Himmelskörper sind sie alle, doch aus fotografischer Sicht liegen Welten zwischen dem Mond, der Sonne und weiter entfernten Sternen. Völlig unterschiedlich sind nicht nur die Wirkungen, die diese Gestirne im Bild entfalten, sondern auch die aufnahmetechnischen Herausforderungen, die sie mit sich bringen. Damit Du es schaffst, Himmelskörper optimal zu fotografieren, geben wir Dir praktische Tipps für das Fotografieren.
Dieser Artikel stammt aus dem ColorFoto-Magazin 09-2018.
Himmelskörper fotografieren – die Sonne
Wenn Du nicht den größten Teil Deiner Zeit im Fotostudio verbringst, ist die Sonne Deine wichtigste Lichtquelle und somit zählt sie zu einem Himmelskörper, die es zu fotografieren gilt. Vieles wird erst durch die Sonne zum Motiv, weil sie als Frontallicht Farben zum Leuchten bringt, als Seitenlicht Strukturen herausarbeitet oder als Gegenlicht magische Momente schafft.
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Mehr Infos zu den FotokursenDie Sonne ist aber nicht nur ein Megabeleuchtungssystem, sondern kann selbst zum Motiv werden – wenn man zum Beispiel die Sonnenstrahlen sichtbar macht. Dieser Effekt ergibt sich durch Beugung des Lichts an den Schnittpunkten der Blendenlamellen, solange diese keinen perfekten Kreis, sondern ein Polygon (Vieleck) bilden.
Der Sonnen- bzw. Blendenstern entsteht erst bei starker Abblendung, wobei sich die Gesamtschärfe der Aufnahme reduzieren kann (Beugungsunschärfe).
Schaue nicht durch den optischen Sucher Ihrer SLR-Kamera direkt in die Sonne, weil dies Ihrem Auge schadet. Unbedenklich für Dein Sehvermögen ist dagegen das Live-Bild am Monitor oder im elektronischen Sucher.
Der Einsatz von Graufiltern
Profifotograf Siegfried Layda empfiehlt allerdings, auch hier Vorsicht walten zu lassen und einen Graufilter (mindestens ND1,8) zu verwenden, um den Bildsensor zu schonen – vor allem, wenn das Foto nicht als schneller Schnappschuss entsteht, sondern längere Zeit für die Bildgestaltung benötigt wird.
Den Auf- oder Untergang der Sonne kann man ohne solche Vorsichtsmaßnahmen fotografieren, weil die abgestrahlte Lichtenergie dann wesentlich geringer ist. Fotografiere mit der Voreinstellung „Tageslicht“ für den Weißabgleich, um die rötlich-gelbe Farbstimmung zu erhalten; die WB- Automatik würde mit dem Farbstich auch die Bildstimmung eliminieren.
Sonnensterne
Um einen Sonnenstern zu erzeugen, ist starke Abblendung notwendig. Bild 1 wurde mit Vollformatkamera, 17-mm-Weitwinkel und Blende 11 fotografiert; die Strahlen wirken ziemlich verwaschen.
Bei Bild 2 (Blende 22) ist der Stern dagegen klar definiert. Die acht Strahlen entsprechen den acht Blendenlamellen des Objektivs. Ist die Anzahl der Blendenlamellen ungerade, verdoppelt sich die Anzahl der Strahlen im Vergleich zu den tatsächlich vorhandenen Blendenlamellen wie in Bild 3 (Blende 22, 7 Blendenlamellen, 14 Strahlen).
Kommentar von Karl Stechl
Ohne Licht kein Foto. Die Sonne, als der Erde nächster Stern, liefert Licht im Überfluss, während viel weiter entfernte Sterne eher Funzeln sind. Man braucht lichtstarke Objektive und extrem lange Belichtungszeiten, um sie im Foto zum Leuchten zu bringen. Wobei es in diesem Beitrag nicht um Astrofotografie im wissenschaftlichen Sinn geht. Stattdessen zeigen wir Dir, wie man die Sonne nicht nur als Himmelslicht verwendet, sondern selbst zum Motiv macht.
Und wie Mond und Sterne zum Eyecatcher bei Landschafts- und Architekturaufnahmen werden. Manchmal geht das nicht ohne Tricks wie Mehrfachbelichtung und Composing. Nicht Effekthascherei ist dabei das Ziel, sondern eine erweiterte Sicht auf die Realität mit fotografischen Mitteln. Nur der Himmel selbst setzt dabei die Grenze.
Himmelskörper fotografieren – der Mond
Aus fotografischer Sicht haben Sonne und Mond etwas gemeinsam: Beide sind zugleich als Motiv und als Lichtquelle interessant. Dabei spielt es keine Rolle, dass der Mond selbst gar nicht leuchtet. Er besteht aus dunklem Gestein und wird durch die Sonne angestrahlt. Was wir Mondlicht nennen, ist also reflektiertes Sonnenlicht. Wie Du diesen Himmelskörper fotografieren kannst, zeigen wir Dir jetzt:
Bei Vollmond kommt besonders viel davon auf der Erde an, weil die Reflexionsfläche für das Licht am größten ist. Fotografiert man Landschaften bei Mondlicht, so sind sie auf den ersten Blick von Tagesaufnahmen oft kaum zu unterscheiden – ausreichend lange Belichtung vorausgesetzt.
Ist der Himmel klar, entdeckt man Sterne, die aufgrund der Langzeitbelichtung als Lichtspuren abgebildet sind. Durch das Wandern des Mondes aufgrund der langen Belichtungszeit wandern auch die Schatten, und die Licht-Schatten-Grenze wird diffus. Dies verleiht den Bildern eine ganz eigene Wirkung.
Nutze Hilfsmittel für Aufnahmen vom Mond
Mit einer langen Telebrennweite gelingen eindrucksvolle Nahaufnahmen des Erdtrabanten, die sogar Mondkrater erkennen lassen. Dies gilt vor allem für den zu- oder abnehmendem Mond, weil im Bereich der Schattengrenze Oberflächenstrukturen markant hervorgehoben werden. Die Schattengrenze sollte natürlich durch eine Gegend verlaufen, in der sich entsprechend viele Krater befinden.
Beim Fotografieren vom Stativ mit langen Teleobjektiven zählt alles, was mögliche Vibrationen der Kamera verhindert oder minimiert. Das heißt: Bei der Spiegelreflexkamera die Spiegelvorauslösung aktivieren, bei der Spiegellosen den ersten elektronischen Verschlussvorhang. Zudem empfiehlt sich das Abschalten der Bildstabilisierung.
Himmelskörper fotografieren – Sterne
Weit entfernte Sterne und Planeten tragen kaum etwas zur Allgemeinhelligkeit bei. In vielen Fotos sind sie auch nicht als helle Punkte abgebildet, sondern als Lichtspuren. Vom Standpunkt des Erdlings aus stehen die Sterne nämlich nicht still, sondern ziehen ihre Kreise. In Wirklichkeit bewegen sich allerdings der Fotograf und die Kamera aufgrund der Erdrotation. Sternspuren kann man auch mit wenig lichtstarken Objektiven und niedrigen ISO-Einstellungen fotografieren.
Um die Bildqualität zu optimieren, verteilt man die Aufnahme auf mehrere Einzelbelichtungen – bis zu 25 waren es bei den Bildern in diesem Abschnitt. Durch Überlagern der Bilder mittels Ebenentechnik in Photoshop entstehen eindrucksvolle Sternspurenbilder.
Um Sterne annähernd punktförmig aufs Bild zu bringen, benötigt man ein lichtstarkes Objektiv. Im besten Fall eines, das sich bereits bei Offenblende mit guten Ergebnissen verwenden lässt. Zudem wählt man die höchsten, noch vertretbaren ISO-Einstellungen – je nach Sensortyp und Kameramodell ISO 800 bis 3200. Das Objektiv wird manuell auf Unendlich eingestellt.
Tipp: Am besten im Live-View-Modus mit Bildschirmlupe auf helle Sterne fokussieren.
Verschlusszeit, Brennweite und co.
Die längstmögliche Verschlusszeit, mit der sich Sterne annähernd als Punkte abbilden lassen, hängt von der verwendeten Brennweite ab. Dabei hilft folgende Faustformel, bezogen auf das Vollformat (KB): 500 geteilt durch Brennweite ist längste Verschlusszeit.
Beispiel: Mit 35 mm kann man bis zu 14 s belichten, mit 70 mm nur noch 7 s. Für kleinere Sensorformate muss man nicht nur die Objektivbrennweite, sondern auch den Crop-Faktor im Verhältnis zum Vollformat berücksichtigen.
Rauschen und Hot Pixel
Langzeitbelichtungen verstärken das Bildrauschen und provozieren „Hot Pixel“, helle Flecken in den Bildern (Bild 1). Aktiviere wenn möglich „Rauschunterdrückung bei Langzeitbelichtung“.
Dann macht die Kamera nach der Aufnahme eine zweite bei geschlossenem Verschluss. Durch den Vergleich beider Aufnahmen kann die Kamera erhöhtes Rauschen und Hot Pixel erkennen und aus dem Bild rechnen (Bild 2).
Nachteil: Jede Aufnahme dauert doppelt so lange.
Kommentar von Siegfried Layda
Alles ist in Bewegung: Der Mond geht jeden Tag etwa 50 Minuten später auf und wechselt ständig sein Aussehen. Sterne und Planeten verändern immer wieder ihre Position am Himmel.
Will man mit bestimmten Sternbildern im Kopf den Himmel fotografieren, dann geht nichts ohne Planung. Überraschungen bleiben noch genug: Vom Horizont schiebt sich eine Nebelbank hoch, ein durchziehendes Flugzeug macht eine Aufnahmeserie unbrauchbar. Eine herabsausende Sternschnuppe bildet da eine meist willkommene Ausnahme. Und einen Wunsch hat man dann bekanntlich auch frei.
Fazit
In diesem Artikel hast Du erfahren, worauf Du bei der Fotografie von Sonne, Mond und Sternen achten musst. Du willst mehr lernen? Kein Problem, in der Fotoschule findest Du viele weitere Lerninhalte zu diesem Thema:
- So geht es: Die Milchstraße fotografieren
- Sterngucker: Himmelskörper fotografieren
- Sterne fotografieren: Von der Planung bis zum fertigen Bild
Autor: Karl Stechl
Vielen Dank für den informativen Artikel, gerne mehr davon.
…und die Regel für scharfe Abbildung von Sternen scheint für mich nicht zu gelten: Aufnahmen mit 28 mm bzw. 24 mm Objektiv (KB) zeigen schon bei 4-6 sec Belichtungszeit leichte Bewegungsunschärfe bei den Sternen (Um es klar zu stellen, natürlich mit Stativ aufgenommen).
Guter Artikel, nur scheinen mir die Bilder und die Kommentare dazu bei den Mond(licht)- Bildern durcheinandergekommen zu sein.
Zitat:
„Schaue nicht durch den optischen Sucher Ihrer SLR-Kamera direkt in die Sonne, weil dies Ihrem Auge schadet. Unbedenklich für Dein Sehvermögen ist dagegen das Live-Bild am Monitor oder im elektronischen Sucher “
Mal „Sie“, mal „Du“ – wat denn nu?
Wieder mal ein Oberlehrer….
Sehr schön erklärt – und vielseitig! – Danke!
Ich kenne die Regel für «gerade noch punktförmige Sterne in der Abbildung» als «420-er-Regel» … einfach etwas auf «Nummer sicher» :-) wie folgt:
t(max) ≈ 420/(f • Crop) [Sekunden]
Sie würden sagen: t(max) ≈ 500/(f • Crop) [Sekunden] … einfach etwas mehr auf Risiko ;-) …
Unter folgendem Link ist noch eine weitere Formel dafür notiert:
https://www.youtube.com/watch?v=L2AguVi-obU&index=10&list=PLzFYGuaz_wIzJB2N2Vs3J-2tH8mJ7pM3Y
Herzlich und DANKE – Martin Messmer
Hallo,
an dieser Stelle sei das Buch „Astrofotografie“ von Katja Seidel empfohlen. Es lässt keine Wünsche offen, alles rauszuholen, was ohne Teleskop geht.
Bernd
Danke für den ausführlichen und gut verständlichen Artikel. Da werde ich mich mit meiner D 810 auch mal heranwagen. Danke.
Wow! Klasse Artikel und dazu noch sehr schöne Fotos zur Dokumentation herausgesucht.
Sehr schöne Fotos, die ihre Wirkung besonders durch die Kombination von „irdischen “ Motiven mit Himmelskörpern entfalten.
Eine Frage habe ich. Unter dem Foto „Mond und Sterne – Tramuntana-Gebirgszug …“ ist der Hinweis zu finden:
„Für mehr Schärfentiefe wurde die Sony A7R II im APS-C-Modus
(24 MP) eingesetzt.“
Bringt denn der APS-C-Modus eine Erweiterung der Schärfentiefe oder verstehe ich hier etwas falsch?
Interessant zu erfahren, wäre, mit welchem K-Wert des Weissabgleichs Sterne idealerweise fotografiert werden.
Ich nehme hier, wenn keine anderen Lichter fürs Bild wichtig sind, die Einstellung für Tageslicht (ca. 6000 °k)
Mir ist auch wichtig, dass ich neben all den technischen Möglichkeiten auch Inspirationen bekomme. Das ist hier m.E. mmit dem Mix an Fotos sehr gut gelungen. Es sind manchmal die Kleinigkeiten, die ein gutes Foto ausmachen.
Danke dafür.