Polarlicht im Blitzlicht – der HS Freeze 1s im Einsatz

Polarlicht im Blitzlicht – Rollei HS Freeze 1s im Einsatz
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Ich bin Landschaftsfotograf, deshalb findet sich in meinem Fotorucksack für gewöhnlich kein Aufsteckblitz. Vor meiner diesjährigen Herbstreise nach Norwegen zum Polarlicht fragte mich Rollei, ob ich Interesse daran habe den neuen Aufsteckblitz HS Freeze 1s zu testen. Zuvor habe ich noch nie einen Blitz in der Landschaftsfotografie verwendet, die Herausforderung, das Blitzlicht kreativ in meinen Bildkompositionen einzusetzen, packte mich jedoch. Norwegen und Polarlicht, das ist mit viel Dunkelheit verbunden. Da wird mir schon etwas einfallen, dachte ich mir.

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Über den Autor

Bastian Werner ist Autodidakt. Sein Wissen im Bereich Fotografie und Meteorologie hat er sich über Jahre hinweg erarbeitet. Angetrieben wurde er dabei von seiner Leidenschaft für Fotografie und gefährlichen Wetterphänomenen.
Bastian hat inzwischen seine Abschlussarbeit beim Deutschen Wetterdienst geschrieben, ist Fototrainer und Buchautor. Zudem gibt er sein Wissen über die Vorhersage und Fotografie von Wetter im Online-Fotokurs hier in der fotocommunity Fotoschule an Dich weiter.

Fotografieren mit dem Rollei HS Freeze 1s
Der Rollei HS Freeze 1s im Einsatz

Landschaftsfotografie mit dem HS Freeze 1s: Der Reisezeitraum

Persönlich empfinde ich Norwegen im Herbst am schönsten. Im September ist dort Indian Summer. Die lichten Wälder aus Polarbirken und anderen kargen Gewächsen färben sich in allen erdenklichen gelben und roten Farbtönen. Gipfel lassen sich ohne spezielle Winterausrüstung bewandern, Seen und Fjorde sind Eisfrei, Wasserfälle fließen. Die Polarlichtsaison beginnt in Norwegen bereits im September. Zwar ist es im Winter die meiste Zeit des Tages dunkel, aber bereits am 21.09. ist Tag-Nacht-Gleiche. 12 Stunden zwischen Sonnenaufgang und –untergang. Abzüglich jeweils 2h Morgen- und Abenddämmerung macht dies eine Kernnacht von 8h, die sich zum Fotografieren der Polarlichter nutzen lassen.

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Das Polarlicht ist gegen Mitternacht am stärksten ausgeprägt, denn dann befindet sich diese Seite der Erdkugel exakt um 180° auf der anderen Seite der Sonne. Mit dem Zusammenspiel aus dem Magnetfeld der Erde und dem Magnetfeld der Sonne ergibt sich, dass die Mehrheit der geladenen Teilchen auf der sonnenabgewandten Seite der Erde in unsere Atmosphäre eindringen und dort Polarlicht entstehen lassen. Zusammengefasst ist zwar die Aussage richtig, dass es im Winter länger dunkel ist, oftmals hat dies jedoch keinen Vorteil, da das Polarlicht erst um Mitternacht richtig ausgeprägt sein wird.

Wetterkarte für die Vorhersehbarkeit von Polarlichtern
Die Auftrittswahrscheinlichkeit für Polarlicht ist auf der sonnenabgewandten Seite am größten.

Polarlicht fotografieren: Motive und Bildaufbau

Wer Polarlicht gut fotografieren möchte, also eine abgerundete Bildkomposition in seinem Foto belichten will, muss sich bereits tagsüber auf die Suche nach einem passenden Bildausschnitt begeben. Für meine Fotografien, die ich während der Reise angefertigt habe, besuchte ich alle Orte bereits am Tag. Nachts ist es auch mit Stirnlampe unmöglich, den Bildaufbau richtig zu sehen. Denn in der Dunkelheit ist die Reichweite auch der besten Lampe so begrenzt, dass sich nicht jeder Baum oder Fels ausleuchten lässt.

Ein wichtiger Faktor für den Bildaufbau ist die Himmelsrichtung, in der das Motiv fotografiert wird. Das Polarlicht tritt nicht immer in der gleichen Himmelsrichtung auf. Entscheidend ist hier der sogenannte Kp-Wert. Je höher dieser ist, desto weiter wandert der Polarlichtbogen vom Nordpol aus in Richtung Süden. Bei Kp 1-2 steht das Polarlicht auf den Lofoten im Norden, bei Kp 3-4 genau im Zenit und ab Kp >5 kann es sogar südlich am Himmel auftreten. Hierzu lässt sich auf der Vorhersage des Space Weather Prediction Centers der NASA ablesen, in welchem Bereich die vorhergesagte Kp-Zahl liegen wird.

Diagramm: Kp-Wert zur Ermittlung der Himmelsrichtung von Polarlichtern
Vorhersage des Kp-Werts des SWPC
Wetterkarte zur Sichtbarkeit von Polarlichtern
Position des Polarlichtbogens abhängig des Kp-Werts

Blitz-Fotografie: Dunkles hell gemacht

In der Nacht habe ich mich zu den tagsüber herausgesuchten Motiven begeben. Damit ich die wenigen klaren Nächte, in denen es Polarlicht gibt, effizient nutzen kann, warte ich an jedem Motiv nur so lange das Polarlicht ab, bis es für die jeweilige Komposition genügt. Auf diese Weise kann ich in einer Nacht mehrere Motive fotografieren und meine Fotoausbeute erhöhen. Hier hilft es natürlich auch exakt zu wissen, an welchem Ort sich welches Motiv befindet.

Bei meinem ersten Foto wartete ich in der Blauen Stunde ab, dass der Himmel dunkel genug für das Polarlicht wurde. Tagsüber habe ich im fotografierten Fluss bereits die zu sehende Stromschnelle entdeckt gehabt und mir eine Komposition überlegt. In der Nacht war ein Kp-Wert von bis zu 3 vorhergesagt, deshalb suchte ich eine Bildkomposition bei der ich nach Westen fotografieren konnte. In der Nacht stellte ich fest, dass es mir nicht gefällt, wenn ich den HS Freeze 1s von Rollei direkt auf meiner Kamera aufstecke, da das Licht im Vordergrund zu hart wäre.

Entfesselt Blitzen mit dem HS Freeze 1s

Um das Polarlicht zu fotografieren, benötige ich eine lange Belichtungszeit. Ich löste meine Kamera per Fernauslöser aus, während ich selbst mit dem Rollei HS Freeze 1s am Ufer des Flusses stand und blitzte entfesselt in den Vordergrund. Hierzu gibt es einen Knopf auf der Rückseite des HS Freeze 1s. Ich muss diesen also nicht auf der Kamera verwenden. Während den 30s Belichtungszeit ist es mir möglich, mehrmals von verschiedenen Positionen einen Blitz auszulösen. Auf diese Weise kann ich den Vordergrund meines Fotos in verschiedenen Richtungen ausleuchten, um Schlagschatten zu vermeiden.

Das Polarlicht ist sehr lichtschwach, der Rollei HS Freeze 1s hat eine enorm große Leuchtstärke. Dies ist natürlich von Vorteil, aber für mein Motiv nicht nützlich. Deshalb reduzierte ich den Aufsteckblitz auf die geringstmögliche Leuchtkraft. Dies lässt sich bequem über den Touchscreen auf der Rückseite des Gerätes einstellen. Mit genügend großer Distanz war es mir dann möglich, den Vordergrund gleichmäßig auszuleuchten. Ich musste mich jedoch beeilen, um während den 30s Belichtungszeit im steinigen Gelände von verschiedenen Richtungen in meinen Vordergrund blitzen zu können.

Polarlichter fotografieren mit dem Rollei HS Freeze 1s
14mm | f/1.8 | ISO400 | 30s

Die richtige Position für den HS Freeze 1s finden

Die größte Herausforderung, mit dem Rollei HS Freeze 1s die Vordergründe meiner Landschaftsfotografien aufzuhellen, ist es gewesen, auf das unterschiedlich helle Polarlicht zu reagieren. Je heller das Polarlicht, desto schneller bewegt sich dieses über den Himmel. Daraus resultiert das Problem, dass helles Polarlicht mit einer kurzen Verschlusszeit und hoher ISO fotografiert werden muss. Für diesen Anwendungsfall ist der Aufsteckblitz auch auf der niedrigsten Stufe zu stark. Deshalb musste ich besonders weit weg von meiner Kamera stehen, damit der Blitz den Vordergrund nur ganz schwach ausleuchten kann. Bei kürzeren Belichtungszeiten war es nun nicht mehr möglich den Vordergrund mehrmals auszuleuchten. Die große Distanz hat daher auch dafür gesorgt hat, dass der Vordergrund nur ein wenig künstliches Licht abbekommt.

Entfesselt Blitzen mit dem HS Freeze 1s
14mm | f/1.8 | ISO3200 | 2s

Akku hilfreich bei langen Reisen

Es gibt Blitzgeräte, welche mit Batterien arbeiten. Dies ist hilfreich, wenn der Aufsteckblitz im Dauerbetrieb ist und es keine Zeit zum Laden gibt. Ich persönlich bin kein Freund der Wegwerf-Batterien, gerade auf längeren Reisen in Regionen mit schlechter Infrastruktur ein zusätzlicher Ballast. Den Akku des Rollei HS Freeze 1s konnte ich nach jedem Motiv, dass ich nachts fotografierte, bequem im Auto ein wenig aufladen, während ich zum nächsten Fotospot fuhr. Ich benötigte keine lästigen Ersatzbatterien und sparte mir unnötiges Gewicht in meinem Fotorucksack. Auch an meiner Powerbank konnte ich den Akku über das Ladegerät problemlos aufladen. Tatsächlich verbrauchte der Rollei HS Freeze 1s auf der schwächsten Stufe kaum Akkuladung. Wer jedoch einmal in kalten Temperaturen um 0° mit seiner Kamera unterwegs war, der weiß, dass Akkus bei diesen Temperaturen nicht so lange halten.

Landschaftsfotografie und Blitzfotografie kombinieren
14mm | f/1.8 | ISO1600| 10s

Fazit zum HS Freeze 1s von Rollei

Der Aufsteckblitz HS Freeze 1s ist einfach zu bedienen. Es hat mir tatsächlich Spaß gemacht, eine Art der Polarlichtfotografie zu entdecken, die ich ohne die Einladung, den Aufsteckblitz zu testen, niemals gemacht hätte. Es haben neue Motive ihren Weg auf meine Festplatte gefunden. Tatsächlich habe ich den Aufsteckblitz eigentlich nie auf der Kamera verwendet, sondern in meinen Händen, als ich entfesselt geblitzt habe. Der Aufsteckblitz durfte auch etwas ruppiger behandelt werden. Einmal ist er mir ins Moos gefallen, als ich versucht habe, die richtige Position zum Blitzen zu finden. Die Gischt des Wasserfalls hat dem Gerät auch nichts ausgemacht.

Online-Fotokurs Polarlichter

Bastian Werner hat die passenden Tipps für atemberaubende Polarlichtfotos. Er erklärt Dir in diesem Online-Fotokurs, wie Polarlichter entstehen, wie Du sie vorhersagen kannst und was die Bedingungen für die Sichtbarkeit von Polarlichtern sind. Außerdem erhältst Du wichtige Tipps zu Kameraeinstellungen und Motivvarianten. So gelingt Dir die Polarlichtfotografie!

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