Wetter als Fotothema: Bist Du ein Schönwetterfotograf, oder wagst Du Dich auch bei Schmuddelwetter vor die Tür? Egal, dieser Beitrag macht das Wetter mit all seinen Begleiterscheinungen zum Fotothema – von Tropenhitze bis Sturmtief. Außerdem erklären wir Dir, wie Du Deine Kameraausrüstung gut durch jedes Wetter bringst.
Dieser Artikel stammt aus dem ColorFoto-Magazin 03-2018.
Sony A7R II | 17mm (16-35mm) | ISO100 | f/10 | 1/160s
Foto: Siegfried Laxda
Nebel und Regen
Der Wetterbericht kann Fotografen nur als Richtschnur dienen, regional sind Abweichungen davon eigentlich die Regel.
Denn auch wenn Regen vorhergesagt ist, kommt eventuell doch mal die Sonne hervor. Und angekündigter Sonnenschein bewahrt einen nicht vor diesigem Himmel.
Als Fotograf muss man versuchen, sich in dieser Hinsicht zu sensibilisieren. Schönes Wetter schont die Nerven, weil man ohne spezielle Kleidung und Schutz der Ausrüstung drauflos fotografieren, die Motivauswahl einfach von Tageszeit und Licht abhängig machen kann.
Schlechtes, wechselndes oder extremes Wetter verlangt dem Fotografen mehr ab, ist aber oft die Voraussetzung dafür, dass ein Eyecatcher entsteht.
Regenkleidung ist sinnvoll, und auch die Kamera solltest Du nicht voll im Regen stehen lassen.
Wenig Spaß macht es freilich, bei Schmuddelwetter auf Motivsuche zu gehen – bei nasskaltem Wetter oder im Dauerregen. Landschaften wirken dann oft trist, Stadtansichten können aber gewinnen, vor allem abends: Auf nassem Pflaster und in Pfützen spiegeln sich bunte Lichtquellen und zerfließen zu natürlichen Aquarellen.
Sogar Wassertropfen am Objektiv können zum Motiv werde. Damit es nicht zu viele Tropfen werden: Sonnenblende verwenden!
Canon EOS 5D Mk II | 17mm TS-E | ISO100 | f/16 | 1,3s
Foto: Siegfried Layda
Eine weitere Form von Wasser in der Atmosphäre, allerdings fein verteilt als Wassertröpfchen, ist Nebel. Vor allem bei Landschaftsaufnahmen ist Nebel als Stimmungsmacher willkommen, weil Teile des Motivs ausgeblendet werden und andere dafür umso deutlicher hervortreten.

Canon Powershot G9 | 7,4mm | ISO100 | f/5 | 1/15s
Foto: Siegfried Layda
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- Regenwetter: Nässe und Spritzer fotografisch richtig in Szene setzen
- So setzt Du Tropfen in der Natur kreativ in Szene
Kommentar von Karl Stechl
Mit wenigen Dingen befasst sich der Mensch so regelmäßig wie mit dem Wetter. Was wäre auch die „Tagesschau“ ohne den Wetterfrosch vom Dienst, der uns mit smarter Gestik die Welt aus metereologischer Sicht erklärt: wo die Sonne lacht, wo das nächste Sturmtief dräut, wo uns der Wettergott den Urlaub verhagelt.
Und die Wetter-App gehört zur Standardausrüstung jedes Reisefotografen. Wer indes nur bei Kaiserwetter fotografiert, versäumt viel. Denn schließlich sind es gerade die eher wüsten Spielarten des Wetters, die Landschaften und Stadtansichten aufregend machen.

Sony A7R | 50mm (24-70mm) | ISO80 | f/13 | 1/6 s
Foto: Siegfried Layda
Trockenübung
Auch wenn der Hersteller Deiner Kamera Spritzwasserschutz verspricht: Lasse die Kamera nicht auf dem Stativ im Regen stehen – schon deshalb, weil Dein Objektiv vielleicht nicht spritzwassergeschützt ist.
Tipp: Schneide einen transparenten Plastikbeutel mit Zipp-Verschluss an der Unterseite auf, sodass Du die Kamera in den Beutel stecken kannst.
Foto: Karl Stechl
Foto: Karl Stechl
Sturm und Gewitter
Bei starkem Wind oder Sturm ist Bilddynamik programmiert: Alles scheint in Bewegung zu sein, und das Stativ, sonst Garant gegen Verwacklungen, wird selbst zum Schärferisiko.
Was tun?
Kein zu leichtes Stativ verwenden, das Ausziehen der Mittelsäule und der untersten (= schwächsten) Stativsegmente möglichst vermeiden.
Wenn Du am Stativ Ballast anbringst, sollte dieser Bodenkontakt haben und keinesfalls im Wind schaukeln, was den gesamten Aufbau zum Kippen bringen kann. Stemmen Dich, wenn nötig, mit dem eigenen Körpergewicht auf das Stativ, um die Kamera zu stabilisieren.
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Canon EOS-1Ds Mk II | 67mm (24-105mm) | ISO160 | f/10 | 1,6s
Foto: Siegfried Layda
Allgemein gilt: Halte Dich von Bäumen fern – bei Sturm wie bei Gewitter – und fotografiere von einem sicheren Unterstand aus.
Abends und nachts kontrastieren Blitze am besten zum Himmel. Du schaltest den Autofokus ab und stellst auf Unendlich scharf.
Anschließend wählst Du ISO 100, Blende 11 oder 16 und die längstmögliche Belichtungszeit Deiner Kamera, meist 30s.
Innerhalb dieses Zeitraums kannst Du meist mehrere Blitze aufzeichnen. Willst Du die Belichtung früher abbrechen – weil Du vielleicht einen schönen Einzelblitz eingefangen hast –, so decke das Objektiv für den Rest der Belichtung mit einem schwarzen Tuch ab.

Canon EOS 5D Mk II | 111mm (70-200mm) | ISO100 | f/8 | 30s
Foto: Siegfried Layda
Flexibler bist Du mit der B(ulb)-Funktion Deiner Kamera: Bei Einstellung auf „B“ bleibt der Verschluss so lange geöffnet, wie Du den Auslöser festhältst. Statt des Auslösers Deiner Kamera verwendest Du dafür einen geeigneten Kabel-, IR- oder Funkauslöser mit Feststell- beziehungsweise Timerfunktion.
Manche Kameras wie die Fujifilm X-T2 haben einen einstellbaren Verschluss-Timer (hier bis 15 Min.) bereits an Bord.
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Canon EOS 5D Mk II 300mm (70-300mm) ISO160 | f/13 | 30s
Foto: Siegfried Layda
Kommentar von Siegfried Layda
Ich stelle mir das Wettergeschehen gerne als mächtige Bildgestaltungs-Software mit vielen Schiebereglern vor, die das Erscheinungsbild der Welt und – entscheidend für Fotografen – das Aufnahmelicht kurzfristig verändern. Leider (vielleicht aber auch Gott sei Dank) sind es nicht wir Fotografen, die an den Reglern schieben.
Somit bleiben uns nur Situationsanalyse und Geduld, um die gebotenen Möglichkeiten in unserem Sinne einzusetzen. Ich staune selbst immer wieder, wie viel Warten oft in einer Aufnahme steckt, obwohl die eigentliche Belichtung nur Sekundenbruchteile dauert.
Wind und Wolken
Das Wetter gehört zu den Ereignissen, die der Mensch nicht kontrollieren kann. Das zeigte 2010 der Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull, dessen ausgeschleuderte Vulkanasche den Flugverkehr in weiten Teilen Nord- und Mitteleuropas lahmlegte.
Siegfried Layda war damals vor Ort und erinnert sich: „Auch wenn uns diese Wolke Kopfschmerzen bereitet hat: Wolken sind für Fotografen in vielen Fällen das Sahnehäubchen auf der Torte.“

Sony A7R | 21mm (16-35mm) | ISO160 | f/8 | 1/800s
Foto: Siegfried Layda
Wolken bilden unterschiedlichste Formationen, denen Meteorologen wohlklingende Namen gegeben haben wie:
- Cirrus (Federwolke)
- Cirrocumulus (kleine Schäfchenwolke)
- Cirrostratus (hohe Schleierwolke)
- Altocumulus (größere Schäfchenwolke)
- Altostratus (mittelhohe Schichtwolke)
- Stratocumulus (Haufenschichtwolke)
- Stratus (tiefe Schichtwolke)
- Cumulus (Haufenwolke
- Nimbostratus (Regenwolke)
- und Cumulonimbus (Gewitterwolke)
Die ideale Brennweite für Wolkenbilder gibt es nicht: Soll der Vordergrund eine Rolle spielen, ist ein Weitwinkel das Mittel der Wahl, während längere Brennweiten bis 135mm – seltener bis 200mm und noch seltener darüber – das Isolieren von Wolkengebilden ermöglichen.

Sony NEX-7 | 55mm/KB (18-200mm) | ISO100 | f/9 | 1/250s
Foto: Siegfried Layda
Die Farbe einer Wolke hängt zum einen von der Wellenlänge des einfallenden Lichts ab, zum anderen von der Höhe der Wolken sowie deren aktueller Position zum Betrachter und zur Sonne.
Grundsätzlich gilt, dass Wolken gleicher Höhe beim Blick Richtung Sonne weniger rot gefärbt erscheinen als in entgegengesetzter Richtung. Zudem wird die Wolkenfarbe durch das Himmelsblau beeinflusst, das durch eine Streuung kurzwelliger Lichtanteile an Luftmolekülen entsteht.
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Sony A7R II | Canon 17mm TS-E (Metabones-Adapter) | ISO100 | f/11 | 1,3s
Foto: Siegfried Layda
Aber „halo“!
Halo-Erscheinungen sind spektakuläre Lichteffekte in der Atmosphäre, die in verschiedenen Formen auftreten.
Halos entstehen durch Reflexion und Brechung von Licht an Eiskristallen, die vor allem in hohen und dünnen Schleierwolken (Cirruswolken) vorkommen. Ein weiterer Lichteffekt ist der Mondkranz (lunare Korona), der durch Beugung des Lichts an den Wassertröpfchen von Wolken verursacht wird.
Foto: Siegfried Layda
Foto: Siegfried Layda
Sonne und Hitze
Sonne, Strand und heißer Sand: klingt nach einer bewährten Formel für Urlaubsfreuden, ist aber keine Garantie für gute Fotos.
Sandstrände wirken oft langweilig, wenn man sie aus normaler Augenhöhe fotografiert.
Tipp: Platziere ein farbiges Detail – einen Sonnenschirm, eine Palme oder das Schild einer Strandbar – im Vordergrund. Oder subtiler: den Schatten einer Palme. Ansonsten nutze Möglichkeiten, den Strand von einem erhöhten Standort aus zu fotografieren.

Sony NEX-7 | 25mm/KB | ISO100 | f/14 | 1/250s
Foto: Siegfried Layda
Egal, ob Deine Systemkamera „wetterfest“ abgedichtet ist oder nicht: Du solltest nicht direkt mit Salzwasser oder feinem Sand in Berührung kommen.
Packe die Kamera zunächst in einen Plastikbeutel und anschließend in eine handliche Fototasche, die sich vor direkter Sonne und neugierigen Blicken geschützt in der Badetasche unterbringen lässt.
Halte beim Fotografieren genügend Abstand zu spielenden Kindern und spritzender Gischt. Hat die Kamera Spritzer vom Meerwasser abbekommen, reinige das Gehäuse am Abend vorsichtig mit einem angefeuchteten Tuch.

Fujifilm X-T2 | 300mm/KB (55-200mm) | ISO400 | f/5,6 | 1/280s
Foto: Karl Stechl
Helle Strandabschnitte korrekt zu belichten, ist in Zeiten der Matrixmessung relativ einfach – zumindest, solange auch noch dunklere Tonwerte im Motiv vertreten sind.
Sollte der Strand im Bild dennoch mehr grau als weiß aussehen, korrigiere die Belichtung um mindestens zwei Drittel Blenden ins Plus. Aktiviere dabei, wenn möglich, das Live-Histogramm und die Überbelichtungswarnung, um keine Zeichnung in hellen Bildpartien preiszugeben. Zum Aufhellen von Porträts bei Gegenlicht reicht meist der Ausklappblitz der Kamera, wenn vorhanden.

Sony NEX-7 | 127mm/KB (18-200mm) | ISO100 | f/9 | 1/250s
Foto: Siegfried Layda
Fazit
Egal ob Sturm, Regen oder Hitze: Jedes Wetter bietet interessante Motive. Wir haben Dir in diesem Artikel eine kleine Auswahl gezeigt und Dir an den passenden Stellen weiterer Artikel verlinkt, mit denen Du Deine Kenntnisse zusätzlich erweitern kannst.
Weitere Tipps für die Fotopraxis, Tests der aktuellen Kameramodelle und alle Neuheiten und Trends in der Fotobranche erhältst Du im monatlichen ColorFoto-Magazin.
Autor: Karl Stechl
Hier findest Du außerdem einen Online-Fotokurs und zwei Artikel zum Thema Wetterfotografie.

Online-Fotokurs: Das Belichten
Egal ob die Sonne scheint oder ob es regnet: In diesem Online-Fotokurs lernst Du, wie Du die verschiedensten Motive optimal und professionell belichtest.

Wenn Du Blitze und Unwetter fotografieren möchtest, ist es wichtig, im zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Welche Portale und Wetterkarten wir Dir empfehlen, um ein Gewitter aufzuspüren, erfährst du in diesem Artikel.

In diesem Artikel stellen wir Dir verschiedene Objektive vor, mit denen Du die verschiedenen Facetten des Wetters optimal darstellst.
Danke für den Artikel und die tollen Bilder. Zu den Blitzaufnahmen und den Einstelltechniken könnte man ergänzen: Es gibt auch Kameras, die einen Hintergrund aufnehmen und danach nur noch „neue“ helle Motivteile, also z.B. Blitze. So sammelt man die Blitze regelrecht ein und der Rest bleibt korrekt belichtet. Diese Funktion gibts bei den Olympus Kameras, sie heißt „Live Composite“. (Die Marke wird regelmäßig stiefmütterlich behandelt, was angesichts diverser solcher technischer Features nicht unbedingt gerechtfertigt ist ;)
Einzelblitz – Das 300-mm-Tele zeigt sehr schön die Verästelungen eines Einzelblitzes. Bei vorgewählter längerer Belichtungszeit: Objektiv abdecken, bis der Belichtungsvorgang abgeschlossen ist.
Canon EOS 5D Mk II 300mm (70-300mm) ISO160 | f/13 | 30s
Foto: Siegfried Layda
Das verstehe ich nicht:
Bei vorgewählter längerer Belichtungszeit: Objektiv abdecken, bis der Belichtungsvorgang abgeschlossen ist.
Wenn ich das Objektiv abdecke, dann kommt doch das Motiv nicht rein.??
Vielen Dank,
Sibs.
Ich denke, die Kamera ist auf Langzeitbelichtung eingestellt ( xx sec). Sobald der Blitz kommt und fertig geblitzt hat, deckt er das Objektiv ab und unterbricht so die weitere Belichtungszeit. Ich würde hier so oder so eine externe Zeit Auslösung vorziehen. Da kannst Du per Knopfdruck auslösen und schliessen wann Du willst.
Klasse Artikel – da ist wirklich alles dabei. Hat viel Spaß gemacht ihn zu lesen und es war eine gute Auffrischung. Das Wetter ist tatsächlich ein spannendes und lohnendes Thema für die Fotografie.
Danke, der Artikel ist wirklich spannend. Ich kann dem nur beipflichten, so entstehen eindrucksvolle Bilder. Den Vorschlag mit der Plastikhülle und dem Zippverschluss werde ich umgehend umsetzen. Eine Erinnerung, passend zu diesem Thema, möchte ich beitragen. Wenn Sie Kondenswasser im Objektiv sehen oder die Kamera ständig mit Feuchtigkeit in Berührung ist, unbedingt die Batterie entfernen. Die Kamera ausschalten reicht nicht aus. Es kann trotzdem zu Kurzschlüssen kommen. Erst im Trockenen legen sie, nach einiger Zeit, die Batterie wieder ein. Ich spreche aus leidiger Erfahrung.
Schöner Artikel…
ein Bild das mir mal gefallen hat, aber ich entwickle mich weiter…
http://www.fotocommunity.de/photo/wunderschoen-kapelle-im-schneesturm-christian-frank/39108805