Licht formen mit Systemblitzen: So kannst Du Blitzlicht gestalten

Licht formen mit Systemblitzen
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In Zusammenarbeit mit SIGMA
Bisher haben wir uns eher mit der technischen Seite der Systemblitze beschäftigt. Mit Dingen, wie der Leitzahl, Reichweite und Leistung.

Solche Informationen bilden aber immer nur die Grundlage, die Du brauchst, um die für Dich die richtigen und geeigneten Geräte zu finden.

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Für Deine Fotografie, respektive die Verbesserung Deiner Fotos spielen diese Dinge nur eine untergeordnete Rolle. Du kennst sicher die Aussage, dass der erfahrene Fotograf mit einer kleinen Kamera immer noch bessere Fotos machen wird, als der Einsteiger mit einer großen und sehr teuren Kamera.

Was dieser Satz oft verschweigt:

Und mit der größeren Kamera würde der Profi noch bessere Fotos machen, als er schon mit der kleinen Kamera macht.

Warum ist das so?

Erfahrene Fotografen kennen ihr Werkzeug

Es liegt einfach daran, dass der erfahrene Fotograf sein Werkzeug und dessen Grenzen kennt und oft Wege findet, diese Grenzen zu erweitern und fehlende Funktionalität mit Erfahrung ausgleicht.

Genau dasselbe gilt auch für das Blitzen: Die reinen Leistungswerte eines Systemblitzes sagen recht wenig darüber aus, ob das Foto am Ende besser oder schlechter gelungen ist. Viele Funktionen, die die Topmodelle unter den Systemblitzen bieten, wirst Du vermutlich genauso wenig nutzen, wie viele Funktionen einer Topkamera.

Es geht fast nie darum, wie viel Blitzlicht Du einsetzt, sondern wie Du es einsetzt.

Es geht weniger um die Menge des eingesetzten Lichts, als vielmehr um dessen Charakter. Der Lichtcharakter lässt sich sowohl durch die Richtung des Lichts, als auch durch die Lichtform (hart oder weich, direkt oder indirekt) bestimmen.

In diesem und folgenden Artikeln möchte ich Dir verschiedene Methoden vorstellen, die Lichtform zu verändern. Nicht immer sind dafür Hilfsmittel nötig. In manchen Fällen sind es einfach Mittel, die sich in jedem Haushalt finden, oder es ist echtes (dann meist etwas kostenintensiveres) Zubehör.

Es gibt vermutlich dutzende Methoden das Licht eines Systemblitzes zu „formen“. Einige davon stelle ich Dir hier vor. Wenn Du das Prinzip verstanden hast, wirst Du schnell eigene, andere Hilfsmittel finden, die das Licht nach Deinen Wünschen gestalten.

Bei allen in den folgenden Artikeln vorgestellten Methoden verbleibt der Blitz auf der Kamera und steckt im Blitzschuh. Viele dieser Hilfsmittel lassen sich aber auch bei entfesselten Blitzen nutzen.

Als Kamera habe ich ein aktuelles Modell benutzt (eine Canon EOS 750D), also eine Kamera mit einem kleinen Sensor und entweder den internen Blitz oder einen Systemblitz der Mittelklasse (Speedlite 430 EX II), die Ergebnisse und Schlussfolgerungen lassen sich ohne Probleme auf andere Marken, Sensorgrößen und zu der jeweiligen Marke passende Systemblitze übertragen.

So gestaltest Du das Blitzlicht ohne zusätzliche Hilfsmittel

Du wirst nachfolgend eine ganze Reihe von Bildbeispielen zu sehen bekommen.

Es handelt sich dabei um reine Testaufnahmen, die nur etwas verkleinert, aber ansonsten nicht bearbeitet wurden. Sie sind nicht schön und teilweise wirken sie auch nicht richtig belichtet. Genau dies ist aber Sinn und Zweck der Aufnahmen, denn jede nachträgliche Korrektur würde die Vergleichbarkeit und Aussagekraft der Fotos reduzieren.

Aus demselben Grund siehst Du immer dasselbe Motiv, obwohl die verschiedenen Möglichkeiten das Blitzlicht zu verändern eigentlich bei unterschiedlichen Motiven angewendet werden.

Systemblitz frontal und interner Blitz

Als Basis des Vergleiches dienen zwei Aufnahmen: Einmal wurde der interne Blitz verwendet und einmal der aufgesteckte Systemblitz frontal auf das Motiv gerichtet:

Die Bilder ähneln sich sehr. Das ist aber kein Wunder, denn beide Blitze haben in etwa dieselbe Position und aufgrund der geringen Entfernung zum Motiv hat der interne Blitz ausreichend Leistung. An der rechten Kante des Malkastens kannst Du den kleinen Unterschied erkennen, bedingt durch die höhere Position und aufgrund der anderen Reflektorcharakteristik. Der Schatten ist etwas ausgeprägter (links) und schärfer.

Viel mehr Unterschied wirst Du nicht finden. Beim direkten Blitzen ohne Diffusor auf dem Blitz werden die Schatten immer recht ausgeprägt sein und deutliche Konturen besitzen.

Stellung des Reflektors ändert sich

Bei den folgenden Bildern wurde die Stellung des Reflektors verändert:

Was passiert hier auf den Fotos?

  • Bei der 90°-Stellung wird das Motiv ausschließlich über die Reflexionen belichtet. Bei der 45°-Stellung mischt sich die Reflexion mit reduziertem direkten Licht. Du kannst dies an der Reflexion in der Mütze des der Weihnachtsmanns erkennen. In der 90°-Stellung ist keine vorhanden, in der 45°-Stellung durchaus.
  • Typisch für das indirekte Blitzen ist, dass die Fotos etwas dunkler wirken. Dies liegt einfach daran, dass das Gesamtbild wesentlich gleichmäßiger ausgeleuchtet wird und daher kontrastärmer ist. Zudem kommt das Licht jetzt von oben, daher sind die Teile des Motivs weniger beleuchtet, auf die die Kamera direkt blickt.
  • Achte wieder auf die Schatten an der rechten Kante des Malkastens. Bei 90° siehst Du einen einzelnen Schatten, der sehr unscharf ist und rein durch die Reflexion der Decke verursacht wird. Bei der 45°-Stellung siehst Du dagegen zwei Schatten: einen schwächer ausgeprägteren, weicheren Schatten (durch die Deckenreflexion) und einen härteren Schatten, der durch den Anteil des direkten Anteils des Lichts entsteht. Das untere Foto wirkt durch den verbleibenden Anteil des direkten Lichts auch kontrastreicher. Gleichzeit wird Dir auffallen, dass beim indirekten Blitzen die Unebenheiten im Boden verschwinden, bzw. kaum noch zu sehen sind.

Kreativ indirekt blitzen

Übrigens muss für das indirekte Blitzen nicht unbedingt die Decke genommen werden. Wenn diese zum Beispiel dunkel vertäfelt ist, macht es keinen Sinn, die Decke als Reflektor für das indirekte Blitzlicht zu verwenden. Du kannst in manchen Situationen den Reflektor einfach zur Seite schwenken, sofern Dein Blitz dies zulässt. Eine weiße Wand kann ein toller Reflektor für weiches Licht sein und verändert die Schattencharakteristik gegenüber der Decke als Reflektor deutlich.

Wenn es darum geht indirekt zu blitzen, dann sei kreativ in der Wahl der Flächen, die Du anblitzt. Ist keine weiße Decke oder Wand vorhanden, dann schaffe Dir eine Fläche durch ein weißes Tuch oder zum Beispiel eine weiße Styroporplatte.

Blitzbelichtungskorrektur einsetzen

Um das Ergebnis heller zu bekommen, wenn nötig, musst Du die Blitzbelichtungskorrektur einsetzen. Du siehst daher oben bei den Beispielfotos auf der rechten Seite die Ergebnisse mit unterschiedlich stark eingesetzter Blitzbelichtungskorrektur. Bei den Korrekturen musst Du ein wenig Gefühl entwickeln, um nicht des „Guten zu viel“ zu tun.

Warum die Blitzbelichtungskorrektur und nicht die normale Belichtungskorrektur? Die beiden folgenden Bildbeispiele zeigen Dir den Grund:

Wie waren die Grundbelichtungsdaten?

  • Zeit: 1/60 Sekunden
  • Blende f/4
  • ISO 400 im Programm P

Diese Daten bedeuten, dass weder Zeit noch Blende irgendeinen Einfluss auf die Belichtung selbst nehmen. Diese wird allein durch das Blitzlicht erzeugt. Die „normale“ Belichtungskorrektur hat die Blende auf f/2,8 geöffnet, allerdings ist der Effekt nicht vorhanden, da eben die Belichtung allein über den Blitz kommt. Die Blitzbelichtungskorrektur dagegen gibt mehr Leistung auf den Blitz (bei konstanter Zeit und Blende) und macht das Foto damit automatisch heller.

Fazit

  • Blitzlicht ist ein einfaches Mittel, um zusätzliches Licht auf das Motiv zu bringen
  • Es ist sehr einfach auch ohne Hilfsmittel den Lichtcharakter zu ändern
  • Es lohnt sich mit der Reflektorstellung zu experimentieren

Weiterlesen

Nachdem ich in diesem Artikel erste Grundlagen gelegt habe, wie Du Blitzlicht ohne Hilfsmittel formen kannst, empfehle ich Dir diese Artikel:

4 Kommentare

  1. Das spannende am Blitzen ist , es lässt sehr viel Kreativität zu.
    Spielen mit dem Blitz hast du gut erklärt aber viel wichtiger ist es das auch umzusetzen.
    Besten Dank auch von mir

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