Blende – einfach erklärt

blende
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In Zusammenarbeit mit SIGMA
In der Fotografie besteht die Notwendigkeit, die in das Objektiv einfallende Lichtmenge zu regulieren. Eine der Möglichkeiten zur Kontrolle der Lichtmenge ist die Verwendung einer fotografischen Blende.

Objektive verfügen zu diesem Zweck im Inneren (auch als „Strahlengang“ bezeichnet) über eine meist variable Öffnung, die Blende. Die Montage dieser Vorrichtung erfolgt an einer Stelle, an der die Lichtmenge verändert werden kann, ohne dass dabei das Gesichtsfeld verändert wird.

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Die Blende kann einen festen Durchmesser aufweisen. Sie kann mit Hilfe von Blendenlamellen aber auch variabel ausgelegt sein. Die Veränderung der Blendenöffnung bei variablen Blenden erfolgt manuell mit Hilfe des Blendenrings oder wird von der Kamera mittels mechanischer oder elektrischer Übertragung automatisch vorgenommen.

Blende – Wie berechnet sich der Blendenwert?

Die Öffnung der Blende wird mittels dimensionsloser Zahlen, den sogenannten Blendenwerten, angegeben. Der Blendenwert errechnet sich aus dem Verhältnis von Brennweite zum Durchmesser der Blendenöffnung. Ein Blendenwert von ƒ4 bei 100mm Brennweite bedeutet also, dass die Blendenöffnung 25mm beträgt.

Je größer der Blendenwert wird, umso kleiner wird also die Blendenöffnung. Dieser Effekt führt gerade bei Anfängern häufig zu Missverständnissen. Man sollte sich daher merken:

große Blende – große Öffnung – kleiner Blendenwert
kleine Blende – kleine Öffnung – großer Blendenwert

Die größtmögliche Blende wird bei Objektiven immer mit angegeben und gilt als Qualitätskriterium für die Lichtstärke. Veränderst Du die Blendenöffnung so, dass sich die Fläche der Öffnung halbiert oder verdoppelt, spricht man von einer ganzen Blendenstufe. Die Blendenwerte verändern sich dabei immer im Verhältnis der Quadratwurzel.

Die vollen Blenden haben feste Zahlenwerte:

1 – 1,4 – 2 – 2,8 – 4 – 5,6 – 8 – 11 – 16 – 22 – 32 – 45

Rein theoretisch ist es möglich, Objektive mit einer maximale Öffnungsblende von weniger als ƒ1 zu bauen. So große Blendenöffnungen machen aber kaum noch Sinn, da die Kamera selbst dann als Blende wirken würde und damit den Vorteil der größeren Offenblende einschränkt.

Eine Sonderform der Blende ist die Lochblende, die auch Werte jenseits der ƒ200 aufweisen kann.

Die Öffnung der Blende nimmt wesentlichen Einfluss auf die Schärfentiefe des resultierenden Fotos.

Beispielbilder:

Blende –Blendenautomatik

Die Blendenautomatik wird auch Zeitpriorität genannt. Es handelt sich um ein halbautomatisches Belichtungsprogramm und wird an vielen Kameras mit dem Buchstaben S (Shutter time), T oder Tv (Time Value) gekennzeichnet.

Bei der Blendenautomatik gibt der Fotograf eine Verschlusszeit vor, die Kamera ermittelt mit Hilfe der integrierten Belichtungsmessung eine zu der gewählten Verschlusszeit passende Blende. Ist es zu hell oder zu dunkel für die gewählte Verschlusszeit, so wird dies häufig durch eine blinkende Anzeige der Kamera signalisiert.

Die Blendenautomatik wird immer dann verwendet, wenn die Verschlusszeit das wesentliche Mittel zur Bildgestaltung ist. Dies kann zum Beispiel der Fall sein wenn Du sicherstellen willst, dass keine Bewegungsunschärfe im Foto zu sehen ist. Aber auch für den umgekehrten Fall, wenn man die Verschlusszeit gezielt soweit verlängern möchte, dass Bewegungsunschärfe zu sehen ist (siehe Stilmittel).

Blende -Blendenautomatik
Hier ein abstrahiertes Bild eines Vogelfluges. Zusammengesetzt aus Bildern mit Blendenautomatik. Die Verschlusszeit musste hier entsprechend kurz sein (1/1000 s)
Blende -Blendenautomatik
Hier ist die Dramatik des Sturms die wesentliche Bildaussage. Die Belichtungszeit lag hier bei 25 Sekunden. Es musste hier aber mit einem Graufilter gearbeitet werden, um eine Überbelichtung zu vermeiden.

Blende – Blendeneinstellung

Je nach Objektiv und Kamera hat der Fotograf zwei Möglichkeiten die Blende einzustellen, nahezu alle modernen Kameras erlauben die Einstellung der Blende mittels Programmvorwahl und Display an der Kamera. Wird die Blende so an der Kamera eingestellt, verändert sich die Blende nicht, um weiter maximal Licht durch das Objektiv zu lassen (z.B. für den Autofokus oder den Sucher). Erst im Moment der Auslösung wird die Blende auf den manuell eingestellten oder von der Belichtungsmessung errechneten Wert eingestellt.

Viele alte und eine Reihe neuer, meist hochwertiger Objektive verfügen zusätzlich über einen Blendenring. Auf diesem Blendenring sind die verfügbaren vollen Blenden aufgedruckt. Die Blende kann dort mittels Raststufen in vollen, halben oder Drittelstufen eingestellt werden. Um mit diesen Einstellungen arbeiten zu können, muss die verwendete Kamera mit Arbeitsblendenmessung umgehen können.

Wichtig ist diese Möglichkeit bei der Einstellung von Spezialobjektiven. Hierzu zählen zum Beispiel Tilt-Shift oder markenfremde Objektive, die man an eine Kamera adaptieren kann, für die der Datenaustausch zwischen Kamera und Objektiv jedoch nicht funktioniert.

Blende –Blendenlamelle

irisblende-2
Irisblende eines Objektivs: Blendenlamellen in ihrer größten Abdeckung. Ergo kleinste Blende dieses Objektives (größte Blendenzahl).

Die Blendenlamellen sind meist aus Metall gefertigte, oft sichelförmige Platten, die im Objektiv senkrecht zur Objektivachse beweglich befestigt werden. Aufgrund der Sichelform hat die in der Mitte verbleibende Öffnung annähernd Kreisform. Die sogenannte Iris lässt sich durch die bewegliche Lagerung der Blendenlamellen öffnen oder schließen. Je mehr Lamellen verwendet werden, umso kreisähnlicher wird die verbleibende Öffnung.

Je nach Objektiv und Preisklasse besteht die Blende aus 5 bis über 20 Blendenlamellen. Die Form der resultierenden Öffnung bestimmt maßgeblich das Bokeh des Objektivs.

blendenlamellen
Die Lamellen sind sehr dünne Metallplättchen. Durch die Form überdecken sie sich vollständig.
Blende weit geöffnet = kleiner Blendenwert = viel Licht = wenig Schärfentiefe
Blende weit geöffnet = kleiner Blendenwert = viel Licht = wenig Schärfentiefe

Blende geschlossen = großer Blendenwert = wenig Licht = viel Schärfentiefe
Blende geschlossen = großer Blendenwert = wenig Licht = viel Schärfentiefe
mittlere-abblendung
Mittlere Abblendung bedeutet häufig auch eine förderliche Blende. Also beschreibt die maximale Schärfe des Objektivs auf der Fokusebene.

Blendenöffnung

Die Blendenöffnung ist der Durchmesser der Blende, der sich ergibt, wenn man die Brennweite des Objektivs durch den eingestellten Blendenwert teilt. Bei einem Objektiv mit 50mm Brennweite und einer eingestellten Blende f2 beträgt die Blendenöffnung 25mm. Bei Blende f4 nur noch 12,5 mm. Eine Halbierung der Blendenöffnung lässt nur noch 25% des Lichts durchkommen.

Blendenpriorität

rauchende-frau
Hier muss der gesamte Kopf scharf abgebildet werden. Um dies zu erreichen ist die Blendenpriorität die beste Möglichkeit. Die Schärfentiefe per Blende ist über eine Tabelle abzulesen, oder per Versuch und Irrtum. Wenn es passt kann man ein Set mit den Einstellungen durchfotografieren.
Bei der Blendenpriorität handelt es sich um ein halbautomatisches Belichtungsprogramm, das an den Kameras häufig mit dem Buchstaben A oder Av (Aperture Value) gekennzeichnet wird. In manchen Fällen wird auch von Blendenvorwahl gesprochen.

Der Fotograf gibt der Kamera einen Blendenwert vor, der an der Kamera manuell eingestellt werden muss, meist an der Kamera selbst mittels Tasten oder Stellräder und der Display oder Sucheranzeige, in einigen Fällen (Arbeitsblendenmessung) auch am Blendenring des Objektivs. Mittels der automatischen Belichtungsmessung errechnet die Kamera die zu dem eingestellten Blendenwert passende Verschlusszeit. Ist es bei dem eingestellten Blendenwert nicht möglich eine passende Verschlusszeit zu finden, blinkt bei vielen Kameras die Anzeige. Dies tritt fast ausschließlich bei großer Helligkeit und weit geöffneter Blende auf.

Die Blendenpriorität wird immer dann verwendet, wenn die Schärfentiefe ein gewünschtes Gestaltungsmittel ist und die Verschlusszeit eine untergeordnete Rolle spielt. Blendenpriorität wird daher häufig bei Aufnahme unbeweglicher Motive verwendet und oft in Kombination mit einem Stativ.

Blende – Blendenreflex

Der Blendenreflex zählt zu den Bildfehlern. Er tritt vornehmlich bei Gegenlichtsituationen auf. Auf dem Foto sind in der gedachten Verlängerung der Lichtrichtung helle weiße oder pastellfarbene Flächen zu sehen, die die Form der Blendenöffnung haben. Die Reflexe entstehen durch direkt in die Frontlinse einfallendes Licht und durch Streulichteffekte an Objektiv- und Frontlinsenrändern.

Blendenreflexe kannst Du durch die Verwendung von Streulichtblenden und Abblenden reduzieren. Sie werden in manchen Fällen von Fotografen gezielt als Stilmittel eingesetzt. Blendenreflexe sind im Sucher sichtbar.

blendenfleck-drama
Blendenflecke als Drama. Das Bild entstand über den Wolken auf Madeira.

Blende –Blendenreihe

Eine Blendenreihe bedeutet, dass der Fotograf eine Folge von Fotos mit unterschiedlichen Blendenöffnungen macht. Es gibt unterschiedliche Gründe, eine Blendenreihe anzufertigen. Bei variabler Verschlusszeit verändert sich bei der Blendenreihe die Schärfentiefe. Sie wird immer größer, je weiter die Blende geschlossen wird, der Fotograf kann dann im Vergleich entscheiden, welche Ausdehnung der Schärfentiefe er für das gewählte Motiv passend findet.

Wird eine Blendenreihe bei konstanter Verschlusszeit aufgenommen, ändert sich zwar auch die Schärfentiefe, allerdings verändert sich zusätzlich auch die Belichtung des Fotos. Blendenreihen bei konstanter Verschlusszeit werden dann verwendet, wenn man z.B. im Studio mit Blitz arbeitet und ausreichender Schärfentiefe. Über die Wahl der Blende lässt sich die Helligkeit des resultierenden Fotos unabhängig von der Helligkeit des Motivs steuern. Eine Blendenreihe erlaubt eine nachträgliche Entscheidung, welche Belichtung dem Fotografen am meisten zusagt.

Blende –Blendenring

Der Blendenring ist ein beweglicher Ring an vielen Objektiven mit aufgedruckten Blendenwerten. Ein Blendenring  benötigen wir, wenn der Blendenwert manuell eingestellt wird, das Objektiv aber nicht mit der Kamera kommuniziert (z.B. bei der Adaption von alten Objektiven an aktuelle DSLR). Ohne Blendenring wäre eine manuelle Blendenwahl in diesen Fällen nicht möglich.

Blendenring
Blendenring alter Schule am Objektiv und einzeln. Meist dient eine Kugel zum einrasten bei festen Werten. Sie können aber aber ohne feste Werte arbeiten.

Blende –Blendenwahl

Die Kriterien für die Wahl einer Blende(nöffnung) sind sehr unterschiedlich und hängen von dem fotografischen Konzept ab. Die wichtigsten Gründe sind wie folgt

Schärfentiefe

Über die Blendenöffnung steuerst Du die Ausdehnung der Schärfentiefe, die Ausdehnung der Schärfentiefe folgt dabei folgenden Gesetzmäßigkeiten: Kurze Brennweite ergeben höhere Schärfentiefe, lange Brennweite eine geringere Schärfentiefe. Offenblende hat sehr wenig Schärfentiefe, geschlossene Blenden eine hohe Schärfentiefe. In Summe erreicht man also mit geschlossener Blende und kleiner Brennweite eine sehr große Schärfentiefe und mit langer Brennweite und großer Blende eine sehr geringe Schärfentiefe.

Schärfentiefe
Dieses Schaubild zeigt wie die Schärfe in der Tiefe abnimmt

Maximale Schärfe am Motiv

Objektive haben häufig die höchste Schärfe, wenn man sie bezogen auf die maximal geöffnete Blende um 1-2 Stufen abblendet.

Förderliche Blende

Schließt man die Blende, entstehen an den Kanten der Blendenlamellen Beugungseffekte, die  Schärfentiefe steigt zwar weiter, die Gesamtschärfe des Fotos nimmt aber ab. Die richtige Blendenwahl erlaubt den Punkt zu finden, wo der Gewinn an Schärfe durch Abblenden noch höher ist, als der Verlust an Schärfe durch Beugungseffekte.

Blende –Blendenwert

Der Blendenwert ist eine dimensionslose Zahl, die sich aus dem Quotienten aus Brennweite und Blendendurchmesser errechnet. (siehe Blende)

Hast Du Fragen? Wir helfen Dir unten in den Kommentaren gern weiter!

6 Kommentare

  1. Hallo. Man soll sich merken:
    große Blende – große Öffnung – kleiner Blendenwert
    kleine Blende – kleine Öffnung – großer Blendenwert
    Ich habe da einen Einspruch. Weiter unten im Artikel hat es wunderbare Aufnahmen von Blendenlamellen, der Blende. Eine grosse Blende bedeutet für mich viel Blech vor dem Loch und deshalb hätte ich bei einer grossen Blende von einer kleinen Öffnung gesprochen (es kommt wenig Licht durch) und deshalb ist da auch ein grosser Wert.
    Ja, Anfänger verstehen es häufig nicht, aber ich glaube, weil auch in ganz viel Literatur wechselnd beschrieben wird – der eine meint mit einer grossen Blende eine grosse Öffnung, der andere mit einer grossen Blende eine kleine Öffnung. Das ist verwirrend.
    Ansonsten: vielen Dank für den Artikel. Mir gefällt der Artikel sonst gut. Ich halte solche Artikel für wichtig, gelegentlich auch für fortgeschrittene Fotografen, weil in den jeweiligen Situationen die Grundlagen klar sein müssen und man sattelfest sein sollte.

  2. 1 – 1,4 – 2… lautet die Reihe der „ganzen“ Blendenzahlen, 1,2 gehört da nicht rein.
    Die Grafik zur Schärfentiefe verstehe ich nicht.
    Ansonsten sehr guter Artikel.

  3. Wie ist es aber mit der Blendeneinstellung, wenn ich ein schnell bewegendes Motiv habe und das Motiv scharf sein soll, aber der Hintergrund unscharf.

    1. In Ihrem Fall ist die Blendeneinstellung für den Hintergrund nicht wirklich relevant. Die Blendeneinstellung bezieht sich auf die scharfe Abbildung des bewegten Motivs, welches an fokussiert wird. Der Hintergrund wird durch das mitziehen der Kamera mit der Bewegung des Motivs unscharf. Das Motiv bleibt aber scharf vorausgesetzt die eingestellte Blende deckt die Tiefe des Objekts ab und der Fokuspunkt trifft.

      1. Moin. Heute bin ich irgendwie auf das Thema „ohne Automatik fotografieren“ gekommen und habe festgestellt, dass ich die Blende als kreatives Element kaum noch genutzt habe. Macht es Sinn, mit den alten M42 Objektiven sich mal wieder an das Thema manuelle Einstellung der Blende zu wagen oder sollte ich aus der Objektivserie zu meiner Kamera was kaufen?

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