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In der Fotoschule findest Du bereits viele einzelne Artikel zum Thema Portraitfotografie. Noch immer erreichen uns (gerade von Lesern, die gerade erst in die Fotografie einsteigen) täglich E-Mails mit Fragen, die vor allem die Grundlagen betreffen. In dieser kleinen Artikelserie werde ich also alle Grundlagen ansprechen, die für Anfänger in der Portraitfotografie interessant sind.
Von Beispielfotos lernen
Einige der Dinge, die Du nachfolgend von mir zu lesen bekommst, wirst Du aus früheren Artikeln schon kennen. Und sicher auch das eine oder andere Foto. Doch erschien es mir sinnvoll all die Dinge einmal in kompakter Form unter einem thematischen Dach zusammenzufassen.
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Mehr Infos zu den FotokursenIch zeige Dir in dieser Artikelserie keine Fotos mit Testobjekten oder Puppen, sondern Fotos aus der Praxis – aus meiner Praxis und aus Projekten, die gemeinsam mit befreundeten Fotografen entstanden sind, wenn wir zusammen „auf Tour“ waren.
Ich behaupte von mir auch nicht, der Spezialist für Portrait zu sein. Es gibt Fotografen, die können es deutlich besser als ich.
Ich denke aber schon, dass das eine oder andere Bild, das ich zeigen werde, nicht ganz schlecht geworden ist und dass Du in Summe von meinen Erfahrungen und meiner Herangehensweise etwas für Dich herausziehen kannst, um selbst ein besserer Portraitfotograf zu werden.
Noch ein kleiner Hinweis vorab: Eigentlich war dieser Artikel als ein großer Artikel geplant. „Leider“ empfand ich dann so viele Dinge als wichtig, dass wir uns entschieden haben, diesen in drei Teilen zu veröffentlichen. Ich biete Dir aber am Ende des dritten Artikels eine PDF-Datei an, die Du Dir downloaden kannst. Dort wirst Du dann den kompletten Artikel am Stück vorfinden :-)
Tipps zur Porträtfotografie mit Kindern:
Modelle finden
„Wie kommst Du an Modelle?“ Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten.
Manchmal ist es Zufall und manchmal ein langer Weg.
Wenn Du andere Fotografen fragst, dann werden die meisten Dir erklären: Mit zunehmender Erfahrung und der damit verbundenen Steigerung der Qualität Deiner Fotos, kommen die Modelle fast von selbst.
Das persönliche Umfeld ist sicher ein guter Anfang: Freunde, Familie und Bekannte, also Personen, die es Dir nicht krumm nehmen, wenn Deine Fotos nicht nicht auf Anhieb gelingen. Gelungene Ergebnisse solltest Du, natürlich mit Erlaubnis, auch zeigen (in der fotocommunitiy, Facebook usw). Alternativ kannst Du ein wenig Geld in die Hand nehmen und einen Workshop besuchen, um Dir erste Referenzen zu verschaffen.
Je besser die Referenzen werden, umso leichter wird es werden, neue Gesichter zu finden. Übrigens können auch gute Fotos anderer Genres potenzielle „Opfer“ davon überzeugen, dass Du fotografieren kannst und es sich lohnt, für Dich Modell zu stehen.
Modelle finden – weiterführende Informationen:
- So findest Du Fotomodelle: Ein Erfahrungsbericht (Fotoschule)
- „Bock auf ein Fotoshooting?“ – Darauf solltest Du in der Kommunikation mit einem Modell achten (Fotoschule)
Anweisungen an die Modelle sind wichtig. Doch gerade am Anfang fällt dies schwer, daher sind Kinder gute Übungsmotive. Lass dem dem Kind Raum, sich selbst zu inszenieren und mit der Gegenwart der Kamera vertraut zu werden, Du kannst dabei selbst eine Menge lernen.
85 mm | 1/320 Sek. | f/1,8 | ISO 100 | Einzelfokus | Weißabgleich wolkig | Av
Fotos im Freien (Outdoor): Die Grundlagen zur Portraitfotografie
Achte auf das Wetter!
Wenn Du planst Fotos im Freien zu machen, musst Du Dir natürlich Gedanken über das Licht, aber vor allem über das Wetter machen.
Sonniges Wetter ist nicht immer die beste Option. Für Portraits eignet sich ein bewölkter Himmel wesentlich besser als strahlender Sonnenschein.
Eine gleichmäßige Wolkendecke ist der beste Diffusor, den Du Dir für weiches Licht wünschen kannst: Das gedämpfte Licht schmeichelt den Hauttönen und lässt das Gesicht weicher erscheinen, während grelles Sonnenlicht durch die entstehenden Kontraste und Schatten jede kleine Hautfalte betont und die Augenhöhlen oft zu dunklen Schattenlöchern werden. Bei bewölktem Himmel sind zwar keine leuchtenden Farben zu erreichen, aber angenehm gedämpfte Farbtöne.
Die richtige Kleidung
Bei der Wahl der Kleidung sollte das Modell auch farblich Rücksicht auf das Wetter nehmen und die Farben eher zurückhaltend wählen. Falls Du doch bei strahlendem Sonnenschein fotografieren willst, können es natürlich auch gern knallige und leuchtende Farben sein.
Tipp für Weißabgleich
Auch wenn Du den Weißabgleich bei Aufnahmen im RAW-Format nachträglich immer ändern kannst, macht es zur besseren Erstbeurteilung der Fotos auf dem Kameramonitor schon Sinn, einen passenden Weißabgleich schon für die Aufnahme zu wählen.
Blitz und Reflektor
Es gibt verschiedene Situationen, bei denen trotz Schatten das Licht nicht recht passen will. Entweder ist es im Schatten zu dunkel, oder Du findest eine Gegenlichtsituation vor oder die Umgebung um das Modell ist sehr hell.
In diesen Situationen musst Du in die Belichtungsmessung Deiner Kamera eingreifen.
Es ist zwar möglich, dass Du mittels Belichtungskorrektur gewisse Effekte ausgleichen kannst, Du hast dann aber das Problem, dass sich diese Korrekturen immer auf die Belichtung des gesamten Fotos auswirken. Ein zu heller Hintergrund wird durch die Korrektur noch heller und löst das Problem damit nur begrenzt. Deine Aufgabe ist es dann eine Lösung zu finden, wie Du dem „Zuviel“ an Licht begegnest.
Tatsächlich klingt die Antwort ziemlich komisch: Ist zu viel Licht da, brauchst Du mehr Licht. Du musst also eine Möglichkeit finden, zusätzliches Licht partiell einzusetzen. Und zwar genau an den gewünschten Stellen.
Die Standardmethode mit der moderne Kameras heute die Belichtung messen bezieht meist das ganze Sucherfeld mit ein und setzen Belichtungsschwerpunkt dort, wo der Autofokus Schärfe gefunden hat. In besonderen Belichtungssituationen und bei sehr heller Umgebung führt dies zur Fehlmessung. Probiere in diesen Fällen einfach eine Selektiv- oder sogar eine Spotmessung aus.
Tipp für den internen Blitz
Der interne Blitz hat nur eine geringe Reichweite. Sofern das Umgebungslicht nicht zu stark ist, kannst Du die ISO der Kamera ruhig etwas erhöhen (bis ISO 800 sollte es keine Probleme mit der Bildqualität geben), die Reichweite des kleinen Blitzes kann mittels der ISO deutlich vergrößert werden.
Es bieten sich zwei Möglichkeiten an:
- Blitze (intern oder extern)
- oder Reflektoren.
Beide Systeme haben diverse Vor- und Nachteile:
Blitze benötigen eine Energiequelle und sind je nach Art des Blitzes in der Lichtmenge und Leuchtrichtung eingeschränkt. Sie lassen sich dafür aber sehr gut dosieren und können gegebenenfalls von der Kamera gesteuert werden.
Reflektoren sind von der Wirkung meist etwas großflächiger und gröber. Aber allem blenden sie sehr stark, das Modell muss Übung im Umgang mit Reflektoren haben. Du benötigst zwar keine Energiequelle, dafür aber Licht.
Blitz und Reflektor lassen sich durchaus sinnvoll kombinieren. Du kannst zum Beispiel den Reflektor anblitzen und so das Blitzlicht indirekt auf das Motiv lenken. Du kannst aber auch das Tageslicht auf das Motiv lenken und mit dem Blitz „nur“ Glanzpunkte in die Augen setzen.
Der interne Blitz
Die schnellste und einfachste Methode, zusätzliches Licht einzusetzen, ist der interne Blitz, der sich einfach ausklappen lässt und dann direkt aktiviert ist. Das geht natürlich nur, wenn Deine Kamera überhaupt einen internen Blitz hat. Er hat eine sehr geringe Reichweite, für formatfüllende Gesichtsporträts reicht er aber meistens aus, um einen Glanzpunkt in die Augen zu setzen allemal.
Licht und Schatten als Grundlagen der Portraitfotografie
Die Sonne im Rücken zu haben, ist für den Fotografen natürlich eine feine Sache, aber nicht immer für das Modell. Vermeide unbedingt eine Position, bei dem Dein Modell direkt in die Sonne schaut. Egal wie sehr das Modell auch versucht, die Augen zu entspannen: Sie werden automatisch verkniffen aussehen.
An solchen Bildern wirst weder Du noch Dein Modell große Freude haben, denn die größte Wirkung geht bei Portraits von den Augen aus. Sie sollten möglichst groß und entspannt sein und den direkten Draht zum Betrachter herstellen. Einer der häufigsten Fehler bei Porträts sind im Schatten liegende Augen, die dem Bild viel Lebendigkeit nehmen.
Mittagssonne und die Auswirkungen auf Dein Porträt
Mittagssonne – insbesondere im Sommer – hat ein sehr hartes Licht und wirft damit auch sehr harte Schlagschatten auf das Gesicht – die Augen liegen sehr oft im Schatten und auch unter der Nase und dem Kinn ergeben sich oft unschöne Schatten.
Wenn Du keinen Schatten findest, benötigst Du entweder Reflektoren oder Blitze, um die Schatten aufzuhellen, oder aber Du nutzt den Reflektor als Schattenspender (sofern er groß und vor allem stabil(!) genug ist). Versuche, wann immer möglich, die Aufnahmen für den Morgen oder den späten Nachmittag zu planen, im Juni/Juli sogar bis in den Abend hinein. Die Sonne steht niedriger, die Lichttemperatur kommt den Hauttönen entgegen.
Wenn die Sonne seitlich auf das Modell fällt, taucht sie zumeist eine Gesichtshälfte in den Schatten. Dies hat den Effekt, dass das Porträt zwar plastischer erscheint, aber leider zeichnen sich dadurch auch die Hautstruktur, Hautunreinheiten und Falten deutlicher ab. Bei einem Männerporträt in Schwarz-Weiß kann diese Wirkung erwünscht sein, bei einem Frauen- oder Kinderporträt solltest Du diesen Effekt aber unbedingt vermeiden. Ein außerhalb des Bildes aufgehängter dünner Stoff als Diffusor kann diesen Effekt deutlich abmildern. Tatsächlich sind dies aber nur Krücken, wenn Du Zeit hast, warte lieber darauf, dass sich der Himmel mit Wolken bedeckt.
Gegenlicht
Eine Alternative für Aufnahmen im Freien bei tief stehender Sonne ist das Gegenlicht. Es gibt dem Foto einen ganz eigenen Charme. Überstrahlungen des Hintergrunds werden dabei bewusst in Kauf genommen (meist ist es der Himmel, der bei solchen Lichtsituationen völlig überbelichtet). In einer typischen Gegenlichtsituation fällt von vorne kein Licht auf das Modell, das Gesicht wird lediglich durch das Umgebungslicht oder durch einen Reflektor ausgeleuchtet. Achte darauf, dass die Sonne selbst nicht im Bild ist und vom Modell komplett verdeckt wird. So hast Du weniger Probleme mit Linsenreflexionen und Sonnenstrahlen, die durch die Haare des Modells schimmern. Eine Streulichtblende ist bei Gegenlicht übrigens auch ein sehr gutes Hilfsmittel um unerwünschte Lichteffekte zu vermeiden
Bei Gegenlicht spielt Dir auch der Belichtungsmesser gerne einen Streich. Versuche einen neutralen Grauwert auf der Kleidung zu finden und speichern den Messwert, damit die Kamera nicht unterbelichtet; verwende gegebenenfalls die Spotmessung oder Selektivmessung Deiner Kamera und messe einen Bereich mit durchschnittlicher Helligkeit auf Deinem Motiv an.
So hilft Dir die Belichtungsreihe
Natürlich kannst Du auch eine Belichtungsreihe machen und die Aufnahmen dann am Display der Kamera überprüfen. Es empfiehlt sich dabei die ganze Breite der Belichtungskorrektur zu nutzen. Um das Ausreißen der Lichter zu reduzieren, hat Deine Kamera vielleicht einen speziellen Modus (HDR, Tonwerprio oder ähnlich). Wenn vorhanden, teste es.
Wenn Du kurz vor Sonnenuntergang oder gar in der beginnenden Dämmerung fotografierst und Du die Lichtstimmung erhalten möchtest, dann vermeide den automatischen Weißabgleich, der die Farbstimmung zerstören würde. Am besten fotografierst Du im RAW-Format und stellst später den Weißabgleich am Ende mit einem geeigneten Programm am Computer in der Bildbearbeitung ein.
Grundbegriffe der Lichtführung
Begriffe wie Gegenlicht, Seitenlicht und Augenlicht sind Dir noch unklar? Dann schau Dir diese zwei Artikel an, in denen wir die Grundbegriffe ausführlich erklären und Dir Bildbeispiele dazu zeigen:
Das soll für den ersten Teil dieses Ratgebers genügen. Im folgenden Artikel gehe ich dann auf Fotos in Räumen und im Studio ein.
Lesetipp: Online-Fotokurs „Portraitfotografie: Einstieg“
Lerne im Online-Fotokurs „Portraitfotografie: Einstieg“ die grundlegenden Begriffe rund um das Thema Porträtfotografie. Du lernst in diesem Fotokurs ebenfalls die technischen Voraussetzungen sowie die Bildaufteilung.
Da habe ich noch viel zu lernen! Danke!
Klasse Artikel. Ganz herzlichen Dank!
Super, ich freue mich auf Teil 2
Sehr schön geschrieben. Lehrreich, hilfreich, informativ und unterhaltsam. Weiter so – danke!
Super sehr sehr hilfreich , bin gespannt auf Teil 2
Viele Dank!
Sehr gut angeleitet und schnell nachvollziehbar. Ich freue mich bereits auf die Fortsetzung.
Die Begrifflichkeiten sind sehr gut dokumentiert. Ich meine, hier kann jeder noch etwas für sich mitnehmen. Bin auf den zweiten Teil gespannt.