Unsere Motiv-Expertin und fotocommunity Nutzerin Nadia zeigt Dir die schönsten Sehenswürdigkeiten in der ehemaligen Hauptstadt Bonn und der Region. Wir danken an dieser Stelle Nadia für diesen gelungenen Beitrag und freuen uns auf noch mehr schöne Fotos von ihr.
Lonely Planet nennt Bonn an fünfter Stelle der attraktivsten Städte-Reiseziele der Welt. Das ist ziemlich erstaunlich. Die Stadt liegt dabei in guter Nachbarschaft eindrucksvoller, abwechslungsreicher Natur. Ich möchte Dich auf meiner kurzen Reise dahin mitnehmen.
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Mehr Infos zu den FotokursenDie Rheinaue in Bonn fotografieren
Die Rheinaue ist eine anläßlich der Bundesgartenschau 1979 angelegte Erholungsfläche und befindet sich etwa in der Mitte des Bonner Stadtgebietes auf beiden Seiten des Rheins. Auf rund 160 Hektar präsentieren sich viel Grün und Wasser, aber auch diverse Kunstobjekte wie ein Löffelwald, ein Totempfahl aus Kanada, verschiedene spezielle Gärten wie der Blindengarten und der Japanische Garten, von denen vor allem letzterer, mit einem leichten Weitwinkel fotografiert, heraussticht. In der Rheinaue befinden sich viele kleine Seen.
Unser Lese-Tipp: Wir empfehlen Dir den Lernartikel über die Gewässerfotografie. Außerdem steht Dir ein Fotokurs zum Einstieg in die Landschaftsfotografie bereit, indem Du Deine Kenntnisse erweitern kannst.
Aber auch jede Menge Tiere bekommt man hier vor die Linse. Die große Seenlandschaft bewohnen rund 150 Wasservögel inklusive Nil- und Graugänsen sowie den schwarzen Schwan. Im japanischen Garten schwimmen Kois, über die Grünflächen hoppeln Kaninchen und scheue Eichhörnchen. Besonders im Frühjahr, wenn die Gänse nebst Küken durch den Park und an den zahlreichen Tulpen, Narzissen und anderen Blumen vorbei flanieren, hält mich und meine Kamera nichts mehr zu Hause. Seit einigen Jahren sind hier auch Nutrias heimisch, die teils äußerst zutraulich sind und sich auch aus nächster Nähe fotografieren lassen.
Rhein in Flammen
Einmal im Jahr, am ersten Mai-Wochenende – kommen auch Pyrotechnik-Fotografen auf ihre Kosten. Zu Rhein in Flammen kreuzen am beleuchteten Rhein rund 50 festlich beleuchtete Schiffe auf, die neben dem Feuerwerk selbst ein stimmungsvolles Motiv abgeben. Nicht zu vergessen ist das Ballonglühen, das im Juni ebenfalls viele Fotografen anzieht.
Der Botanische Garten und das Poppelsdorfer Schloss in Bonn
Einer der ältesten und bedeutendsten Botanischen Gärten Deutschlands liegt im Bonner Ortsteil Poppelsdorf. Er bietet Heimat für ungefähr 11.000 verschiedene Pflanzenarten tropischen und subtropischen Klimas, im Freiland winterharten Pflanzen aus gemäßigten Breiten sowie 700 Baumarten.
Der historische Teil des Schlossgartens liegt rings um das von 1715 bis 1740 errichtete Poppelsdorfer Schloss, das momentan leider eingerüstet ist. Hier kann man bei wochentags freiem Eintritt nach Herzenslust diverse Blumen, Sträucher und Bäume im Freien oder einem der Gewächshäuser auf den Sensor bannen. Auch das prachtvolle Gebäude vor dem mit Seerosen bewachsenen Gewässer gibt ein klasse Architektur-Motiv ab. Und wer zwischendurch des Laufens und Fotografierens müde ist, kann sich auf einer der Bänke oder im angeschlossenen Café ausruhen.
Die Architektur der Bundeskunsthalle fotografieren
Die Bonner Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, kurz Bundeskunsthalle, liegt an der fast geraden, den Bonner Süden mit dem Norden verbindenden B9. Die Ausstellungshalle ist eines der am besten frequentierten Museen Deutschlands und zeigt immer wieder interessante Wechselausstellungen. Fototechnisch ist hier einiges zu holen. Besonders für alle, die strenge geometrische Formen mögen. Wikipedia konstatiert, der Bau strahle “die kühle Würde altägyptischer Architektur aus”. Meiner Meinung nach ist das eine zutreffende Beschreibung.
Von Außen bieten sich gute Möglichkeiten für minimalistische Architekturfotografie. Sowohl die hellbeigen Mauern wie den großzügig verglasten Eingang kann man eindrucksvoll einfangen. Innen in den Gängen und auf der Treppe vor den Ausstellungsräumen lassen sich ebenso wie im Außenbereich gut Portraits aufnehmen.
Mein Lieblingsort dort ist aber der Dachgarten mit seinen auffällig blauen und abends immer wieder wechselnd farbig beleuchteten kegelförmigen und an Pyramiden erinnernden Lichtschächten. Auch hier bieten sich sowohl Architektur- wie Portraitfotos an. Blumenbilder sind ebenfalls immer wieder möglich, wenn es dort grüne Welten wie bei “Goethes Gärten” errichtet werden.
Die Bonner Innenstadt und der Alte Friedhof
Das Alte Rathaus, das am zentralen Marktplatz steht, darf in einer Beschreibung Bonns nicht fehlen. Das Herz der Innenstadt wurde zwischen 1737 und 1738 im Rokkoko-Stil erbaut und von 2010 bis Juni 2011 umfassend saniert. In Zeiten, in denen sich Bonn noch Hauptstadt nennen durfte, wurden hier zahlreiche Staatsgäste und bekannte Persönlichkeiten, wie z.B. John F. Kennedy, Queen Elizabeth II., Gorbatschow oder Bill und Hillary Clinton, empfangen.
Architektur-Freunde kommen aber in der großen Fußgängerzone oder auch am Postamt, dem Alten Stadthaus und dem Beethovenhaus – das Geburtshaus Beethovens – oder dem Kurfürstlichen Schloss auf ihre Kosten.
Den Liebhabern sakraler Fotografie seien in der Bonner Innenstadt vor allem das mit 81 m höchste Gebäude und recht eindrucksvolle Münster und die frühgotische Remigiuskirche empfohlen.
Der 1715 angelegte, unter Denkmalschutz stehende und wirklich sehenswerte Alte Bonner Friedhof ist einer der berühmtesten Begräbnisstätten Deutschlands. Vor allem die Grab- und Denkmäler von Berühmtheiten wie Beethovens Mutter, Clara und Robert Schumann oder Dr. Mildred Scheel lassen ihn nicht nur Trauernde aufsuchen. Der Friedhof verströmt mit seinen alten Bäumen und den repräsentativen, teils aus dem Barock stammenden Gräbern, die über den Tod hinaus an das prominente Leben erinnern sollten, eine sehr ehrwürdige und marode Stimmung. Man fühlt sich hier in alte Zeiten versetzt und ein wenig verwundbar.
Mit der Kamera lassen sich mit verschiedenen Brennweiten lohnende Motive einfangen: Gräber einzeln oder in Gruppen, bildhauerische Details, Inschriften, Steinengel und Bäume zum Beispiel.
Das Bonner Münster, auch Münsterbasilika genannt, ist ein Wahrzeichen der Stadt. Nicht nur die Architektur der Kirche macht sie zu einem Hingucker, sondern auch der Innenhof bietet schöne Fotomotive an. Zurzeit wird die Kirche allerdings saniert und wird wahrscheinlich erst im Sommer 2021 wieder eröffnet.
Die Bonner Altstadt fotografieren
Die Bonner Altstadt ist besonders im Frühling zur Kirschblüte für Fotografen interessant. In den etwa zehn bis vierzehn Tagen, in denen die Knospen erblühen, zieht es Jahr für Jahr mehr Besucher aus aller Welt hierher. Vielleicht auch, weil dies in den sozialen Medien schon als “Place to see before you die” aufgeführt wird. Inzwischen bestaunen jedenfalls Tausende die insgesamt 300 Kirschbäume, von denen in Heer- und Breite Straße allein jeweils ca. 60 stehen. Wer nicht ganz früh morgens kommt, kann die Pracht nur inklusive vieler Menschen ablichten oder pinke Details einfangen. Es gibt auch einen Kirschblüten-Fotowettbewerb, der sich inzwischen herumgesprochen hat.
Die Altstadt bietet ansonsten viele Kneipen, alte, teils leicht heruntergekommene Wohn- und Geschäftshäuser und mag auch den ein oder anderen Street-Fotografen ansprechen.
Das Wahrzeichen von Bonn: Der Posttower
Ein anderes Wahrzeichen von Bonn, welches man schon von weitem sehen kann, ist der Posttower. Dieses Gebäude ist 162,5 Meter hoch und somit das höchste Hochgebäude Deutschlands, außerhalb von Frankfurt. Mein Tipp: Spaziere über die Konrad-Adenauer Brücke auf die andere Rheinseite um die Bonner Skyline zu fotografieren.
Am Abend gibt es einen Farbwechsel der Lichter, wodurch sich wunderschöne und einzigartige Fotomotive ergeben.
Der Stadtteil Oberkassel
Oberkassel ist die Heimat von ca. 7.000 Einwohnern im Südosten Bonns, am Rand des Siebengebirges. Der alte Ortskern ist zwischendrin – ebenso wie das angrenzende aber schon zu Königswinter und dem Rhein-Sieg-Kreis gehörende Oberdollendorf – immer wieder durchzogen von Fachwerkhäusern und bietet somit Liebhabern der historischen Architektur-Fotografie einige Motive.
Am direkt angrenzenden Rhein finden sich einige schöne Abschnitte sandigen oder auch grasbewachsenen Ufers, das nicht nur von den Bonnern sondern auch von Enten, Schwänen und Kormoranen gern genutzt wird. Also raus mit der Kamera und entweder das Tele für Federvieh-Fotografie oder leichtes Weitwinkel anschrauben um den Sonnenuntergang mit Blick auf die Beueler Brücke und den wechselnd beleuchteten Posttower zu nutzen.
Oder vielleicht doch lieber ab durch den Wald und vom Skywalk an der Rabenlay aus ein Foto von Ort und Rhein geschossen? Auch möglich in Oberkassel.
Ebenfalls interessant ist der sogenannte Bonner Bogen an der Grenze nach Ramersdorf. Direkt am Rhein sind hier einige interessante, alte und moderne Gebäude als Motiv zu finden. So die denkmalgeschützte Rohmühle, der futuristische Neubau des Kameha Grand Hotels und die nicht minder modernen Rheinwerke 1-3.
Spaziergang durch den Arboretum Park
Ein Geheimtip aus der Region, den die wenigsten Bonner kennen. Der Arboretum Park Härle in Oberkassel zeigt verschiedenste Pflanzengruppen, zahlreiche Stauden, Rosen und über 1.500 verschiedenen Gehölze. Der überschaubar große Park gliedert sich in alten und neuen Garten sowie den Waldpark. Mir gefällt der alte, 1870 entstandene Teil besonders, in dem einige der Zedern, Gingkos und Eiben seither unerschütterlich stehen.
Ihr kennt die Ungarische Eiche, Papierbirke und Hiba-Lebensbaum nicht? Hier befinden sich solche exotischen und nicht bekannten Exemplare. Es gibt auch Baumfarne, die sonst nur in Tasmanien oder an der Küste Cornwalls zu finden sind. Ganz besondere Aufnahmen gibt es natürlich im Herbst. Dann leuchten die Bäume rund um den hübschen kleinen See in allen Farben um die Wette. Leider ist der Park nur an bestimmten Tagen im Jahr zugänglich, entweder frei oder im Rahmen einer Führung anlässlich eines Tages der offenen Tür.
Das Siebengebirge fotografieren
Das Siebengebirge ist mein Lieblingsort im Bonner Raum. Es liegt südöstlich von Bonn in Richtung der Städtchen Königswinter und Bad Honnef und besteht – anders als sein Name vermuten läßt – aus mehr als 40 Bergen und Anhöhen.
Der bekannteste – aber auch überlaufenste – Berg ist der Drachenfels, ein sagenumworbener Ort. Siegfried soll hier den Königstochter-raubenden Drachen besiegt haben. Der Drachenfels ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in der Region um Bonn, welche sich zum fotografieren eignet. Für Touristen, die nicht hochlaufen möchten, gibt es von Königswinter aus eine der ältesten Zahnradbahnen Deutschlands, die Drachenfelsbahn, die die 220 Meter Höhenunterschied bis zum Ausflugslokal unterhalb der Drachenfelsruine überwindet. Vom Restaurant unterhalb des Drachenfelses hast Du, ebenso wie von der Ruine aus, einen wunderbaren Blick auf den Rhein und das Rheintal.
Alternativ empfehle ich Dir den schönen Weg durch das Nachtigallental hinauf auf den Gipfel, der auch vorbei an dem 1882 erbauten Schloss Drachenburg führt. Das Gemäuer lohnt insbesondere im Winter einen Ausflug mit Kamera, wenn es an fünf Wochenenden von Ende Januar bis Ende Februar von dem Lichtkünstler Wolfgang Flammersfeld illuminiert wird. Besonders gut kannst Du es inklusive Umgebung – Rhein und Drachenfels – vom Petersberg aus mit leichtem Tele in Szene setzen. Dieser ist als einzige Siebengebirgs-Erhebung legal mit dem Auto zu erreichen.
In einer Beschreibung des Siebengebirges darf auch die 455 m hohe Löwenburg nicht fehlen, die man auf verschiedenen Wegen erreicht. Vor allem beim Aufstieg am Bach entlang durch das Tretschbachtal mit großwurzeligen Bäumen und Holzstegen findest Du außergewöhnliche Natur-Motive. Auch hier hast Du von der Ruine aus einen grandiosen Blick auf das Rheintal und kannst den aus weiter Ferne sichtbaren großen Feldahorn mit umlaufender Bank für stimmungsvolle Fotos nutzen.
Weitere empfehlenswerte Ziele in dieser schönen Gegend sind der Stenzelberg und der Ölberg. Während letzterer von der Terrasse des Gipfelrestaurants aus, wieder einen fantastischen Ausblick auf Rhein und Drachenfels bietet, zeichnet sich der Stenzelberg vor allem durch verhältnismäßig tiefe Schluchten, steile Felswände und freistehende „Umläufer“, aus, die auch zum Bouldern genutzt werden.
Das Siebengebirge ist für alle Naturfotografen auf jeden Fall einen Ausflug mit Kamera wert, sowohl die Waldstücke als auch die Aussichten von den Erhebungen auf das Rheintal.
Unser Lese-Tipp: Wenn Du noch weiter in die Natur des Mittelrheintals eintauchen möchtest, empfehlen wir Dir den Artikel über die Sehenswürdigkeiten im Mittelrheintal.
Soviel zu meinem Bonn-Exkurs. Natürlich gibt es noch viel mehr Sehens- und Fotografierenswertes in der alten Hauptstadt. Den alten Zoll, die Brücken, das Sterntor, die Villengegend in Bonn-Bad-Godesberg, den Ennert oder die Waldau. Aber das ein oder andere magst Du ja vielleicht auch einfach selbst entdecken.
Zur Autorin
In Bonn aufgewachsen, lockt mich vor allem die umgebende vielfältige Natur vor die Tür. Zur Fotografie bin ich über meine Begeisterung für das Reisen und den Wunsch die Eindrücke festzuhalten, gekommen. Heute sind es neben Landschaften, Bäumen, Blumen und Tieren aber zunehmend auch abstrakte Formen und “verwischte”, an Malerei erinnernde Motive, die mich reizen.
Kennst Du weitere spannende Fotolocations in Bonner Region? Hinterlasse uns hier einen Kommentar und wir ergänzen unseren Artikel. Falls Du noch eigene Fotos aus Bonn und der Region in der fotocommunity veröffentlicht hast, kannst Du uns auch diese gerne hier verlinken. Wir freuen uns über Deine Tipps! Hier findest Du weitere Sehenswürdigkeiten in Bonn.
Hallo,
ich wollte neulich den Posttower fotografieren, mit Stativ, im Zwischenbereich, da gibt es so einen Durchgang, eine Passage, da kam schnurstrax ein Pförtner angelaufen und hat es mir verboten.
Habt ihr da ähnliche Erfahrungen?
Viele Grüße!
Hi,
generell obliegt es dem Eigentümer des Grundstückes festzulegen, ob Fotografiert werden darf oder nicht. Wenn die Passage kein öffentliches Gelände ist sondern „jemandem“ gehört, dann gilt dort die jeweilige Hausordnung, und dann kann es durchaus passieren, dass Dir eine bevollmächtigte Person das Fotografieren untersagt.
LG!
Lars
Herzlichen Dank für diesen tollen Artikel. Wirklich wunderbar erklärt und beschrieben, und die Fotos dazu sind wunderschön.