Belichtung – Diese vier Messmethoden helfen Dir weiter

Belichtung – Messmethoden – Teaser
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In Zusammenarbeit mit SIGMA
Jede Digitalkamera kann heutzutage die Belichtung messen und die meisten Kameras stellen für die automatische Belichtungsmessung unterschiedliche Methoden bereit.

Nicht jede Messmethode ist für jede Situation geeignet.

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In diesem Beitrag möchten wir die gängigsten Messmethoden vorstellen und Anwendungsbeispiele geben, um Dir den Einstieg in die sinnvolle Belichtungsmessung zu erleichtern.

Belichtungsmessung findet in allen Programmmodi der Kameras statt. In den kreativen Programmen P, Tv (S), Av (A) und M kannst Du selbst entscheiden, welche der verfügbaren Messmethoden Du verwenden willst:

  • die Mehrfeld- oder Matrixmessung
  • die Selektivmessung
  • die Spotmessung
  • oder die mittenbetonte Integralmessung.

Landschafts- oder Portraitaufnahmen

In den vielen Motivprogrammen (zum Beispiel Landschaft oder Porträt) wird die Messmethode meist vorgegeben und lässt sich selten ändern.

Die Einstellung der Messmethode erfolgt auf höchst unterschiedlichem Wege:

  • Es können Tasten sein, die eine direkte Auswahl erlauben.
  • In manchen Fällen musst Du in das Menü der Kamera gehen.
  • Einige Kameras erlauben die Verstellung der Messmethode auch über ein Touch-Display.

Welcher Weg für Deine Kamera nun sinnvoll oder verfügbar ist, entnimmst Du den beiliegenden Handbüchern. Die Methoden zur Einstellung der Messmethode sind so unterschiedlich, dass wir eine Beschreibung in diesem Beitrag nicht vornehmen können.

In diesem Beitrag geht es darum zu zeigen, wozu die unterschiedlichen Methoden gut sind.

Belichtungsmessung Fuji S2 Pro | 18mm | 1/3.000 Sek. | f/3,5 | ISO 100
Das Ziel einer jeden Belichtungsmessung ist ein korrekt belichtetes Bild.
Fuji S2 Pro | 18mm | 1/3.000 Sek. | f/3,5 | ISO 100

Belichtungsmessung: Welche Messmethode ist die richtige?

Wichtiger, als immer die „richtige“ Messmethode zu wählen, ist es zu wissen, wann man wie reagieren muss.

Du solltest Dir die Zeit nehmen, mit der Belichtungsmessung zu experimentieren, damit Du im Falle des Falles nicht lange überlegen musst, wenn es nötig wird, korrigierend einzugreifen. Lasse Dir nicht einreden, dass irgendeine dieser Messmethoden weniger „wert“ oder gar „nicht professionell“ wäre.

Wähle einfach die Methode, die Dir am besten liegt und die für Dich am ehesten vorhersehbare Ergebnisse liefert.

Wir lesen oft, dass Hobbyfotografen in den manuellen Modus gehen, da dies professionell sei.

Das ist Unsinn.

Eine manuelle Einstellung der Belichtung macht manchmal Sinn, aber nur um der Einstellung willen darauf zu verzichten ist so sinnvoll, wie am Auto das ABS abzuschalten, da „echte“ Kerle auch ohne Hilfe bremsen können.

Unterschiedliche Messmethoden

Auch wenn die meisten Digitalkameras unterschiedliche Messmethoden zur Verfügung stellen, solltest Du immer im Hinterkopf behalten, dass die verschiedenen Messmethoden nur Hilfsmittel sind, die für unterschiedliche Lichtsituationen optimiert wurden.

Mit etwas Erfahrung können mit jeder Messmethode identische Ergebnisse erzielen werden, indem man aktiv korrigierend in die Belichtungsmessung eingreift.

Die Mehrfeldmessung

Belichtungsmessung, Messmethode, Mehrfeldmessung
Typischen Anzeige bei der Auswahl der Mehrfeldmessung (Canon), bei Nikon nennt sich die vergleichbare Methode Matrixmessung

Die Mehrfeld oder Matrixmessung ist die komplexeste und gleichzeitig leistungsfähigste Messmethode.

Sie erkennt verschiedene Lichtsituationen und reagiert darauf. Bei kleineren Kameramodellen werden Belichtungssensoren verwendet, die den Messbereich (ca. 80% des Sucherbildes) in 30 – 70 Messfelder aufteilen und jedes Feld für sich messen.

In neuen und teilweise teureren Modellen haben die AE-Sensoren (Belichtungssensoren) bis zu 150.000 Pixel und sind daher auch in der Lage sehr komplexe Lichtsituationen zu bewerten und können vor allem auch unterschiedliche Farben erkennen und auswerten.

Mehrfeldbeispiel, Belichtungsmessung
Insgesamt 63 verteilte Messfelder messen in diesem Beispiel das Licht. Beachte bitte die Lage der Messfelder zu den AF-Feldern: Jedes AF-Feld liegt in einem AE-Messfeld.
Belichtungsmessung: Schiff-Vordergrund
Die Mehrfeldmessung erkennt anhand der aktiven Messfelder, dass das Schiff im Vordergrund das wichtige Motiv darstellt, und sorgt für eine Gewichtung der Bildanteile gegenüber dem relativ dunklen Himmel. Canon EOS 7D | 150mm | 1/8.000 Sek.| f/2,8 | ISO 100

An dem Bildbeispiel kann man gut sehen, wie nahezu die gesamte Motivfläche erfasst wird. Durch die relativ feine Verteilung der einzelnen Messfelder hat jedes AF-Feld sozusagen ein eigenes Messfeld.

Aus den Messwerten der einzelnen Felder ermittelt die Kamera die Belichtungswerte. Dabei werden nicht nur die Helligkeitswerte (Luminanz), sondern auch die Farbhelligkeiten und die Schärfe berücksichtigt.

Die Zusammenarbeit mit dem Autofokus ist dabei die eigentliche Stärke der Mehrfeld- oder Matrixmessung.

Belichtung und Autofokus

Wenn der Autofokus aktiv ist, erhält die Kamera für die Belichtungsmessung eine zusätzliche „Intelligenz“.

Sobald der Vorgang der Scharfstellung abgeschlossen ist, werden bestimmte Messfelder besonders gewichtet. Alle AF-Felder, die ausgewählt werden oder die bei der automatischen Messfeldwahl aktiv beteiligt sind, bekommen einen zusätzlichen Wertungsfaktor. Mit in die stärkere Wertung fließen zusätzlich AF-Felder ein, die auch scharf oder fast scharf melden, ohne dass sie jedoch an der eigentlichen Fokussierung der Kamera aktiv beteiligt waren.

Die Logik der Kamera geht davon aus, dass alle Motivteile, die sich in einer Schärfeebene befinden, bildwichtig sind und daher bei der Belichtungsmessung bevorzugt werden müssen.

Der Faktor für die Gewichtung beträgt bis zu 1,5 Blendenstufen. Bei gleichmäßigen Lichtsituationen spielt die Gewichtung kaum eine Rolle, bei Motiven mit großen Kontrasten wie Gegenlichtsituationen oder hartem mittäglichem Sonnenlicht kann diese Art der Messung den Unterschied zwischen korrekter oder falscher Belichtung ausmachen.

Belichtungsmessung
Dezentrales Hauptmotiv, dahinter szenisch wichtige, aber unscharfe Bildanteile, für die Mehrfeldmessung kein Problem.
85 mm | f/2 | 1/4.000 Sek. | ISO 100 | Mehrfeldmessung

Verwendung der Mehrfeldmessung

Bei bewegten Motiven in Kombination mit der einem kontinuierlich folgenden Autofokus ist die Mehrfeld-(Matrix-)Messung besonders hilfreich.

Sich schnell bewegende Objekte verändern oft auch schnell die Verteilung der Helligkeiten im Motiv. Die Mehrfeld-(Matrix-)Messung ist in der Lage, diesen Änderungen kontinuierlich Rechnung zu tragen, bis ausgelöst wird. In einigen Fällen erleichtert die Matrixmessung sogar dem Autofokus die Arbeit, da bei der Motivverfolgung auch Farben erkannt werden und durch das Zusammenspiel aus AE- und AF-Messung schnelle Motive besser verfolgt werden können.

Gerade wenn es schnell gehen muss, ist die Mehrfeld-(Matrix-)Messung daher die ideale Messmethode, die Du Dir für den kleinen Nachteil erkaufst, den Schwerpunkt der Belichtungsmessung nicht selbst bestimmen zu können.

Selektivmessung

Belichtung – Messmethode – Selektivmessung Belichtungsmessung
Beispielhafte Anzeige auf dem Monitor bei Einstellung der Selektivmessung

Die Selektivmessung arbeitet unabhängig vom Autofokus.

Zur Belichtungsmessung wird nur ein Kreis in der Mitte des Suchers herangezogen, dessen Durchmesser in etwa dem Abstand des obersten und untersten AF-Feldes im Sucher entspricht. Die gemessene Fläche entspricht etwa 10% des Sucherfeldes. Alle anderen Bereiche des Suchers – mögen sie noch so hell oder dunkel sein – werden bei der Messung nicht berücksichtigt.

Belichtungsmessung: Selektivmessung
Mit der Selektivmessung konzentriert sich die Belichtungsmessung auf den Bereich um den mittleren AF-Sensor. Gerade in der Eventfotografie oder beim Sport ist es wichtig, das zentrale Motiv sauber zu belichten, die Umgebung spielt eher keine Rolle. Für Bildgestaltung bleibt wenig Zeit und man nimmt das mittlere (empfindliche) AF-Feld, gestaltet wird später am PC per Bildausschnitt. Dabei ist die Selektivmessung nicht ganz so sensibel gegenüber Fehlmessungen wie die Spotmessung.
Fuji S2 Pro | 105 mm | 1/90 Sekunden | f/2,8 | ISO 400

Die Selektivmessung ist in der Messung und in dem Ergebnis wesentlich konkreter als die Mehrfeldmessung, aber auch sensibler bezüglich Fehlmessungen. Hier kommt der Unterschied zwischen dem Sehverhalten des menschlichen Auges und dem beschränkten Kontrastumfang einer Kamera zum Tragen.

Digitalkameras können einen maximalen Kontrastumfang von neun bis elf Blenden abbilden, das Auge schafft in etwa den vier- bis fünffachen Umfang. Der Grund ist die ständige Anpassung des Auges an die Umgebung – je nach Blickrichtung.

Bei hohen Kontrastunterschieden innerhalb eines Motivs kann daher die Mehrfeldmessung zu suboptimalen Ergebnissen führen, da alle Bereiche einen mehr oder minder großen Einfluss auf die Messung nehmen. Die Selektivmessung berücksichtigt dagegen die Bereiche außerhalb des Messkreises nicht. Ob die außerhalb gelegenen Bereiche nun über- oder unterbelichtet werden, hat keinen Einfluss auf die Messung.

Verwendung der Selektivmessung

Die Selektivmessung ist immer dann gefragt, wenn Du Wert darauflegst, dass ein selektierter Bereich im Sucher genau belichtet wird, und wenn die Mehrfeldmessung zu keinen zufriedenstellenden Ergebnissen führt.

Extreme Gegenlichtsituationen oder starke Reflexionen im Hintergrund sind typische Anwendungsfälle. Wenn das Hauptmotiv recht groß ist, aber farblich gesehen sehr dunkel oder sehr hell ist – eine Braut in ihrem weißen Kleid in einem Park –, kann die Selektivmessung helfen, schneller zu guten Ergebnissen zu kommen.

Belichtungsmessung
Ein sehr komplexes Motiv von den Lichtverhältnissen her, viel Sonne, viel Schatten im Gesicht, ein sehr heller Hintergrund. Um das Gesicht richtig zu belichten, ist hier die Selektivmessung die korrekte Wahl, die Überbelichtung des Hintergrunds ist aufgrund der gewünschten Unschärfe ohne Relevanz.
EOS 5D III | 135 mm | f/2 | 1/3.200 Sek. | ISO 100 | Selektivmessung

Beispiele für die Selektivmessung

In der Konzertfotografie ist das Hauptmotiv – der Musiker – häufig von vielen Strahlern und hellen Lampen umrahmt. Mit der Selektivmessung können die Einflüsse dieser hellen Lichter im Bild eliminiert werden.

Hast Du einmal versucht, einen Hund oder ein anderes Tier mit schwarzem Fell zu fotografieren? Du wirst sehr häufig feststellen, dass das Foto an sich korrekt belichtet ist, aber der Hund im Fell kaum Strukturen hat. Der Grund liegt in der Vergleichsbasis von 18% Grau.

In der Mittelwertbildung der Mehrfeldmessung ergibt sich eine korrekte Belichtung, es bleibt aber in den dunklen Tönen nicht genug Spielraum, um alle Feinheiten abzubilden. Wenn Du stattdessen die Selektivmessung verwendest, dann konzentriert sich die Messung auf das schwarze Fell und vergleicht es wieder mit dem Grauwert. Als Ergebnis wird das Foto, ebenso wie das schwarze Fell, an sich leicht überbelichtet, sodass das Fell deutlich mehr Strukturen und Zeichnung enthält.

Du kannst auch den umgekehrten Weg gehen und dunkle Bereiche zusätzlich aufhellen, und zwar durch einen Reflektor oder einen Blitz, die gezielt auf den dunklen Bereich gerichtet werden. Durch das zusätzliche Licht im dunklen Bereich reduzierst Du den Kontrastumfang des Gesamtbildes, das Fell hat wieder Zeichnung.

Die Selektivmessung birgt allerdings durchaus die Gefahr von Fehlmessungen. Zwar ist das Risiko einer Fehlmessung nicht genauso groß wie bei der nachfolgend beschriebenen Spotmessung, aber durchaus vorhanden. Du solltest daher die Aufnahmen auf dem Monitor zwischendurch immer mal wieder kontrollieren.

Belichtungsmessung: Selektivmessung
Studioaufnahme mit vorhandenem Licht von den gegenüberliegenden Fenstern. Der weiße Hintergrund kann die Belichtungsmessung in die Irre führen. Selektivmessung auf die Modelle löst das Problem.
EOS 5DIII | 85 mm | f/2| 1160 Sekunden | ISO 100 | Selektivmessung

Wann entstehen Fehlmessungen?

Fehlmessungen entstehen insbesondere immer dann, wenn der anvisierte und gemessene Bereich in der Helligkeit einer einzelnen Farbe oder aller Farben deutlich von den Mittelwerten abweicht.

Kritisch sind besonders gelbe und rote Farben. Willst Du zum Beispiel Blumen fotografieren und eine gelbe Blüte befindet sich genau im Messbereich, wirst Du unter Umständen feststellen, dass auf den ersten Blick das Foto korrekt belichtet erscheint. Bei genauer Betrachtung sind aber die gelben Blätter ohne jede Struktur. Auch das Histogramm sieht auf den ersten Blick korrekt aus. Erst die Betrachtung der einzelnen Farbkanäle bringt Aufschluss.

Dazu unser Tipp:

Verlasse Dich nicht nur auf die automatische Belichtungsmessung, sondern fotografiere bewusst.

Experimentiere mit den Messmethoden und der Belichtungskorrektur und vergleiche die Ergebnisse und die Daten. Je öfter Du so arbeitest, desto schneller entwickelst Du ein Gefühl für das Licht. Mit zunehmender Erfahrung kannst Du sehr treffsicher einschätzen, welche Werte der Belichtungsmesser finden wird, und wirst in der Lage sein, aus dem Bauch heraus die passende Korrektur zu finden.

Spotmessung

Belichtungsmessung: Spotmessung
Anzeige auf dem Monitor bei Einstellung der Spotmessung (Canon)

Die Spotmessung ist sozusagen die kleine Schwester der Selektivmessung.

Es wird nur ein sehr kleiner Bereich des Sucherbildes gemessen. Der Bereich, der gemessen wird, wird im Sucher oft in Form eines kleinen Kreises angezeigt und beträgt ca. 2-4% der Sucherfläche. (Spitzenmodelle vieler Marken erlauben sogar eine an die AF-Felder gekoppelte Multispotmessung, was wir aber nur am Rande erwähnt haben wollen, hier geht es um die generelle Funktion der Spotmessung).

Der kleinere Messbereich gegenüber der Selektivmessung hat Vor- und Nachteile:

Vorteil ist, dass sich die Messung präzise auf einen Punkt beschränken lässt.

Nachteil ist die erforderliche Genauigkeit in der Messung, kleine Änderungen an der Bildgestaltung im Sucher führen zu eklatant anderen Messergebnissen.

Die Spotmessung ist der Selektivmessung sehr ähnlich, es wird jedoch nur noch ein sehr kleiner Teil der Sucherfläche um den mittleren Sensor herum gemessen. Die Spotmessung erlaubt damit eine äußerst präzise Messung, die insbesondere bei sehr kontrastreichen Motiven angewendet wird.

Verwendung der Spotmessung

Die Spotmessung wird hauptsächlich in der professionellen Fotografie verwendet. In der Presse- und Reportagefotografie ist es wichtig, dass die Messung genau auf dem Punkt sitzt.

Das Gesicht des Prominenten im Fond des Autos oder der Sportler im Sprung sind wichtig. Ob die Umgebung zu hell oder zu dunkel ist, spielt nur eine untergeordnete Rolle. Es muss einfach in vielen Fällen schnell gehen, es ist keine Zeit, sorgfältig die Belichtung zu kontrollieren und zu korrigieren. Spotmessung und mittleres AF-Feld stellen sicher, dass die Belichtung genau auf dem Punkt sitzt – auf dem Punkt der maximalen Schärfe.

Sind Motive sehr kontrastreich, dann stellt die Spotmessung sicher, dass genau dort noch Zeichnung im Bild ist, wo man Zeichnung haben möchte. Der Messwertspeicher erlaubt es, die Spotmessung auch auf Bereiche außerhalb der Suchermitte anzuwenden.

Dafür visierst Du den Bereich an, der für die Belichtung wichtig ist und drückst dann mit dem Daumen auf die Taste für die AE-Speicherung (siehe dazu das Handbuch der jeweiligen Kamera). Der gemessene Wert wird bis zum nächsten Auslösen gespeichert, Du kannst dann in Ruhe den richtigen Motivausschnitt auswählen.

Basic CMYK
Im Bereich Presse- und Sportfotografie wird die Spotmessung häufig verwendet. Es ist keine Zeit, die Bilder nachher am PC aufwendig zu bearbeiten, sie müssen schnell in die Redaktion. Die Spotmessung stellt sicher, dass das Licht dort korrekt sitzt, wo der Fotograf hinzielt, die Umgebung ist im Zweifel zu hell oder dunkel – was aber in diesen Fällen keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielt. 100 mm | f/2,8| 1/400 Sek. | ISO 800 | Spotmessung

Mittenbetonte Integralmessung

Belichtungsmessung: Spotmessung – Mittenbetonte Messung
Anzeige auf dem Monitor bei Einstellung der mittenbetonten Messung (Canon)

Die mittenbetonte Integralmessung entspricht in etwa der Mehrfeldmessung mit aktiviertem mittleren AF-Feld.

Die Gesamtfläche der Messung entspricht der Fläche, die bei der Mehrfeldmessung mit einbezogen wird. Schwerpunkt der Messung ist die Suchermitte. Der Kreis der Hauptmessung ist in etwa so groß wie bei der Selektivmessung.

Verwendung der Mittenbetonten Integralmessung

Die Integralmessung ist eine schon länger existierende Messmethode, die eingeführt wurde, weil zentrale Messmethoden wie die Selektiv- und die Spotmessung das Umfeld nicht ausreichend berücksichtigen. Die Integralmessung geht davon aus, dass sich der bildwichtige Teil des Motivs in der Mitte befindet, und bewertet diesen besonders, allerdings unter Beachtung des restlichen Sucherbereiches.

Der Umgang mit der Integralmessung bedarf einiger Erfahrung, ist aber, wenn man seine Eigenheiten kennt, ein sehr gutes Werkzeug.

Belichtungsmessung: Spotmessung
Die mittenbetonte Integralmessung setzt einen zentrierten Aufbau voraus, da sonst die Gewichtung der Bildelemente fehlschlägt. In diesem Fall ist die Messung passend.
Canon EOS 5DIII | 135 mm | f/2 | 1/3.200 Sekunden | ISO 100 | mittenzentrierte Integralmessung
Belichtungsmessung: Integral
Die mittenbetonte Integralmessung legt den Schwerpunkt auf die Bildmitte, bezieht aber den Rest des Bildes mit ein und sorgt so für ein ausgewogenes Bild. Der Schwerpunkt der Belichtung liegt hier auf dem Mädchen in der Bildmitte.
Belichtungsmessung, Belichtung
Durch den hellen Teint und die blonden Haare dieses Mädchens vor einem dunklen Hintergrund ist dieses Motiv an sich schon anspruchsvoll. Dass das Foto im Schatten ohne Aufhellblitz gemacht wurde, macht die Lösung nicht einfacher. Die Integralmessung hilft in diesem Fall, das richtige Licht zu finden. Das Gesicht wird gewichtet, um nicht zu dunkel zu wirken, der Hintergrund nimmt aber Einfluss auf die Gesamthelligkeit.
Canon EOS 50D |200 mm | f2.8 | 1/250 Sekunden | ISO 400 | Integralmessung

 

Lesetipp: Online-Fotokurs „Belichtung: Die Messmethoden richtig einsetzen“

Online Fotokurs fotocommunity

Es gibt nicht „die“ richtige Messmethode. Viel wichtiger ist zu wissen, wie Du sie benutzt und wie Du richtig reagieren musst. In unserem Fotokurs Belichtung: Messmethoden richtig einsetzen erklären wir Dir die gängigsten Messmethoden und geben Dir Tipps, wann Du welche Methode einsetzt.

 

44 Kommentare

  1. Ein toller Artikel, vielen Dank.
    Ich habe mir die Messmethoden in der Theorie des Öfteren verinnerlicht, aber diese Ausführlichkeit und die Beispiele sind wirklich gut. Besonders der Hinweis auf rote oder gelbe Blüten ist interessant, da ich besonders jetzt im kommenden Frühjahr genau dieses Problem bemerke. Auf dem Display sehen die Ergebnisse noch gut aus, aber in der Entwicklersoftware … irgendwie matschig, konturlos. Ich werde mich mal mit ein paar Testreihen mit dem PRoblem auseinandersetzen und bin froh, nicht alleine damit zu sein.

  2. Eingängige Erläuterungen. Bedenkenswert finde ich den Vergleich mit ABS, hat was für sich; wie oft hört und liest man, daß nur M der „wahre“ Modus sei. Nun ist mir klarer, warum ich des öfteren mit Ergebnissen der Spotmessung nicht so zufrieden war.
    Klasse, daß die Fregatte Shtandart als Modell genommen wurde. Auf ihr durfte ich im April letzten Jahres für 9 Tage mitfahren; Kapitän Valdimir Martus wäre ein tolles Modell für Porträtfotografie … Leider hatte ich meine EOS nicht dabei, denn ich war zu sehr in Sorge, daß sie zu sehr gelitten hätte (aufgrund des Wetters wäre sie wohl tatsächlich auch zu Schaden gekommen).

  3. Ich vermisse sehr den Hinweis auf die Möglichkeiten, die der RAW-Modus bringt (lediglich ein Kommentar erwähnt das Stichwort). Immerhin habe ich durch die erhöhte Bittiefe und dadurch bedingten erweiterten Kontrastumfang bessere Chancen, in der Nachbearbeitung noch das zu erreichen, was durch eine suboptimale Belichtung im JPG-ooC erstmal nicht geklappt hat. Im Detail ist das natürlich einen eigenen Artikel wert, aber erwähnen sollte man es hier schon.

    Zum anderen finde ich den Vergleich mit dem ABS nur bedingt passend, denn die Automatik kann nicht nur „Belichtungsunfälle“ vermeiden helfen: Wenn ich verstehe, wie sie funktioniert, kann sie mir auch Arbeit ersparen bzw. in bestimmten Situationen überhaupt erst ermöglichen, ein Motiv einzufangen. Das gilt speziell natürlich für Blenden- und Zeitautomatik, eventuell aber sogar für einige der oft geringgeschätzten Szenenprogramme.

    1. Hallo Stefan,

      danke für Deinen Beitrag als Ergänzung. Deine Meinung teile ich allerdings nicht. In dem Beitrag geht es ausschließlich darum die verschiedenen Methoden der Belichtungsmessung zu erläutern und Anwendungsbeispiele zu zeigen. Natürlich bietet RAW die Möglichkeit Fehlbelichtungen in einem gewissen Rahmen zu korrigieren, allerdings mag es auch RAW, wenn das Foto von Anfang an korrekt belichtet ist, dann kann das RAW seine Reserven in anderen Bereichen ausspielen.

      Es macht aus meiner Sicht überhaupt keinen Sinn auf eine präzise Belichtungsmessung zu verzichten, nur weil RAW es retten kann.

      In Deinem zweiten Absatz geht es dann schon nur noch mittelbar um Belichtungsmessung. Sowohl in der Zeit- als auch in der Blendenautomatik sind die Belichtungsmessmethoden frei wählbar und je nach Motiv wählt man dann eben die passende Methode. Die Vollautomatik, bzw. die „Szene- bzw. Motivprogramme“ verwenden alle immer nur eine der 4 Methoden, nämlich die Matrix-/Mehrfeldmessung.

      Da es hier aber eben um die Darstellung der Messmethoden geht, haben die Szeneprogramme in diesem Beitrag tatsächlich nichts verloren.

  4. Vielen Dank für die ausführliche Erklärung. Ich hätte noch eine spezielle Frage:
    Kann es sein dass man z.B. bei der Canon EOS 1200D die Selektivmessung nur verwenden kann wenn man mit dem dem Sucher fotografiert? Wenn man mit dem Livebild fotografiert finde ich keine Einstellmöglichkeit und mir kommt es vor dass die Einstellung welche für den Sucher verwendet wird hier nicht greift.
    Ich würde die Selektivmessung hauptsächlich für Produktfotografie verweden, bei welcher der Hintergrund sehr hell ist. Das Objekt wird dann am PC freigestellt. Der Hintergrund spielt also keine Rolle weswegen ich mir mit der Selektivmessung bessere Ergebnisse erhoffe.

    1. Hallo Andreas,

      die vorgestellten Messmethoden für die Belichtungsmessung beziehen sich tatsächlich auf den Belichtungssensor. Dieser sitzt im Sucher und benötigt den Spiegel, um arbeiten zu können. Bei Livebild ist der Belichtungssensor blind, da der Spiegel hochgeklappt ist. Die Belichtungsmessung erfolgt dann über den Bildsensor und die Messmethoden stehen nicht zur Verfügung.

  5. Die Erklärung der verschiedenen in der Kamera eingebauten Messmethoden ist gut. Wenn ich z.B. eine Landschaft mit viel Schnee fotografiere, versagen allerdings die von Ihnen erwähnten Messmethoden. Was der Vollständigkeit halber unbedingt erwähnt werden muss, ist einmal das Anmessen einer Graukarte in Objektrichtung und die direkte Lichtmessung mittels eines Belichtungsmessers mit vorgeschalteter Kalotte.

    1. Hallo Peter,

      ja und nein. Ich gebe grundsätzlich zwar recht, dass der Artikel nicht alle Fragen beantwortet. Auf der anderen Seite können und wollen wir nicht in jedem Artikel immer alle Aspekte beantworten. Wir haben pro Beitrag einem begrenzeten Umfang zur Verfügung, den wir meistens schon überstrapazieren.

      Insofern werden wir nicht in dem Artikel zu den Messmethoden alle Seiteneffekte umfangreich beleuchten, sondern weiterhin in einem Artikel z.B. die reinen Grundlagen beschreiben und in einem weiteren Artikel z.B. die Spezialfälle intensiver betrachten. Alles zusammen in einem Artikel wird zuviel.

  6. Der Artikel ist sehr gut erstellt. Ich bevorzuge schon seit Jahren die A-funktion/ Zeitautomatik, auch bei schnellen Bewegungsabläufen (öffne die Blende max.) Habe über 2 Jahre mit einer analog. Canon mit Blendenautomatik und Spotmessung gearbeitet (die Spotmessung hat mich aus unerfindlichen Gründen sehr interessiert), allerdings wurden etliche Aufnahmen unterbelichtet. Digital stelle ich auf A-funktion und Integralmessung, diese ist sehr zuverlässig, wenn ich die Suchermitte auf ein nicht zu dunkles Motiv richte. So gelingen mir die meisten Aufnahmen, vorteilhaft, da ich von zuviel Korrekturen auch nix halte .

  7. Verständlich erklärt……. und jetzt üben, üben, üben.
    Werde mir einen kleinen Zettel mit o.a. Infos laminieren, damit bin ich vor Ort auf der sicheren Seite!!!

  8. Eine schöne Erklärung der Messmethoden, vielen Dank!

    Beim Sport ist man vielleicht manchmal in der Zwickmühle. Einerseits neigt man zur Spotmessung, um das Hauptmotiv sauber zu treffen. Andererseits müsste bei einem sich schnell bewegenden Motiv die Mehrfeldmessung helfen. Ich habe darauf noch nicht DIE Antwort gefunden.

    1. Und Du wirst DIESE Antwort nicht finden – die Gründe hast Du ja selbst bereits genannt. Abhilfe schafft nur das RAW mit seinen Möglichkeiten sehr „breitbandig/breitblendig“ korrigierbar zu sein.

    2. Bringst du hier nicht Autofokus und Belichtungsmessung durcheinander? Bei beiden ist es, unabhängig voneinander möglich, ein oder mehrere Punkte zur Messung einzustellen.
      D.h. bei Sport einfach den Autofokus auf Mehrfeld (z.B. bei mir alle 39 AF Sensoren verwenden) und Belichtungsmessung auf Selektiv- oder gar Spotmessung

  9. Danke für diesen Artikel – man weiß ja so manches, die Anleitung der Kamera ist auch nicht so gründlich (und sowieso schon zu dick); aber dieser Artikel hat es nochmal auf den Punkt gebracht.

  10. Hubert Peters.
    Lese Ihre Beiträge immer wieder gerne, sind für mich sehr lehrreich.
    Mich würde mal interessieren ,wie man ein Fahrrad richtig Fotografiert ,da man keine richtige Fläche hat.
    Gruß Hubert Peters

    1. Beschreibung ist gut. Für „Alte Hasen “ allerdings nicht viel Neues.
      Einstellung bei mir generell nicht auf Automatik und auch generell benutze ich keinen Blitz. Letztlich hilft immer der Computer

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