Anleitung zur Tropfenfotografie: So gelingen Dir Tropfenfotos

So gelingen Dir Tropfenfotos
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Tropfen auf Tropfen bilden fantasievolle Skulpturen. Mithilfe von Highspeed-Verschlusszeiten lassen sich nie gesehene Wasserformationen festhalten. Fotocommunity-Fotografin Nicola Gehrt macht sogenannte TaT-Aufnahmen mit Leidenschaft und verrät schrittweise, wie die magischen Tropfenfotos gelingen.

Dieser Artikel stammt aus dem ColorFoto-Magazin 12-2017.

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TaT mit Spiegelung
TaT mit Spiegelung
Foto: Nicola Gehrt

Einleitung

Wasser ist das Element des Lebens, jeder braucht es in allen Variationen tagtäglich zum Leben. Doch nur wenige kennen die für das menschliche Auge unsichtbaren, magischen Skulpturen, die das Wasser bilden kann.

Mithilfe der Highspeed-Fotografie und dem passenden Zubehör ist es möglich, einen kleinen Bruchteil einer Sekunde im Bild einzufrieren und damit die schönsten Wasserformationen festzuhalten.

Nicola Gehrt hat sich die Technik der TaT-Fotografie (Tropfen-auf-Tropfen-Fotografie) autodidaktisch durch Internet-Videos und dem Austausch in der fotocommunity angeeignet. „Durch das Stöbern im Internet lernt man Techniken und Ideen kennen und setzt sie dann selber um und entwickelt sie weiter, natürlich mit den eigenen Vorstellungen und eigenem Stil“, erzählt die Fotografin.

Das richtige Zubehör

Tropfenfoto – Beispiel
Auf die Spitze getrieben
Foto: Nicola Gehrt

Das Wichtigste neben dem richtigen Zubehör ist für Gehrt erfahrungsgemäß, dass sie ausreichend Zeit hat, da die Bilder viel Vorbereitung und Experimentieren erfordern, bis man zu den Ergebnissen kommt, die man haben möchte. „Es ist also eine ideale Beschäftigung für die dunkle Jahreszeit“, empfiehlt die Fotografin.

Unentbehrlich sind für Gehrt mindestens zwei entfesselte Systemblitzgeräte, die eine kürzere Abbrenndauer als Studioblitze haben, um die erforderlichen Highspeed- Aufnahmen zu realisieren. Für ihre ersten Versuche nutzte sie zwar noch ein klassisches Infusionsset, etwa bei dem Bild „Auf die Spitze getrieben“. Die Kamera hatte sie mit einem Funkauslöser per Hand ausgelöst. „Damit kommt man allerdings schnell an seine Grenzen.

Wenn man erst einmal angefangen hat, will man auch immer mehr“, sagt Gehrt heute. Als wertvolles Zubehör entdeckte sie den „crazyTrickler“, der ihr seither als hilfreiches Steuerungsgerät dient, um die Tropfen exakt zu fotogenen Skulpturen zu koordinieren (siehe Abschnitt weiter unten).

Set-Aufbau

Farbiger Hintergrund

Um neue Ideen in spektakuläre Ergebnisse umzusetzen, darf bei Nicola Gehrt der passende Set-Aufbau nicht fehlen.

Einkaufsliste

Das nötige Zubehör gibt es in jedem Baumarkt:

  • Regalträger für das Tropfengestell
  • flache, ca. 1 m lange Wanne
  • Plexiglasscheibe
  • Schläuche mit 6-9 mm Durchmesser
  • Drei 100-ml-Einwegspritzen
  • Drei Magnetventile
  • Schlauchverbinder mit 4, 6 und 8 mm Durchmesser
  • Pump-Drucksprühflasche
  • Drei Micro-Kugelköpfe zur Justierung der Magnetventile

Da alle Bilder zu Hause in Nicola Gehrts Arbeitszimmer entstehen, kann sie die dazu notwendigen, teils umfangreichen Aufbauten auch einmal mehrere Tage lang stehen lassen. Vor die Blitze werden farbige Lee-Folien positioniert, die hinter einer leicht schräg stehenden, milchigen und 45 % durchlässigen Plexiglasscheibe stehen.

Farbverlauf kreieren und Bewegung einfrieren

Diese erzeugen die farbigen Hintergründe und frieren die Bewegung der Tropfen und Flüssigkeiten ein. „Wichtig ist, dass die Blitze möglichst vom gleichen Fabrikat und Baureihe sind, weil sie sonst nicht völlig synchron abbrennen und dann Bewegungsunschärfe entsteht“, erklärt Gehrt.

Je nach Bild verwendet sie zwei oder drei entkoppelte Blitze. „Bei klarer Tropfenflüssigkeit blitzt man mit zwei Blitzen von hinten, um einen Farbverlauf zu kreieren, und mit einem Blitz von schräg vorne auf den Schirmfuß zur Aufhellung, am besten mit Snoot-Vorsatz.

Bei milchiger Tropfenflüssigkeit werden die Blitze seitlich leicht schräg von vorne positioniert. Die Blitze werden in zwei Gruppen geschaltet, um die Blitzleistung zu steuern. Sie werden mit 1/8 bis 1/32 Blitzleistung abgebrannt, um das Einfrieren zu gewährleisten.“

Tropfenflüssigkeit

Für die klare Tropfenflüssigkeit verwendet die Fotografin Wasser, das sie mit Guarkernmehl oder Nutilis Clear aus dem Reformhaus andickt, damit es nicht zu sehr spritzt und bessere Formen gibt. Da Nicola Gehrt mit drei Ventilen und Düsen arbeitet, kann sie drei unterschiedliche Farben verwenden.

Dazu wird die Flüssigkeit mit farbiger Tinte oder Lebensmittelfarbe getönt. Für milchige Flüssigkeiten verwendet sie eingefärbte Milch oder Sahne.

Manuell fokussieren

Generell entscheidet sich Gehrt beim Objektiv für ihr 100-mm-Makro. Dazu wählt sie im manuellen Modus eine Empfindlichkeit von ISO 100 bis maximal 200, eine Belichtungszeit von 1/100s und dazu eine relativ kleine Blende von 11 bis 14.

Fokussiert wird ausschließlich und „unbedingt“, wie Gehrt betont, manuell, da der Autofokus der Kamera zu langsam ist und die Tropfen zu klein sind, um vom Autofokus erfasst zu werden. Dazu stellt sie eine Schraube unter eine Düse, tropft anschließend auf die Schraubenspitze und verschiebt die Schraube so lange, bis der Tropfen exakt die Schraubenspitze trifft.

Erst danach stellt sie die Kamera auf die Spitze über das Display scharf.

Aufnahmetechniken

Alle Aufnahmetechniken basieren auf folgender physikalischer Grundlage:

Tropft man auf eine Wasseroberfläche, dann bildet der Tropfen erst einmal einen Krater (Krone), und aus diesem Krater katapultiert sich eine Säule wieder nach oben.

Von dieser Säule löst sich häufig wieder ein kleinerer Tropfen, und dann fällt die Säule in sich zusammen (wie oben im Bild „Auf die Spitze getrieben“ zu sehen).

Entstehung klassischer TaTs (Tropfen auf Tropfen)

Technik 1

Klassischer TaT
Klassischer TaT
Foto: Nicola Gehrt

Aufnahmen dieser Art erzeugt Gehrt in einer ca. 1 Meter langen, flachen Wanne, in der rund zwei bis drei Zentimeter hoch Wasser steht, das sie mit zwei bis drei Tropfen Klarspüler versetzt, um die Oberflächenspannung zu reduzieren.

Die Kamera wird nun möglichst flach zur Wasseroberfläche ausgerichtet, sodass man die Spiegelung miterfassen kann. Die Länge der Wanne braucht man, damit der hintere Wannenrand nicht mit ins Bild kommt.

Zunächst wird über zwei Tropfen, die in ganz kurzem Abstand aufeinander folgen, eine Säule erzeugt: Ventil 1 öffnet bei 132 ms für den ersten Tropfen und bei 178 ms für den zweiten (siehe Screenshot der Einstellungen weiter unten): Der erste Tropfen fällt ins Wasser und erzeugt einen Krater. In diesen Krater fällt der zweite
Tropfen und verstärkt den ersten Tropfen.

Die beiden potenzieren sich und bilden dadurch eine höhere Säule, als wenn man nur einen Tropfen verwendet. Auf diese Säule trifft anschließend der dritte Tropfen, der den Schirm erzeugt (Ventil 1: 240 ms). Dennoch gilt es, Ruhe zu bewahren, weiß Nicola Gehrt aus eigener Erfahrung: „Was sich hier so einfach anhört, erfordert ‚zig Einzelaufnahmen, bis die zeitlichen Abstände exakt passen, dabei reden wir hier von Millisekunden.“

Korrekturen

Anhand der Testaufnahmen sieht Gehrt, wie sie was verändern muss: Kippt der Schirm etwas nach rechts, muss um Bruchteile von Millimetern das Ventil nach links verschoben werden.

Kippt der Schirm nach hinten, muss das Ventil nach vorne justiert werden. „Man muss genau den höchsten Punkt der Säule finden, sodass der nächste Tropfen von oben exakt darauf treffen kann“, erklärt die Fotografin. „Besonders schwierig ist es, das zweite und dritte Ventil so zu justieren, dass die Tropfen die gleiche Flugbahn vom mittleren Ventil haben, ohne dass sich die Ventile gegenseitig behindern.

Auch hier entscheiden minimale Veränderungen über Erfolg oder Misserfolg. Insofern gehören viel Tüftelei und Feingefühl dazu.“

Technik 2

Klassischer TaT – 2
Foto: Nicola Gehrt

Bei dieser Aufnahme wurde die Säule von unten erzeugt.

Dazu werden die Tropfdüse und das Magnetventil mit einer Drucksprühflasche verbunden. Die Düse steht in einer Glasschüssel, wobei sich die Düsenöffnung genau unter der Wasseroberfläche auf Höhe des Glasschüsselrands befindet. Die Kamera wird wieder parallel zur Wasseroberfläche ausgerichtet.

Anschließend schießt man eine Wassersäule durch den Druck aus der Flasche nach oben. Der Vorteil dieser Technik ist, dass die Säule deutlich höher und besser reproduzierbar ist als mit Technik 1. Zudem lassen sich mit dieser Technik auch besser Kombinationen aus TaT und Kronen (siehe Beispiel weiter unten) und Doppelschirmen (siehe Beispiele weiter unten) erzeugen.

Nachteil: Man kann nicht so gut Spiegelungen erzeugen, da die Schüssel dazu zu klein ist.

Entstehung Kronen

Kronenspiegelung
Kronenspiegelung
Foto: Nicola Gehrt

Bei diesem Bild wurde auf eine schwarze Glasplatte getropft. Per Schraube muss zunächst vorab bestimmt werden, wo der Tropfen auf die Platte trifft. Anschließend kreiert man mit einer Pipette einen größeren Tropfen Milch oder Sahne exakt auf diesen Punkt.

An den Rändern verteilt Gehrt kleinste Tropfen Tinte, anschließend tropft sie von oben darauf, um die Krone mit Spiegelung zu erzeugen. Auch hier sind wieder etliche Testaufnahmen ohne Tinte notwendig, bis das Timing wirklich stimmt.

Entstehung Double Pillar

Double Pillar
Double Pillar
Foto: Nicola Gehrt

Um sogenannte Double Pillars zu erzeugen, wird wieder mit Technik 1 von oben getropft. „Diese Technik erfordert viel Timing und Feingefühl und auch Frustrationstoleranz“, sagt Gehrt. Zunächst müssen über zwei Düsen zwei Säulen erzeugt werden, die exakt zur gleichen Zeit aufsteigen. Es müssen also aus vier Tropfen (je zwei aus jeder Düse) die beiden Säulen entstehen. Die Schwierigkeit liegt darin, die Düsen ge-nau auszurichten, denn die Säulen müssen sehr dicht nebeneinander entstehen, aber sie dürfen sich nicht gegenseitig stören.

Zudem ist das exakte Timing schwierig, daher muss man zunächst Testaufnahmen machen, wenn noch alle Tropfen in der Luft fliegen. „Sie müssen genau auf gleicher Höhe fliegen, damit sie dann gleichzeitig auf die Wasseroberfläche treffen.“ Wenn nach etlichen Versuchen das Timing stimmt, ziehen sich die beiden Säulen gegenseitig an und vereinigen sich zu einer gemeinsamen Säule. Auf diese Säule muss nun der fünfte Tropfen treffen, um den Schirm zu erzeugen.

Doppelschirm

Doppelschirm
Doppelschirm
Foto: Nicola Gehrt

Ein Doppelschirm gelingt nur mit Technik 2, da sonst die Säule nicht kräftig genug ist. Hier durchstößt die Säule den ersten Schirm und steigt weiter auf, sodass man dann einen weiteren Tropfen auf die Säule für einen zweiten Schirm tropfen kann.

Auf dem Foto hier sieht man sogar einen dreifachen Schirm, eine Steigerung des Doppelschirms: Oben öffnet sich gerade der dritte Schirm.

TaT und Krone

TaT und Krone
TaT und Krone
Foto: Nicola Gehrt

Diese Aufnahme wurde ebenfalls mit Technik 2 erzeugt: Zunächst wurde von oben getropft und eine Krone/Krater erzeugt. Durch diesen Krater schießt man nun von unten die Säule. Dabei ist die Schwierigkeit, dass die Säule genau in der Mitte des Kraters entsteht, die Krone dabei nicht zerstört und die Säule trotzdem gerade nach oben aufsteigt.

Auf die Säule wird dann wieder von oben getropft, sodass der Schirm entsteht. „Man muss bei dieser Kreation seitlich alles wirklich gut schützen, da es ziemlich spritzt“, weiß Gehrt aus eigener Erfahrung.

TaT plus Seifenblase

TaT plus Seifenblase
TaT plus Seifenblase
Foto: Nicola Gehrt

Diese bunten Seifenblasen gelingen mit Technik 1 und 2. Dabei ist es absolut faszinierend, dass die Säule die Seifenblase durchdringt, ohne sie zu zerstören. Hier muss natürlich wieder das Timing stimmen, und dann sollte man vorsichtig die Seifenblase unter den Düsen positionieren, ohne dass sie dabei zerstört wird oder beiseite schwimmt.

Dancing to the Beat

Dancing to the Beat
Dancing to the Beat
Foto: Nicola Gehrt

Eine ganz andere Vorgehensweise realisierte Nicola Gehrt bei dieser Aufnahme: Hier wurden Acrylfarbenkleckse auf einem mit einer Latexfolie überzogenen Lautsprecher verteilt, aus dem Bassmusik in extremer Laustärke dröhnte.

Durch das Wummern der Bässe spritzt und tanzt die Farbe nach oben und erzeugt einzigartige Skulpturen. Die Farben vermischen sich dabei immer mehr. „Alles in allem eine wirklich spannende, aber auch ordentliche Schweinerei.“

Nachbearbeitung

Tropfenfotografie – Nachbearbeitung

Fester Bestandteil ihres Arbeitsflows ist die Nachbearbeitung am Rechner. Grundsätzlich fotografiert Nicola Gehrt im RAW-Format und entwickelt die Aufnahmen zunächst in Lightroom.

Der Feinschliff erfolgt dann über Photoshop und das Nik-Filter-Sortiment. In Photoshop werden überschüssige und auch unscharfe Spritzer entfernt, das Bild zurechtgeschnitten und mit Rahmen versehen. Bei den Nik-Filtern kommen meist der Detail Extractor und Tonal Contrast Filter zum Einsatz.

Tipps & Tricks zur Tropfen-Fotografie im Überblick

Tropfenflüssigkeit

Das Wasser wird mit Guarkernmehl oder Nutilis Clear angedickt. Die Viskosität lässt sich mit Milch oder Sahne variieren. Dadurch bestehen die Formen länger und sind ruhiger.

Farben

Die Tropfenflüssigkeit lässt sich mit farbiger Tinte oder Lebensmittelfarbe einfärben, so sind extreme Farbenspiele möglich.

Hintergrundfarben

Dazu werden farbige Folien vor den Blitzen befestigt, die hinter milchigen Plexiglasscheiben stehen.

Blitzabbrennzeiten

Die Basis der Highspeed-Fotografie bilden die schnellen Abbrennzeiten der Blitze. Da der Blitz die Bewegung einfriert, sind die Verschlusszeiten der Kamera fast zu vernachlässigen. Nicola Gehrt arbeitet mit 1/8 bis 1/32 Blitzleistung, um das Einfrieren zu gewährleisten.

Schärfe

Soll alles scharf abgebildet werden, empfiehlt sich eine Blende von 11 bis 14. Fokussiert wird ausschließlich manuell.

Nachbearbeitung

Die fotografische Kunst besteht darin, die Tropfen bei der Aufnahme richtig einzufrieren. Zur Nachbearbeitung am PC gehören standardmäßig Tonwert- und Kontrastkorrektur sowie das Entfernen von Spritzern und Sensorflecken.

Weitere Quellen

Wertvolle inspirierende Tipps erhält man bei Daniel Nimmervoll. Er hat auch einige sehr gute Tutorials bei YouTube eingestellt und das Buch „Highspeedfotografie: Kunstvolle Tropfenfotos in Perfektion*“ verfasst. Weitere Website: Tobias Bräuning

Making of: Der richtige Aufbau

Die Ventile in der Mitte am Tropfengestell sind über Cinch-Kabel mit dem crazyTrickler (siehe weitere unten) verbunden. Dieser gibt die Steuerungsimpulse an die Ventile weiter. Da der Trickler mit dem Computer verbunden ist, kann man bequem die Tropfengröße, das Timing (wann welches Ventil für wie lange geöffnet ist) über den Computer steuern.

Die Kamera ist ebenfalls an den Trickler angeschlossen und wird mit den Blitzen über den Trickler ausgelöst. Hinter der Wanne und der schräg stehenden, halbdurchlässigen Plexiglasscheibe stehen die Blitze mit Farbfolien für die farbigen Hintergründe. Die eingefärbte Tropfenflüssigkeit fließt aus den 100-ml-Spritzen über Schläuche zu den Magnetventilen und von dort zu den Düsen, aus denen dann die Tropfen fallen.

crazyTrickler

crazyTrickler
crazyTrickler
Das Gerät läuft ausschließlich unter Windows, nicht unter iOS.

Funktionen des crazyTrickler

Timer, Fernauslöser, Lichtschranke, Zeitschalter – der Markt bietet jede Menge Zubehör, um die Kamera fernzusteuern. Im crazyTrickler sind die wichtigsten Funktionen vereint und durch sinnvolle Verknüpfungen einfach zu handhaben. Zusätzlich lassen sich bis zu drei elektromechanische Aktoren (Magnetventile, Elektromagnete, Pumpen, …) millisekundengenau steuern und in Abhängigkeit davon Kamera und Blitzgeräte auslösen.

Um die Vielzahl der Parameter dabei im Blick zu behalten, gibt es eine PC-Anbindung mit einer intuitiv zu bedienenden grafischen Benutzeroberfläche. Beschränkungen bezüglich der Kameramodelle gibt es nicht, einzige Voraussetzung ist ein Fernsteueranschluss an der Kamera.

Arbeitsweise des crazyTrickler

CrazyTrickler Einstellungen

Der crazyTrickler ist das Herzstück der Tropfenfotografie. Er ist ein relativ kostengünstiges Steuerungsgerät.

Er wird an den Computer angeschlossen und kann über das Steuerungsmenü drei Magnetventile regulieren. Mit der Startzeit wird festgelegt, wann die einzelnen Ventile geöffnet werden. Die Öffnungszeit bestimmt, wie lange das Ventil geöffnet bleibt und damit, wie groß der fallende Tropfen wird. Sie liegt meist zwischen 40 und 70ms.

Über den Button Hauptblitz wird festgelegt, wann die an den crazyTrickler angeschlossene Kamera ausgelöst wird. Die Blitzzündung kann entweder über die an den crazyTrickler angeschlossenen Blitze erfolgen, oder die Kamera steuert die Blitzzündung. Über Auslösen entsteht eine Einzelaufnahme.

Über die Loopfunktion können Reihenaufnahmen gemacht werden, wobei zwischen den Kameraauslösungen jeweils eine Millisekunde liegt, dadurch kann man die verschiedenen Stadien der Tropfenentwicklung sehen.

Zwischen je zwei Fotos sollte sich die Wasseroberfläche wieder beruhigt haben. Beim Verändern der Werte muss man mit viel Fingerspitzengefühl vorgehen, kleinste Veränderungen haben große Wirkung.

Da man die einzelnen Ventile durch die Häkchen zu- und abschalten kann, steuert man über diverse Testaufnahmen zuerst ein Ventil, bis man zum Beispiel eine stabile Säule hat. Zwischen Tropfenfall und Säule liegen ca. 300 ms. Daher muss die Kamera ungefähr mit dieser Verzögerung auslösen.

Wenn man die Zeit für den Säulenhöhepunkt ermittelt hat, macht man Testaufnahmen für den Schirmtropfen. Dabei kann der Schirmtropfen aus dem gleichen Ventil wie die Säule kommen, indem das Ventil ein zweites Mal geöffnet wird. Diese Vorgehensweise ist am leichtesten, da die Tropfenflugbahnen identisch sind und sich Säule und fallender Tropfen am ehesten treffen. Man kann natürlich auch die beiden anderen Ventile verwenden, aber die exakte Positionierung ist nicht ganz so einfach, man muss hier im Millimeterbereich verschieben, bis die Flugbahn stimmt.

Tropfenfoto im Glas
Foto: Nicola Gehrt

Interview:  „…Spiel mit Farben und Formen…“

ColorFoto: Seit wann fotografierst Du?

Nicola Gehrt: Ich fotografiere seit Jugend an. Digital fotografiere ich seit ungefähr 15 Jahren immer mit Spiegelreflex, ich bin ein reiner Autodidakt. Intensiver habe ich angefangen, als meine Tochter Lateinformationstanzen angefangen hat. Dadurch habe ich viel Sportfotografie gemacht. Mich interessieren alle Bereiche der Fotografie von experimenteller Fotografie, Pflanzen- und Tiermakros über Architektur, bis People-Photo-Shooting, auch solche Dinge wie Mehl-Shooting oder Ähnliches. Mein nächstes Projekt, das ich angehen möchte, sind Water Wiggs.

ColorFoto: Was verstehst Du unter Water Wiggs?

Nicola Gehrt: Wasserperücken. Hier werden mit Wasser gefüllte Luftballons zum Platzen gebracht und dieser Augenblick fotografiert.

ColorFoto: Wie bist Du zur Tropfenfotografie gekommen?

Nicola Gehrt: Ich habe Bilder im Internet gesehen, die mich fasziniert haben.

ColorFoto: Was fasziniert Dich speziell beim Fotografieren von Tropfen?

Nicola Gehrt: Seit dreieinhalb Jahren mache ich viel Table Top, Tropfenfotografie, Lightpainting und so weiter. Mich fasziniert das Spielen mit Farben und Formen und den verschiedenen Techniken. Ich habe dadurch gelernt, mit dem manuellen Modus und manuellen Fokus umzugehen und die Möglichkeiten der Kamera zu nutzen. Die Ansprüche an mich selber und meine Bilder werden mit der Zeit immer höher. Ich tüftle dann so lange, bis das Ergebnis meiner Vorstellung entspricht.

ColorFoto: Gut Ding braucht also allerhand Weile?

Nicola Gehrt: Bei der Tropfenfotografie ist das Ergebnis immer ein Unikat, und der Entstehungsprozess der einzelnen Tropfenphasen, die man mit dem bloßen Auge überhaupt nicht sehen kann, ist absolut spannend. Die Tüftelei macht viel Spaß, auch wenn man viel Zeit braucht und auch einige Frustmomente dabei sind, wenn es nicht so klappt, wie man möchte.

ColorFoto: Hast Du fotografische Vorbilder für deine Tropfenfotografie?

Nicola Gehrt: Viel gelernt habe ich durch Daniel Nimmervoll, der Gott sei Dank bereit ist, sein Wissen zu teilen.

ColorFoto: Wie würdest Du selbst Deine fotografische Handschrift beschreiben?

Nicola Gehrt: Meine persönliche Handschrift? Aus den Kommentaren in der fotocommunity höre ich immer wieder, dass sie meine Bilder schon an der Vorschau ohne meinen Namen erkennen. Ein Merkmal könnte der Hang zum Perfektionismus und der Schärfe sein.

ColorFoto: Seit einem Jahr bist Du Mitglied in der fotocommunity. Holst Du Dir dort Anregungen?

Nicola Gehrt: Ja, denn hier sind Menschen, die genauso fotobegeistert sind wie ich. Man findet hier immer wieder Ideen und Anregungen und vor allem auch Menschen, die verstehen, was man macht und was für ein Aufwand zum Teil hinter den Bildern steckt. Durch zum Beispiel Projekte wie die Mittwochmuttern wird man gefordert, sich immer wieder etwas Neues einfallen zu lassen und kreativ zu sein.

ColorFoto: Was machst du mit Deinen fertigen Arbeiten?

Ich veröffentliche meine Bilder derzeit nur in der fotocommunity und stelle bei mir in meiner Praxis Bilder aus. Durch die Reaktion der Patienten bekommt man positiv erstaunte Rückmeldung, was einen natürlich freut.

Redaktion: Sabine Schneider

Zur Fotografin

Nicola Gehrt kommt aus Preetz im schönen Schleswig-Holstein. Die selbstständige Physiotherapeutin ist ambitionierte Hobbyfotografin. Seit drei Jahren beschäftigt sie sich mit experimenteller Fotografie wie Tropfenfotografie, Lightpainting, Table Top und Kugelfotografie. Besonders Farben haben es ihr angetan.

Ausrüstung

Kameras

Canon 5D Mark III und IV

Objektive

  • Canon 2,8/100 mm L Macro IS USM (für die Tropfen)
  • Canon 4/24-105 mm L IS USM I und II und weitere

Zubehör

  • diverse Systemblitze
  • Funkauslöser
  • crazyTrickler
  • Farbfolien
  • selbstgebautes Tropfengestell
  • milchige Plexiglasscheibe
  • für die Tropfenflüssigkeit: klar: Wasser mit Nutilis Clear oder Guarkernmehl angedickt, trüb: Milch mit Sahne versetzt
  • zum Einfärben farbige Tinte, Acrylfarbe, Lebensmittelfarbe

Redaktion: Sabine Schneider

Weitere Tipps für die Fotopraxis, Tests der aktuellen Kameramodelle und alle Neuheiten und Trends in der Fotobranche erhältst Du im monatlichen ColorFoto-Magazin.

22 Kommentare

  1. Moin, Frau Gehrt,
    ganz wunderbare und begeisternde Aufnahmen. Hut ab und herzlichen Glückwunsch! In einem ersten Anlauf hatte ich bis gestern die Idee, per IR-Lichtschranke und einem Tropfenspender in die Tropfenphotographie einsteigen zu können. Gescheitert bin ich an der Lichtdurchlässigkeit der gewählten Flüssigkeiten sowie an der Fallgeschwindigkeit. Die IR-Schranke blieb infolgedessen von diesen „Unterbrechungen“ unbeindruckt. Heute las ich Ihren Beitrag zu diesem Thema – ein sehr spezielles, das viel Sachverstand und einiges an Equipement erfordert. Die Geduld hätte ich, den Sachverstand könnte ich mir erarbeiten, scheitern würde ich an der Bereitstellung der dazu notwendigen Infrastruktur.
    Ihre Bilder: Kunstwerke, einfach super und wunderschön. Schön, dass Sie sie uns zeigen.

  2. Danke für diese tolle Anleitung und auch die schönen Tropfenfotos. Ich finde deinen Tipp mit den Magneteventilen super. Man kann diese einzeln auch als Ersatzteile kaufen und das Ergebnis ist, wie man hier auch sieht, wirklich schön.

  3. Hallo Nicola,
    schön, dass es in der FC auch Fotograf(inn)en gibt, welche ihre „Betriebsgeheimnisse“ mit Anderen teilen. Danke auch für die Bezugsquellen.
    Leider fehlt mir die notwendige Zeit, um solche Dinge konzentriert und ungestört durchzuführen. Um beim Tropfenthema mithalten zu können, kann man nicht schnell mal was zurechtpfuschen, dafür ist hier der Level anderer Bilder zu hoch.
    Wieviel Anteil der Zeit investierst Du eigentlich bei den Tropfen mit Putzen?
    Ich schätze mal mehr als 50%.
    LG Thomas

  4. Hallo Nicola,
    Vielen Dank für diesen sensationellen Beitrag. Du hast sehr schön dargestellt, wie man zu solchen Photos kommen kann und welche Ausrüstung dabei sinnvoll ist. Auf jeden Fall hast Du bei mir erreicht, dass ich Dir jetzt versuchen werde nachzueifern. Nun hätte ich da aber doch noch einige Fragen zum Set, und es wäre schön, wenn Du die Zeit findest, auf dem Weg über die Redaktion, Kontakt mit mir aufzunehmen. So sagst Du z.B. „zwischen Tropfenfall und Säule liegen 300 msec…. aber in welcher Höhe sind die Ventile fixiert ?
    Nochmals vielen Dank, und ich ziehe meinen Hut vor deinen sensationellen Aufnahmen.
    Grüße aus dem Rheinland
    Bernd

  5. Respekt!
    Das ist ganz großes Kino!
    Ich habe schon einige Fotos in dieser Richtung gesehen aber ich habe mir nie große Gedanken über die Entstehung gemacht. Wahrscheinlich wegen der Komplexität der Geschichte. Der Artikel ist klasse ge- und beschrieben, das Making of beeindruckend. Ich selbst habe nur ein paar Versuche mit Regentropfen in freier Natur probiert und selbst bei diesen einfachen Versuchen war das meiste für die Tonne. Beachtlich dass es Menschen mit so viel Geduld gibt.
    Ich glaube am Frust und der Geduld würde es bei mir scheitern…….

  6. Hut ab tolle Bilder,allerdings der Aufwand macht mir schon angst,ich werde bei mein einfach Tropfen bleiben,sieht auch sehr schön aus, aber die Mischung mit Milch oder Sahne werde ich schon probieren. Nochmals Kompliment an die Fotografin.

  7. Hallo ich interessiere mich schon länger für die Tropfenfotografie,
    bin selbst Elektro-Techniker und würde die Steuerung gerne über eine Speicherprogrammierbare Steuerung machen. Dort kann ich auch alles Millisekundengenau steuern. Allerdings habe ich ein kleines Problem mit den Magnetventilen. Ich denke die müssen sehr schnell reagieren, ich habe bisher noch keinen Händler gefunden wo ich solche Ventile her bekomme.

    Gibt es hier irgendeinen Tipp wo ich solche Magnetventile herbekomme. Vorzugsweise mit einer Spannung von 24V DC

      1. Hallo Nicola,

        vielen Dank für deine Hilfe und Mühe. Das war wie ich bei Andreas H. schon sagte, genau das was mir gefehlt hat. Hier kann man sogar 24V DC auswählen. Absolut perfekt. Vielen Dank

        Gruß Uwe
        (WinnerUGI)

  8. Ich kann mich dem Lob ur anschliessen.
    Ich habe selten sowas interessantes und schönes gesehen.
    Auch mir fehlte die Geduld.
    Also auch meine herzliche Gratulation für ihre „Kunstwerke“.
    Bert Stankowski, Schweiz

  9. Vielen Dank für diese wundervollen Bilder und auch für die großzügigen Beschreibungen und Tipps. Mein verständnisloses Staunen hat sich beim Betrachten der Bilder in eine ungefähre Vorstellung von den damit verbundenen Schwierigkeiten verwandelt. Dennoch bekomme ich Lust mal rum zu probieren. Jedoch ohne das Ziel je diese Meisterklasse zu erreichen. Dies ist für mich nicht mehr vorstellbar. Ein winzigkleines hüpfendes Tröpfchen würde mir schon genügen aus reiner Lust am Experiment … Gratulation für diese tollen Fotos
    Herzliche Grüße
    Barbara

    1. Je nach Smartphone oder sogar Kamera kannst Du so etwas auch zufällig hinbekommen. Wenn ausreichend Interesse besteht, könnte ich einen Artikel über Tropfenfotografie mit kleinem Equipment in der Küche schreiben.

  10. Einfach nur faszinierend! Diese Bilder sind ein Ästhetik kaum zu übertreffen. Da kommt man sofort in Versuchung, es selber mal zu probieren. Leider ist das Ganze ziemlich aufwändig. Auch mit dem Equipment wird es bei mir eng. Einen zweiten Systemblitz haben sicherlich nur wenige Hobbyfotografen. Nichts desto trotz: ein sehr interessanter Beitrag, weiter so.

  11. Wunderbar, einzigartig und ich gebe Ihnen großes Kompliment für Ihre Aufnahmen. Ich muß gestehen das ich die Geduld nicht hätte. Habe mir aber kürzlich das neue 80mm Fujinon Macro gekauft und möchte gerne mehr in der „Kleinen Welt“ fotografieren.
    Nochmals ein Danke für die schönen Fotos
    Gut Licht, Roland (www.foto-roland.com)

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