Was ist Aufhellblitzen und wann benutze ich es?

Was ist Aufhellblitzen
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In Zusammenarbeit mit SIGMA
In diesen Beitrag solltest Du erst einsteigen, wenn Du die beiden vorherigen Teile dieser Reihe gelesen hast (Teil 1 und Teil 2). Dort findest Du das nötige Grundwissen, um diesen Artikel zu verstehen.

Wir sehen oft Menschen, die fotografieren und der Kamera dabei komplett die Steuerung des Blitzes überlassen. Im Grunde lassen sie sogar die Kamera entscheiden, wann der Blitz zugeschaltet wird und wann nicht.

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Dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden.

So geblitzte Fotos werden sich aber immer ähnlich sein, was die Lichtführung angeht.  Dabei können Blitze viel mehr und sind sehr flexibel. Richtig eingesetzt kannst Du mit Blitzlicht Deine Fotos gestalten und ihnen einen komplett neuen „Look“ geben. In diesem Artikel möchten wir Dir das Aufhellblitzen vorstellen und Dich dazu anregen, diese Technik selbst zu versuchen.

Was ist Aufhellblitzen?

Die verschiedenen Methoden, wie die Belichtungsmessung zusammen mit Blitzlicht funktioniert, sind erst einmal unwichtig. Die Blitzbelichtungsmessung ist – je nach Kamera und Blitz – ein sehr komplexer Vorgang.

Im „Normalfall“ geht die Kamera davon aus, dass der Blitz, wenn Du ihn aktivierst, als Hauptlichtquelle genutzt werden soll. Dasselbe gilt, wenn die Kamera bei der Belichtungsmessung feststellt, dass nicht genug Umgebungslicht vorhanden ist und über die Automatik den Blitz von selbst zuschaltet.

In beiden Fällen wird die Kamera eine Kombination aus Verschlusszeit, Blende und Blitzleistung wählen, die dazu führt, dass der Blitz das Hauptmotiv ausreichend belichtet und keine Rücksicht auf das Umgebungslicht nimmt. In vielen Fällen wird daher der Hintergrund oft einfach schwarz oder sehr dunkel sein und das Motiv wirkt aufgrund dieser Belichtung sehr dominant.

Ist dagegen ausreichend Licht vorhanden, um Freihand und ohne Blitz ein nicht verwackeltes Foto zu machen, wird die Kamera von selbst nicht auf die Idee kommen, den Blitz zuzuschalten.

An sich ein schönes Foto, aber die Augen sind zu dunkel und wirken kraftlos. Hier hätte ein Aufhellblitz geholfen
An sich ein schönes Foto, aber die Augen sind zu dunkel und wirken kraftlos. Hier hätte ein Aufhellblitz geholfen

Nun gibt es Situationen, in denen es Sinn macht, den Blitz nicht als Hauptlichtquelle zu verwenden. Der Blitz wird in diesem Fall nur als Aufheller verwendet.

Wann verwende ich Aufhellblitzen?

In folgenden Situationen macht es Sinn, den Blitz als Aufhellblitz zu verwenden:

  • In einer Gegenlichtsituation möchtest Du das Hauptmotiv besser ausleuchten, ohne, dass der Hintergrund überbelichten ist.
  • Die Schatten auf Deinem Hauptmotiv sind zu hart und Du möchtest sie abmildern.
  • Die Augen liegen im Schatten und wirken leblos.
  • Du möchtest Dein Hauptmotiv besser belichten, ohne die Atmosphäre des Umgebungslichts zu zerstören.

Es gibt sicher noch mehr Anwendungsfälle, aber für den Einstieg sollten diese Beispiele reichen und Dir genügend Werkzeuge an die Hand geben, um selbst zu erkennen, wann Du den Blitz als Aufheller einsetzen kannst. Um zu verdeutlichen, was wir meinen, zeigen wir Dir jetzt eine kleine Bildreihe, danach wirst Du wissen, wovon wir reden:

Kurze Beschreibung, was Du in den Bildern siehst:

Im ersten Moment wirkt es vielleicht nicht wie eine Gegenlichtsituation. Tatsächlich kann diese aber auch bei bedecktem Himmel entstehen, wenn die Sonne darüber zu einem diffusen, aber eben auch sehr hellen Licht führt. Die Wolkendecke bildet sozusagen einen aktiven Strahler.

Das erste Bild

Die linke Aufnahme ist ein ganz normales Porträt, basierend auf der Belichtungsmessung der Kamera. Das Foto ist gut belichtet und erst einmal wird vermutlich niemand etwas daran aussetzen. Allerdings wirken bei genauem Hinschauen die Augenhöhlen etwas dunkel und es ist praktisch nicht zu erkennen, dass das Modell strahlend hellblaue Augen besitzt. Der Grund: Es fällt zu wenig Licht dorthin. Nun wäre es möglich, hier mit einem Reflektor zu arbeiten, aber dazu ist eine weitere Person nötig und nicht jeder hat einen Reflektor dabei.

Das zweite Bild

Im zweiten Bild wurde heller belichtet (auf das Gesicht). Dies erreichst Du, indem Du entweder eine Belichtungskorrektur vorgibst (in diesem Fall ca. 1,5 EV – Blendenstufen). Wenn Du die Schärfentiefe erhalten willst, machst Du dies entweder durch eine Verlängerung der Verschlusszeit oder über die ISO (sofern Deine Kamera dies nicht automatisch macht, wenn Du einen Korrekturwert vorgibst).

Wenn vorhanden, kannst Du auch die Spotmessung der Kamera verwenden und auf die Augen messen. Da in diesem Fall das Umgebungslicht (der sehr helle Himmel) nicht berücksichtigt wird, wird das Gesamtbild heller belichtet.

In der dunklen Jacke sind die Details besser erkennbar. Die Augen sind heller, Du kannst die Augenfarbe erkennen. Bei den hellen Haaren wird es schon kritischer, sie wirken an einigen Stellen schon zu hell. Der Hintergrund ist sichtbar überbelichtet. Dieser Weg ist aber ein durchaus gangbarer Kompromiss um Gegenlichtsituationen zu bewältigen, solange das Gegenlicht nicht zu stark ist.

Das dritte Bild

Im dritten Bild wurde der kamerainterne Blitz als reiner Aufhellblitz eingesetzt. Blitzlicht hat dieselbe Farbtemperatur wie Tageslicht und passt daher gut zu der Situation. Der frontale Blitz – dezent eingesetzt – bewirkt folgendes:

  • In den Augen erzeugt der Blitz einen hellen Reflex, der die Augen lebendiger wirken lässt.
  • Durch das Blitzlicht werden die Schatten abgemildert. Im Nebeneffekt verschwinden Falten und das Gesicht wirkt glatter und jünger.
  • Der Hintergrund muss weniger überbelichtet werden und bleibt besser als Hintergrund erkennbar.

Im Endeffekt wirkt das rechte Bild damit am lebendigsten und sehr ausgewogen belichtet, ohne dass der Blitz das Foto erschlägt.

Hier noch ein weiteres klassisches Beispiel. Wir haben hier keine Gegenlichtsituation, ganz im Gegenteil. Das Modell wurde ganz bewusst in den Schatten vor einen eher dunklen Hintergrund gestellt.

Die Farb- und Helligkeitskontraste zwischen Modell und Hintergrund sind ausreichend, um auf eine Unschärfefreistellung zu verzichten, die aufgrund der Nähe zwischen Modell und Hintergrund auch kaum darstellbar gewesen wäre.

Im linken Bild habe ich ohne Blitz gearbeitet, im rechten Bild mit. Die Unterschiede sind gering, aber sie sind vorhanden.

Was hat der Blitz nun bewirkt?

Die Unterschiede ergeben sich nur im Detail, machen aber dann doch den kleinen aber feinen Unterschied zwischen gut und sehr gut aus. Du wirst die Unterschiede eigentlich sogar nur im direkten Vergleich der Bilder nebeneinander sehen. Der Blitz bewirkt, dass die Farben an sich kräftiger und lebendiger wirken, ohne dabei aber übersättigt zu wirken. Die Gesichtszüge wirken weicher (schaue Dir zum Beispiel mal den Bereich unter den Augen genauer an). Die Augen sind heller und lebendiger, der Augenreflex ist ausgeprägter und schöner.

Natürlich kannst Du einiges noch nachträglich in der Bildbearbeitung korrigieren. Aber warum solltest Du das tun, wenn es sich viel schneller und einfacher durch den Einsatz eines Aufhellblitzes erreichen lässt?

Nachdem Du nun gesehen hast, wofür man Aufhellblitzen einsetzt, zeigen wir Dir im folgenden Teil, wie Du es praktisch umsetzt. Wir geben Dir Hinweise zur Kameraeinstellung und welche Korrekturen Du unter Umständen einstellen musst.

Unser Lesetipp: Online-Fotokurs – Blitzfotografie Grundlagen

Online-Fotokurs: Blitzfotografie
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In dem ersten Teil dieser Online-Fotokursreihe zum Thema Blitzfotografie führen wir Dich in die Blitzfotografie ein. Wir erklären Dir, wie ein Blitzgerät aufgebaut ist, wie es funktioniert und Du erfährst, was die Begriffe Leitzahl und Blitz-Synchronzeit bedeuten. Durch unsere Beispielfotos erkennst Du direkt, welche Auswirkungen Blitzlicht haben kann.

3 Kommentare

  1. Ich muß meinem Vorredner Walo Thönen beipflichten: Das nicht aufgeblitzte Bild ist nach meiner Beurteilung eindeutig besser. Gerade der Bereich um die Augen ist überblitzt und die Augenfarbe sehe ich nicht als ausreichenden Grund für die Überbelichtung an. Die Arme und der Halsbereich haben nicht mehr die „Tiefe“ in der Farbdarstellung und so empfinde ich das aufgehellte Bild als platt und flach. Ich räume ein, daß meine Neigung für „satte Farben“ von den meisten Photographen nicht geteilt wird, aber die Reaktionen vieler Betrachter scheinen mir recht zu geben. Das aufgehellte Bild ist – ich wiederhole mich – flach.
    Dennoch eine sehr gut strukturierte und anschauliche Lektion!

  2. Eigentlich ein guter Artikel, aber für mich trotzdem nicht ganz fertig gedacht. beim dritten Bild hätte es geholfen, wenn das Model bei beiden Bildern die selbe Pose eingenommen hätte, Nur so sind vergleiche möglich. Kommt dazu, dass die geblitze Variante an Atmosphäre verloren hat. Das geht besser…..

    1. Hallo Walo,

      danke für Deinen Beitrag. Klar, es geht immer besser. Es war aber nicht das Ziel besser zu sein.

      Das Modell konnte deshalb nicht dieselbe Pose einnehmen, da das Modell nicht für diesen Artikel fotografiert wurde. Wir versuchen, wo immer es geht, Fotos aus realen Shootings zu nehmen und keine Fakefotos, die extra für die Fotoschule gemacht werden.

      Die Bilder reichen völlig aus, um die Dinge zu zeigen, die wir zeigen wollten. Ein direkter Vergleich ist nie vorgesehen gewesen, es ging nie um einen Vergleich, sondern immer „nur“ um eine Darstellung von Unterschieden und die sind erkennbar.

      Die Atmosphäre mag verloren gegangen sein, aber auch das war nicht das Thema des Artikels, sondern eben die Darstellung der Unterschiede und die sind offensichtlich.

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