Unser Motiv-Experte Nils Klostermann nimmt Dich mit auf eine Fototour durch Wetzlar. Vorbei an Schlössern und Burgen, dem Dom und mit einigen Geheimtipps in der Tasche zeigt Dir Nils, was Wetzlar für Fotografen zu bieten hat.
Im Ruhrgebiet geboren, in Hessen verwurzelt. Als pädagogischer Leiter mit Informatik- und Vertriebsvergangenheit bekam ich in diesem Jahr unfreiwillig viel Zeit, aus einem eher stiefmütterlichen Hobby eine Leidenschaft zu entwickeln, der ich täglich ein paar Stunden widmen kann. Naturverbunden mit 2 Hunden, aber auch begeistert von den Möglichkeiten der Bildbearbeitung, genieße ich einen neuen Lebensabschnitt.
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Wissenswertes über Wetzlar
Wetzlar im Lahn-Dill-Kreis, etwa 70 km nördlich von Frankfurt an der A45 gelegen, wurde lange Zeit von mir vollkommen unterschätzt und ignoriert.
Dabei sind die Stadt und ihre Umgebung ein unglaublicher Quell an Motiven und Ideengebern. Der zentrale Punkt ist der Dom, hochgelegen über der Altstadt, die mit bestens erhaltenen Fachwerkhäusern und ihren Geschichten glänzt. Ein gewisser Herr Jerusalem entleibte sich angeblich im gleichnamigen Haus und erlangte später als Werther postume Berühmtheit. Das Lottehaus besagter Charlotte Buff, die Goethe inspirierte, befindet sich nicht weit davon entfernt. Die Alte Lahnbrücke ist oft das Ziel der Blauen Stunde. Wer mit dem PKW anreist, sollte den Parkplatz an der Lahninsel nutzen. Auch für Wohnmobile ist genügend Stellfläche vorhanden.
Eingesäumt von verschiedenen Grünanlagen und Biergärten grenzt sich der historische Teil von der Neustadt ab. Hier glänzt das Forum als architektonisches Motiv mit der Rittal Arena in der Nachbarschaft. Der Rollstuhlbasketballverein RSC Lahn-Dill wurde hier mehrfach Deutscher Meister und Champions League Sieger.
Näherst du dich aus Richtung Gießen, führt dein Weg vorbei an der Leica Welt, deren Museum, wechselnde Galerien und die Architektur der Gebäude an sich einen Besuch lohnen. Von hier führt ein Spazierweg hinab in die Stadt. Wer es lieber ländlich mag, begibt sich Richtung Wettenberg zur Burg Gleiberg, die einen fantastischen Blick auf die Burg Vetzberg und den Dünsberg bietet, auf dem sich früher die Kelten und heute die Mountainbiker austoben. Südwestlich gelegen ist das Schloss Braunfels, der Luftkurort mit Kurpark und wunderschöner Altstadt, den man auch über den Lahnwanderweg erreichen kann.
Der Dom von außen und innen
Der Dom, der eigentlich keiner ist, befindet sich seit etwa 1230 im Bau und ist immer noch nicht fertig. Es fehlt der 2. Turm und überhaupt sieht das alles nach Stückwerk aus, was das sakrale Gebäude erst recht interessant macht. Die unterschiedlichen Bauabschnitte spiegeln sich in der Fassade. Katholiken und Protestanten teilen sich die Nutzung, wozu 2 Altäre und umklappbare Bänke installiert wurden, um die entsprechende Ausrichtung zu gewährleisten. Für Besucher ist der Dom jederzeit geöffnet, was natürlich gerade in den Sommermonaten größere Gruppen anzieht. Leider sind nicht nur die vielen Touristen Ergänzungen im Motiv. Oft sind auch Teile der Fassade oder des Turms wegen Renovierungsarbeiten eingerüstet. Dieses Foto zeigt die Rückseite des Doms beim Abgang zum Lahnufer:
Vorbei am Jerusalemhaus und Lottehaus
Der historisch literarische Hintergrund beider Häuser ist natürlich ein besonderer Aspekt eines Besuchs. Das Haus von Goethes Werther steht bezeichnender Weise am Schillerplatz. Charlotte wohnt etwas entfernt am Kornmarkt. Während sich das Jerusalemhaus in die Fachwerkstruktur der Altstadt einfügt, ist das Elternhaus der Charlotte Buff eher schlicht. Beide Häuser sind zurzeit für den Besucher geschlossen.
Fototour durch die Altstadt
Die Altstadt ist malerisch schön und lädt natürlich gerade in den warmen Monaten zum Bummeln ein. Ein Fachwerk reiht sich an das nächste und bietet eine große Zahl von Motiven in den unterschiedlichsten Perspektiven. Viele Häuser bieten dem Einzelhandel kleine Verkaufsflächen oder beheimaten unterschiedliche gastronomische Betriebe.
Das Panorama am Domplatz oder die Fassade am Kornmarkt mit Blick auf Goethes Wohnhaus sind allemal ein Erinnerungsfoto wert. Die Ratsschänke am Brodschirm lädt nicht nur zum Fotografieren ein. Nicht weit entfernt machte Oskar Barnack 1914 das erste Foto mit der Ur Leica vom Eisenmarkt. In der Karte findet man ihn als historischen Leica Fotopunkt.
Die Alte Lahnbrücke und die Lahn Ufer Biergärten besichtigen
Die Alte Lahnbrücke ist das HDR Motiv für alle lernwilligen Fotoanfänger der Umgebung. Mein Foto ist bei einer entsprechenden Veranstaltung entstanden.
Die Alte Lahnbrücke wurde um 1250 erbaut und bietet mit den zahlreichen Lichtquellen auf der Brücke, sowie links und rechts an den Lahnufern, ein wirklich sehenswertes Motiv zur Blauen Stunde. Der Dom leuchtet im Hintergrund, leider oft mit Baugerüst. Je nach Wasserstand und Fließgeschwindigkeit der Lahn lässt sich noch zusätzlich auf die Bildgestaltung Einfluss nehmen. Aufstellung nimmt man auf der Brücke des Karl-Kellner-Rings oder am Biergarten an der Lahn. Sicherlich einer der besten Standorte für Anfang oder Ende der Altstadttour. Das Auto parkt unmittelbar daneben auf dem Lahninsel Parkplatz. Den Tag gemütlich ausklingen lassen, die gemachten Fotos begutachten und den Tag Revue passieren lassen kann man im Biergarten an der Lahn, im Weingarten an der Lahn oder gegenüber im Paulaner Wirtshaus.
Das Forum und die Rittal Arena
Ich hatte noch keine Fotos vom Forum. Also bin ich an einem Sonntagmittag hingefahren. Geparkt habe ich am Westbahnhof. Was als erstes auffällt ist der Dreck, der überall am Bahnhof und am Forum herumliegt. Alles andere als einladend. Trotzdem lohnt sich ein Besuch, am besten nach Einbruch der Dunkelheit, denn beleuchtet stell die Fassade durchaus ein reizvolles Motiv dar.
Die Rittal Arena ist recht schwierig ins Bild zu bekommen, da es nur mit einem extremen Weitwinkel gelingt, eine ausreichende Distanz zum Objekt zu bekommen. Aber auch hier lädt die Glasfassade zum Experimentieren ein.
Die vielseitige Leica Welt
Ernst Leitz ist sicherlich einer der berühmtesten Söhne Wetzlars. Auch wenn das Unternehmen schon lange nicht mehr im Familienbesitz ist, die Leitzianer gibt es immer noch.
Die Leica Welt befindet sich im Leitz Park bestehend aus mehreren Gebäuden wie dem Museum mit der Ur Leica und einer Galerie der berühmtesten Fotos die im Laufe der Jahre aus einer Leica kamen, der Kamera Produktion, die teilweise einsehbar ist und eine Produktausstellung, einem Café, dem Kamerashop und einer Ausstellung mit wechselnden Künstlern und vieles mehr. Die Architektur der Gebäude erinnert an die Bestandteile einer Kamera, was jedoch hauptsächlich aus der Vogelperspektive zu erkennen ist. Der „Sucher“ über dem Eingang zum Shop ist gut sichtbar. Auch wenn das Fotografieren in den Gebäuden nicht gestattet ist und am Ende eines Rundgangs keine Leica zum Vorzugspreis angeboten wird, lohnt sich der Besuch. 2 bis 3 Stunden Zeit sollte man mitbringen. Von hier aus gelangt man über den 3-Türme-Weg nach etwa 15 Gehminuten zu einer fantastischen Panoramaaussicht.
Einen Blick auf die Burg Gleiberg
Wer nicht ganz so sportlich ist, nimmt den Aufstieg zur Burg mit dem Auto und bekommt mit etwas Glück einen Parkplatz im Burghof. Dort bietet sich ein etwa 240°Ausblick von Nordwest nach Nordost mit einer herrlichen Naturlandschaft. Die Burg Vetzberg, der Dünsberg oder die Burgruine Staufenberg schmücken das Panorama. Bei einer Kehrtwende geht der Blick durch das geöffnete Burgtor in Richtung Süden, wobei die Burgmauern rechts und links einen interessanten Rahmen bilden. Im Inneren der Burg wird für das leibliche Wohl gesorgt. Über das Kulturangebot in der Burg mit Konzerten und anderen Ereignissen sollte man sich rechtzeitig im Internet informieren. Das jährliche Oldie Festival im nahem Wettenberg hat Kult Charakter.
Die Aussicht von der Burg Vetzberg
Nur 1,5 km Luftlinie von der Burg Gleiberg entfernt liegt die Burg Vetzberg. Die Burgruine aus dem 13. Jahrhundert war wohl eine Art Zweitwohnsitz der Grafen von Gleiberg. Viel ist nicht von ihr übriggeblieben, allerdings bietet sie eine kleine Aussichtsplattform und den Blick auf die Burg Gleiberg.
Wandergebiet auf dem Dünsberg
Als Wandergebiet und für Mountainbiker ist der Dünsberg ein Traum. Jedoch ist Fotografieren mit Fernblick nur bedingt möglich. Bis jetzt konnte ich nur 2 Stellen entdecken, die den Blick auf die Umgebung freigeben, aber der etwa einstündige Aufstieg zum Gipfel lohnt sich, denn dort wartet ein kleiner Aussichtsturm auf die Besucher.
Jedoch ist auch dieser zurzeit Corona bedingt geschlossen.
Die Kelten haben ihre Spuren hinterlassen und den Dünsberg somit zum Landschafts- und Kulturdenkmal gemacht.
Der Kunstweg auf den Dünsberg bietet Objekte heimischer Künstler. Von Wettenberg über die L3047 kommend nutzt man am besten den Parkplatz am Krumbacher Kreuz und nimmt den Aufstieg vorbei an dem Nachbau des Keltentors.
Auf dem Weg zum Schloss Braunfels und zur Altstadt Braunfels
Braunfels erreicht man von Wetzlar aus in Richtung Osten über die B45. Stadt und Schloss wurden erstmals im 13. Jahrhundert erwähnt. Für das Foto habe ich mich über Umwege aus Tiefenbach genähert. Die wunderschöne Altstadt mit einem malerischen Marktplatz am Fuß des Schlosses und der Kurpark bieten zahlreiche Motive. Aber auch die Umgebung lohnt sich, zu durchwandern.
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Hallo Herr Nils Klostermann, eine wirklich interessante und gelungene Fototour, die neugierig macht auf Wetzlar. Aber nicht nur auf Wetzlar! Ich heiße Ines Klostermann (Mädchenname) und bin in Schwerin geboren. Ich habe einen Cousin Nils Klostermann, der Kontakt ist jedoch abgebrochen…..Kann, aber muss nicht sein. Viele Grüße von der Ostseeküste. Eine Rückinfo wäre schön.
Lieber Herr Klostermann, ich habe mich über ihre Fototour durch Wetzlar gefreut. Hier gibt es viele interessante Motive. Leider gibt es einen Fehler in ihrer Beschreibung. Wetzlar liegt nicht im Landkreis Gießen. Wetzlar liegt im Lahn-Dill-Kreis. Die Wetzlarer sind froh, das sie nicht mehr zu Gießen dazugehören. Es gab mal die Stadt Lahn (Gießen und Wetzlar). Dieses Gebilde wurde Gottseidank wieder aufgelöst, zur Freude der Wetzlarer.
Hallo und Danke für die Info :)
Wir werden dies gleich anpassen.
LG!
Lars