Landschaftsfotografie meistern: Diese Grundlagen helfen Dir dabei

Landschaftsfotografie meistern
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Landschaften gehören zu den vielfältigsten Motiven, die man sich vorstellen kann. Unser Special ist ein fotografischer Streifzug durch Wiesen und Wälder, über Berg und Tal, vorbei an Küstenstreifen und idyllisch gelegenen Ortschaften. Außerdem zeigen wir, wie Wolken und Wetter zur Wirkung von Landschaftsmotiven beitragen.

Dieser Artikel stammt aus dem ColorFoto-Magazin 09/2017.

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Momentaufnahme Südafrika: Nahe bei Kapstadt liegt diese malerische Bucht mit dem Ort Camps Bay vor der eindrucksvollen Bergkulisse. Der bewölkte Himmel schien eher trist, aber dann kam die Sonne kurz über dem Horizont doch noch einmal hervor und tauchte alles in goldenes Licht – ein schöner Kontrast zum grauen Himmel!
Canon EOS 5D Mk II | 24 mm TS | ISO 100 | f/11 | 1/60 s
Fotograf: Siegfried Layda

Wald & Bäume

Siehst Du den Wald vor lauter Bäumen nicht? Vielleicht siehst Du aber auch den Baum vor lauter Wald nicht. In beiden Fällen lautet das Rezept: Überleg Dir, was das Besondere Deines Motivs ausmacht.

Ist es ein größerer Waldabschnitt, den Du von einem erhöhten Standpunkt aus im Blick hast? Oder zieht Dich eine Baumgruppe magisch an? Wie ist das Licht: diffus oder akzentuiert durch direktes Sonnenlicht? Sind Farben dominierende Merkmale wie etwa im Herbst oder nach einem Regen, wenn Feuchtigkeit das Grün zum Leuchten bringt? Oder sind Strukturen die eigentliche Seele des Motivs – die Form des Stamms, die Furchen der Rinde oder das Geflecht der Äste?

Um ein größeres Waldstück abzulichten, musst Du Abstand gewinnen: Zwischen Dir und dem Wald muss sich eine größere Freifläche befinden. Ein erhöhter Standpunkt für Übersichtsaufnahmen findet sich etwa bei Bergwanderungen. Beim Fotografieren von Baumgruppen richtest Du die Kamera meist lotrecht aus, ähnlich wie bei Architekturaufnahmen. Mit nach oben gekippter Kamera lässt sich die Höhe von Bäumen visualisieren. Die dabei auftretenden stürzenden Linien kann man aber auch, wenn nötig, im Bildbearbeitungsprogramm korrigieren.

Tipp: Arbeite Dich von der Totale zur Nahaufnahme! Wald und Bäume bieten eine Fülle von Details, die für sich betrachtet kleine Kunstwerke darstellen. Übe dabei den sensiblen Umgang mit dem vorhandenen Licht: Gerade im Wald sucht sich die Sonne ihre ganz eigenen Wege. Bestimmte Partien sind indirekt beleuchtet, andere wie von einem Spot-Scheinwerfer – entsprechend hoch können die Kontraste sein.

Hoch hinaus: Die Kamera wurde hier nahezu senk­recht nach oben gerichtet, um im Bild ein Gefühl für die Höhe der Bäu­me zu erzeugen.
Canon EOS 5D Mk III | 17 mm TS | ISO 200 | f/13 | 1,6 s
Fotograf: Rainer Mirau

Kommentar von Rainer Mirau

In keiner anderen Sparte der Fotografie ist das Licht so entscheidend für das Bildergebnis wie in der Landschaftsfotografie. Und weil der Versuch, das Licht zu kon­trollieren, zum Scheitern verurteilt ist, versuche ich, dem Licht zu folgen.

Man muss als Landschaftsfotograf hochgradig flexibel sein und sich per­manent den Bedingungen anpassen, anstatt Bedingungen zu erwarten und mit dem Gefühl aufzugeben, Zeit verschwendet zu haben. Man kommt dann zwar mit anderen Bildern heim als geplant, aber das ist weit besser, als ein Tag ohne Bilder.

Farbe & Struktur: Buchenwald im Gorbea Naturpark, Spanien (Baskenland): Die intensiven Farben und markanten Strukturen, dazu die Tiefenstaffelung durch den Schärfeverlauf machen die Wirkung dieses Motivs aus.
Canon EOS 5D Mk II | 150 mm (70-200 mm) | ISO 100 | f/10 | 5 s
Fotograf: Rainer Mirau

Berg & Tal

Mit der Kamera über Berg und Tal. Das erfordert nicht nur gute Kondition, sondern auch einiges an Planung. Landschaftsfotograf Rainer Mirau erklärt, wie er dabei vorgeht: „Um Berge zu fotografieren, steige ich nicht auf deren Gipfel, sondern bewege mich auf umliegenden Bergrücken oder Hochplateaus, um einen Vordergrund einbauen zu können. Am besten gelingen Bergfotos von Standorten zwischen halber und zwei Drittel der Gipfelhöhe. Aus dieser Perspektive ragen die Bergspitzen in den Himmel, und der Blick geht weit über die Täler.“

Um das magische Licht früh am Tag oder am Abend einzufangen, nächtigt Rainer Mirau oft in den Bergen – in Hütte, Zelt oder Biwak. Eine Alternative sind befahrbare Bergpässe wie man sie zum Beispiel in den Dolomiten findet. Als beste Jahreszeit für Bergfotos im Alpenraum nennt der Experte den Juni (Bergfrühling), gefolgt von September und Oktober, wenn die Luft trockener ist und kaum noch Gewitter wie in den Hochsommermonaten entstehen.

Gute Funktionskleidung schützt Dich vor Wetterkapriolen – lass Dich am besten in einem Outdoor-Geschäft beraten, auch bequeme Trekking-Schuhe sind Pflicht. Für Reisen in wärmere Gefilde empfehlen sich zusätzlich Trekking-Sandalen aus wasserabweisendem Material, mit denen man auch mal durch ein Gewässer waten kann.

Für den Transport der Ausrüstung ist ein Fotorucksack die erste Wahl – zum Beispiel aus der Evolution- oder Expedition-Serie von Tamrac oder aus der Pro-Trekker-Serie von Lowepro. Ein kompaktes, aber stabiles Reisestativ, vorzugsweise aus Carbon, ergänzt die Ausrüstung. Beispiel: das Sirui T-024X Traveler Light aus Carbon; es wiegt nur 730 g.

Bergdrama: Einzigartig dramatische Stimmung über dem höchsten Berg Sloweniens, dem Triglav. Von einem relativ hoch gelegenen Bergrücken, auf dem der Fotograf Rainer Mirau biwakierte, gelang kurz vor Sonnenuntergang diese Aufnahme.
Canon EOS 1Ds Mk III | 106 mm (70-200 mm) | ISO 100 | f/9 | 0,8 s
Fotograf: Rainer Mirau
Momentaufnahme: Wildhuser Schafberg, St. Gallen: Wenn Wolken und Sonne wechseln, kommt es auf den richtigen Moment an, um besondere Lichtstimmungen einzufangen. Hier betont das Streiflicht die geschwungenen Gesteinsschichten.
Canon EOS 5D Mk III | 121 mm/KB (70-200 mm) | ISO 250 | f/8 | 1/80 s
Fotograf: Rainer Mirau

Kommentar von Karl Stechl

Die Landschaftsfotografie bietet eine spannende Kombination aus Naturerlebnis und fotografischer Herausforderung. Körperliche Fitness ist zudem gefragt, weil man häufig weite Wege, auch im unwegsamen Gelände, zurücklegen wird.

Freilich gibt es genügend Aussichtspunkte, die man bequem per Auto erreichen kann; ungewöhnliche Bilder wird aber nur der nach Hause bringen, der auch ungewöhnliche Standorte wählt.

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Dafür brauchst Du gute Schuhe und dem Wetter angepasste Klei­dung, das richtige Maß an Kameraausrüstung und einen Fotorucksack mit hohem Tragekomfort. Nimm außerdem genug zu trinken mit! Denn körperliches Wohlbefinden ist die beste Basis für Kreativität.

Sanftes Gegenlicht: Aufgelockerte Bewölkung ist ideal für die Bergfotografie. Bei leichtem Dunst bietet es sich an, leicht schräg in Richtung der Sonne zu fotografieren, um mit dem Dunst im Gegenlicht Stimmung zu erzeugen.
Arca Swiss Rm3Di mit Phase One IQ260 | Rodenstock 4/32 mm | ISO 100 | f/11 | 1/4 s | Pol+GND
Fotograf: Rainer Mirau

Himmel & Wolken

Schönes Wetter sei eher langweilig, meinte einmal ein bekannter TV-Meteorologe. Schon eher lasse ein ordentliches Sturmtief das Herz des Wetterfroschs höherschlagen. Ähnlich sehen das viele Fotografen, denn blauer Himmel ist zwar ideal für den Badeurlaub mit Bräunungsgarantie, aber nur ein kleiner Teil der Motivvielfalt über unseren Köpfen.

Vom hochgetürmten Wolkengebirge bis zur zartesten Schleierwolke ist es lediglich eine Frage des Moments und der richtigen Lichtstimmung, ob daraus ein reizvolles oder gar spektakuläres Motiv wird.

Die Farbe einer Wolke hängt zum einen von der Wellenlänge des Lichts ab, zum anderen von der Höhe der Wolken sowie deren Entfernung zum Betrachter und zur Sonne. Nähert sich die Sonne dem Horizont, verändert sich die Farbe mittelhoher Wolken meist über gelb und orange nach rot, wobei hohe Wolken immer noch weiß aussehen können. Zudem wird die Wolkenfarbe durch das Himmelsblau beeinflusst, das durch die Streuung kurzwelliger Lichtanteile an Luftmolekülen entsteht.

Das Fotografieren von Himmel und Wolken geht mit einer beständigen Standortsuche einher: Es ist ein Unterschied, ob man nur einen Himmelsausschnitt oder den Himmel als Teil der Landschaft abbilden möchte.

So gesehen, gibt es auch keine ideale Brennweite für Wolkenbilder: Soll der Vordergrund eine Rolle spielen, ist ein Weitwinkelobjektiv das Mittel der Wahl, während längere Brennweiten bis 135mm – seltener bis 200mm und noch seltener darüber – das Isolieren von Wolkengebilden ermöglichen.

Meer & Wolken: Am Meer, wie hier auf Sylt, sieht man immer wieder spektakuläre Wolkenstimmungen. Hier verdeckt die tiefhängende untere Wolke die Sonne, die oberen auffächernden Wolken werden somit indirekt beleuchtet. Zwei kleine Wolkenlücken tupfen Lichtreflexe aufs Wasser.
Sony A7R II | 16 mm | ISO 100 | f/11 | 1/125 s
Fotograf: Siegfried Layda

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Kommentar von Siegfried Layda

Nahezu jedes Landschaftsbild besitzt auch einen ausgeprägten Himmelsanteil – Grund genug, den Himmel bereits bei der Aufnahme seiner Bedeutung entsprechend zu berücksichtigen.

Hohe Kontraste bereiten in diesem Bereich oft Probleme: Die Wolken sollten zum Beispiel in den Lichtern immer ausreichend Zeichnung aufweisen. Auch im digitalen Zeitalter leisten in schwierigen Fällen Aufnahmefilter (Pol- und ND- bzw. ND-Verlaufsfilter) wertvolle Dienste und erleichtern die Nachbearbeitung.

UFO-Wolken: Südwest-Island im Juli gegen 22.30 Uhr: Die Tage sind hier um diese Jahreszeit noch lang. Und dann zeigte sich eine Formation der seltenen linsenförmigen (lentikularen) Wolken, die immer wieder die Fantasie von UFO-Jägern beflügeln.
Canon EOS 1Ds MkIII | 28 mm | ISO 100 | f/11 | 1/40 s
Fotograf: Siegfried Layda
Farbenspiel: Kein Sonnenuntergang gleicht dem anderen. Diese Variante über der Hafeneinfahrt von Vrsar in Istrien bezieht seinen Reiz aus dem hellen Saum am oberen Ende der Wolken und den davon ausgehenden Strahlen.
Nikon D500 | 120 mm/KB (16-80 mm) | ISO 200 | f/8 | 1/800 s
Fotograf: Karl Stechl

Landschaft & Architektur

Die Pioniere unter den Landschaftsfotografen hatten als zentrales Thema die vom Menschen unberührte Natur. Man verlässt aber den Boden der Landschaftsfotografie nicht, wenn auch Häuser oder Ortschaften als Bildelemente dazu kommen.

Beispiele dafür finden sich allerorten: ein einsames Haus an der Küste, ein Bauernhof in den Alpen, ein Kloster auf Mallorca, Burgen in Österreich und mediterrane Städtchen, eingebettet in die grünen Hügel der umgebenden Landschaft.

Farbtupfer in Nordwest-Island: Die kleine Kirche am Skogarströnd setzt einen Farbakzent und dient als Größenmaßstab in der Landschaft, deren Weite auf diese Weise visuell erfahrbar wird.
Sony NEX-6 | 75 mm/KB (16-50 mm) | ISO 100 | f/11 | 1/320 s
Fotograf: Siegfried Layda

Elemente, die der Bildaussage nicht dienlich sind, kann man durch eine geschickte Wahl von Standort, Perspektive und Bildausschnitt ausblenden; mit nachträglicher Bildretusche sollte man es aber nicht übertreiben. Manche Fotografen, vor allem solche mit bildjournalistischem Hintergrund, lehnen derartige Eingriffe rundweg ab.

Andere argumentieren, dass Bilder auch schon lange vor Photoshop retuschiert wurden, um störende, aber unwesentliche Details zum Verschwinden zu bringen. Abgesehen davon ist es aber gerade die Detailtreue, die eine Landschaftsaufnahme ausmacht – nicht umsonst verwendeten die frühen Landschaftsfotografen am liebsten Fachkameras und große Aufnahmeformate.

Heute sind professionelle Landschaftsfotografen überwiegend mit Vollformatkameras und Sensorauflösungen von über 30 oder 40 Megapixeln unterwegs. Darüberhinaus gibt es die Möglichkeit, die Bildauflösung durch „Stitching“ aus mehreren Einzelaufnahmen zu erhöhen.

Das Prozedere entspricht dem von Panoramaaufnahmen, nur dass es hier nicht um möglichst breite Bilder geht. Für ein hochaufgelöstes Bild im Querformat im Seitenverhältnis 3:2 reichen bereits drei Einzelaufnahmen im Hochformat aus.

Blick nach oben: Trotz bewölkten Himmels schien für ein paar Momente die Sonne als perfektes Seitenlicht – scheinbar exklusiv – auf die Klosteranlage Säben in Südtirol. Durch den Blick nach oben erscheint das Gebäude wie freigestellt vor dem grauen Himmel.
Sony NEX-6 | 75 mm/KB (16-50 mm) | ISO 100 | f/11 | 1/200 s
Fotograf: Siegfried Layda
Blick ins Tal: Valldemossa auf Mallorca: Die berühmte Kartause, malerisch eingebettet in die Umgebung, erhält noch das letzte Sonnenlicht, während der größere Teil des Tals bereits im Schatten liegt. Das Licht scheint die Form des Gebäudes herauszumeißeln.
Sony NEX-7 | 36 mm/KB (18-200 mm) | ISO 100 | f/11 | 1/200 s
Fotograf: Siegfried Layda

Standort & Perspektive

In Bild 1 trägt der Mittelgrund (rot markiert) nur wenig zur Bildaussage bei. Ein tieferer Aufnahmestandort lässt den Vordergrund direkt in den Hintergrund übergehen und dramatischer wirken (2). Fotografiert wurde in beiden Fällen mit 18-mm-Brennweite an einer APS-C-Kamera (27mm/KB).

Das heißt: Nicht die Brennweite verändert die Perspektive, sondern der Aufnahmestandort.

Fazit

Die Landschaftsfotografie bietet eine spannende Kombination aus Naturerlebnis und fotografischer Herausforderung. Man muss als Landschaftsfotograf jedoch stets flexibel sein und sich per­manent den Umweltbedingungen anpassen, egal ob man Wälder, Täler oder Himmel und Wolken fotografiert. Besonders wichtig für das Bildergebnis sind dabei das Licht und die richtige Perspektive. Du möchtest noch mehr Tipps zur Landschaftsfotografie erfahren? Kein Problem, in unserer Einführung in die Landschaftsfotografie erhältst Du weitere Tipps.

Weitere Tipps für die Fotopraxis, Tests der aktuellen Kameramodelle und alle Neuheiten und Trends in der Fotobranche erhältst Du im monatlichen ColorFoto-Magazin.

Autor: Karl Stechl

4 Kommentare

  1. Danke für die schönen Fotos. Wenn man schöne Wolken hat und interessante Sonneneinstrahlung ist es einfacher ein schönes Bild zu machen, als wenn der Himmel ohne Struktur ist oder nur pralle Sonne ohne Schatten.
    Da wären ein paar Tipps auch gut, denn oft kommt man nur einmal und kurz an eine bestimmte Stelle, wie bei Busreisen. Was macht man dann?

  2. Insbesondere das Bild vom Buchenwald im Gorbea NP reizt mich zum Widerspruch. Der Eindruck dieses im Dunst hängenden Waldes hätte durch eine „Zugabe“ bei der Helligkeit Richtung high-key an Wirkung gewonnen. Im genesatz dazu wäre auch eine kleine Farbsättigung oder etwas mehr Kontrast zu einem Bild mit mehr „Dramatik“ förderlich gewesen.

  3. Ein hoch interessanter Querschnitt durch die Vielfalt der Landschaftsfotografie. Wer Fotos fern von Klischees machen möchte, und nicht in ferne Länder reist, wird sehr zeitig aufstehen müssen und sehr spät zu Bett gehen können, dann gibt es auch in der Heimat außergewöhnliche Landschaftsmotive

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