Was ist ein Weißabgleich?

was ist ein weißabgleich
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Der Weißabgleich ist eine Funktion, die in der analogen Fotografie weitestgehend unbekannt war. Es gab Tageslichtfilme und Kunstlichtfilme, Korrekturen mussten mithilfe von Vorsatzfiltern vorgenommen werden. In der digitalen Fotografie kommt dem Weißabgleich eine besondere Bedeutung zu, da Du darüber wesentlich die Bildwirkung bestimmst.

Je nach Weißabgleich wirkt dasselbe Foto:

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  • warm und einladend
  • oder kalt und abstoßend.

Digitale Kameras benötigen im Gegensatz zu ihren analogen Vorgängern keine Farbfolien oder andere Filtervorsätze. Der Weißabgleich wird anhand von Referenzwerten nach der Aufnahme durchgeführt.

Was bedeutet Weißabgleich eigentlich?

Um die Funktion des Weißabgleichs besser zu verstehen, solltest Du den automatischen Weißabgleich Deiner Kamera ausschalten und stattdessen zum Beispiel den Weißabgleich für Sonne/Tageslicht einstellen.

Dann mache eine Aufnahme im Freien bei Sonne und eine weitere Aufnahme unter Kunstlicht. Während die Aufnahme im Freien normal wirkt, erscheint das Foto unter Kunstlicht sehr gelbstichig. Machst Du dieselben Fotos mit Weißabgleich Kunstlicht, erscheint die Innenaufnahme korrekt. Das Bild, das Du im Freien geschossen hast, ist dagegen sehr blaustichig. Auch wenn dieser Effekt manchmal sehr reizvoll sein kann, ist er oft genug störend.

Der Grund für diese unterschiedlichen Farbstiche liegt in der Farbtemperatur, einer messbaren Beschreibung für die Lichtstimmung.

Was bedeutet Farbtemperatur?

Der Begriff stammt aus der Physik. Gemessen wird Farbtemperatur in der Maßeinheit Kelvin. Die darin angegebene Temperatur entspricht der Wärme, die ein vollständig schwarzes Objekt haben müsste, um in einer entsprechenden Farbe zu leuchten.

Welche Wärme für welche Farbe benötigt würde, siehst Du unten in der Abbildung.

Die Farbe des ausgestrahlten Lichts ist also von der Temperatur des Körpers abhängig. Dieser Begriff wird übrigens nicht nur in der Fotografie verwendet: Mithilfe der Farbtemperatur lässt sich zum Beispiel auch die Temperatur von flüssigem Stahl in einem Hochofen berührungsfrei aus der Distanz bestimmen.

Die Kelvin-Werte unterschiedlicher Farbtemperaturen (Grafik: Wikipedia)
Die Kelvin-Werte unterschiedlicher Farbtemperaturen (Grafik: Wikipedia)

Was nutzt mir der Weißabgleich?

Über den Weißabgleich stellst Du also die Kamera auf die vorherrschende Lichtstimmung ein.

Der Weißabgleich ist sozusagen eine Bearbeitungsvorschrift für den Signalprozessor und gibt vor, welche Messwerte neutralem Weiß oder Grau entsprechen.

Der Weißabgleich sorgt dafür, den Sensor der Kamera auf das bei der Aufnahme vorherrschende Licht einzustellen. Ohne Weißabgleich treten unerwünschte Farbstiche auf. Das menschliche Auge ist in der Lage, das „gesehene“ Bild mit Erfahrungswerten zu vergleichen.

Ein weißes Blatt Papier im Sonnenuntergang nimmst Du als weiß wahr, auch wenn es tatsächlich eher orangefarbenes Licht reflektiert. Du „weißt“, dass es weiß ist. Diesen „biologischen“ Weißabgleich kann Deine Digitalkamera natürlich nicht durchführen, die Kamera ist auf Vergleichswerte angewiesen. Die Kamera bildet daher die tatsächliche Farbe des reflektierten Lichts ab. Es wird aber nicht nur die Farbe Weiß beeinflusst, sondern durch alle im Motiv vorhandenen Farben. Es kann je nach vorherrschender Farbtemperatur zu erheblichen Farbverschiebungen kommen.

RAW und der Weißabgleich

Wenn Du im RAW-Modus fotografierst, kannst Du Dir die Einstellung des Weißab­gleichs sparen.

Er lässt sich bei der Bildbearbeitung im RAW-Konverter nachträglich sehr exakt einstellen.

Der automatische Weißabgleich

Verglichen mit der analogen Fotografie ist der Weißabgleich in der Digitalfotografie wesentlich einfacher zu handhaben. Nahezu jede Digitalkamera ist in der Lage, die Farbtemperatur des Lichts selbsttätig zu messen und einzustellen. Für die Fälle, in denen die Messung nicht zu passenden Ergebnissen führt, ist eine Reihe verschiedener Lichtverhältnisse voreingestellt.

Die nachfolgenden Bilder zeigen jeweils eine Serie aus einer Tages- und eine Serie aus einer Kunstlichtsituation, aufgenommen mit  verschiedenen Einstellungen für den Weißabgleich. Die unterschiedliche Wirkung der Farbtemperatur auf das Foto lässt sich sehr schön erkennen.

Weißabgleichsreihe einer Aufnahme bei Tageslicht:

Weißabgleichsreihe einer Aufnahme bei Kunstlicht:

Die Beispiele zeigen, wenn auch in extremer Form, wie die Bildwirkung durch die vorherrschende oder durch die eingestellte Farbtemperatur beeinflusst werden kann.

Du kannst einem Foto allein durch Veränderung des Weißabgleichs eine natürliche, eine warme, aber auch eine kühle Wirkung geben, ohne die Beleuchtung selbst ändern zu müssen. Bei Landschaftsaufnahmen kannst Du zum Beispiel die Wetterstimmung von Sonnenlicht über Sonnenuntergänge bis zur Dämmerung ändern, ohne eine neue Aufnahme machen zu müssen. Allerdings solltest Du dabei auf den Sonnenstand und die Länge der Schatten achten, sonst wirken solche Fotos schnell unlogisch.

8 Kommentare

  1. Hallo,
    oben ist beschrieben, dass niedrige Kelvinzahlen warm bedeuten, hohe Kelvinzahlen kalt. Weshalb ist in Photoshop Camera Raw dieser Fakt umgekehrt. Bei höheren Werten der Farbtemperatur wird das Bild wärmer, bei niedrigen kälter.

    1. Es ist nicht bei jeder Graukarte eine weiße und/oder schwarze Karte dabei. Mit diesen Karten lässt sich per Spotmessung z.B. der Kontrastumfang des Motivs bestimmen.

  2. Hallo,
    ich habe eine Frage speziell zum Weißabgleich im Zusammenhang mit technischen Fotos.
    Wir wollen die Alterung von LEDs nach Temperaturlagerung prüfen. Um insbesondere einen möglichen Farbdrift zu erkennen, machen wir alle 24h Bilder der leuchtenden LED. Die Kamera wird durch eine kleine Vorrichtung immer gleich zur LED positioniert, Abstand etwa 50mm.
    Jetzt ist mir aufgefallen das bei der Kamera, einer Panasonic DMC-LX7 folgende Einstellungen (aus EXIF) gewählt wurden:
    Blendenzahl: F/5 – Belichtungszahl: 1/1600Sek – ISO 80 – Brennweite 5mm – max. Blende 0,96875 und dazu Weißabgleich: automatisch. Dabei bin ich dann stutzig geworden und sehe mich in dem Artikel auch bestätigt, das man doch im Grunde mit automatischem Weißabgleich keine realen Vergleiche unterschiedlicher Farborte darstellen kann oder sehe ich das falsch? Ich hätte jetzt vermutet, das der Weißabgleich ausgeschaltet sein müsste, damit die reale Situation immer identisch und somit vergleichbar wiedergegeben wird. Es geht hier ja nicht um ein optimal schönes sondern um ein möglichst realistisches Bild.
    Liege ich da richtig mit der Annahme?
    Was müsste ich tun um hier realistische, vergleichbare Bilder zu bekommen?
    Gruß
    J. Harnischmacher

    1. Korrekt, so wird das nix, weil die Kamera den Alterungsprozess der LED über den automatischen Weißabgleich „verrechnet“. Eigentlich sollten die LEDs ja eine feste Farbtemperatur ab Werk haben (in Kelvin), diesen Wert einstellen und dann damit Fotos machen.
      Wenn das an der Kamera nicht geht, dann eben einen anderen festen Wert wählen und dabei belassen. Auf keinen Fall Automatik nehmen.

      1. Ich misch mich mal ein. Ich habe für ein Kunst-Auktionhaus fotografiert und schnell festgestellt: Es gibt keine neutrale Einstellung. Denn das Licht hat ein Spektrum aus verschiedenen Wellenlängen und die bestrahlten Objekte haben ein Spektrum, das mit der Lichtquelle und deren Spektrum interagiert. Hinzu gesellt sich unsere adaptive Augen, ein adaptiven Gehirn und zum Schluss noch das Leid der Wiedergabe mit all seinen „Fehlerquellen“.
        Wenn Du also einen Picasso abfotografierst, gibt es nur ausgabespezifisch eine Annäherung. Aber der gedruckte Kunstkatalog unterliegt dann wieder der Bedingung, dass man Licht benötigt, um ihn anzusehen. Und auch das Licht hat wieder eine Wellenlänge und…… Wie Du siehst: Komplex!
        Auch eine Graukarte hilft nicht, da diese ja auch mit Farbpartikeln gedruckt wurde und nur durch die Mischung der Wellenlängen einer Lichtquelle darstellt.
        Andere Lichtquelle = Anderes Grau
        Aber eine Graukarte kann zu mindestens helfen. Du musst diese nur immer im Foto an eine Stelle mit dem höchsten Mischlicht platzieren. Alles sehr akademisch.
        Es gibt sogar Servicefirmen, die ein „neutrales“ Profil für Deine Kamera inklusive Objektiv erstellen. Dies ist aber eher für wissenschaftliche Dinge von Nöten.

    2. Hallo,
      erst einmal vielen Dank für die Stellungnahmen.
      Wir verwenden ein kleines, gesintertes Gehäuse in dem die Kamera zum einen aufgenommen zum anderen immer identisch zur LED positioniert wird. Der Fremdlichteinfall sollte dadurch minimiert werden.
      Dazu ist uns nur der Relativvergleich der Lichtfarbe wichtig. Absolutwerte benötigen wir bei den Zwischenmessungen nicht zwingend, da wir eine Anfangs- und Endmessung in einer Ulbricht Kugel vornehmen. Wir haben also den prozentualen Abfall am Ende vorliegen, benötigen aber auch die Zwischenmessungen um feststellen zu können, wann die Farbtemperatur einen gewissen Bereich verlässt. Das würde dann als Ausfallzeit charakterisiert.
      Da 3500K aber nicht gleich 3500K sind und sich je nach Farbkoordinaten auch hier etwas andere Farben einstellen können, ist auch die Ermittlung dieses Wertes nicht eindeutig, wie Herr Eßer schon meint…“sehr komplex das Ganze…“
      Aktuell erstellen wir eine eigene Programmierung mit einer Kamerabildanalysesoftware die die RGB Werte eines Bildbereiches ermittelt und daraus die Farbkoordinaten bildet. Daraus berechnen wir die Farbtemperatur bzw. den Farbort um zumindest überschlägig aber automatisiert eine Aussage zu bekommen. Die Sache mit dem automatischen Weißabgleich müssen wir für diesen Versuch jetzt erst einmal hinnehmen. Da es sich erst einmal nur um eine Vorbetrachtung handelt ist das akzeptabel. Für die anschließenden Tests werden wir das dann entspr. berücksichtigen.

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