenansicht einigermaßen formatfüllend ins Bild setzen zu können, ist ein Supertele ideal.
Für die Ausschnittfindung (geringste Bewegungen der Kamera nach links oder rechts ändern bei dieser Brennweite den Hintergrund gravierend) benutze ich unbedingt ein Stativ. Denn das 6 kg schwere Equipment kann ich nicht lange frei halten, und der Ausschnitt im Sucher geht sonst auch immer wieder verloren. Für längere Belichtungszeiten sollte das Stativ außerordentlich stabil sein. Bei solchen Nah-Bildern werden Details sichtbar, die man sonst übersieht. Hier: die Flechten und Moose und die Zunge aus Blech.

800 mm: Die kreativen Möglichkeiten
Größte Brennweite
Mit 1600 mm fotografiert; 1600 mm an Vollformat (Kamera mit 36×24-mm-Sensor) ist die zur Zeit größtmögliche Brennweite, die mit dem aktuell vertriebenem Zubehör (Objektiv und Telekonverter) zu erreichen ist.

Das höchste der Gefühle
Fotografisches Fernrohr
Mit dem als Zubehör erhältlichen Nikon AF-S Telekonverter TC-20 E III verlängert sich die Brennweite des Ultra-Teleobjektivs um den Faktor 2 auf atemberaubende 1600 mm. Damit lassen sich auch weit entfernte Motive (siehe den Pfeil) heranholen.
Ideal für Aufnahmen von scheuen Tieren, wie dem oben abgebildeten Graureiher am heimischen Fischweiher. Obiges Bild ist die Originalaufnahme wie mit unten gezeigtem Aufbau und Standpunkt aufgenommen, ohne nachträglichen Beschnitt. Die Verwendung des 2-fach-Konverters kostet allerdings 2 Blenden, wodurch sich die maximale Anfangsöffnung des Objektivs auf 11 vermindert.
Der Graureiher wurde mit ISO 800 bei Blende 16 (1 Stufe abgeblendet) mit 1/160 s vom Stativ aufgenommen, der Reiher verharrte dabei in vollkommener Bewegungslosigkeit. Kamera: Nikon D4s.

Spezial-Telekonverter

Individuell angepasst
Nikon liefert zusammen mit dem AF-S Nikkor 5,6/800 E FL ED VR einen individuell an das betreffende Objektiv angepassten Telekonverter, den TC800-1,25E ED. Dieser erste Telekonverter mit ED-Linse ist nicht separat erhältlich. Er erhöht bei einer effektiven Lichtstärke von 1:7 die Brennweite auf 1000 mm, unter Beibehaltung der exzellenten Abbildungsleistung des Objektivs.
Nahaufnahmen mit dem 800-mm-Objektiv
Naheinstellgrenze 5,9 m
Eine Food-Aufnahme mit dem 800er unter Studiobedingungen –
wer kommt auf diese Idee? Es funktioniert! Sofern man indoor 5,9 m Abstand realisieren kann.
Das Resultat ist eine wunderbar zusammengedrängte Abbildung mit engem Schärfebereich.
Licht: 3 Nikon SB-910 Blitzgeräte, ferngesteuert mit dem SU-800 Commander.

Die Filterfrage
Einschub- statt Einschraubfilter
Wegen der großen Frontlinse sind Einschraubfilter gar nicht vorgesehen. Solch ein zusätzlicher Glasbrocken würde das Gesamtgewicht deutlich erhöhen und wäre wahrscheinlich unbezahlbar. Die großen Tele-Objektive von Nikon haben statt eines Filtergewindes einen Einschub, in dem preisgünstige 52-mm-Filter Platz finden. Der einzige, mir vernünftig erscheinende Filter wäre der Polflter zur Intensivierung der Farben und zur Unterdrückung der nichtmetallischen Reflexe, und dafür bietet Nikon den C-PL 405 Einschubpolfilter sogar inklusive Drehhalterung an.

Mindestens ein Einbein-Stativ
Aufstützen statt in der Hand halten
Das 800er kann man nicht lange freihändig zum Fotografieren hochhalten. Meist wird man mit einem stabilen Stativ arbeiten oder zumindest mit einem Einbein. Um sich das ständige An- und Abschrauben an das Stativ zu ersparen, ist die erste sinnvolle Zusatzinvestition zum Objektiv ein Schnellwechselsystem.
Man kann dazu zum Beispiel eine längere Novoflex-Standard-Klemmplatte verwindungssicher mit zwei Schrauben am vorhandenen Objektivgriff befestigen (links) oder den Originalgriff gleich ganz gegen einen Ersatzfuß mit integrierter Arca-Swiss-Schnellwechselplatte, hier ein Kirk-Objektivfuß, austauschen (rechts).
Autor: Maximilian Weinzierl
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Gerade jetzt wenn man solche Artikel liest, wird einem bewusst, dass es um so schlimmer ist, dass Olympus nun seine Foto Sparte abgibt. Was ist mft doch für ein klasse System, wo man keinen LKW braucht, Tonnen schwere Stative und reich sein muß. Aber da draußen sind ja nur Profis… Bei kurzen Brennweiten ist ja alles noch verschmerzbar, aber bei den langen nicht. 800mm freihand kein Problem, so machts Spaß. Man kann nur hoffen das mft nicht ganz abgeschafft wird und es dann nur noch solche teuren Kanonenrohre am Markt geben wird, die vieleicht pro Sportfotografen Begeistern, aber den größten teil der Hobbyfotografen auf keinen Fall.
Hallo,
bei einem Preis von 17000€ hat sich das Ganze natürlich schnell erledigt.
Aber es geht ja auch billiger: z.B. :
SIGMA 150-600mm 1:5-6.3 DG OS HSM Contemporary Nikon,
für ca. 950€ (oder weniger) zu haben, hat auf einem APS-C (DX) Sensor
eine max. Brennweite von 900mm wegen Crop-Faktor.
Hier kommen wir doch in den Bereich realistischer (bezahlbarer) Dimensionen. Und qualitativ ist es m.E ganz exzellent.
Naja,
Ein objektiv für 17000€ unter „Grundlagen“ ⁉️
Ich denke derjenige der sich dieses Teil anschafft ist doch über Grundlagen hinaus
Hallo Manfred,
es geht auch gar nicht um das konkrete Objektiv und dessen Preis. Es geht in den Grundlagen darum, welche verschiedenen Objektive es gibt und wofür man diese einsetzen kann.
Das sehe ich auch so. Der Überblick und die Möglichkeiten, natürlich auch finanzieller Natur, sind zentrales Thema.
Der Beitrag ist interessant,doch erscheint es mir eher Werbung für Nikon zu sein.
Ich empfinde diesen Artikel in der Gruppierung ‚Grundlagen der Fotografie‘ falsch verortet.
17k für ein FB-Objektiv diesen Ausmaßes ist meines Erachtens für die Grundkenntnisse- und lagen weder notwendig, noch zielführend.
Ulrich, schließe mich deinem Kommentar voll an.
Wenn ich mich mal in die Diskussion einklinken darf. Einige sehen den Bericht hier auf Grund des Preises, Größe oder des Herstellers falsch platziert. Es gehört aber schon in die Grundlage, denn es geht hier auch um Bildgestaltung, Tiefenschärfe uvm. Mit einem 50mm Objektiv, selbst bei Nutzung einer Hebebühne sieht das Bildergebnis halt einfach anders aus. Das diese Linse aufgrund Abbildungsleistung, Preis und Gewicht in einer eigenen Liga spielt ist ein anderes Thema, das hier auch nicht angesprochen wurde.
Dieser Betrag gehört sehr wohl zu den Grundlagen.
Das Beispiel mit dem Wasserspeier zeigt sehr deutlich was nur mit einem Teleobjektiv einfach aufzunehmen ist. Klar, ich kann den Wasserspeier auch mit einem 50 mm Objektiv von der Seite aufnehmen, doch dafür brauche ich einen Hubwagen um auf die Höhe zu kommen und die Miete kostet auch Geld.
Zum anderen kann ich durch eine Teleobjektiv bei der Aufnahme eines höher gelegenden Objekt stürzende Linien deutlich minimieren. Diese Grundlagen wende ich auch bei meinem 70–300 mm Objektiv an. Die Vor- und Nachteile sind die Gleichen, nur nicht so extrem.