Tiere vor der Kamera – Ein Einstieg in die Tierfotografie

Tiere vor der Kamera - Ein Einstieg in die Tierfotografie
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Tierfotografie hat viele Gesichter: Die Bandbreite reicht vom Haustiger am heimischen Sofa über das Porträt eines Pavians im Zoo bis zur Wildlife-Fotografie mit Supertele und Tarnnetz. Zu allen Facetten des Themas zeige ich Dir inspirierende Bildbeispiele und gebe Tipps zur Ausrüstung und Aufnahmetechnik.

Dieser Artikel stammt aus dem ColorFoto-Magazin 10-2016.

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Neben Landschaften gehören Tiere zu den beliebtesten Motiven deutscher Hobbyfotografen. Wobei die Bandbreite möglicher Motive bei der Tierfotografie groß ist. In der Tier- und Naturfotografie geht es um die Darstellung lebender Tiere, vor allem – aber nicht nur – in ihrem natürlichen Lebensraum. Dabei kommt es auf die jeweilige Situation und Gestaltungsabsicht an, ob das Tier eher in Form eines Porträts abgelichtet wird oder bei typischen Verhaltensweisen – etwa bei der Jagd, beim Fressen oder bei Revierkämpfen mit Artgenossen. Generell spielt in der Naturfotografie auch die Landschaft, in der sich ein Tier bewegt, eine wichtige Rolle und beeinflusst die Bildwirkung.

Tierfotografie
Für einen Augenblick: Wenn es heiß wird am Tag, dann ziehen sich fast alle Tiere in den Schatten der Bäume und Büsche zurück. Für einen Augenblick schaute dieses zierliche Moschusböckchen neugierig zum Fotografen, dann wandte es sich wieder ab. Fotografiert in Südafrika, Provinz Gauteng, Rhino and Lion Reserve (Sony A-7R Mk II, 180 mm, ISO 400, f/7,1, 1/60 s). Fotograf: Siegfried Layda

Werden Tiere im Zoo fotografiert, verlässt man das Genre Naturfotografie, selbst wenn die Umgebung den natürlichen Lebensbedingungen des Tiers nachgebildet ist. Zudem sind die Gestaltungsmöglichkeiten aufgrund von Sicherheitszäunen oder -gräben in vielen Fällen eingeschränkt.

Anders bei Haustieren, die man aus praktisch jeder Perspektive fotografieren kann. Hier bleibt viel mehr Zeit und Gelegenheit, die Verhaltensweisen der Tiere kennenzulernen und fotografisch umzusetzen. Doch egal, welcher Spielart der Tierfotografie Du dich zuwenden willst – in diesem Beitrag biete ich Dir inspirierende Bilder und hilfreiche Praxistipps.


Kommentar von Karl Stechl

karl-stechel
Karl Stechl, Redakteur

Ich will zwar nicht im Tarnanzug auf die Pirsch gehen, um den röhrenden Hirsch mit der Kamera zu erlegen. Aber ich habe ein Herz für Tiere und Spaß daran, sie zu fotografieren – auf Spaziergängen durch die Natur ebenso wie im Zoo oder Wildpark. Deshalb habe mir angewöhnt, immer ein Telezoom mit einer längsten Brennweite von 200 mm dabeizuhaben. In Verbindung mit einer APS-C-Format-Kamera ergibt das immerhin eine KB-äquivalente Brennweite von 300 mm. Und damit kann man schon einiges erreichen. Beispiel: das Fujinon 3,5-4,8/55-200 mm E LM OIS an der Fujifilm XT-1 – eine superkompakte Kombi, die auch den Vorteil eines optischen Bildstabilisators bietet.


Tierfotografie: Tiere im Zoo und Wildpark

Wie lange ist Dein letzter Zoobesuch her?

Mache Dir und – wenn vorhanden – Deinen Kindern eine Freude, und steuere den nächstgelegenen Tier- oder Wildpark an. Wie Du diesen Besuch mit Deinem Fotohobby optimal kombinierst, erfährst Du in den folgenden Zeilen.

Tierfotografie: Affe im Zoo
Lichtblick: Der Pavian wurde mit Fujifilm XT-1 und Telezoom 55-200 mm bei längster Brennweite (300 mm/KB) fotografiert. Für wenige Minuten lag das Licht der Abendsonne genau auf den Augen. Das Tier scheint geradezu von innen heraus zu leuchten.
Fujifilm XT-1 | 300 mm/KB | ISO 400 | f/4,8 | 1/140
Tierfotografie: Giraffe
Ungewohnte Perspektive schafft Aufmerksamkeit: Die Giraffe wurde von erhöhtem Standort fast auf Augenhöhe mit Weitwinkel fotografiert.
Sony NEX-6 | 37 mm/KB | ISO 100 | f/7,1 | 1/500 s

Für Aufnahmen im Zoo oder Wildpark gilt als Regel Nummer 1: Suche den optimalen Standort für Dein Foto. Denn schließlich kommt es darauf an, das Künstliche der Umgebung so weit als möglich auszublenden.

Eine Möglichkeit: Fotografiere mit dem Tele von erhöhtem Standpunkt aus. Wenn Standort bzw. Perspektive feststehen, optimiere den Ausschnitt durch Wahl der Brennweite.
Bei Aufnahmen im Zoo wirst Du mit KB-äquivalenten Brennweiten zwischen 50 und 200 mm gut zurechtkommen, in Freigehegen oder Wildparks solltest Du Brennweiten bis mindestens 300 mm zur Verfügung haben, um die Distanz zu den Tieren zu überbrücken.

Tierfotografie: Bären im Zoo
Eingefrorene Bewegung: Beim Fotografieren spielender Eisbären hilft die Serienbildfunktion, um den richtigen Moment mit kurzer Belichtungszeit „einzufrieren“.
Sony A7R | 330 mm | ISO 400 | f/7,1 | 1/1000 s
Tierfotografie: Gepard in Jagdlaune
Porträt: Gepard in Jagdlaune; die lange Brennweite lässt den Hintergrund verschwimmen.
Sony A7 II | 280 mm | ISO 400 | f/7,1 | 1/2000 s

Beim Fotografieren im Zoo bietet ein Zoomobjektiv große Vorteile, weil Du schneller auf sich verändernde Situationen bzw. Motivdistanzen reagieren kannst. Aufgrund von Schutzgräben und Einzäunungen hast Du oft wenig Möglichkeiten, die Distanz zu den Tieren per pedes zu verringern – am Zoomring des Objektivs löst Du dieses Problem im Handumdrehen. Zwar bieten Festbrennweiten in der Regel Qualitätsvorteile, doch ist man später häufiger gezwungen, Bildausschnitte zu wählen, sodass man wiederum Bildinformation preisgeben muss.
Nicht jede Kamera hat einen schnellen Autofokus. Schnell ist, wenn die Auslöseverzögerung inklusive AF-Zeit um 0,2 s bis 0,3 s liegt. Ansonsten hilft nur: Vorfokussieren (Auslöser halb drücken) und im richtigen Moment auslösen.

Tierfotografie: Pelikane Ausschnittkorrektur
Bildwirkung verstärken durch knappen Ausschnitt: Um den optimalen Ausschnitt zu wählen, leistet ein Telezoom im Zoo wertvolle Dienste. Das Pelikan-Bild wurde allerdings mit Weitwinkel fotografiert und nachträglich beschnitten, um eine Konzentration auf das Wesentliche zu erreichen.

Tierfotografie: Voll auf die Augen

Bei Tieraufnahmen kannst Du die AF-Messfeldautomatik getrost vergessen. Wechsel zum Einzelfeld-AF, damit Du punktgenau auf die bildwichtigsten Motivpartien scharfstellen kannst. Wichtigste Regel: Bei einem Tierporträt darf alles Mögliche unscharf sein – nur nicht die Augen. Hält das Tier still, ist der Einzelbild-AF (AF-S) die beste Wahl. Willst Du ein sich bewegendes Tier verfolgen, wechsel zum kontinuierlichen AF (AF-C). Statt Einzelfeldmessung kann hier eine Messfeldgruppe die bessere Lösung sein, falls Deine Kamera diese Option bietet. So erfasst Du einen größeren Teil des Motivs, behältst aber die Kontrolle über die Fokussierung.


Lesetipp Fotoschule fotocommunityUnser Lese-Tipp: Wir empfehlen Dir den Lernartikel über die Tierfotografie. Außerdem können Dir die Lernartikel zum Autofokus und Belichtung bei der Tierfotografie weiterhelfen.


Tierfotografie: reh-auge

Fotos: Siegfried Layda (4), Karl Stechl (4)

Tierfotografie: In freier Wildbahn

Tierfotografie auf professionellem Niveau ist eine Frage der Spezialisierung. Ich habe einem Experten über die Schulter geschaut: Franz Bagyi. Seine Spezialität sind jagbare Wildtiere, die er vor allem in ungarischen Revieren und Naturparks fotografiert.

Tierfotografie: Hirsch
Gesamtkunstwerk: Der Hirsch schaut genau in die Kamera und erscheint wie eingebettet in die umgebende Landschaft, die ihren Reiz durch die unterschiedlichen Grüntöne und den Schärfeverlauf bezieht. Fotografiert wurde vom Stativ mit, gemessen an der Brennweite, ungewöhnlich langer Belichtungszeit. Fotograf: Franz Bagyi
Nikon D4 | 850 mm | ISO 1000 | f/8 | 1/15 s

Natur- und Wildtierfotografie ist vor allem eine Frage von Geduld und Erfahrung. Außerdem muss man bereit sein, körperliche Strapazen auf sich zu nehmen. Die Wege in interessante Fotoreviere sind oft lang und beschwerlich, man muss früh, in der Regel vor Sonnenaufgang, unterwegs sein. Und dann heißt es ausharren – oft Stunden wenn nicht Tage lang.

Neben der Geduld ist es die Erfahrung, die einen Naturfotografen ausmacht, wie Franz Bagyi betont: „Ein Tier anzupirschen, ist die größte Herausforderung, für den Jäger wie für den Fotografen. Ein falscher Schritt, und das Tier ist weg. Ich muss den Pirschweg schon vorher genau kennen. Gibt es vielleicht eine Kurve, wo sich der Wind ändert und das Tier meine Witterung aufnehmen kann? Dort sollte ich dann vorsichtig sein. Den finalen Standort für das Foto muss ich wiederum so wählen, dass Windrichtung und Beleuchtung stimmen.“

Nicht weniger wichtig: Man muss Grenzen kennen, die nicht überschritten werden dürfen. Zum Beispiel: „Mit der Gartenschere ein Nest frei schneiden, um die Jungvögel besser fotografieren zu können. Am nächsten Tag kommt der Greifvogel, und die Küken sind weg.“ Auf der anderen Seite sei es kein Problem, wenn man einige störende Äste auf einer Lichtung beseitige, um beim Ansitzen im Tarnzelt freien Blick zu haben.

Tierfotografie: optimal fokussiert - Hase
Optimal fokussiert: Der Hase stellt gespannt die Löffel auf, die Schärfe liegt punktgenau auf dem Auge. Fotograf: Franz Bagyi
Nikon D3S | 650 mm | ISO 400 | f/7,1 | 1/80 s

Tierfotografie: Tipps zur Tarnung

Perfekte Tarnung ist die halbe Miete bei der Naturfotografie. Für Franz Bagyi bedeutet das dreierlei: optische und akustische Tarnung, ergänzt durch „Geruchstarnung“.

Oberstes Ziel ist es, den Fotografen mit der Umgebung verschmelzen zu lassen, indem man ihn bzw. sein Tarnzelt mit Ästen, Zweigen oder Laub abdeckt.

Bagyi verwendet außerdem eine Gesichtsmaske und Handschuhe. Akustische Tarnung heißt zum Beispiel Schotter und Kies beim Anpirschen vermeiden; lieber im Gras gehen, weil das leiser ist. Während man ständig Deckung sucht, muss man das Tier im Auge behalten, gleichzeitig aber auch den Boden. Knackt nur ein Ast, ist das Tier meist auf und davon. Und schließlich geht es um das, was der Jäger „Duft“ nennt – die Geruchstarnung: Windrichtung beachten und möglichst so pirschen, dass das Tier keine Witterung aufnehmen kann. Auch geruchsneutralisierende Shampoos aus dem Jagdbedarf können helfen.

Tierfotografie: die richtige Tarnung
Fotograf: Franz Bagyi

Tierfotografie: Kamera und Objektive

Fotograf: Franz Bagyi
Fotograf: Franz Bagyi

Franz Bagyi fotografiert aktuell mit einer Nikon D4 (vorher D3s), die Anschaffung einer D5 ist geplant. Bei längeren Belichtungszeiten ab 1/15 s verwendet er häufig die Spiegelvorauslösung, um Vibrationen in Verbindungen mit langen Teleobjektiven zu minimieren.

Als Stativ kommt ein mit Tarnlackierung versehenes Berlebach „Edition Franz Bagyi“ zum Einsatz. Es wiegt 5 kg, ist von 22 auf 101 cm ausziehbar und bis 50 kg belastbar. Aufgrund seiner speziellen Konstruktion lässt es sich leicht durch Abspritzen reinigen. Um auch nachträglich Belichtung und Weißabgleich justieren zu können, wird ausschließlich im RAW-Modus fotografiert. Als Objektiv verwendet er überwiegend ein AF-S Nikkor 600 mm 1:4 G ED VR mit zwei Telekonvertern: 1,4-fach (ergibt 840 mm) und 1,7-fach (ergibt 1020 mm).

Tierfotografie: Fisch
Knapp vorbei ist auch daneben: Der Fisch entkommt knapp dem Angriff des Vogels – ein unwiderbringlicher Moment, für den der Naturfotograf lebt und viel Geduld aufbringen muss. Fotograf: Franz Bagyi
Nikon D4 | 600 mm | ISO 400 | f/8 | 0,5 s
Tierfotografie: Fischreiher
Die wilde Jagd: Der Reiher startet durch mit einem Fisch im Schnabel und hebt sich optimal vom dunklen Hintergrund ab. Fotograf: Franz Bagyi
Nikon D4 | 600 mm | ISO 200 | f/8 | 1/500 s

Tierfotografie: Tiere am Meer und am Strand

Strandurlaub mit der Familie kann durchaus zum tierischen Vergnügen werden. Oder kennst Du schon alle Möglichkeiten, eine Möwe zu fotografieren? Beim Blick in den Himmel solltest Du aber auch nicht übersehen, was sich an Getier über Steine und Sand bewegt.

Tierfotografie: Möwen
Tiefflug: Es muss nicht immer das Tele sein: Diese Möwen flogen tief über der Strandpromenade auf der Suche nach Essbarem. Für solche Aufnahmen empfiehlt sich der Nachführ-AF, die kurze Brennweite sorgt für Dynamik und ausreichend Schärfentiefe.
Canon EOS-1Ds MkII | 24 mm | ISO 200 | f/7,1 | 1/400 s

Die schlimmsten Feinde einer Kamera sind Sand und Salzwasser.

Denke an diesen Satz, wenn Du am Strand, in Meernähe, auf Fotopirsch gehst. Wird die Kamera gerade nicht gebraucht, gehört sie in die Fototasche, am besten zusätzlich geschützt durch einen Plastikbeutel.

Hat Deine Kamera ein abgedichtetes Gehäuse, ist das nur die halbe Miete.

Zum einen schadet der feine Sand dem Objektiv (das nur selten in abgedichteter Form zu haben ist), und mit Salzwasser sollte auch ein Profi-Kameragehäuse möglichst nicht in Kontakt kommen. Wenn doch: Möglichst bald mit einem Lappen abwischen, der mit Süßwasser befeuchtet ist. Objektive wechselst Du zügig und in einer windgeschützten Position, damit keine Staubkörner oder Wasserspritzer ins Gehäuseinnere gelangen.

Tierfotografie: Pinguin
Beobachter: Der Pinguin links betrachtet das turtelnde Paar rechts scheinbar mit Argwohn.
Canon EOS-1Ds MkII | 350 mm/KB | ISO 200 | f/16 | 1/320 s

Tiere am Meer und Strand sind immer ein lohnendes Motiv – viele davon lassen sich mit einem Standardzoom gut ablichten.

Tipp: Variiere ein häufig fotografiertes Motiv wie „Möwe“, indem Du es zu seiner Umgebung in unterschiedliche Beziehung setzt – am Hafen auf Booten, am Strand auf Felsen, nach oben vor dem blauen Himmel, mit dem Tele, mit dem Weitwinkel. Dabei wirst Du schnell merken, wie sehr diese Vögel auch das Bild einer Landschaft prägen.

Tierfotografie: Krebs
Strandbewohner: Kein Alien, sondern eine Krabbe am Strand der Seychelleninsel La Digue. Fotografiert wurde aus Bodennähe.
Canon EOS 60D | 85 mm | ISO 100 | f/14 | 1/160 s

Kommentar von Siegried Layda

Siegfried Layda, Profi-Fotograf
Siegfried Layda, Profi-Fotograf

Da ich bei Tieraufnahmen gerne die Umgebung in das Bild mit einbeziehe, gehören kurze Brennweiten zu meinen Favoriten. Besonders häufig verwende ich an meinen Sony-A7-Kameras ein adaptiertes 24-mm-T/S-Objektiv von Canon. Das bedeutet oft – etwa bei Aufnahmen am Flutsaum: runter und ran ans Motiv, eine mitunter schweißtreibende Aufnahmetechnik. Andererseits ist natürlich das Telezoom wichtig, in meinem Fall ein 70-400 mm. Schließlich ist am Strand ein wesentlicher Bereich des Sichtfelds – das Meer – nicht ohne Weiteres zugänglich. Möglichen Motiven kommt man folglich nur mit fotografischen Mitteln näher.


Tierfotografie: Raw gegen harte Kontraste

Wie man Zeichnung in helle und dunkle Bildpartien zaubert:

Am Strand bei strahlendem Sonnenschein sind harte Kontraste vorprogrammiert, und häufig übersteigen sie die Dynamik der Kamera: Diese kann dann den Beleuchtungsunterschied zwischen den hellsten und dunkelsten Stellen im Motiv nicht mehr überbrücken, es drohen Tonwertverluste in den Lichtern und/oder Schatten.

Die wirksamste Methode, um dem vorzubeugen, ist das Fotografieren im RAW-Modus und nachträgliche Bearbeiten im externen RAW-Konverter.

Bild 1 zeigt einen Ausschnitt einer Möwe aus einem Bild auf Grundlage des JPEGs aus der Kamera; in den hellen Partien fehlt die Zeichnung, was auch im Histogramm sichtbar wird (3).

Bild 2 mit optimierter Lichterzeichnung entstand aus einem parallel aufgenommenen RAW, konvertiert in Lightroom CC (Belichtung -20, Lichter -70); Bild 4 zeigt das dazugehörige Histogramm. Der blaue Saum um den Kopf der Möwe ist ein Objektivfehler, den die Kamera beim JPEG korrigiert hatte. Er lässt sich auch in Lightroom zum Verschwinden bringen (5), wenn man das Kästchen „Chromatische Aberration entfernen“ anklickt (6).

Fotos: Siegfried Layda (3), Karl Stechl (1)

Tierfotografie: Haustiere richtig fotografieren

Der „beste Freund des Menschen“ gehört auch zu den beliebtesten Fotomotiven. Allerdings sollte man dabei nicht alles dem Zufall überlassen. Wer ein wenig Regie führt und einige Gestaltungsregeln beachtet, macht bessere Bilder, sagt Profi-Fotograf Thore Scheu, der sich auf das Fotografieren von Haustieren spezialisiert hat und entsprechende Workshops anbietet.

Tierfotografie: Haustiere
Auf Augenhöhe oder leicht von unten fotografieren: In der Regel sollte man Hunde auf Augenhöhe oder – wie hier – von unten fotografieren. Das lasse sie selbstbewusster wirken, meint Fotoprofi Thore Scheu. Fotograf: Thore Scheu
Canon EOS 40D | 16 mm/KB | ISO 200 | f/7,1 | 1/640 s

Kommentar von Thore Scheu

Thore Scheu, Tierfotograf
Thore Scheu, Tierfotograf

Ich komme aus der Porträtfotografie und bin über mein Reithobby in die Tierfotografie reingewachsen. Tiere sind die dankbareren Models – nie unzufrieden mit ihren Fotos. Und auch mit Tierhaltern, meinen Auftraggebern, habe ich selten Probleme. Die meisten sind begeistert, wenn sie nicht nur flüchtige Schnappschüsse, sondern professionell fotografierte Bilder ihres Lieblings sehen. Dabei ist das gar keine Frage des Aufwands, ich fotografiere häufig draußen ohne weitere Hilfsmittel. Das Wichtigste ist für mich die Geduld, den richtigen Moment herauszuarbeiten. Ebenfalls wichtig: Kamera-Einstellungen bewusst wählen, auf die Lichtrichtung und einen harmonischen Hintergrund achten. www.tierfoto.de


Professionelle Tierfotografen haben unter anderem deshalb eine hohe Trefferquote, weil sie das Verhalten ihrer „Models“ intensiv studiert haben.

Auch Du wirst die Eigenheiten und Gewohnheiten Deines Haustiers vermutlich gut kennen.

Damit bringst Du bereits eine wichtige Voraussetzung für gute Fotos mit.

Zwei weitere Punkte sind entscheidend – die Perspektive und der richtige Augenblick. Die Perspektive veränderst Du nicht etwa, indem Du am Zoomring Deines Objektivs drehst, sondern über den Aufnahmestandort. Gute Fotos von Haustieren entstehen in der Regel, wenn Du das Tier auf Augenhöhe oder von einem tiefer gelegenen Standpunkt aus fotografierst. Oft wirst Du dafür über den Boden robben müssen.

Tierfotografie: Hunderennen
Hunderennen: Wenn Hunde auf den Fotografen zulaufen, zeigt sich, was der kontinuierliche Autofokus zu leisten vermag. Fotograf: Thore Scheu
Canon EOS 40D | 320 mm/KB | ISO 400 | f/4 | 1/1600 s

Ein häufiger Anfängerfehler bei Tierfotos: Man ist so auf das Motiv konzentriert, dass man den Hintergrund zu wenig beachtet. Erst später bemerkt man ein störendes Detail, das man – wenn überhaupt – nur mit Mühe retuschieren kann. Dabei hätte es vielleicht gereicht, einen Schritt zur Seite zu gehen, um störende Hintergrunddetails auszublenden.

Tierfotografie: Hunde fotografieren
Die Augen links!: Wie bringt man drei Hunde dazu, in die gleiche Richtung zu blicken? Fotograf: Thore Scheu
Canon EOS 5D MkII | 105 mm | ISO 200 | f/5,6 | 1/250 s

Nicht weniger wichtig ist das Licht: Fotografiert man etwa einen Schäferhund beim Licht der Mittagssonne, wirft diese einen unschönen Schatten auf die Brust. Profi-Fotograf Thore Scheu kennt ein weiteres Problem: „Die meisten Gärten sind nach Süden hin gebaut. Das heißt: Wenn ich beim Fotografieren die Sonne im Rücken haben will, fotografiere ich in Richtung Haus.“

Tierfotografie: Katzen fotografieren
Raubtier: Wenn die Katze gähnt, wird sie zum Raubtier. Thore Scheu unterstrich die Bildwirkung durch Low-Key-Beleuchtung im Studio. Fotograf: Thore Scheu
Canon EOS 5D MkII | 200 mm | ISO 100 | f/10 | 1/160 s

Klappmonitor nutzen

Tierfotografie
Fotograf: Thore Scheu

Mit der Kamera auf dem Bauch am Boden liegen, um die faule Katze auf Augenhöhe zu fotografieren, kann ganz schön mühsam sein.

Alternative: Wenn Deine Kamera einen verstellbaren Monitor hat, kannst Du auch den Live-View-Modus aktivieren und das Aufnahmegerät entspannt in eine bodennahe Position bringen.

Der Monitor wird so verstellt, dass Du das Live-Bild bequem von oben betrachten kannst. Um den richtigen Moment zu erwischen, sollte die Auslöseverzögerung inklusive AF-Zeit nach Möglichkeit deutlich weniger als 0,5 s betragen. Mit spiegellosen Systemkameras funktioniert das in der Regel besser als mit SLR-Modellen, deren Autofokus im Live-View-Modus häufig zu träge arbeitet.

Der Smartphone-Trick

Den richtigen Augenblick für ein Tierporträt kannst Du zwar nicht erzwingen, aber herbeiführen – manchmal reicht dafür ein kurzes Schnippen mit dem Finger.

Am besten reagieren Tiere auf Geräusche, die sie noch nicht kennen.

Tipp: Lade eine Geräusche-App auf Dein Smartphone. Im Google Play Store wirst Du zum Beispiel unter „Tiergeräusche“ oder „Tierstimmen“ fündig. Spiele ein Geräusch aus der Kameraposition ab, während die Kamera auf das Tier gerichtet ist. Reagiert der Autofokus Deiner Kamera eher langsam, solltest Du auf die Augen vorfokussieren (Auslöser halb drücken). Sobald das Tier in die Kamera schaut, drückst Du den Auslöser.

Du möchtest mehr über die Hundefotografie erfahren? 

Wir empfehlen Dir unsere Artikel-Reihe über die Hundefotografie:

Tierfotografie: Fazit

In diesem Artikel habe ich Dir gezeigt, wie anspruchsvoll die Tierfotografie ist und dass je nach Umgebung (Wildbahn, Zoo, zu Hause) andere Besonderheiten zu beachten sind. Du weißt nun, wie Du in den unterschiedlichsten Situationen Deine Kamera richtig einstellst und Dich optimal verhältst, um traumhafte Tierfotos zu erzielen. Welche hilfreichen Erfahrungen in Sachen Tierfotografie hast Du bereits sammeln können?

Weitere Tipps für die Fotopraxis, Tests der aktuellen Kameramodelle und alle Neuheiten und Trends in der Fotobranche erhältst Du im monatlichen ColorFoto-Magazin.

Autor: Karl Stechl

 

Du möchtest noch mehr Tipps für kreative Tierfotografie? Wir haben einen Online-Fotokurs und zwei passende Artikel zum Thema Tierfotografie für Dich.

Online-Fotokurs: Tierfotografie

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Wie Du Tiere in Szene setzt und ihre Eigenschaften betonst, und welche Techniken und Bildkompositionen in der Tierfotografie möglich sind, lernst Du in diesem Online-Fotokurs.

 

 

 

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In der Tierfotografie ist ein Telezoom-Objektiv unverzichtbar. Kennst Du den Unterschied zwischen einem Porträt-Teleobjektiv und einem Super-Tele? In diesem Artikel lernst Du die Besonderheiten und Einsatzgebiete der verschiedenen Tele-Objektive kennen.

 


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11 Kommentare

  1. Toll und genau zum richtigen Zeitpunkt. Wie Herr/Frau Meyer bin auch ich in Kürze in Afrika. Ich plane dort ein Reservat zu besuchen was nur zu Fuß erlaubt ist. Die Tips von Herrn Bagnyi sind Gold wert.

  2. Für mich ist der Artikel sehr interessant, vor allem die Tips von Franz Bagni.
    Vielen Dank für diese Zusammenstellung der verschiedensten Methoden der Tierfotografie

  3. Dieser Artikel kommt zum richtigen Zeitpunkt und zeigt mir tolle Tipps
    zum Thema Tierfotografie, denn ich (Nichtfachmann) plane eine Afrikareise.
    Warte und freue mich auf weitere Infos. Danke.

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