Stativköpfe: Der Kugelkopf

stativkopefe-kugelkopf
FavoriteLoadingAuf Deine Leseliste in Meine Fotoschule setzen

Nachdem unser Artikel über Stative auf so gute Resonanz gestoßen ist und uns eine Menge Fragen erreichten, ob wir diese Reihe fortzusetzen können, wollen wir gern einen ersten Wunsch erfüllen und uns dem Thema Stativköpfe widmen.

Dafür werden Stativköpfe benötigt

Das Stativ selbst sorgt für den sicheren Stand der Kamera (wenn es ausreichend dimensioniert ist) und für die einstellbare und variable Höhe (je nach Motiv, das Du fotografieren möchtest). Der Stativkopf sorgt dann für die Generalisierung oder die Spezialisierung einer Funktion, denn es gibt Stativköpfe für nahezu jeden Zweck. Im Laufe der Jahre haben sich bei mir mehrere unterschiedliche Stative angesammelt, mit sehr unterschiedlichen Köpfen, die sich für unterschiedliche Zwecke eignen.

Einfach fotografieren lernen mit unseren Online-Fotokursen

Für nur 6,99€ im Monat kannst Du auf über 70 Online-Fotokurse zugreifen. Lerne die Grundlagen der Fotografie - verständlich und mit vielen Praxisbeispielen. Inklusive Test und Fotokurs-Zertifikat.

Mehr Infos zu den Fotokursen
Einfach fotografieren lernen

Diese Stative funktionieren alle noch, sehen aber nach vielen Jahren zum Teil harten Einsatz schon ziemlich abgenudelt aus.

In diesem Artikel mag ich sie nicht wirklich zeigen.

Ich habe daher Rollei kontaktiert und gebeten, ob sie mir nicht für diesen Artikel unterschiedliche Stativköpfe zur Verfügung stellen können, damit ich deren Funktion erklären kann. Rollei hat dieser Bitte freundlicherweise entsprochen und mit vier Köpfe geschickt, so dass ich Dir die unterschiedlichen Stativköpfe vorstellen kann, bei denen auch alle Skalen lesbar sind und die Farbe noch nicht abgestoßen ist.

Die Stativköpfe im Überblick

Ich werde Dir in diesem und im nächsten Artikel vier Köpfe vorstellen:

  • zwei Generalisten
  • einen Spezialisten
  • und einen Kopf, der eigentlich zu beiden Gruppen gehört.

Um diese Stativköpfe wird es gehen (Fotos: Rollei):

Ich werde Dir diese Köpfe in diesem und im nächsten Artikel genauer vorstellen. Ich werde Dir erklären wie sie aufgebaut sind, wie sie funktionieren und wie Du sie verwendest.

Ich werde Dir zeigen für welche Aufgaben sie sich besonders eigenen und worauf Du beim Kauf achten solltest. All diese Erklärung sind allgemeingültig und beziehen sich auf die Bauart des Kopfes und nicht auf die Herstellermarke. Übrigens lassen sich sehr oft Stativköpfe und Stative unterschiedlicher Hersteller wunderbar miteinander kombinieren. Die Erklärung dazu, warum dies so ist, bekommst Du im nächsten Abschnitt.

Grundlegendes

Wenn Du ein Stativ kaufst, dann ist oft schon ein Stativkopf dabei, aber nicht immer.

Gerade bei höherwertigen Stative bekommst Du „nur“ das Stativ geliefert. Die drei Teleskopbeine sind mittels arretierbarer Gelenke an der Stativschulter befestigt, aus deren Mittelplatte eine Schraube ragt. Diese Schraube hat ein englisches Gewindemaß (Zoll), wie in der Fotografie meist üblich. Im Normalfall hat die Schraube ein 3/8″-Gewinde und passt damit nicht in die Aufnahme, die Du an der Unterseite der Kamera findest. Diese Schraube (genau genommen ist es eher eine kleine Gewindestange) kannst Du in vielen Fällen umdrehen.

Auf der anderen Seite der Schraube findest Du dann ein kleineres Gewinde mit 1/4″, das dann auch zu Deiner Kamera passen wird (in manchen Fällen bekommst du auch eine Adapterschraube, die Du einfach über das kleinere Gewinde aufdrehst und es so vergrößerst). Du könntest jetzt die Kamera direkt auf die Stativschulter schrauben. Allerdings ist das Aufsetzen und Abnehmen sehr langwierig und die Kamera ist in genau einer Position fixiert, was nun wirklich kaum Sinn macht. Die Montage von Geräten auf der Stativschulter macht nur Sinn, wenn Du zum Beispiel Blitze aufsetzen möchtest, die nicht ständig genau justiert werden müssen.

Meist wirst Du daher die Schraube mit 3/8″ verwenden, denn diese Gewinde ist kompatibel zu fast allen Stativköpfen auf dem Markt. Du kannst dort den Stativkopf aufschrauben und Du kannst ihn auch relativ schnell gegen einen anderen Kopf wechseln, je nachdem welche Aufgaben Du Dir und dem Stativ stellen willst.

Folgende Stativköpfe möchte ich Dir in ihrer Funktion in diesem Artikel vorstellen:

  • den Kugelkopf
  • den Dreiwegeneiger
  • den Videokopf
  • den Panoramakopf

Letzteren werde ich Dir aber nur grundsätzlich zeigen, denn seine Anwendung ist so komplex, dass ich darüber einen extra Artikel schreiben werde. Ein guter Stativkopf kann übrigens durchaus genauso viel oder sogar mehr als ein Stativ kosten. Dies wirst Du allerdings auch verstehen, wenn Du siehst, wie aufwendig solche Köpfe manchmal konstruiert sind.

Der Kugelkopf

Kugelköpfe sind vom Prinzip her alle ähnlich aufgebaut. Es gibt sie in sehr unterschiedlichen Größen und Gewichten. Größe und Gewicht spielen eine Rolle bei der Tragkraft und Stabilität. Neben diesem Kriterium spielt auch das Gewicht bezogen auf das Stativ eine Rolle. Mein schwerster Kugelkopf hat eine Tragkraft von über 30kg, wiegt selbst aber schon 1 kg. Du wirst sicher schnell einsehen, dass so ein großer Kugelkopf nicht auf ein Reisestativ mit einer Tragkraft von insgesamt 4-5 kg gehört.

groesse-kugelkoepfe
Kugelköpfe unterschiedlicher Größe. Bei dem linken Kopf siehst Du die Aussparung für Hochformat, die Du für die Verstellung um 90 Grad benötigst

Der Aufbau

Betrachten wir einmal gemeinsam den größeren der beiden gezeigten Kugelköpfe genauer:

Der Kopf sitzt auf einer drehbaren Platte, die eine Skaleneinteilung hat (0 – 180 Grad in beide Richtungen). Diese Skala dient der Aufnahme einfacher Panoramen, Du kannst den Winkel so in gleichmäßigen Schritten verändern (je nach Länge der Brennweite und des daraus resultierenden Bildwinkels). So erreichst Du eine möglichst gleichmäßige Überlappung der Einzelbilder, was für ein späteres sauberes Stitchen des Panoramas wichtig ist. Mit dem kleinen seitlichen Drehknopf kannst Du die Drehung arretieren.

drehknopf
Der Drehknopf arretiert die Kugel, erlaubt aber auch einzustellen, wie leicht oder schwergängig die Kugel beweglich ist.

Oberhalb der Panoramaplatte befindet sich der Aufnahmebecher für die Kugel. Dieser Becher lässt in alle Richtungen ein Kippen der Kamera um bis zu ca. 45 Grad zu. Der seitliche Feststellkopf dient der Arretierung der Kugel. Mittels der Skala kannst Du aber auch die Friktion einstellen. Die Friktion legt fest wie leicht oder schwer sich die Kugel in dem Becher bewegen lässt.

kugel-kippen
Die Kugel lässt sich in jede beliebige Richtung um ca. 45 Grad kippen oder neigen. in eine Richtung sind auch 90 Grad möglich

Bei eher leichten Kameras reicht oft eine geringe Friktion, bei schweren Kameras brauchst Du eine höhere Friktion, damit die Kamera und das Objektiv sich nicht allein schon durch das Eigengewicht verstellen.

Gegenüber der Regulierschraube befindet sich eine Einkerbung im Becher.  Diese Einkerbung dient dem schnellen Wechsel von Hoch- auf Querformat (bis zu 90 Grad). Nutzen solltest Du diese Möglichkeit aber nur dann, wenn Kamera und Objektiv nicht zu schwer sind, da der Schwerpunkt durch das Kippen aus der Mittelachse seitlich verlagert wird und das Stativ dadurch instabiler wird. Bei großen Objektiven solltest Du den Formatwechsel besser mittels einer Stativschelle vornehmen.

schnellwechselplatte
Die Aufnahme für die Schnellwechselplatte hat eine Skala zur Justierung des Schwerpunktes und eine Libelle für eine genaue Ausrichtung. Ideal ist eine Kompatibilität zum System ArcaSwiss

In dem Becher befindet sich die eigentliche Kugel, die dem Kopf sehr hohe Freiheitsgrade gibt. Auf der Kugel befindet sich die Halterung für die Schnellwechselplatte. Von Vorteil ist, wenn Dein System ArcaSwiss-kompatibel ist, da sich dann die Schnellwechselplatten einfach nachkaufen und zwischen unterschiedlichen Stativköpfen austauschen lassen. An der Aufnahmeplatte sind mehrere Libellen, die es Dir erlauben, die Kamera sehr präzise waagrecht oder senkrecht auszurichten.

Die kleine Skala auf der Oberseite ist ein Hilfsmittel zum Ausbalancieren der Kamera auf dem Kopf, je nachdem, welche Kamera und welches Objektiv Du nutzt.

Einsatzgebiete für Kugelköpfe

Kugelköpfe sind sehr universell einsetzbar. Ich nutze sie hauptsächlich für zwei Anwendungen:

  • Wenn ich mit langen Brennweiten arbeite, setze ich das Objektiv mittels Schelle auf den Stativkopf und wähle eine mittlere Friktion. Dabei bleibt eine Hand immer an der Kamera, da sonst die Kamera kippen würde. Ich wähle eine Einstellung, die immer noch ein gleichmäßiges Bewegen erlaubt, die aber kleines Zittern unterbindet. So kann ich bei der Sport- und Tierfotografie mit großen Teleobjektiven das Gewicht auf das Stativ verlagern und die Kamera trotzdem noch recht flexibel bewegen, wenn ich das Motiv wechsele oder es sich bewegt. Gleichzeitig habe ich trotz der Beweglichkeit eine gute Stabilisierung für längere Verschlusszeiten.
  • Eine weitere Anwendung des Kugelkopfes ist in meinem Fall die Kombination mit einem Makroschlitten, den ich auf den Kugelkopf setze. In der Makrofotografie möchte man oft einen so großen Abbildungsmaßstab wie möglich. Dies gelingt allerdings nur, wenn Du nicht fokussierst, sondern so nah wie möglich an die Naheinstellgrenze des Objektivs gehst. In so einem Fall montierst Du den Makroschlitten zwischen Stativ und Kamera, stellst das Objektiv auf den minimal möglichen Abstand und richtest es bezogen auf das Motiv grob ein. Das Objektiv schaltest Du auf manuellen Fokus und rührst es dann nicht mehr an.
kugelkopf-makroschlitten
Die Kombination aus Kugelkopf und Makroschlitten erlaubt eine exakte Bestimmung der Schärfeebene bei maximalem Abbildungsmaßstab.

Die eigentliche Fokussierung erfolgt dann über den Makroschlitten mit Hilfe dessen Du die Kamera millimeterweise nach vorn oder hinten bewegst, bis der gewünschte Bereich im Bild scharf ist.

Fazit

In diesem Artikel habe ich Dir erklärt,für welchen Einsatz sich ein Stativkopf eignet und wie dieser grundlegend funktioniert. Einen ersten Stativkopf, den Kugelkopf, habe ich Dir nicht nur vom Aufbau her vorgestellt, sondern auch seine Einsatzgebiete gezeigt.

Im nächsten Artikel stelle ich Dir weitere Stativköpfe. Dort geht es um Dreiwegeneiger, Videoneiger und Panoramakopf.

8 Kommentare

  1. Hallo Martin,
    Dir ist hoffentlich klar, dass du nicht über Kugelköpfe geschrieben hast. Die von dir bzw von Rollei gezjeigten Kopfe sind solche nicht. Das sind normale Arretierköpfe um die Kamera flexibel beseitigen zu können.
    Der klassische Kugelkopf ist der von NOVOFLEX (in drei Größen ).
    Noch besser finde ich den „Doppelkugelkopf“ von unicball (in 2 Größen, ca 350,- bzw 450,-€). Du hast recht, praktisch gleich teuer wie ein gutes Stativ (zB von Gitzo). Den kleineren habe ich in Verwendung, und zwR in Kombination mit NOVOFLEX Q-Mount. Sehr flexibel und sehr schnell beim Einstellen.
    Beim Wechsel von Quer- in Hochformat ist dein Weg leider gefährlich. Du schreibst selbst das Kippgefahr besteht. Da hilft nur ein Arca-Swiss System, also ein Winkel von Novoflex oder besser eine Schnellwechselplatte L-förmig von Mengs (gibt es für viele Kameras, ich habe einen für die D750 von Nikon, bei Amazon um 20,69 €). Dabei bleibt die Kamera / Objektiv Kombination gleich und der Schwerpunkt fix auf dem Stativmittelpunkt.
    Das als kleine Ergänzung.

    1. Hallo Heinz,
      danke für die Ergänzung, die gezeigten und auch andere Kugelköpfe laufen eben unter der Bezeichnung Kugelköpfe. Wenn ich sie kaufen will, muss ich nach Kugelköpfen suchen. Insofern nenne ich sie Kugelköpfe.
      Im Hochformat gibt es das Problem des Schwerpunktes. Daher drehe ich kippgefährdete Kombinationen lieber über die Stativschelle (auch hier bleibt der Schwerpunkt erhalten und es geht schneller, als die Montage eines Winkels. Ich nutze die Kugelköpfe auch gern, wenn ich die Stabilisierung des Stativs benötige, aber die Freiheit der BEwegung brauche, dann bleibt die Hand an der Kamera, der Kugelkopf ist auf eine geringe Friktion gestellt und ich kann die Kamera schnell bewegen und sie bleibt trotzdem stabilisiert. Danke für Deine ergänzenden Anmerkungen.

  2. Danke, ein Artikel über die verschiedenen Stativköpfe ist wichtig. Da gibt es ja auch erhebliche Preis – und Qualitätsunterschiede.

  3. Hinweis zu dem Gewinde.
    Im Fotobereich wird das amerikanische Grobgewinde mit folgenden Bezeichungen verwendet (Flankenwinkel 60°).
    1/4″ Zoll (inch) – 20 UNC
    3/8″ Zoll (inch) – 16 UNC
    Zur Not kann für ein Außengewinde (Mutter) auch das englische BSW (British Standard Whitworth) Gewinde mit einem Flankenwinkel 55° verwendet werden da die Steigung gleich ist.

Wie gefällt Dir dieser Lerninhalt?

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Teile diesen Link mit einem Freund