Spezialeffekte in der Fotografie

Spezialeffekte in der Fotografie
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Spezialeffekte machen viele Filme zum Kassenschlager. Auch beim Fotografieren können sie – dosiert eingesetzt – für manchen Eyecatcher gut sein. Zum Beispiel Aufnahmefilter: Wir zeigen Dir hier, welche Typen der Spezialeffekte in der Fotografie im Zeitalter der Bildbearbeitung noch sinnvoll sind und was sich mit ihnen machen lässt.
Dieser Artikel stammt aus dem ColorFoto-Magazin 06-2018.

spot an
Spot an – Mallorca: Der Olivenbaum wurde mit einem Nissin i60A, manuell auf ein Viertel der maximalen Leistung reguliert, frontal angeblitzt. Vor dem Reflektor befand sich eine Filterfolie mit intensiver Orangefärbung. Die Belichtungszeit wurde so weit verlängert, dass die Farben am Horizont erhalten blieben.
Sony A7R II | 20 mm | ISO 250 | f/6,3 | 1/5 s
Foto: Siegfried Layda

Aufnahmefilter

Die digitale Bildbearbeitung hat vieles möglich, aber nicht alles überflüssig gemacht, was ein Foto bereits bei der Aufnahme optimiert. Neben einer exakten Belichtung gehören dazu bestimmte Aufnahmefilter, vor allem

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  • Polfilter
  • Graufilter
  • und Grauverlaufsfilter

Polfilter verstärken das Himmelsblau und beseitigen Reflexionen auf nichtmetallischen Oberflächen. Dadurch erhöht sich auch die Sättigung von Objektfarben wie dem Blattgrün in Landschaften.

Wolke & Lichtfleck
Wolke & Lichtfleck – Mallorca, Olivenhain in Berglandschaft: Hier wurde ein Grauverlaufsfilter vom Typ Rollei Reverse GND 4 leicht schräg (ca. 75 Grad) in den Filterhalter eingesetzt, dem Fuß der Bergkette folgend. So kontrastiert der Sonnenfleck im Vordergrund noch besser zu den Bergen und zum Horizont.
Sony A7 II | 28 mm (24-105 mm) | ISO 100 | f/9 | 1/200 s
Foto: Siegfried Layda

Glas- und Wasseroberflächen gewinnen an Transparenz, deshalb verwenden zum Beispiel Angler häufig Sonnenbrillen mit Polarisationsgläsern. Polfilter sind immer drehbar gelagert, weil sich die Filterwirkung durch Drehen variieren lässt. Der Lichtverlust beträgt etwa 1 bis 1,5 Blenden. Graufilter in verschiedenen Dichten verwendet man, um die Beleuchtungsstärke zu reduzieren. Damit gelingt es auch bei Tageslicht mit langen Belichtungszeiten zu fotografieren und damit Bewegung sichtbar zu machen.

Vor allem für fließendes Wasser wird dieser Effekt gerne genutzt. Grauverlaufsfilter verwendet man dagegen zum Kontrastausgleich, meistens um den Himmel im Vergleich zur Landschaft abzudunkeln. Ein Highlight ist der Reverse-Grauverlauf aus der Rechteckfilter-Serie Mark II von Rollei: Seine Dichte nimmt nach oben hin nicht wie üblich zu, sondern berücksichtigt das intensivere Himmelsblau in Richtung Zenith – deshalb nimmt die Dichte in diesem Bereich ab.
So entstehen sehr natürlich wirkende Aufnahmen. Erhältlich ist der Filter in vier Stärken von GND 4 (2 Blenden) bis GND32 (5 Blenden). Für die Fotos in diesem Beitrag wurde der GND4 verwendet, um genug Spielraum für die Nachbearbeitung zu lassen.

Rund- und Rechtecktfilter

Fotofilter gibt es in unterschiedlichen Ausführungen. Rundfilter werden in das Filtergewinde vor die Frontlinse des Objektivs geschraubt, Rechteckfilter in eine dafür konstruierte Halterung gesteckt, die ebenfalls am Objektiv befestigt wird.
Empfehlung für Rundfilter: der zirkulare Polfilter High Transmission von Heliopan, der gut eine halbe Blende weniger Lichtverlust mit sich bringt als übliche Polfilter:

heliopan Polfilter
heliopan Polfilter

Als Rechteckfilter wurden für die Aufnahmen in diesem Beitrag Pol-­, Grau- und Grauverlaufsfilter aus dem Mark-­II­-System von Rollei eingesetzt:

Rollei-Filterhalter mit CPL und Soft GND8

Diese Abbildung zeigt drei Typen von Grauverlaufsfiltern. Besonders interessant: Der Reverse­-Grauverlauf (ganz rechts), der einen sehr natürlichen Kontrastausgleich ermöglicht:

von links nach rechts: Soft GND8, Hard GND8, Reverse GND8

Lesetipp Fotoschule fotocommunityUnser Lese-Tipp: Wir möchten Dir weiterführende Informationen empfehlen zu den folgenden Lernartikeln: Das solltest Du über Rechteckfilter wissen, Rechteckfilter: Der praktische Einsatz in der Landschaftsfotografie, Rechteckfilter: So setzt Du Graufilter richtig ein und Starke Graufilter: Die Grundlagen.


Kommentar von Karl Stechl

Effekthascherei lassen sich Künstler nicht gerne nachsagen. Fotografen machen da keine Ausnahme: Vorbei sind die Zeiten des romantisierenden Weichzeichners à la Hamilton, auch Stern- oder Prismenfilter haben ausgedient. Andererseits muss man sich schon etwas einfallen lassen, wenn man in der allgegenwärtigen Bilderflut visuelle Anker setzen will.
So kann man etwa mit HDR-Technik die Dynamikgrenzen heutiger Bildsensoren erweitern oder mit gefiltertem Blitz Sehgewohnheiten durchbrechen. Unter den Aufnahmefiltern sind es vor allem die Pol- und Graufilter, die auch im Zeitalter der Bildbearbeitung ihren festen Platz in der Fototasche haben sollten.

Blitzen mit Filtern

Mit dem Ausklappblitz oder einem Systemblitzgerät auf dem Blitzschuh der Kamera nutzt man nur einen Teil des Gestaltungspotenzials, das im Blitzlicht steckt. Eine flexible Lichtführung ist nur möglich, wenn das Blitzgerät losgelöst von der Kamera eingesetzt und drahtlos ausgelöst wird – per Lichtimpuls oder Funk.

Farbkontraste
Farbkontraste – Mallorca, Cova des Migdia: Man nennt sie „Mittagshöhle“, weil um die Mittagszeit Sonnenlicht durch den Eingang fällt. Der auf Kunstlicht eingestellte Weißabgleich sorgte für eine bläuliche Grundstimmung, ein mehrmals ausgelöster Blitz mit Orangefilter für die Farbeffekte.
Sony A7RII | 12 mm (12-24 mm) | ISO 640 | f/6,3 | 1/160 s
Foto: Siegfried Layda

Eine weitere Option, von den meisten Fotografen zu wenig genutzt, sind Farbfilter vor dem Blitzreflektor. Bei Innenaufnahmen wird ein Orangefilter häufig eingesetzt, um das Blitzlicht anzuwärmen, damit es nicht als Stimmungskiller in einer von Kunstlicht bestimmten Umgebung wirkt.
Anschließend hat das Bild einen einheitlichen Farbstich, der sich, wenn nötig, auch reduzieren lässt. Am besten funktioniert das im RAW-Modus, weil der Weißabgleich auch nach der Aufnahme bei der RAW-Verarbeitung noch modifiziert werden kann.

Wanderblitz
Wanderblitz – Das abgedunkelte Treppenhaus wurde mit „Wanderblitz“ farbig beleuchtet. Das heißt: Ein Nissin i60A wurde sechsmal, jeweils mit 3/4-Leistung und vor den Reflektor gehaltenen (vorsortierten) Farbfolien, ausgelöst. Kameraeinstellung auf B, Funkauslöser mit Timer.
Sony A7 II | 19 mm (12-24 mm) | ISO 250 | f/10 | 45 s
Foto: Siegfried Layda

Beim Höhlenbild war die Intention genau entgegengesetzt: Der auf Kunstlicht eingestellte Weißabgleich erzeugte eine bläulich-kalte Grundstimmung, ein intensiv orange gefilterter Blitz komplementäre Farbakzente. Das Bild entstand aus vier Einzelaufnahmen.
Bei jedem Auslösen wurde eine andere Motivpartie durch manuelles Auslösen des Blitzgeräts aus Kameraposition spotartig beleuchtet. Der verstellbare Zoomreflektor begrenzte den Lichtkegel nach Bedarf. Kombiniert wurden die Aufnahmen mittels Ebenen in Photoshop mit dem Algorithmus „Aufhellen“. Für das Foto im Treppenhaus reichte dagegen eine Langzeitbelichtung: Innerhalb der 45-Sekunden-Belichtung mittels Funkauslöser (Timer) wanderte der Fotograf in schwarzer „Tarnkleidung“ treppab und löste den Blitz mehrmals manuell aus, während er farbige Folien vor den Reflektor hielt.

Stroboskop
Stroboskop – Um die Riesenleuchtkäfer zu erzeugen, wurde ein Blitzgerät mit B.I.G.-Softbox und darauf montiertem Muster (Hulakranz aus Partyshop) verwendet. Der Blitz löste im Stroboskop-Modus aus, während er vom schwarz gekleideten Fotografen bewegt wurde.
Sony NEX-7 | 78 mm KB (18-200 mm) | ISO 100 | f/11 | 30 s
Foto: Siegfried Layda

Filter und Haargummi

Bei einigen Systemblitzgeräten werden passende Farbfilter gleich mitgeliefert oder sind optional erhältlich. Beispielsweise gehören beim Nikon Speedlight SB-5000 zwei Filter in Grün und Orange zum Lieferumfang. Dank Clip-Halterung lassen sie sich einfach und schnell vor der Lichtaustrittsfläche anbringen.

Nikon Speedlight SB-5000
Nikon Speedlight SB-5000

In anderen Fällen hilft eine Bastellösung: Hier wurde ein Folienfilter mittels Haargummi am Blitzreflektor eines Nissin i60A befestigt. Sieht weniger elegant aus, funktioniert aber auch:

Nissin i60A
Nissin i60A

HDR-Fotografie

Wenn der Kontrastumfang eines Motivs deutlich mehr als zehn Blendenstufen beträgt, stoßen die Bildsensoren an ihre Grenzen. Mit der HDR-Technik (HDR = High Dynamic Range) lassen sich dagegen auch extreme Motivkontraste bewältigen. Was man dafür benötigt, sind Belichtungsreihen, die alle Tonwerte des Motivs abbilden, nur eben nicht in einer einzigen Aufnahme, sondern in mehreren aufeinander folgenden.

Farbexplosion
Farbexplosion – New York, 42nd Street: Manche Voreinstellungen in der HDR- Software lassen die Objektfarben nahezu explodieren. Basis dieser Aufnahmen waren fünf unterschiedliche RAW-Entwicklungen in HDR Projects 2018 Prof. mit dem Preset „Preset Surreal Soft Grunge“.
Sony A7 II | 24 mm | ISO 100 | f/10 | 0,8 s
Foto: Siegfried Layda

Durch das Überlagern der Einzelaufnahmen mit geeigneter Software entsteht ein HDR-Bild. Dieses enthält alle Tonwerte des Motivs, wäre auf Ausgabemedien wie Bildschirm oder Drucker aber nicht darstellbar. Deshalb muss der Kontrastumfang erst komprimiert werden („Tonemapping“).
HDR-Bilder lassen sich mit Standardprogrammen wie Photoshop ebenso erzeugen wie mit Spezialsoftware, zum Beispiel Photomatix oder HDR Projects. Der Hauptvorteil von HDR-Programmen besteht darin, dass sie für das Tonemapping diverse Presets und Regler bereitstellen.
Die Bandbreite reicht vom nahezu natürlich wirkenden Kontrastausgleich bis hin zu starker Verfremdung etwa im Gemäldestil. Als Basis für HDR-Bilder ist eine Belichtungsreihe aus meist drei Aufnahmen nötig.
Beispiel: Normalbelichtung gemäß Matrixmessung, Unterbelichtung (- 2 Blendenstufen) und Überbelichtung (+ 2 Blendenstufen). Fotografiert wird am besten vom Stativ und mittels Bracketing (Belichtungsreihe), um drei Aufnahmen mit unverändertem Bildausschnitt aufzunehmen.

Wenn aus der Hand fotografiert wurde, kann die HDR-Software kleine Standabweichungen in der Regel kompensieren. Belichtungsreihen für ein HDR-Bild kannst Du aber auch aus einer einzigen RAW-Datei generieren – ein Vorteil vor allem, wenn bewegte Objekte im Bild sind.

Kontrastausgleich
Kontrastausgleich – Ein HDR-Bild aus einer Belichtungsreihe kann enorme Kontrastunterschiede darstellen.
Sony A7R II | 16 mm (16-35 mm) | ISO 100 | f/11 | 1/640 + 1/160 + 1/40 s
Foto: Siegfried Layda

Mit nur einer Aufnahme wäre das aufgrund der begrenzten Sensordynamik dagegen nicht möglich. Der Belichtungsunterschied bei den Einzelaufnahmen betrug jeweils 2 EV-Werte. HDR-Verarbeitung in HDR Projects 2018 Prof. mit Preset „Natürlich ausgewogen“.

Kommentar von Siegfried Layda

Aufnahmefilter, spezielle Blitztechniken und nachträgliche Bildbearbeitung in Kombination schaffen enorme Möglichkeiten, Bilder zu optimieren oder aufzupeppen. Aufnahmefilter setze ich meist eher dezent ein – vor allem das Reduzieren des Kontrastumfangs und Beseitigen unschöner Reflexe spielen dabei eine Rolle. Alles andere verlege ich dann lieber auf die Nachbearbeitung. Wenn HDR geplant ist, nutze ich den Bracketing-Modus der Kamera, wobei die Belichtungsstufen der Aufnahmesituation angepasst werden.

Fazit

Mit Aufnahmefiltern, Farbfiltern und der HDR-Fotografie haben wir Dir Equipment und Techniken gezeigt, mit denen Du Deine Fotos aufwerten und für eine eigene fotografische Handschrift sorgen kannst.

Weitere Tipps für die Fotopraxis, Tests der aktuellen Kameramodelle und alle Neuheiten und Trends in der Fotobranche erhältst Du im monatlichen ColorFoto-Magazin.

 

Autor: Karl Stechl

5 Kommentare

  1. Wann verwendet man eigentlich Rechteckfilter? Ich habe auf der Straße noch nirgends einen (Hobby-)Fotografen mit dieser Filterart gesehen. Ist das eher so ein Mode-/Studiofotografen-Ding?

  2. wiedereinmal ein toller Artikel. Motiviert wieder mehr mit Filtern zu arbeiten ( Wenn nur das lästige Schlauben nicht wäre ! ) Die Rollei – Filter haben ihren Preis – aber sie sind es wert.

  3. So einen kompakten und informativen Newsletter liest man sehr gern. Langsam verstehe ichden Einsatz/die Verwendung bzw. die Eigenschaften der unterschiedlichen Filter immer besser. Die Beispielfotos sind dafür sehr hiflreich. Danke auch für die Vorstellung der Marke Rollei – da werde ich demnächst einkaufen, da ich eh seit Monaten auf der Suche bin. Hier scheint die Qualität zum Preis zu passen.

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