Bouncer, Flashbender und Ringblitz: So kannst Du Dein Blitzlicht gestalten

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In diesem Artikel wird es um Systemblitze gehen und darum, wie Du das Licht der Systemblitze gestalten kannst. Doch statt Haushaltsmittel nehmen wir heute Zubehör aus dem Fotofachhandel, das speziell für diesen Zweck produziert wurde.

Es geht um professionelle Lichtformer für Systemblitze.

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Heute stellen wir Dir auch Stella vor. Warum Stella? Stella hat einige Vorzüge. Sie ist in der Lage sich zu konzentrieren und immer denselben Gesichtsausdruck zu halten, selbst wenn das Shooting einige Stunden dauert. Stella blinzelt nicht und sie steht jederzeit für Shootings zur Verfügung. Am Morgen. Am Abend. Immer wenn sie gebraucht wird. So sind die Bilder, die mit ihr entstehen, auch immer vergleichbar und darauf kommt es uns in diesen Beiträgen an. Wie Stella aussieht, zeige ich Dir gleich.

Bei dem hier vorgestellten Zubehör handelt es sich um Ausrüstung, die wir uns für unsere tägliche Arbeit beschafft haben. Wir sind auf diese Dinge gestoßen, weil wir sie bei befreundeten Fotografen gesehen haben, auf Fotomessen testen konnten oder weil wir einen interessanten Bericht darüber gelesen haben.

Die Auswahl ist daher keine direkte Kaufempfehlung für das jeweils spezielle Produkt eben der verwendeten Marke. Es geht tatsächlich ausschließlich um die prinzipielle Wirkung dieses Typs von Lichtformer. Zu allen vorgestellten Produkten wird es vermutlich Alternativen geben, die durchaus besser oder günstiger sein können.

 

Die Referenz und worauf Du achten musst, wenn Du die nachfolgenden Fotos betrachtest

Um eine geeignete Referenz zu haben (mit irgendetwas musst Du die Aufnahmen ja vergleichen können), habe ich zwei Aufnahmen ohne Lichtformer gemacht. Der Blitz ist bei allen folgenden Aufnahmen dieses Beitrags auf den Blitzschuh der Kamera aufgesteckt. In diesem Zuge siehst Du auch das erste Mal ein Bild von Stella:

Du siehst sofort, dass nur die Änderung der Blitzrichtung den Charakter des Fotos völlig verändert. Wenn Du diese und die nachfolgenden Fotos vergleichst und betrachtest, solltest Du besonders auf folgende Dinge achten:

  • Stärke und Schärfe der Schatten (besonders im Hintergrund)
  • Die Augenschatten
  • Die Reflexionen in den Augen
  • Die Spiegelungen auf der „Haut“
  • Die Lichtverteilung in den Haaren
  • Der Schattenwurf im Gesicht, verursacht durch die Haare
  • Der Kinnschatten am Hals

Du siehst bei dem direkten Licht auch Spiegelungen auf der „Haut“. Die sind natürlich durch die künstliche Oberfläche sehr ausgeprägt. Tatsächlich kann aber auch die menschliche Haut sehr spiegeln. Entweder durch Schweiß oder durch Hautfett. Deshalb gehört für den ambitionierten Porträtfotografen ein mattes, transparentes Puder mit einem geeigneten Pinsel zum Auftragen eigentlich zur Grundausstattung, die im Fotorucksack nicht fehlen sollte. Langer Rede, kurzer Sinn: nun wollen wir zu den Lichtformern kommen.

 

1. Der Bouncer (Blitzdiffusor)

Tatsächlich wirst Du das folgende Zubehör (neben anderen) unter dem Begriff Bouncer finden. Wie es zu dieser Bezeichnung gekommen ist, kann ich nicht nachvollziehen, denn „to bounce“ meint eher abprallen und das Licht prallt bei diesem Teil nicht ab, sondern wird gestreut.

Bouncer
So ein „Bouncer“ wird einfach auf den Reflektor des Systemblitzes aufgesteckt. Je nach Qualität kostet er zwischen 5-10 € und hält ewig. Du musst darauf achten, dass Du den Bouncer passend zu Deinem Blitz bestellst, sonst passen sie nicht oder schlecht.

Wenn Du den Bouncer auf den Reflektor gesetzt hast, solltest Du den automatischen Zoom des Reflektors abschalten und die Zoomstellung des Blitzes auf die kürzeste Brennweite stellen. So wird der Bouncer an gleichmäßigsten ausgeleuchtet. Und darum geht es bei diesem Zubehörteil ja auch.

 

 

Was passiert jetzt?

Der Bouncer ist halbtransparent, ähnlich wie Milchglas. Das Blitzlicht durchdringt den Kunststoff und wird dabei in alle Richtungen gestreut. Es entsteht ein sehr weiches Licht, das wenige und sehr weiche Schatten erzeugt.

Die Unterschiede sind offensichtlich. Um aber einen besseren Vergleich zu haben, zeigen wir Dir nochmal die Bildpaare direkt und indirekt mit und ohne Bouncer:

Direkter Blitz ohne Lichtformer
Direkter Blitz ohne Lichtformer
Bouncer direkt auf das Modell gerichtet
Bouncer direkt auf das Modell gerichtet
Indirekter Blitz gegen die Zimmerdecke ohne Lichtformer
Indirekter Blitz gegen die Zimmerdecke ohne Lichtformer
Bouncer gegen die Decke gerichtet
Bouncer gegen die Decke gerichtet

 

Die Fotos sind nicht ganz deckungsgleich, da sie Freihand aufgenommen wurden. Ich denke, dass aber deutlich zu erkennen ist, dass der Bouncer insgesamt das schönere Ergebnis erzeugt.

Die Unterschiede mit Bouncer

Der Bouncer strahlt sein Hauptlicht ähnlich dem „nackten“ Blitz in Richtung der Reflektorstellung ab und wirkt daher auf den ersten Blick ähnlich. Allerdings ragt er ja einige Zentimeter über den Blitz hinaus und auch die Seiten des Bouncer geben eine gewisse Menge Licht ab. Dieses seitliche Licht weicht die Schatten auf und führt in der Stellung gegen die Decke dazu, dass ein kleiner Teil des Lichts dann doch direkt in das Gesicht fällt und so zum Beispiel die Augenpartie aufhellt. So entsteht ein sehr schönes und weiches Porträt.

 

2. Der Flashbender

Als nächstes Beispiel zeigen wir Dir einen so genannten Flashbender. In der Bezeichnung steckt das Wort „to bend“ (biegen), was die Funktion des Flashbenders recht gut beschreibt.

Es handelt sich dabei um eine weiße Fläche (unterschiedlicher Größe), die meist mittels einer Kombination aus Klett und Gummi am Reflektor befestigt wird. Auf der Rückseite sind biegsame Stäbe eingearbeitet. Mit diesen kann der weißen Fläche eine Form gegeben werden, die dann das Reflexionsverhalten beeinflusst.

Wenn Du bei Google, Amazon oder anderen Seiten den Begriff Flashbender eingibst, wirst Du eine Vielzahl unterschiedlicher Angebote finden. Der hier gezeigte Bender kommt von der Firma Rogue. So ein Flashbender oder biegsamer Reflektor ist sehr variabel einsetzbar:

Was bewirkt der Flashbender?

Die sechs Fotos geben einen ersten Anhalt. Wir möchten Deinen Blick aber ein wenig lenken und im Detail die einzelnen Bender-Einstellungen kurz kommentieren.

  • Flach – Die Wirkung ist ähnlich, wie der indirekte Blitz gegen die Decke. Das Hauptlicht erzeugt ein weitestgehend schattenfreies Licht. Die große Fläche des Benders reflektiert einen erheblichen Teil des Lichts direkt auf das Gesicht und mildert die Schatten insbesondere unter dem Kinn und in den Augenhöhlen.  Auf dem Hintergrund entsteht ein weicher und heller Schatten.
  • Oben abgeknickt –  Durch den Knick wird die Wirkung des Lichts gegen die Decke reduziert. Die Reflexion der Decke bildet nicht mehr das Hauptlicht, sie ist aber noch vorhanden. Das Licht ist immer noch sehr weich, bedingt durch die große Fläche des Reflektors, die Schatten auf dem Hintergrund werden etwas härter und dunkler.
  • Halbrund –Die Wirkung ist ähnlich, wie in der Einstellung „Flach“. Der reflektierte Anteil des Benders ist etwas konzentrierter. In der Wirkung sind es aber nur kleine Nuancen, die kaum erkennbar sind.
  • Spot direkt – Der Bender lässt sich zu einer Röhre formen, die dann direkt auf das Motiv gerichtet werden kann. Das Licht wird sehr konzentriert auf das Motiv gebündelt. Der Hintergrund wird nur partiell beleuchtet, so dass eine Art Vignette auf dem Hintergrund entsteht. Die Schatten auf dem Hintergrund sind hart und dunkel, das Gesicht selbst wird sehr gut ausgeleuchtet.
  • Spot gegen die Decke – Die vermutlich größte Überraschung ergibt sich, wenn Du den Spot gegen die Decke richtest (sofern Dein Blitz genug Leistung hat).  Trotz der Röhre wird das Gesicht gut ausgeleuchtet. Der Spot erzeugt sozusagen einen sehr hellen Punkt an der (möglichst weißen) Decke. Das Licht wird dann wieder reflektiert und wirkt ein wenig, wie eine Punktlichtquelle (ähnlich der Sonne oder eine Glühlampe), die sich oberhalb des Motivs befindet.
  • Mit Diffusor – Der Flashbender, der für diese Fotos verwendet wurde, lässt sich durch ein „Diffusion Panel“ erweitern. Es handelt sich um ein passendes Stück Stoff, das per Klett an den Flashbender gesetzt wird. So wird die Abstrahlung nach oben verhindert und das vom Bender reflektiert Licht wird nochmals weicher, wirkt aber ausschließlich frontal. Das Gesicht wird schön weich und schattenfrei ausgeleuchtet. Die Schatten am Hintergrund sind ausgeprägt, aber nicht besonders scharf konturiert.

Nach diesem hoffentlich aufschlussreichen Vergleich kommen wir nun zu meinem derzeitigen Lieblingszubehör für Systemblitze, wenn ich Porträts fotografiere.

 

3. Der Ringblitz (Roundflash)

Der Ringblitz ist an und für sich ein Blitz, der nicht auf den Blitzschuh gesteckt wird, sondern rund um das Objektiv. Im Blitzschuh befindet sich dann im Grunde nur ein Übertragungskabel mit einem passenden Stecker.

Diese Blitze werden in kleiner Version gern für Makro- und Produktfotografie eingesetzt und in großer Form im Bereich Porträt. Beiden Versionen gemeinsam ist der sehr hohe Preis aufgrund der komplexen Konstruktion (wir reden von Preisen im Bereich 800 – 3.000 €).

Es gibt aber tatsächlich geeignetes Zubehör, das einen Systemblitz schnell und komfortabel in einem Ringblitz verwandelt. Du findest es unter dem Suchbegriff Roundflash bei zum Beispiel Amazon.

So ein Ringblitz sorgt dafür, dass das Licht aus Sicht des Objektivs sozusagen von allen Seiten kommt und für eine sehr gleichförmige Ausleuchtung sorgt. Das Licht ist nahezu schattenfrei. Natürlich war Stella bereit auch für den Ringblitz Modell zu stehen, damit wir Dir die Wirkung zeigen können:

Wenn Du Dir die beiden Fotos anschaust, siehst Du, dass das Gesicht nahezu schattenfrei ausgeleuchtet ist, ohne dass die Konturen verloren gehen.

Es gibt einen Schatten auf dem Hintergrund, der aber sehr hell und sehr weich ist und das Porträt förmlich einrahmt. Der Ringblitz hat unter anderem den Vorteil, dass Falten und große Hautporen zwar nicht verschwinden, aber durch diese spezielle Licht soweit aufgeweicht werden. Sie treten deutlich in den Hintergrund. Ein Ringblitz schmeichelt also dem Modell.

Roundnah
Ringblitz im Einsatz bei einer Nahaufnahme. In den Augen entsteht ein ringförmiger Reflex, der je nach Brennweite und Größe des Ringblitzes die Pupille umrahmen kann. Manche mögen diesen Effekt, andere nicht.

 

Der Ringblitz lässt sich auch sehr gut für Produktfotografie einsetzen, wenn es darum geht das Produkt sehr gleichförmig auszuleuchten.

 

Fazit

Wenn Du einen Systemblitz hast, lässt sich dessen Lichtcharakteristik mit geringem Aufwand verändern. Dabei ist es egal, ob Du auf Haushaltsmittel oder Fotozubehör zurückgreifst. Den Möglichkeiten der Gestaltung sind wenig Grenzen gesetzt. Es gibt noch viele weitere Methoden, das Blitzlicht zu gestalten. Ziel dieses Beitrages war unter anderem, Dich auch neugierig zu machen und zum Experiment zu ermutigen.

12 Kommentare

  1. Ich habe mit dem Bouncer zumindest in der Portrait-/Peoplefotografie bislang immer gute Ergebnisse gemacht.
    Drinnen beim Blitzen gegen die Decke die Lichtstärke des Blitzes etwas erhöhen, und schon wird der Lichtverlust durch den Bouncer wieder weggemacht. Einfach ausprobieren, vieles hängt auch von der Deckenhöhe ab.
    Draußen wird der Aufhellblitz mit Bouncer als Aufhelllicht benutzt. Auch hier muss man ein wenig mit der Lichtstärke spielen, bis man die richtige Einstellung gefunden hat. Und den Blitz nicht direkt auf das Gesicht des Gegenübers richten, sondern ca. 15-20 Grad nach oben gerichtet einstellen. Das Streulicht reicht trotzdem noch aus, um das Gesicht schön aufzuhellen.
    Ich kann mir allerdings vorstellen, dass bei Produktfotografie ein Aufsteckblitz mit oder ohne Bouncer immer „suboptimal“ ist.

  2. Eigentlich wollte ich als Headline für meinen Kommentar schreiben:
    Leute, nehmt mal endlich die Bouncer von den Augen und macht die Augen auf.
    Ich stell’s aber mal zur Diskussion: Vielleicht bin nur ich zu blöd?

    Es wäre vielleicht auch interessant zu wissen, mit welchem Equipment (bes. Blitz) und ggf. exist. Licht die Musterfotos des Puppenkopfs hier entstanden sind.
    Bilder mit Amateurlicht sehen jedenfalls in puncto Schärfeeindruck und Durchzeichnung unter den jew. angeg. Beleuchtungs-Bedingungen meist deutlich anders aus (wenn nicht viel zusätzliches helles (weiches) Tageslicht oder neutrales Kunstlicht vorhanden ist, was bei den Musterfotos wohl zumindest der Fall war).

    Ich versuche seit Jahren, Sachaufnahmen und Porträts mit bezahlbarem und nicht allzu sperrigem Amateur-Equipment in einigermaßen Profiqualität zu erstellen.
    Nach endlosen Tests und einigen Tausend (!) Fotos kann ich nur sagen: Das Ergebnis ist alles andere als zufriedenstellend: Die Beleuchtungs- und Belichtsergebnisse sind kaum reproduzierbar, also eher Zufallsergebnisse. Das Ganze kostet dadurch nach wie vor viel zu viel Zeit- und Nachbearbeitungsaufwand. Das meiste diesbezügliche Zubehör, das die Fotoindustrie anbietet und in den höchsten Tönen anpreist, kann man eher nur als Verarsche bezeichnen.
    Das gilt auch für die ganzen zig Varianten von mehr oder weniger teuren Diffusor-Vorsätze für Consumer-Blitzgeräte (fälschlicherweise als „Bouncer“ bezeichnet), die von den Anbieter im Stil dieses Beitrags hier so angepriesen werden, als ob damit Fotoergebnisse wie aus dem Fotostudio mit Profi-Licht und entspr. starken Profi-Blitzgeräten möglich wäre (ähem. wird FOTOCOMMUNITY von solchen Herstellern gesponsert?).

    Zumindest meine Versuche zeigten leider ein deutlich anderes Bild.
    Und nach zig Testreihen mit versch. Kameras und deren Einstellungen kann ich nur sagen, dass es wohl nicht nur an meiner Blödheit liegen kann, dass nichts Gscheites damit rauskommt.

    1) Sämtliche Blitz-Vorsatz-Diffusoren und Bouncer (=Reflektoren) schlucken extrem viel Licht.

    Da selbst die stärksten Consumer-Blitzgeräte im Vergleich mit Studio-Blitzgeräten trotz oft identischen Leitzahl-Werten ziemlich erbärmliche Funzeln sind (Leitzahl-Verarsche, siehe entspr. qualifizierte Beiträge im WEB, was Leitzahl tatsächlich ist: nämlich nur irgendeine Wischi-Waschi-Berechnung zur Augenwischerei), zzgl. der Eigenheiten der Blitzlichtsteuerungsautomatik der versch. Kameras und deren Einstellungen, die Blitzlicht eher nur als „Aufhelllicht“ behandelt, wird’s leider mit Blitz-Vorsätzen aller Art nicht eben heller im Bild.

    2) Wenn denn überhaupt ein sichtbarer Weichmacher-Effekt durch Blitzvorsätze entsteht: Nach meinen Tests keiner oder nur ein mehr als vernachlässigbarer:

    3) Bei den billigen Aufsteckkappen aus mattiertem Kunststoff etc. entsteht keinerlei weiches Licht, egal welche Bauart und Oberflächenstrukturen das Ding besitzt. Bestenfalls ergibts vielleicht im Sehr-Nah-Bereich unter ca. 50cm Lichtabstand einen kaum erkennbar weicheren Schatten, aber keine weichere Beleuchtung. Das Blitzlicht geht fast ungehindert durch den Kunststoff durch, weil kaum Abstand zur Blitzlampe.
    Denn Effekt (bzw. Nicht-Effekt) kann man leicht selbst ausprobieren:
    Einfach ein rein weißes ca. 70g-Büropapier (ungestrichen) oder eine weißlich mattierte (Zeichen-)Folie in verschiedenen Abständen vor die Blitzlampe hängen und Testaufnahmen eines Gegenstands machen. Je weiter die Diffusorfläche (Papier) vom Blitz entfernt ist, desto weicher wird das Blitzlicht. Allerdings auch um so schwächer, so dass schon nach einigen Zentimetern Papierabstand kaum mehr zur Motiv-Beleuchtung taugliches Licht durchkommt.
    Das ist ungefähr der selbe Effekt, den auch die mit weißem Textil-Diffusor bespannten Profistudio-„Lichtwannen“ bieten. Nur dass in diesen ein deutlich stärkeres Blitzgerät steckt, was schon wegen der teilw. noch zusätzlich enthaltenen Lichtverteilerflächen auch dringend nötig ist.

    4) Mit Textil etc. bespannte größere Diffusor-Vorsätze für Amateur-Blitzgeräte:
    Diese schlucken ebenso wie irgendwelche Lichtzelte für Sachaufnahmen extrem viel Licht.
    Eine Aufhellung bei hellem Tageslicht ist deshalb meist noch sinnloser als bei Verwendung eines „nackten“ Blitzes.

    Bessere (=größere) Augenglanzlichter, wie oft angepriesen, gibts dadurch nicht, weil die Diffusorfläche viel zu klein ist (nicht umsonst verwenden Profi-Porträtstudios riesige Diffusoren und Reflektoren von 1–2 m Durchmesser…!)

    Durch den starken Licht-Intensitätsverlust gibts jedoch z.B. bei Sachaufnahmen happige negative Ergebnisse bishin zu völlig unbrauchbaren Bildern. Was sich dem Unerfahrenen jedoch nicht immer so ohne Weiteres erschließt, wenn man nicht Vergleichsfotos ohne Diffusor macht.
    ACHTUNG: auch diese können jedoch schon durch div. andere Licht-Faktoren und Kamera-Einstellungen und Spinnereien der Blitzgeräte z.B. bei mangelhaft geladenen Batterien ggf. stark verfälscht sein. Das Ergebnis ist jedoch immer das selbe :

    Wg. zu wenig Lichtintensität, besonders bei „weitem“ (= ca. 1-2m) Blitz-Abstand zum Motiv (=zusätzlich schwächeres Blitzlicht) ergibt sich deutliche Unschärfe, mangelhafte Linienzeichnung und unerklärlicherweise auch noch deutlich schlechtere Tiefenschärfe. Dazu oft ein bräunlicher Farbstich (der ohne Blitzvorsatz nicht entsteht!) !!!!! Bei noch weniger Licht entsteht auch bei 100 ISO Grieseligkeit im ganzen Bild und/oder besonders in dunkleren Bildbereichen.

    MEMO: Alle anderen Faktoren und Einstellungen an Blitzgeräten und Kamera, die diesbezüglich zusätzlich das Bild- und Farbergebnis verschlechtern können, wurden eliminiert
    (z.B. exist. Raumlicht, zusätzl. Kunstlicht, zusätzl. Kunstlicht mit anderer als 6500°K-Lichttemperatur, Stör-Reflexionen, hohe ISO, bevorzugte Verwendung auch von geringstem exist. Raumlicht durch hohe ISO durch die Kamera (z.B. bei ISO-Automatik), Kamera-Effekteinstellungen, manueller Weißabgleich, Reduzierung von Blitzlichtintensität oder Bildhelligkeit bei der Aufnahme).

    Kameras: Div. Bridge-Kameras, NIKON Spiegelreflexkameras von D5000-D 5200 mit DX-Sensor.
    Div. METZ-Blitzgeräte mit LZ 52-58.

    5) Blitz-Reflektor-Flächen: Dafür gilt ähnliches. Die haben natürlich ihre Berechtigung. Aber nur als Aufheller zusätzlich zum Hauptlicht (exist. helles Tageslicht oder Raumlicht), wenn man gekonnt damit umgehen kann. Aber nicht als Hauptlicht, wofür sie oft angepriesen werden. Die bei manchen Blitzgeräten fest angebrachten optional verwendbaren ausziehbaren weiß-opaken Mini-Reflektorflächen kann man jedoch nur als Witz bezeichnen. Der meist ebenfalls dort vorhandenen vor das Blitzfenster klappbare transparente Zusatzreflektor soll angeblich eine etwas weitere Lichtstreuung bei WW-Objektiven bewirken und kann vielleicht auch als minimaler Diffusor nützlich sein. Jedenfalls kann der nicht schaden, schon weils dadurch keine Lichtverluste gibt.

    1. Hallo Alvin,,

      oha, ein sehr langer Beitrag, danke erst einmal für die Mühe, die Du Dir gemacht hast.

      Ich kann Dir dazu im Detail wie folgt antworten:

      Die fc selbst hat mit dem verwendeten Equipment nichts zu tun. Ich habe für die Fotos die Ausrüstung verwendet, die ich selbst besitze und habe mir für die Artikel kein zusätzliches Zubehör gekauft. Ich habe das genommen, was ich zur Verfügung hatte.

      Die Umgebungsbedingungen sind wie folgt:

      Dunkles Büro mit kaum Tageslicht, ggf. eine schwache Deckenleuchte an, die nichts zu der Belichtung beiträgt. Der Hintergrund ist ein an ein Regal gehängtes Stück Restrolle an Hintergrundpappe aus meinem Studio. Als Kamera verwende ich wechselweise diverse EOS-Modelle von Canon (APS-C und KB-Format) und die Blitze sind ganz normale (ältere Speedlites) von Canon (580 EX II und 430 EX II).

      Die „Bouncer“ sind Billigware von amazon, und die anderen Aufsätze liegen preislich auch im Bereich 50 – 100€, also nichts weltbewegendes. Ich habe kein Profilicht verwendet und meine Studioblitze von Bowens auch im Studio gelassen. Die Fotos sind also mit einfacher Ausrüstung entstanden (sofern man eine EOS-Kamera und ein Speedlite als „einfach“ bezeichnen will), es kam keine Profiblitzausrüstung zum Einsatz.

      Meine „Bouncer“ machen ein sehr weiches Licht und haben eine ausreichende Reichweite für 3-4 Meter. Nachbearbeitet sind die Fotos nicht (bis auf Beschnitt und Ausrichtung). Insofern kann ich Deine Probleme so nicht nachvollziehen. (Außer der generellen Aussage, dass ich weiss, dass Zubehör oft mit dem Attribut „Profi“ angeboten wird und mit „Profi“ wenig zu tun hat)

      1. Hallo Martin, vielen Dank für die Antwort.
        Tja, ich kanns auch nicht nachvollziehen, warum Deine Fotos hier so profimäßig wirken, aber bei mir mit Weichzeichner-Blitz-Vorsätzen und/oder -Reflektoren immer nur Sch… rauskommt.
        Vielleicht liegts daran, dass ich andere Motive habe (z.B. kleinformatige Modelleisenbahn-Fahrzeuge mit scharfkantigen exakt definierten Formen), bei denen Unschärfe deutlicher auffällt als bei der Puppe mit rundlichen organischen Formen,
        und dass meine Motive (z.B. aufgestellte kleinformatige Modellbahnzüge bis zu ca. 1 m Breite) oft zu detailreich und „zu groß“ für den dafür eigentlich zu kleinen NIKON DX-Sensor (23,6 x 15,8 mm) sind. Ein KB-24x36mm/Vollformat-Sensor, mit dem offenbar die meisten Deiner Musterfotos aufgenommen wurden, bietet evtl. bessere Schärfe und Durchzeichnung. Welche bei mir bei Verwendung von irgendwelchen Weichzeichner-Blitz-Vorsätzen wie geschrieben immer nur hundsmiserabel war, d.h. unbrauchbare Fotos.

  3. Danke für diese Info,s
    Benötige noch Info,s für bevorstehende Hochzeit , …???
    Wenn ich es richtig verstanden habe, sind die Gelbfilter generell bei Mischlicht am Besten geeignet oder
    generell mit höherer ISOzahl zu fotografieren gerade im Raum bei Mischlicht oder wenig !! licht….

    1. Hallo,

      es gibt unterschiedliche Formen von Mischlicht. Die in dem Artikel beschriebene Form geht von vorhandenem Kunstlicht aus, dass mit Blitzlicht ergänzt werden soll. Da Blitzlicht nahe am Tageslicht ist, entsteht dann Mischlicht mit den beschriebenen Effekten. Um diese (negativen) Effekte zu vermeiden, kann das Blitzlicht über diese Filter an das vorhandene Kunstlicht angepasst werden.

      Eine andere Form von Mischlicht tritt auf, wenn durch die Fenster Tageslicht hereinfällt und der Raum zusätzlich mit viel Kunstlicht ausgeleuchtet wird. dann kann es in bestimmten Bereichen des Raumes zu denselben Effekten kommen, ohne das Blitzlicht im Spiel ist, insbesondere dann, wenn beide Lichtarten in etwa gleich stark vorhanden sind. In diesen Fällen helfen die Filter für die Blitze nicht oder nur bedingt, da weiter beide Lichtarten vorhanden sind.

      Mein Vorgehen in diesen Fällen wäre, von Fall zu Fall zu entscheiden. Ist mehr Tageslicht vorhanden, würde ich Blitzlicht ohne Folie ergänzen und den Kunstlichtanteil soweit es geht „wegblitzen“ (Weißabgleich auf Tageslicht). Ist der Anteil an Kunstlicht höher (meist dann, wenn Du weiter entfernt von den Fenstern bist), würde ich wiederum mit Filter vor dem Blitz arbeiten und einen entsprechenden Weißabgleich auf Kunstlicht verwenden und den Anteil an Tageslich „wegblitzen“.

      Wenn Du in RAW fotografierst, musst Du Dir wenig Gedanken um den Weißabgleich machen, da ersich nachträglich jederzeit anpassen lässt. Wichtig ist einfach Situationen zu vermeiden, bei denen Licht mit unterschiedlicher Farbtemperatur zusammen auftritt.

      Ich hoffe die Erklärung hilft weiter. Wenn nicht, dann einfach nochmal fragen.

      Die ISO haben mit dem Mischlicht nichts zu tun. Für die ISO gilt immer: Soviel wie nötig, sowenig wie möglich.

  4. Habe auch einen Ringaufsatz für mein Blitzgerät und das funktioniert sehr gut . Die anderen Hilfsmittel für den Blitz , Butterbrotpapier und ähnliches habe ich ausprobiert und gute Ergebnisse erzielt . Aber man lernt immer wieder dazu !!!

  5. Am besten ausgeleuchtet ist immer noch indirekt gegen die Decke geblitzt und auch bei den Vergleichsbildern zeigt sich, dass der Jogurtbecher keinen nennenswerten Effekt hat, außer die Blitzleistung unnötigerweise zu reduzieren.

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