Effektiv von Fotos anderer lernen!

Von Fotos anderer lernen
FavoriteLoadingAuf Deine Leseliste in Meine Fotoschule setzen

In unserem letzten Artikel „Fünf W-Fragen für die optimale Bildgestaltung“ haben wir Dir eine Technik vorgestellt, wie Du Deine eigenen Fotos analysieren kannst, um besser zu werden. Heute schauen wir uns an, welches Potential in den Fotos anderer Fotografen steckt.

Du kennst folgende Situation sicher aus eigener Erfahrung: Du blätterst durch die Fotos in der fotocommunity – ein Foto gefällt Dir und Du schaust es Dir länger an, ein anderes Foto gefällt Dir überhaupt nicht und Du blätterst schnell weiter. Nach einer Weile hast Du zwar viele Fotos gesehen, aber hast Du auch etwas für Dich mitgenommen außer das Gefühl, viele schöne oder weniger schöne Fotos gesehen zu haben? Es lohnt sich, jedem Foto, das Du siehst, mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, denn Du kannst aus jedem Foto sehr viel für Deine Fotografie lernen.

Einfach fotografieren lernen mit unseren Online-Fotokursen

Für nur 6,99€ im Monat kannst Du auf über 70 Online-Fotokurse zugreifen. Lerne die Grundlagen der Fotografie - verständlich und mit vielen Praxisbeispielen. Inklusive Test und Fotokurs-Zertifikat.

Mehr Infos zu den Fotokursen
Einfach fotografieren lernen

Vielleicht kommt Dir folgender Dialog zwischen zwei Bildbetrachtern bekannt vor oder vielleicht hast Du einen ähnlichen Dialog bereits selbst geführt?

A: Boah, das Bild gefällt mir gar nicht.
B: Echt? Warum nicht? Ich finde es klasse.
A: Keine Ahnung, ich finds einfach nur blöd. Gefällt mir halt nicht.
B: Ok? Kannst du gar nicht sagen, warum das nicht gefällt?
A: Ne, ist halt so. Ich finds eben nicht gut.

A verpasst unbewusst eine große Chance zu lernen, indem er/sie Fotos, die nicht gefallen, zur Seite legt und sich nicht weiter damit beschäftigen will. Dabei sind gerade die Fotos, die Dir persönlich nicht gefallen, für Deine fotografische Entwicklung extrem wertvoll. Es lohnt sich also ein zweiter Blick auf diese Bilder! Denn eine Abneigung hat immer objektive Gründe, die sich darin zeigen, was Du selbst an gleicher Stelle anders gemacht hättest.

Wichtig: Hier geht es nicht darum, ob Dir das abgebildete Motiv gefällt: eine schöne Blume, ein schönes Gesicht, oder „ich mag Sonnenuntergänge“. Im Fokus steht hier das Foto und seine Gestaltung, die Linienführung, die Anordnung der Bildebenen, die Positionierung des Motivs usw.

Faro Fuencaliente mit Bergen im Hintergrund
Bild 1: Faro Fuencaliente mit Volcán San Antonio

 

Bei der Betrachtung von Fotos sind folgende Fragen für das eigene Lernen extrem hilfreich:

  1. Warum gefällt es mir nicht? / Warum gefällt mir das Foto?
    Bitte betrachte dabei nicht das Motiv (schöne Blume, ich mag Sonnenuntergänge) sondern konzentriere Dich auf die Gestaltung des Fotos an sich.
  2. Welche Dinge stören mich besonders? / Welche Dinge gefallen mir sehr gut?
    Auch hier gilt es, die Gestaltung des Fotos an sich zu betrachten.
  3. Was empfinde ich, wenn ich das Foto ansehe?
  4. Welche Bildaussage hat das Foto für mich?
  5. Was hätte ich anders gemacht?
    Benenne konkret, welche Änderungen Du vornehmen würdest: (Symmetrieachse einhalten, tiefere Perspektive, Bildelemente weglassen…). Haben diese Änderungen Auswirkungen auf die Bildaussage oder das Empfinden beim Betrachten des Fotos?

 

Dabei geht es nicht unbedingt darum, mit fotografischen Grundsätzen zu jonglieren oder Lehrsätze zu rezitieren. Meist reicht schon das Aussprechen von vagen Gefühlen wie: „Das ist mir zu konfus und zu wirr.“, „Ich finde das Bild langweilig!“ oder aber auch „Ich hätte das Bild niemals gemacht!“.
Im Umkehrschluss und positiv formuliert liest man dann folgendes: „Ich hätte das Bild mehr strukturiert und klarer gestaltet, indem ich…“ oder „Ich hätte das Bild spannender aufgebaut, indem ich …“.

Diese Art der Auseinandersetzung mit den Fotos anderer Fotografen hilft Deiner Fotografie ein großes Stück weiter! Denn Du hast dadurch bereits ein besseres Bild in Deinem Kopf. Und zu wissen, was Du nicht möchtest, ist ebenso ein großer Gewinn.

Nachfolgend siehst Du eine weitere Aufnahme des Faro Fuencaliente.  Wie beantwortest Du für dieses Foto die Fragen aus diesem Artikel für Dich? Du kannst die Antworten gern in den Kommentaren mit allen teilen. Wie konstruktives Feedback formuliert sein sollte erklären wir hier.

Faro Fuencaliente fotografiert
Bild 2: Eine alternative Aufnahme des Leuchtturms.

 

 

Noch mehr Tipps zur Bildgestaltung?

Online-Fotokurs Bildgestaltung fotocommunity FotoschuleIn unseren Online-Fotokurs Grundlagen der Bildgestaltung gehen wir detailliert auf die verschiedenen Ebenen der Bildaussage ein, vermitteln Dir die Grundlagen zu einzelnen Bildelementen wie Punkt, Linien und Fläche und erklären Dir deren Bildwirkung an zahlreichen Beispielen. Außerdem geben wir Dir in diesem Online-Fotokurs Tipps, wie Du Deine Motive mit der Wahl der richtigen Perspektive, des Bildformats, sowie des Bildschnitts perfekt in Szene setzen kannst. 

17 Kommentare

  1. Den Artikel „Von den Fotos anderer effektiv lernen“ finde ich sehr gelungen, konstruktiv und gut aufgebaut! Als Hobbyfotografin möchte ich Bilder zeigen, die andere interessieren. Ebenso möchte ich Kommentare schreiben, die meine Begeisterung aber auch meine Kritik konstruktiv darstellen. Gruss, Veronika

  2. Diesen Artikel finde ich sehr gut!
    Er trifft sehr oft zu, auch innerhalb von funktionierenden Fotogruppen und Freunden.
    Bildkritik ist immer richtig und gut, wenn sie ehrlich und konstruktiv ist.
    Kritik soll dem Bildautor helfen, sich verschiedene Standpunkte über Gestaltung und Aufbau bzw. Bildaussage zu überlegen und zur Kenntnis nehmen.
    Alle, die sich mit der Fotografie beschäftigen, haben bestimmte Lebenserfahrungen und andere Zugänge zur Fotografie. Diese Erkenntnisse können auf dokumentarischer als auch künstlerischer Ebene, Auswirkungen haben.
    Nur positive Kritik hilft dem Bildautoren weiter, sofern dieser bereit ist, sich mit der Kritik positiv auseinanderzusetzen. Z.B. können fünf Fotografen (oder mehr) zu einem bestimmten Thema fünf verschiedene Meinungen haben und jede dieser Meinungen kann richtig sein, sollte aber ehrlich sein! „Kritik sollte nie beleidigend sein, sondern immer objektiv gestaltet werden! Ein Kurs über Bildbesprechung sollte für jeden ernsthaften Fotografen selbstverständlich sein!

  3. Das erste Bild wirkt auf den ersten Blick zu dunkel und blaustichig, also nicht gerade angenehm. Doch beim genaueren Hinsehen wird schon klar, worauf es dem Fotografen ankam: Linienführung durch den Weg (leider zu dunkel und unauffällig) und Kontrapunkt durch die gelb-grünen Pflanzen im Vordergrund (auch zu dunkel). Mich juckte es in den Fingern, zu versuchen, ob das Bild noch zu retten ist. Also hinein ins Programm, Blaustich möglichst gut entfernen, Weg und Pflanzen im Vordergrund selektiv aufhellen, Himmel auswählen, Tiefen aufhellen, Tonwertkorrektur. Damit ist ist der Himmel mit seinen starken Hell-Dunkel- Kontrasten zwar etwas ansehnlicher geworden. Den Rest bringt aber erst das Beschneiden des Bildes, so dass der Himmel nur noch ca 1/3 der Bildhöhe einnimmt. Fertig gerettet – nicht schön, aber brauchbar z.B. für einen Lichtbildervortrag über die Gegend (in der ich noch nicht war und auch nicht vorhabe, hinzureisen).

    1. Hi Dieter :) Ich würde mich freuen, das Bild in der fc zu sehen. Du kannst es gern hochladen, diesen Artikel in der Bildbeschreibung verlinken und den Link auf das Foto gern hier posten..
      LG!
      Lars

      1. Hallo Lars, ein fremdes Bild kann ich ja nicht in die fc hochladen! Und hier hinein laden geht nicht. Also lassen wir’s bei der Beschreibung.
        Gruß Dieter

  4. Beim ersten Bild gefällt mir eigentlich nur die Linienführung. Mich spricht es nicht an, weil mir die Bildaussage nicht klar ist. Ein Leuchtturm aber kein Wasser? Das wäre ja ein spannender Ansatz, aber mein Blick wird zwar zum Leuchtturm geführt, aber dort will er dann immer ins Meer hinaus schauen, weil auch der Leuchtturm dorthin schaut. Wenn das Licht von links käme und ein stärkere Weitwinkel verwendet worden wäre, hätte die Story vielleicht geklappt. Weiter runter hätte es glaub ich auch spannender gemacht, weil dann die Vegetation mehr gewirkt hätte (Vordergrund, gesund und so ;-)

  5. Danke für den tollen Beitrag. Das war (für mich) vor Allem wichtig, denn eigentlich stellt man sich genau diese Fragen bereits unterbewusst.
    Da will ich mich doch gleich mal an obigem Foto versuchen (Bild 2):
    Mir ist hier ein wenig der Schwerpunkt verloren gegangen, das wirkt alles etwas unruhig. Den Rand um die Wasserfläche empfinde ich störend, also weg schneiden, vielleicht seitlich nur anschneiden…
    Vielleicht hätte eine Langzeitbelichtung (Wasser glätten, Dramatik in den Wolken…) dem Ganzen die Krone aufgesetzt.

    1. Danke für die gute Anregungen des Beitrags. Das zweite Bild wäre mir so zu langweilig, weil vor allem das Licht nicht viel her macht. Das einzig Spannende ist das eigenartige Größenverhältnis von der kleinen Wasserfläche zum Leuchtturm. Der Vordergrund für sich betrachtet könnte auch eine Hafenmole sein. Diesen Effekt/Kontrast (großer Leuchtturm aber kleine Wellen/Steine) hätte ich versucht zu verstärken indem ich z.B. einen Fuß/Schuh im Vordergrund platziert hätte. Das Weglassen der linken Wasserbegrenzung hätte das Auge vermutlich noch mehr irritiert.

      1. Hi Martin,
        das mit den Größenverhältnissen fällt mir erst jetzt so richtig auf :) Das Becken im Vordergrund gehört zu einer Saline. Sie gewinnen dort in diesen kleinen Becken Meersalz.
        LG!
        Lars

  6. Völlig richtige Gesichtspunkte. Wie Antworten ausfallen, ist zwar immer durch individuelle Vorlieben/Abneigungen bedingt, wichtig ist jedoch, sich selbst darüber klar zu werden, welche ganz konkreten Gesichtspunkte einem selbst bzw. einem anderen Betrachter bei der Bildgestaltung wichtig sind. Insofern helfen Kommentare wie „Schön dargestellt.“ oder „Ganz hervorragendes Bild.“ trotz freundlichen Tones überhaupt nicht weiter. Detailliertere Kommentare machen zwar mehr Arbeit, schaffen aber im eigenen Kopf auch mehr Klarheit. Ist doch auch was wert !

    1. Hallo Jürgen,
      Detailliertere Kommentare machen zwar mehr Arbeit, schaffen aber im eigenen Kopf auch mehr Klarheit.“ Genau das ist er Punkt! Das Schreiben von konstruktiven Kommentaren nützt in erster Linien mir selbst. Es sollte daher weniger als „Dienst für den Anderen“ gesehen werden sondern eher als gute Möglichkeit zur eigenen fotografischen Weiterentwicklung. :)
      Liebe Grüße!
      Lars

Wie gefällt Dir dieser Lerninhalt?

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Teile diesen Link mit einem Freund