Schärfevergleich mit einfachen Mitteln

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In Zusammenarbeit mit SIGMA
Wir zeigen Dir heute, was mit Schärfe in der Fotografie alles möglich ist und welche Hilfsmittel Dich dabei unterstützen.
Erst heute wieder fand ich in einer Fotogruppe den Beitrag eines relativ neuen Mitglieds mit einem Link zu einem 500mm Spiegelobjektiv für 159€. Die junge Dame war fasziniert von der Brennweite für diesen Preis. Solche Themen und speziell Fragen nach Objektiven aus den untersten Preissegmenten kommen nicht selten vor. Verglichen werden dabei jedoch zumeist nur die Brennweiten.

Dazu kommt dann die Frage, ob dieses Objektiv etwas taugt. Um ehrlich zu sein, solche Fragen kann man weder mit Ja, noch mit Nein beantworten, ohne die Ansprüche des Fragenden zu kennen. Grundsätzlich kann man natürlich mit jedem kompatiblen Objektiv auch Fotos machen. Es gibt aber eben deutliche Unterschiede bez. Lichtstärke, Geschwindigkeit, Wertigkeit, Schärfeleistung und Bokeh.

Dieselbe Brennweite kann daher 200€ kosten oder auch 2.000€. Es ist gerade für Anfänger nicht ganz einfach diese Preisunterschiede nachzuvollziehen. Mit diesem Artikel möchte ich helfen, das Thema Schärfe besser zu verstehen und auch, warum man Schärfe (eine wichtige Grundeigenschaft) nicht zum Nulltarif bekommt.

Bevor ich aber in die praktischen Beispiele gehe, möchte ich ein wenig Grundlagen zum Thema Schärfe bringen.

Schärfer geht es kaum – daher war ich froh, das Objektiv für diesen Artikel verwenden zu können: Das Sigma 40 mm/F1.4 DG HSM Art.

Was ist Schärfe überhaupt?

Um zu erklären, wie Schärfe in Digitalkameras entsteht, habe ich eine Reihe ganz einfacher Grafiken angefertigt, die das Thema greifbarer machen – besser, als ich es mit vielen Worten formulieren könnte.

Für Schärfe und deren Beurteilung sind Linien wichtiger als Punkte. Das Auflösungsvermögen von Objektiven wird daher immer in lpi (lines per inch) angegeben und meint wieviele Linienpaare ein Objektiv bezogen auf 2,54 cm auflösen kann. Gute Objektive liegen deutlich oberhalb von tausend Linienpaaren.

Diese Grafik besteht aus schwarzen Linien auf weißem Hintergrund und bietet daher einen maximalen Kontrast. Kontrast ist ein wichtiger Parameter für den Schärfeeindruck. Wenn Du Dein Auge über diese Grafik bewegst, wirkt der Anblick irritierend, er verschwimmt schnell. Dies liegt an dem Auflösungsvermögen des Auges.

 

In der nachfolgenden Grafik betrachten wir nun gemeinsam die Linie in einem vergrößerten Ausschnitt.

Links siehst Du eine Linie mit einer idealisierten Schärfe, die es so aber in der Fotografie nie geben wird, rechts (vereinfacht) die Realität, die durch Bildfehler und Auflösungsgrenzen der Objektive und Pixelgrößen des Sensors entsteht.

Der linke Fall würde nur dann auftreten, wenn die Schärfekante genau genug abgebildet wird und die Schärfekante genau auf ein Pixel trifft, das Nachbarpixel aber auch genau verfehlt. Objektive sind allerdings analoge Geräte und können nicht unendlich scharf abbilden. Deshalb wird es eher aussehen, wie in der rechten Darstellung, bei der es einen fließenden Übergang mit Zwischentönen gibt. Je kleiner diese Übergangszone ist, um so schärfer wirkt das Bilddetail an dieser Stelle.

Bei genauer Betrachtung auf Pixelebene kannst Du sehen, dass weitere Verläufe der Schärfegrenze hinzukommen, wenn die Kontrastkante nicht ganz exakt parallel zu den einzelnen Pixeln läuft. In der Verkleinerung (also der normalen Betrachtung) siehst Du davon fast nichts, weil das Auge letztendlich auch interpoliert.

 

In Laboren wird die Schärfeleistung oft mit Siemenssternen gemessen. Ich habe zur Illustration eine einfache Variante gezeichnet. Du siehst, wie in der Mitte die Linien nicht mehr voneinander zu unterscheiden sind, sondern sich in einem einheitlichen Grau verlieren. An dieser Stelle liegt die Auflösungsgrenze.

Ein einfacher Siemensstern

Nun hat aber nicht jeder Lust, seine Ausrüstung in einem Testlabor zu prüfen, geschweige denn, sich eines einzurichten. Es gibt aber einen einfacheren Weg, zumindest eine Grundidee über die Schärfeleistung Deines Objektivs zu bekommen. Diesen Weg möchte ich Dir zeigen.

 

Die Schärfeleistung mit Hausmitteln überprüfen

Für einen ganz einfachen ersten Test reicht es völlig aus, wenn Du mit gleichen Brennweiten unterschiedlicher Hersteller vom Stativ aus dasselbe Motiv fotografierst (bei identischer Blende) und dann Ausschnitte vergrößerst und vergleichst. Dies reicht aus, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Einen Vergleich zeige ich Dir anhand zwei meiner Objektive: Das Canon EF 40/2,8 STM und das Sigma 40/f1.4 DG HSM | Art

Links das Canon EF und rechts das Sigma Art. Beide Objektive haben nominell dieselbe Brennweite, das Sigma ist 2 Stufen lichtstärker. Der reine Größenvergleich zeigt schon, welch konstruktiver Aufwand betrieben werden muss, um solche Lichtstärken bei dieser Brennweite zu erreichen.

Ich habe dazu wieder mein Lieblingsmodell genommen, weil es das einzige Modell ist, dass lange genug still halten kann, um identische Aufnahmen (vom Stativ aus) zu machen. Die junge Dame hat sich leider an der Wange ein wenig verletzt und trägt daher ein Pflaster. Diesem Pflaster kommt im Folgenden eine Bedeutung zu, denn es ist mein Fokusziel.

Gleicher Ausschnitt, gleiches Fokusziel, gleiche Blende, der rein visuelle Vergleich am Monitor zeigt den Unterschied in der Schärfe sehr deutlich, dazu bedarf es keines Siemenssterns. Auffällig auch die bessere Farbwiedergabe sowie die klaren Kontraste.

 

JPEG-Speichergröße als Maß für Objektivschärfe

Dir ist sicher bekannt, dass JPEG deutlich weniger Speicherplatz verbraucht, als RAW. Dies liegt daran, dass der Algorithmus dahinter Flächen gleicher oder ähnlicher Farbe zusammenfasst und daher nicht jeden Wert des einzelnen Pixel speichern muss.

Detailreiche komplexe Motive brauchen bei JPEG deutlich mehr Speicherplatz, als eher monotone und einfache Motive. Dieser Effekt lässt sich ebenso auf die Schärfe ummünzen. Je schärfer ein identisches Motiv bei gleicher  ISO abgebildet wird, um so größer ist der Speicherbedarf für ein JPEG. Nachfolgend probieren wir dies einfach mal anhand des Speicherbedarfs der Vergleichsbilder aus, die ich mit verschiedenen Blenden mit dem Sigmaobjektiv aufgenommen habe.

Nun hat das Motiv leider „Tiefe“ und auch wenn es sichtbare Veränderungen in Schärfe gibt, weißt Du nicht, ob das Bild an sich nun schärfer wird oder ob einfach die Zunahme der Schärfentiefe an sich diesen Effekt bewirkt. So wäre ein Vergleich mit dem EF 40/2,8 an diesem Motiv nicht sinnvoll, da es trotz gleicher Brennweite kleine Unterschiede im Bildausschnitt gibt, die aber groß genug sind, um das Ergebnis zu verfälschen. Du benötigst also ein flächiges Motiv. Ich habe dafür einfach eine Ziegelmauer genommen, da diese zudem ausreichend Details für einen hohen Speicherbedarf bietet.

Zuerst das Canon EF40/2,8 STM

Nun das Sigma 40/1,4 DG HSM Art:

Ich war selbst überrascht, über diese signifikanten Unterschiede. Zum Teil 2 MB mehr Speicherbedarf bei gleicher Blende deutet auf einen erheblichen Schärfeunterschied hin. Offenblende ist natürlich immer etwas weicher, aber selbst bei f/2 zeigt das Sigma deutlich mehr Details, als das Canon. Vor allem das hohe Detailniveau im Bereich f/2 – f/5,6 deutet darauf hin, dass hier viel Energie in die Konstruktion gesteckt wurde.

Ist Dir übrigens aufgefallen, dass nach hinten bei f/8 der Speicherbedarf wieder abfällt und seinen Maximum vorher hatte? Du hast die kritische  Blende entdeckt, bei der das Objektiv ein ebenes (flaches) Motiv am schärfsten abgebildet.Die Blende weiter zu schließen, erhöht die Schärfentiefe (was bei der Ziegelmauer keinen Effekt hätte), senkt aber die Gesamtschärfe.

Schärfe im Vergleich an KB (FX) und APS-C (DX)

Die Gesamtschärfeleistung einer Kombination aus Kamera und Objektiv hängt nicht nur an der Auflösung des Objektivs, sondern auch an der Pixeldichte des verwendeten Sensors. Daher habe ich den Vergleich erweitert und zwei Kameras genommen mit ähnlicher Pixelzahl, aber unterschiedlicher Pixeldichte, eine EOS 5D III und eine EOS 7D II. Beide Kameras haben rund 20 MP, aber auf der 7D II verteilen sich diese auf einer nur halb so großen Sensorfläche.

Hier funktioniert ein Vergleich auf JPEG-Ebene nur begrenzt oder gar nicht, da bei gleichem Abstand sich der Bildausschnitt deutlich ändert und der Datenbestand daher nicht mehr vergleichbar wäre. Bei einer Veränderung des Abstands um dieselbe Motivgröße zu erzielen, verändere ich gleichzeitig die Perspektive derart deutlich, dass auch hier ein reiner Datenvergleich kaum sinnvoll funktionieren kann, daher beschränke ich mich hier wieder auf den direkten optischen Vergleich eines Ausschnitts.

In den 100%-Ausschnitten kannst Du die Unterschiede sehen, besonders an den Wimpern, denn hier tritt genau der Effekt auf, den ich eingangs beschrieben habe: Die Pixelschärfe der EOS 5D III ist größer, daher verlaufen die Kontrastkanten nicht über mehrere Pixel.

Um hier eines klar zu stellen, wir reden hier von einer 100%-Ansicht. Die 7D II hat nahezu dieselbe Pixelzahl, aber eben auf dem kleinen Sensor und nutzt auch nur einen entsprechend kleineren Teil des Bildkreises des Sigma-Objektivs, so dass hier erheblich höhere Ansprüche gestellt werden. Diese leicht größere Unschärfe lässt sich in der Bildbearbeitung aber einfach beheben und ist kein Beinbruch. Da ich mit beiden Kameras viel arbeite, kenne ich sonst viel extremere Unterschiede bei denselben Objektiven. Die Schärfeleistung des Sigma-Objektivs ist enorm groß, allemal schon bei Offenblende.

Fazit zur Schärfe in der Fotografie

In diesem Artikel hast Du gelernt, wie Du mit einfachen Mitteln Schärfe prüfen und beurteilen kannst. Das Beispiel mit der Mauer und dem Speicherbedarf eignet sich übrigens viel besser zur Justierung und Schärfeprüfung als jedes schräg gestellte Lineal.

 

Unser Lesetipp: Online-Fotokurs – Grundkurs Schärfe

 

Weitere Tipps zum Thema Schärfe findest Du in unserem neuen Kurs „Grundkurs Schärfe“. Hier zeigen wir Dir verschiedene Parameter, welche die Schärfe beeinflussen und wie Du diese für die Gestaltung Deines Bildes einsetzen kannst.

 

 

 

24 Kommentare

  1. Die Dateigröße als Maß für die Schärfe in Betracht zu ziehen, halte ich für ziemlich verwegen. Das mag zwar für das eine oder andere Bild zutreffen, falls die Unschärfe auch zu reduzierten Informationen führt. Es ist aber sicher auch des Öfteren falsch. Das kann man ja gut simulieren, indem man mit einem Grafikprogramm ein Schachbrett erstellt und abspeichert. Das ist dann sozusagen das Foto mit einem idealen Objektiv. Danach bringt man beispielsweise mit dem Gauß’schen Filter etwas Unschärfe in das Bild und speichert es ab, erzeugt also die unscharfe Aufnahme. Klar ist, die erforderlichen Informationen wurden mehr, die JPG-Datei in meinem Fall fast doppelt so groß wie das Original.

  2. Danke für die schnelle Antwort!
    Das Prinzip habe ich jetzt verstanden.
    Aber wie kritisch ist die planparallele Ausrichtung, besonders im Nahbereich?
    Macht die Justierung im Fernbereich Sinn, weil dort die Tiefenschärfe relativ groß ist?
    Können auch Canon-Zooms für mehrere Brennweiten und Entfernungen kalibriert werden, z. B. das 15-85er?

    1. Man sollte schon eine senkrechte Wand suchen (Hauswände z.B. sind hinreichend senkrecht) und die Kamera mittels Wasserwaage ausrichten (intern oder am Stativ). Im Nahbereich kritischer als in der Ferne.

      Canon Zooms können für den Nahbereich und den Fernbereich justiert werden (modellabhängig). Die Daten werden abeer nicht im Objektiv, sondern in der Kamera gespeichert. Die EOS können bis zu 20 Datensätze speichern (diese lassen sich wechseln)

  3. Vielen Dank für den interessanten Artikel!
    Besonders der letzte Satz zur Justierung des Autofokus weckte meine Neugier. Ganz verstanden habe ich diesen Punkt jedoch nicht: Wenn bei gleicher Anzahl abgebildeter Linien diese etwas unschärfer sind, müsste dann nicht der Speicherbedarf größer werden, weil dann zu den unbelichteten und voll belichteten Pixeln auch die mit unterschiedlichen Grauabstufungen dazukommen? Ich denke, in diese Richtung ging auch die Frage von Tim Bentrup.
    Kannst Du bitte Praxistipps zur Autofokus-Justierung geben?
    Ich vermute, man muss ein zweidimensionales Motiv nehmen, wie z.B. die Mauer, damit durch einen falsch liegenden Schärfepunkt nicht andere Bildbereiche scharf werden und so die Speichergröße beeinflussen. Den Sensor dann aber planparallel auszurichten, stelle ich mir schwierig vor, sonst wird es wieder dreidimensional.
    Welche Einstellungen zur Autofokusjustierung empfiehlst Du für ein Zoomobjektiv?
    Offenblende, längste Brennweite und kürzeste Entfernung?

    1. Das Linienbild ist ein Kunstprodukt, welches in der Natur so nicht vorkommt. Insofern funktioniert die Speichernummer bei diesem künstlichen Bild nicht. Bei natürlichen Motiven ist es anders. Hat das Foto viele Details, dann kann der JPEG-Algorithmus viel weniger komprimieren, weil er weniger ähnliche Flächen findet. Ist dagegen mehr Unschärfe im Foto, dann fällt die Komprimierung einfacher, weil durch die Unschärfe mehr gleichfarbige Flächen entstehen. Und dadurch hat man eben den Hinweis auf die größere Schärfe.

      Dieses Linienbild ist kein Beispiel für Speicherplatz, sondern einfach eine Illustration zum Schärfeverständnis.

      Wenn ich Objektive justiere, dann hole ich mir an einem Zollstock oder Lineal durchaus einen Trend (tatsäächlich nutze ich eher Dachflächen, weil Objektive auf unendlich gerechnet sind und nicht den Nahbereich). Dieser Trend dient allerdings nur dazu eine vermutliche Richtung des Fehlfokus zu ermitteln aber sicher nicht, um zu justieren, dazu ist eine Schräge viel zu fehlerbehaftet.

      Dann suche ich mir eine planparalle Fläche und arbeite mit allem, was nötig ist: Stativ, Spiegelvorauslösung, Fernauslöser, mache ein Foto, dann kommt das Objektiv ans Dock und wird in eine Richtung justiiert, dann wird eine neue Aufnahme gemacht und verglichen. Solange, bis es eben passt. Kann dauern, aber macht man ja nur einmal.

      Was Zooms betrifft:

      Man kann die Sigmas für alle Bereiche justieren. Beim 150-600 sind es 4 Brennweiten (150, 300, 450 und 600 mm) und da jeweils für vier Fokusstellungen (Nahbereich, unendlich und zwei Zwischenstufen), wie gesagt dauert etwas, aber ist dann ja für die Ewigkeit.

  4. Sehr guter und ausgewogener Kommentar. Denke nicht, dass man auf die Idee kommen kann, dass es hier um einen Objektivvergleich gehen könnte. Dass Schärfe – sprich Detailliertheit – mit Speicherplatz zu tun hat, wird klar, da es sich bei JPG um einen Kompressionsalgorithmus handelt (siehe „Klötzchenbildung“), der je nach gewählter Stärke über die Anzahl verschiedener Elemente bestimmt. Wenn man das Bildrauschen außen vor lässt, bzw. dessen Einfluss minimiert, kann man deshalb durchaus vom benötigten Speicherplatz auf die Schärfe des Bildes schließen. Ob diese optisch/subjektiv angenehm empfunden wird, hängt auch vom Betrachter ab.

  5. Ein ausgezeichneter Beitrag, der genau seinem Titel entspricht und didaktisch hervorragend präsentiert wird, so dass einem mancher Kommentar dazu wie Korinthenkackerei vorkommt, wenngleich auch diese Inhalte zur Vertiefung in die Materie durchaus anregend sind. Allerdings zum klar formulierten Titel sind sie unpassend und wirken nur wie Besserwisserei. Erfreulicherweise weiß sich Martin Schwabe in seinen Kommentarantworten aber selbst seiner Haut treffend zu erwehren.

    Eine kleine Anregung meinerseits: Für Schärfenveranschaulichungen eigenen sich besonders gut Schriftzüge in Schwarz-Weiß-Kontrast, gesteigert mit unterschiedlichen Buchstabengrößen, wie in der Einleitung der Titel auf der Mauer, die aber sicherlich erst nach Bildaufnahme montiert wurde. Ergänzend den Hinweis zur weiteren Optimierung aus Erkenntnissen der Medienwissenschaften (nicht mein Fachgebiet aber dankbar verinnerlicht): Der Lesefluss wird durch den Wechsel von Groß- und Kleinbuchstaben deutlich verbessert und die Verwendung von reinen Großbuchstaben sollte nur in Ausnahmefällen äußerst sparsam etwa zur Gestaltung eines Textes genutzt werden. Jeder kann dies beim Aufschlagen dieses Beitrages an sich selbst kontrollieren; da erscheint der Titel nämlich in beiden Schriftweisen. Im Übrigen ein Vorzug unserer deutschen Muttersprache, die wie so vieles im Bereich gebildeter Menschen unserer Heimat wohl durchdacht ist und keinen Grund zur Flucht in übertriebene Anglomanie bietet, die erfreulicher Weise auch in diesem Beitrag von Herrn Schwabe wohltuend vermieden wird! Daher nochmals mein Kompliment zu diesen Ausführungen.

    Möge der Beitrag vor allem jungen Menschen dazu dienen mit seiner eigenen Kameraausrüstung kreativ naturwissenschaftlich zu experimentieren anstatt für unbeweisbare Glaubensangelegenheiten destruktiv zu rebellieren.

  6. Hallo.
    Oben im Artikel, das Bild mit den beiden Linien auf weißem Hintergrund. Braucht die linke, rein schwarze Linie nicht weniger Speicherplatz als die rechte Linie?
    MfG. Tim Bentrup

  7. Soweit, so gut. Zu dem Artikel kommen von mir hier noch ergänzende Anmerkungen und Hinweise:
    1. Der beschriebene Schärfeabfall ab dem Blendenwert 8 aufwärts ist durch den physikalischen Effekt der Beugung von Lichtwellen an Kanten und kleinen Öffnungen (Blenden) bedingt und haben nichts damit zu tun, ob ein Motiv „flach“ oder „tief“ ist.
    Die „kritische“ oder „förderliche“ Blende liegt meistens etwas oberhalb des mittleren Blendenwertes der Blendenskala, also bei 8 bis 11.

    2. Um die Schärfeleistung eines Objektivs frei von äußeren Einflüssen beurteilen zu können, sollten Versuche der beschriebenen Art auf schwingungsarmem Untergrund in geschlossenen Räumen durchgeführt werden, um Winddruck auf das abzubildende Objekt, bzw. auf das System Objektiv (wichtig bei großen Baulängen) – Kamera – Stativ auszuschließen.

    3. Die Aufnahmen sollten durch ein Funksignal unter Einschluß der Spiegelvorauslösung erstellt werden, um den Einfluß äußerer Kräfte auszuschließen, die das System Objektiv – Kamera – Stativ in Schwingung versetzen und damit bei längeren Belichtungszeiten, wie z.B. bei unzureichenden Beleuchtungsverhältnissen Unschärfen verursachen können, denn Schärfetests sollten immer bei Einstellung der niedrigsten Empfindlichkeit durchgeführt werden, um den visuellen Schärfeeindruck nicht durch Bildrauschen zu verfälschen.
    Auch der Wahl des Stativs kommt eine besondere Bedeutung zu. Es sollte schon ein solides Studiostativ sein.

    4. Mit dem schräg gestellten Lineal ist offenbar die AF-Korrektur gemeint, die aber mit der Schärfeleistung des Objektivs nichts zu tun hat, sondern mit der man lediglich durch entsprechende Programmierung des Systems Kamera – Objektiv die Einstellebene verschiebt.

    1. Soweit, so gut. Zu Deinem Kommentar gerne auch von mir einige Hinweise:

      Zu 1. Die auftretende Beugungsunschärfe kleiner Blenden hat herzlich wenig mit den Kanten der Blende zu tun. Sie entsteht tatsächlich durch das hinter der Blende fehlende Licht.

      Im Rahmen der Bewegungsanomalie von Lichtwellen führt das Fehlen der durch die Blende gesperrten Lichtwellen zu fehlender Konkurrenz der Wellenausbreitung hinter der Blende und bietet damit den Lichtwellen, die die Blende passiert haben, die Möglichkeit sich nicht geradlinig auszubreiten, mithin also „Unschärfe“ zu verursachen.
      Dass diese Effekte erst „wirksam“ werden, wenn die „Beugungsscheibchen“ größer werden, als der Zerstreuuungskreis (also im unscharfen Hintergrund z.B. keine Wirkung zeigen), kommt es sehr wohl darauf an, ob das Motiv „tief“ ist oder nicht. Ist es nicht tief, ist nämlich das gesamte Bild betroffen mit entsprechend größeren Auswirkungen auf die Kompression bei JPEG.

      Zu 2. Das ist korrekt, allerdings war es weder Ziel noch Zweck einen Schärfetest unter Laborbedingungen zu beschreiben, sondern grundsätzliche Informationen zu liefern.

      Zu 3. Siehe 2.

      Zu 4. Korrekt, dies ist gemeint, ein Justierungsfehler hat tatsächlich nichts mit der Schärfeleistung zu tun, lässt sich aber anhand eines solchen Vorgehens durchaus praktikabel durchführen und ist präziser als schräg gestellte Objekte, die sozusagen schon automatisch eine systematische Fehlerquelle mitbringen.

  8. Sehr interessant, was die Jpeg Aufnahmen betrifft. Da auch ich (fast) nur RAW fotografiere, habe ich mir darüber noch nie Gedanken gemacht.
    Ansonsten sieht es aber wie eine Sigma Werbeveranstaltung aus. Ich will den Sigma-Objektiven, speziell der Art-Serie, ihre Qualitäten bestimmt nicht absprechen. Aber Bilder eines Objektivs, die mit Offenblende (hier 2,8 beim Canon) aufgenommen wurden, kann man meiner Meinung nach nicht mit Bildern vergleichen, bei denen das Objektiv um zwei Stufen abgeblendet wurde. Das da deutlich schärfere Bilder herauskommen, ist klar.
    Einen objektiven Objektivvergleich (welch schönes Wortspiel) kann man doch nur mit Objektiven durchführen, die auch die gleiche Anfangsöffnung haben.

    1. Auch im RAW treten sichtbare Unterschiede in der Speichergröße auf, sie entstehen durch das eingelagerte JPEG in der RAW-Datei. Und tatsächlich unterstützt Sigma die Fotoschule. Ich setze mich nicht aus reinem Freizeitvergnügen stundenlang an den Rechner, um solche Artikel zu schreiben. Übrigens ging es gar nicht um einen objektiven Objektivvergleich – zu keinem Zeitpunkt, ganz im Gegenteil es war beabsichtigt zwei in ihrer Leistung völlig unterschiedliche Objektive gleicher Brennweite zu verwenden, damit es eben sichtbar und erklärbar zu diesen Unterschieden kommt. Allein aufgrund Größe, Konstruktion und Preis wäre ein echter Objektivvergleich zwischen diesen beiden Linsen völlig unfair.

      Ich lese oft die Frage (gerade von Anfängern): Warum ist das soviel teurer, hat doch dieselbe Brennweite? In diesem Artikel findet man die Antwort darauf, die sich grundsätzlich auf jede andere Kombination aus einfachem und Top-Objektiv übertragen lässt: Sie liegen in den (hier erklärten) teils krassen Unterschieden in der Schärfeleistung, in der besseren Farb- und Kontrastwiedergabe und der zumeist deutlich größeren Lichtstärke.

      Diese Unterschiede anhand sehr ähnlicher Objektive nachvollziehbar zu erklären, würde mir schwerfallen.

  9. Der Artikel ist sicherlich sehr gut und die Erklärungen auch. Für mich ist jedoch die Frage, was will ich mit den Aufnahmen machen? Sind es nur Erinnerungsfotos von einem Urlaub oder einem Fest oder will/muss ich damit mein Geld verdienen. Im ersten Fall reicht mir eine brauchbare Schärfe, damit ich auch Details noch gut erkennen kann. Außerdem ist ein Verlust oder Beschädigung der Ausrüstung kein „Beinbruch“. Im zweiten Teil muss ich schon erheblich mehr Geld in die Ausrüstung investieren, dann ist es mein berufliches „Handwerkszeug“ und da lohnt sich ein guter Einsatz.

    1. Ich lese viel in Fotogruppen. Dort ist Schärfe immer ein großes Thema. Es gibt einen Typus Fotograf, der ein neues Objektiv/eine neue Kamera so lange testet, bis er einen Schärfefehler gefunden hat. Und wenn ich mir die Ausrüstung manches Hobbyfotografen anschaue, da erblasst (theoretisch) jeder Profi vor Neid.

  10. Sehr aufschschlußreich , seit Jahren speichere ich nur mit RAW , anfangs noch + jpg allerdings werde auch weiter mit RAW arbeiten , da hat man viel mehr Möglichkeiten bei der Nachbearbeitung . Wenn ich gezielt scharfe bilder brauche werde ich auf jpg wechseln

    1. Musst Du nicht. Die beschriebenen Effekte treten genauso auf, wenn Du ein RAW bearbeitest und dann final als JPEG speicherst.

    1. Erwischt :D.

      Danke für den Hinweis, manchmal kann man einen Artikel zehnnmal Korrektur lesen und man erkennt die Objektive vor lauter Linsen nicht mehr (um das Sprichwort mal fotografisch abzuwandeln). Ich habe es geändert.

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