Unser Motiv-Experte und fotocommunity Nutzer Thomas zeigt Dir die schönsten Sehenswürdigkeiten in Tübingen. Wir danken Thomas für diesen ausführlichen Beitrag und freuen uns auf noch mehr schöne Fotos von ihm.
Eine der ältesten deutschen Universitätsstädte ist mindestens so fotogen wie historisch bedeutend. Das mittelalterliche Flair der Stadt, ihr studentisches Leben mit fast 30.000 Studenten auf 90.000 Einwohner, wie auch ihre geographische 4 Täler-Lage eingesäumt von einer Vielzahl an Bergen, bezaubern auch den fotografischen Blick.
Die Höhenunterschiede betragen bis zu 170 m im Stadtgebiet. Mit Schönbuch im Norden und der Schwäbischen Alb im Süden, entstehen sagenhafte Aus- und Einblicke. Hier findet wohl jeder Fotograf Motive nach seinem Geschmack.
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Mehr Infos zu den FotokursenTübingen liegt im geographischen Mittelpunkt von Baden-Württemberg, ungefähr 30 km südlich von Stuttgart. Die Einheimischen sprechen, bzw. schwätzen auch liebevoll von „Diebenga“ (im schwäbischen Dialekt für Tübingen), also nicht wundern!
Am Neckar einzigartige Motive fotografieren
Die Schokoladenseite der Altstadt ist die Neckarfront mit ihren bunten Fachwerkhäusern, die sich bis zur Stiftskirche den steilen Berghang hochziehen. Wo früher Flößer mit ihren Holzstämmen aus dem Schwarzwald kamen, sind heute die Stocherkähne die Touristenattraktion Nummer Eins. Besonders am frühen Morgen hast Du hier am Fluss noch Ruhe und ein wunderbares Licht. Das bunte Treiben beginnt am Mittag, die Mauer ist mit Studenten belegt und die Stocherkähne ziehen ihre Bahnen.
Dies geht bis weit in den Abend und die Nachtstunden, in denen die Neckarfront beleuchtet und entsprechend fotogen ist. Auf der Neckarbrücke bietet sich ein prachtvoller Anblick der Stadt.
Im Osten erstreckt sich der Österberg mit den burgartigen Stadtvillen, den studentischen Verbindungshäusern. An der Brücke beginnt das mittelalterliche Tübingen. Hier zieht sich die alte Stadtmauer am Neckar entlang bis zum Anlegeplatz für die Stocherkähne und dem gelben Hölderlinturm. Nun schließen sich die Alte Aula, die Burse und das evangelische Stift an, wo es überall Tafeln und Erinnerungen an bekannte Namen aus den letzten Jahrhunderten zu entdecken gibt.
Unser Lese-Tipp: Wie Du Spiegelungen für Deine Fotografie nutzt, erklären wir Dir in diesem Lernartikel. Die richtige Technik lernst Du in unserem Foto-Tutorial zur Gewässerfotografie.
Im Zentrum von Tübingen fotografieren: Die Stiftskirche, der Marktplatz und das Rathaus
Hoch über die Stadthäuser erhebt sich die aus dem Jahr 1470 stammende Stiftskirche, in deren Chor auch der Erbauer der Kirche und Gründer der Universität Graf Eberhard im Bart ruht. Besonders sehenswert sind die Lettner und der Chor. Die anstrengende und enge Besteigung des Kirchturmes lohnt sich sehr. Ein großer Fotorucksack und ein sperriges Stativ sind allerdings eher hinderlich.
Auf der Turmbrüstung kannst Du die Kamera gut ablegen und daher auch bei Panoramaaufnahmen und bei Dunkelheit auf ein Stativ verzichten, zumal sehr wenig Platz auf dem Turmumgang ist. Es bietet sich ein grandioser 360° Rundumblick über die Stadt, den Neckar und die Neckarinsel, den Österberg, das Schloss und das Rathaus, viele kleine versteckte Dachgärten, dem Treiben auf dem Holzmarkt vor der Kirche und natürlich die umgebende Landschaft. Am besten nimmst Du Dein Brennweit-Zubehör mit. Auch die Glocken und das alte Uhrwerk, den Du beim Aufstieg entgegenkommst, sind sehr sehenswert. Tipp: Halte Dich hier nicht zur vollen Stunde auf.
Von der Stiftskirche aus ist es nur noch ein Katzensprung zum Marktplatz mit dem prächtigen Rathaus und der astronomischen Uhr vom Jahr 1511. Dieses alte Kunstwerk wurde vom Tübinger Professor, dem Mathematiker, Physiker und Astronomen Johannes Stöffler konstruiert.
Neben den Wochenmärkten und verschiedenen Konzerten, findet hier auf und um den Marktplatz im September die kulinarische Feier mit den Partnerstädten als „Umbrisch-Provenzalischer Markt“ statt. Im Dezember folgt die „ChocolART“, Deutschlands größter Schokoladenmarkt, auf dem man fast alles aus Schokolade finden kann.
Farbige Projektionen auf Häuser der Altstadt schaffen eine besondere Atmosphäre und uns Fotografen ein Schlaraffenland. Zum 3. Advent verzaubert der heimelige Weihnachtsmarkt verteilt auf viele Gassen die Altstadt.
Wenn Du Durch das Ammertal läufst, kommst Du zurück in die Tübinger Unterstadt. Hier lieferte das Flüsschen mit dem Ammerkanal das notwendige Wasser für die Mühlen und die Handwerksbetriebe. In der Unterstadt sind die Gassen eng und die Häuser klein, hier wohnten die Bauern und die „Gogen“, die Tübinger Weinbauern, heute im Wesentlichen durch die Gogenwitze bekannt. Sie hatten ihre Weinberge an den Steilhängen des Schönbuchs.
Lohnenswert ist neben einem ausführlichen Rundgang durch die Gassen, ein Besuch der romanischen Jakobuskirche mit zum Beispiel interessanten, nicht abschließend geklärten Reliefdarstellungen runder Scheiben mit angewinkelten Armen daran (Sonnenscheiben).
Schloss Hohentübingen und Schloss Bebenhausen fotografieren
Eine weiteres schönes Erlebnis, wo Du viele Fotolocations finden wirst, ist, den Weg über die schmale, fotogene Schlosssteige vorbei am Restaurant Mauganeschtle und dem Verbindungshaus Roigel hinauf zum Schloss Hohentübingen zu nehmen. Es zeigt sich eine Mischung aus Burg, Schloss und Festung.
Im Keller ruht das 1549 erbaute Riesenweinfass. Dies ist der älteste noch erhaltene Weinfass der Welt. Die Museumsräume darüber beherbergen einen Teil der ältesten Kunstwerke der Welt, bis zu 40.000 Jahre alte Höhlenfunde von der Schwäbischen Alb.
Auf der Bastion findet man das neu renovierte astronomische Observatorium. Dieses Observatorium ist das älteste, komplett erhaltene Bodenobservatorium der Welt. Es diente vor 200 Jahren der Landesvermessung, die im Nordostturm des Schlosses untergebracht war.
Der letzte König von Württemberg, Wilhelm II, zog nach seiner Abdankung in das Schloss Bebenhausen. Seine Gemahlin lebte nach seinem Tod noch bis 1946 im Schloss. Nach dem Krieg war das Kloster Bebenhausen der Sitz des Landtages von Württemberg-Hohenzollern.
Die Kloster- und Schlossanlagen sind sehr gut erhalten und bieten samt umgebendem Wald, ein Eldorado für Fotografen. Im Kloster selber darf man nur gegen eine Zusatzgebühr fotografieren. Neben der Erkundung im Klosterbereich, lohnt sich eine kleine Rundwanderung um Bebenhausen fotografisch besonders.
Ausblick über Tübingen genießen
Heutzutage befinden sich die verschiedenen Krankenhäuser der Universitätsklinik auf den schönsten Höhenlagen des Schnarrenberges und des Steinenberges. Letzterer bietet mit seinem Aussichtsturm besonders schöne Ausblicke zum Fotografieren in Tübingen. Die Aussicht reicht über die Stadt zur Schwäbischen Alb und ins Ammertal.
Oberhalb der Kliniken breiten sich die Gebäude der Naturwissenschaften und der neue Botanische Garten mit seinen großen Gewächshäusern und dem Aboretum aus. Hier lohnt sich ein Rundgang für Pflanzenliebhaber mit Stativ und Makro genauso wie für Landschafts- und Architekturfreunde. Der Ausblick auf die nördliche Steilkante der Schwäbischen Alb reicht von der Burg Teck im Osten bis zur Burg Hohenzollern im Süden.
Sehenswürdigkeiten im Umland von Tübingen fotografieren
Das weitläufige Waldgebiet Schönbuch ist neben seinem wunderbaren Baumbestand auch geschichtlich interessant, so gibt es reichlich vorgeschichtliche Siedlungsspuren. Man kann heute noch keltische Viereckschanzen, Hügelgräber und römische Funde zum Bespiel bei Schloss Einsiedel bewundern. Viele Kleindenkmäler durchziehen das Waldgebiet, wie zum Beispiel das Schwedenkreuz aus dem Jahre 1634.
Neben Tiergehegen lohnt sich ein Besuch der königlichen Jagdhütte, einer kleinen Einsiedelei bei der Teufelsbrücke und des Birkensees.
Die neueste Attraktion und empfehlenswerte Sehenswürdigkeit in Schönbuch ist der Schönbuchturm bei Herrenberg. Die gewagte luftige Konstruktion zieht die Besucher sofort in ihren Bann. Es empfiehlt sich Schwindelfreiheit und zum Fotografieren ein kurzbrennweitiges Weitwinkel. Nachts empfiehlt sich natürlich ein Stativ und eine starke Taschenlampe, mit der man den Turm anleuchten kann und auch seinen Weg zum Turm und zurück findet.
Die Wurmlinger Kapelle
Weithin sichtbar liegt die Kapelle hoch über Weinbergen auf einem Bergsporn zwischen Neckar- und Ammertal. Die romanische Krypta stammt aus dem Jahre 1150. Besungen wurde die Kapelle vom Romantiker Ludwig Uhland 1805 mit seinem Lied „Die Kapelle – Hoch droben stehet die Kapelle, …“. Neben dem Blick vom Spitzberg erschließt sich das Kirchlein aus den Höhenlagen der Weinberge in Unterjesingen am besten. Die Bergkette der Schwäbischen Alb und die Burg Hohenzollern bilden hier einen schönen und je nach Wetterlage auch einen spannenden Hintergrund.
Burg Hohenzollern
Die Burg der Preußen liegt südlich von Tübingen bei Hechingen. Sehen kann man sie schon von Weitem, aber wenn man in der Gegend ist, muss man sie besucht haben. Alleine ihre Lage auf einem Zeugenberg der Schwäbischen Alb ist einmalig. Der beste Aussichtspunkt mit Blick auf den Zollern ist das Zellerhorn. Auch zu frühen Sonnenaufgangszeiten und erst recht bei Sonnenuntergang ist man fast nie alleine dort. Hier treffen sich Fotografierende fast aus aller Welt, immer auf der Jagd nach der besten Wettersituation.
Mit einem 300mm Tele und einer Kamera mit Kleinbildsensor erhält man die Burg formatfüllend.
Die Region Tübingen ausreichend fotografisch zu beschreiben, ist in diesem Rahmen nicht möglich. Alleine die Schwäbische Alb wurde nur am Rande erwähnt und die Tübingen umgebenden Orte sind oft Attraktionen für sich.
Von daher ist dieser Beitrag als eine kleine Anregung zu sehen, die beliebig ausbaubar ist.
Viel Vergnügen beim Entdecken und Fotografieren!
Zum Autor
Als Studioso habe ich Tübingen und seine Umgebung kennen und lieben gelernt. So hat Diebenga mich ein paar Jahre nach der Universitätszeit auch gleich wieder eingefangen. Aber so richtig zum Fotografieren reicht es nun erst nach dem Arbeitsleben.
Die Tübinger Gruppe der Fotocommunity (FC-Tü) und ich freuen uns, euch mit Rat und Tat vor Ort zur Seite stehen zu dürfen.
Kennst Du weitere spannende Fotolocations in Tübingen? Hinterlasse uns hier einen Kommentar und wir ergänzen unseren Artikel. Falls Du noch eigene Fotos aus Tübingen in der fotocommunity veröffentlicht hast, kannst Du uns auch diese gerne hier verlinken. Wir freuen uns über Deine Tipps! Hier findest Du weitere Sehenswürdigkeiten in Tübingen.
Sehr informativer Beitrag. Du bist um Deine Heimat echt zu beneiden.
Liebe Grüsse
Rudi
Ein wirklich lesenswerter Artikel über Tübingen, der besonders von den tollen Fotos lebt. Persönlich bin ich am meisten von den Nachtfotos angetan, daß heisst aber auch, ein ergiebiger Fototrip nach Tübingen sollte schon ein paar Übernachtungen enthalten.
Danke für die vielen Anregungen!
Tolle Fotos, leider zu perfekt unwirklich einfach nur digital.
Dieselben Motive im Groß- oder Mittelformat analog fotografiert hätten dann
das richtige Bokeh.
Hallo Gerhard,
Danke für Deinen Beitrag. Gern kannst Du uns Tübinger Motive – aufgenommen mit Groß- oder Mittelformat – liefern. Wir ergänzen den Beitrag gern.
Liebe Grüße!
Lars