Fujifilm X-H2: Mehr sehen

Neu: Die Fujifilm X-H2
FavoriteLoadingAuf Deine Leseliste in Meine Fotoschule setzen

Oktober 2022 – Mit 40 Megapixeln setzt Fujifilm einen neuen Maßstab in der APS-C-Klasse. Kein Konkurrenzmodell bietet derzeit diese Auflösung. Der Standard sind immer noch 24 Megapixel. Eine Überraschung ist die Fujifilm X-H2 dennoch nicht, denn bereits bei der Vorstellung der X-H2S mit dem 26-MP-X-Trans-Stacked-BSI-Sensor machte Fujifilm klar, dass noch mehr in der Pipeline ist. Und dieses „mehr“ bezog sich nicht nur auf eine weitere Kamera, sondern auch auf einen weiteren neuen Sensor mit höherer Auflösung. Nun ist die X-H2 offiziell da: Sie hat den 40,2-Megapixel-X- Trans-BSI-HR-Sensor im APS-C-Format und kostet 2250 Euro. Der Body und die Ausstattung bleiben gegenüber der X-H2S im Wesentlichen gleich, doch die Neue kann mit 8K-Auflösung filmen und beherrscht auch HiRes-Aufnahmen mit Pixel-Shift.

Höhere Pixeldichte bei der Fujifilm X-H2

Mit der Markteinführung der Fujifilm X-H2 ist die neue Doppelspitze Realität geworden. Während die X-H2S im tempohungrigen Segment der Sportfotografie mit geballter Leistung ambitionierte wie professionelle Anwender gewinnen soll, setzt die X-H2 auf eine höhere Auflösung für klassische Fotografen. Landschaft, Porträts, Stillleben, Architektur – für diese Anwendungen ist der neue Sensor wegen seiner höheren Auflösung prädestiniert, doch es heißt nicht, dass die X-H2 nur unbewegte Motive kann. Freilich lässt sich der 40-MP-Sensor nicht genauso schnell wie der Sensor der X-H2S auslesen – wegen der höheren Pixeldichte und weil er keinen Stacked-Aufbau aufweist.
40 Megapixel auf APS-C-Fläche – das ist ein Meilenstein, denn die Konkurrenz erreichte bisher maximal 30 bis 33 Megapixel. Die meisten Modelle sind weiterhin im Bereich der 24-Megapixel-Klasse angesiedelt. Die höhere Pixeldichte – immerhin 3,04 μm – lässt sofort die Frage nach den passenden Objektiven aufkommen. Mit der zweiten Generation des XF 1,2/56 mm gibt Fujifilm auch schon die erste fassbare Antwort, denn dieses Objektiv soll die 40-MP-Auflösung explizit umsetzen können. Vermutlich wurden auch die Neuheiten der letzten Jahre bereits stillschweigend entsprechend optimiert. Bei unseren Tests fällt seit Längerem auf, dass neue Objektive oft eine fast konstante Auflösung über die gemessenen Blenden und Brennweiten liefern. Diese Objektive sind also offenbar leistungsfähiger als unsere Testkamera. Dennoch könnte es für manche XF-Optiken, gerade Zooms, auch eng werden. Eine offizielle Empfehlung gibt es momentan nicht. Wir erwarten, dass Fujifilm sein Objektivportfolio in den kommenden Jahren aktualisieren wird.
Offen ist im Moment, inwieweit der 40er-Sensor in anderen Modellen zum Einsatz kommt – ganz sicher wird er nicht nur für eine Kamera entwickelt worden sein. Heißestes Gerücht ist eine X-T5. Aber auch hier reden wir von 2023.

Einfach fotografieren lernen mit unseren Online-Fotokursen

Für nur 6,99€ im Monat kannst Du auf über 70 Online-Fotokurse zugreifen. Lerne die Grundlagen der Fotografie - verständlich und mit vielen Praxisbeispielen. Inklusive Test und Fotokurs-Zertifikat.

Mehr Infos zu den Fotokursen
Einfach fotografieren lernen
Fujifilm-Fujinon-X-H2
Foto: Denis Belitsky / Shutterstock.com

Bildqualität: HEIF, HiRes und Bildstabilisierung

Der rückseitig belichtete BSI-Aufbau des 40-MP-Sensors verspricht zusätzliche Reserven bei wenig Licht, dennoch sind wir gespannt, wie die Kamera sich beim Fotografieren mit hohen ISOs zeigt. Die ersten Erfahrungen mit noch nicht finaler Firmware stimmen positiv. Standardmäßig fotografiert die Kamera mit ISO 125 bis ISO 12 800, doch man kann den Empfindlichkeitsbereich von ISO 64 bis ISO 51 200 ausdehnen. Die Ober- und Untergrenzen sind einstellbar mit drei programmierbaren ISO-Auto-Presets. Wie in der X-H2S übernimmt der X-Prozessor 5 die Signalverarbeitung. Neben JPEG offeriert die Fujifilm auch 14-Bit RAW inklusive verlustfreie Komprimierungsoption sowie HEIF mit nun 10-Bit-Farbtiefe. Die HEIFs sind im Vergleich zu JPEGs ca. 30% kleiner.
Der Sensor der X-H2 ist weiterhin beweglich gelagert. Die Bildstabilisierung findet in 5 Achsen statt und kann mit der Stabilisierung in Objektiven zusammenarbeiten. Mithilfe des Bildstabilisators realisiert Fujifilm auch die HiRes-Funktion. Wem die 40 Megapixel nicht reichen, kann damit die Auflösung vervierfachen. Die Kamera nimmt im Pixel Shift-Verfahren 20 Bilder im RAW-Format auf, wobei nach jeder Auslösung der Bildsensor verschoben wird. Aus diesen 20 Bildern erstellt man mithilfe des kostenlosen „Pixel Shift Combiners“ ein Einzelbild mit 160 Megapixeln. Wackelfreier Aufbau mit einem Stativ ist zwingend, denn die geringste Bewegung trübt sofort das Ergebnis.

Fujifilm X-H2: Ultrakurze Auslösezeit

Um Vibrationen zu reduzieren, greift die Kamera im Pixel-Shift-Modus auf den elektronischen Verschluss zu. Bot dieser in der X-H2S mit 1/32 000 s bereits eine extrem kurze Auslösezeit, so sind in der X-H2 nun 1/180 000 s als kürzeste Belichtung möglich. Das dürfte bei sonnigen Tagen für lichtstarke Optiken mit offener Blende reichen. Mechanisch kann die Kamera wie die X-H2S bis zu 1/8000 s belichten. Die Serienbildgeschwindigkeit der X-H2 ist insgesamt langsamer als beim Geschwistermodell. Mit dem mechanischen Auslöser schafft auch die Neue 15 B/s, mit dem elektronischen sind es jedoch 13 B/s oder 20 B/s (1,29x Crop), ohne Sucher Blackout und mit AF- Nachführung. Die X-H2S kann die Speicherkarte mit dem elektronischen Verschluss doppelt so schnell fluten. Apropos Karte: Wie die X-H2S speichert auch die neue Fujifilm die Daten entweder auf CFe oder SD-UHS-II-Karten.

8K mit Apple ProRes

Die CFe-Karten sind wegen ihres Tempos vorwiegend für Filmer und deren höhere Ansprüche an den Datendurchsatz interessant, wenn sie Videos intern speichern wollen. Für professionellere Anwender bietet die Fujifilm X-H2 als maximale Videoauflösung nun 8K (7680 x 432) mit 30 B/s. In dieser Disziplin schlägt die X-H2 dank der höheren Sensorauflösung das Schwestermodell, die maximal bis 6K (6240 x 4160 Pixel) mit bis zu 30 B/s erreicht.
Über die HDMI-Schnittstelle kann die Kamera auch 8K- RAW-Video mit 12-Bit und 30 B/s-Frequenz ausspielen. Die Kamera unterstützt Apples ProRes 422 HQ, 422 und 422 LT- Formate. Der F-Log2-Modus sorgt für zusätzliche Dynamikreserven von bis zu 13EV in der Postproduktion.

Unter 8K gibt es mehrere 6,2K, 4K- (3840 x 2160 Pixel) sowie Full-HD-Formate (1920 x 1080 Pixel) mit unterschiedlichen Qualitätseinstellungen und mehreren Crop-Möglichkeiten. Zeitlupen sind mit Full-HD und 240 B/s möglich. Bei allen Videoformaten verspricht Fujifilm eine zuverlässige Fokussierung beweglicher Motive. Die hohe Sensorauflösung ermöglicht digitales Zoomen, bis zu zweifach, bei Filmaufnahmen. Im 8K-Modus ist die Aufnahmezeit auf 160 Minuten (bei 25 Grad Außentemperatur) begrenzt, um Überhitzen zu vermeiden. Für bessere Abwärme kann der optionale Kühler FAN-001 für 200 Euro verwendet werden.

GerätFujifilm X-H2
Bildsensor40,2 Megapixel, 23,5 x 15,6 mm X-Trans CMOS BSI HR, 7728 x 5152 Pixel
EmpfindlichkeitISO auto einstellbar, manuell 64-51 200
DateiformatJPEG, HEIF (4:2:2, 10-Bit), RAW (14-Bit)
Video8K (7680 x 4320 Px) mit 30 B/s, 6,2K (6240 x 3150 Px ) 30 B/s, 4K HQ (4096 x 2160 Px) mit 60 B/S, Full-HD (1920 x 1080 Px) mit 240 B/S
AutofokusHybrid-AF: Phasen- und Kontrast-AF, 425 AF-Felder, Einzel-AF, Zonen, Weit/Verfolgung, Gesichts/Augen-AF, Tier/ Vogel-AF, Fahrzeug-AF (Auto, Motorrad, Zug, Flugzeug)
Belichtungsmessung256 Zonen TTL-Messung, mittenbetont, Mehrfeld, Spot
BelichtungssteuerungP, Tv, Av, M, Custom
SucherOLED-Sucher, 0,5-Zoll, 1.920.000 RGB-Pixel, 100%, eff. 0,8-fach, 60-120 B/s
Monitor3-Zoll TFT, 540 000 RGB-Pixel, dreh- und schwenkbar, touch
AusstattungBildstabilisator, WLAN, Bluetooth, HDMI Typ-A, USB 3.2 Gen2 Typ-C, Spritzwasserschutz, Zubehörschuh, CFe Typ B/ SD-UHS-II-Slots
Maße und Gewicht137 x 93 x 85 mm, 660 Gramm
Preis2250 Euro (Body), 2750 Euro im Kit mit XF 16-80 mm

Kameratechnik: AF mit KI-Unterstützung

Grundsätzlich setzt Fujifilm wie bisher auch ein Hybrid-AF- System und die Kombination von Phasen- und Kontrastmessung ein. Im Einzel-AF-Modus stehen wie bisher 425 AF-Felder zur Verfügung. Als weitere AF-Modi bietet die X-H2S Fujifilm-typisch mehrere Zonen- sowie Weit/Verfolgungseinstellungen.
Die AF-Funktionalität der X-H2 deckt sich weitgehend mit der der X-H2S, doch sensorbedingt gibt es Unterschiede. Der 40-MP-Sensor kann nicht mit der gleichen Geschwindigkeit ausgelesen werden wie der 26-MP-Stack-Sensor. In Zahlen gesprochen erreicht die X-H2 26 Berechnungen pro Sekunde, während die X-H2S 120 Berechnungen durchführt. Beim Verfolgen sehr dynamischer Objekte wird man den Unterschied spüren, in vielen Alltagssituationen reagiert der AF aber gefühlt gleich schnell.
Die langsamere Geschwindigkeit gleicht das AF-System der neuen Fujifilm durch höhere Präzision aus. Insgesamt hat der 40-MP-Sensor 3,3 Millionen Phasen-AF-Messpixel, die X-H2S bietet 2,16 Millionen. Dabei werden diese bei beiden Kameras in übersichtlichere 425 Messfelder zusammengefasst. Nach unserer ersten Erfahrung macht das Tandem aus dem neuen Sensor und dem Bildprozessor eine gute Arbeit: Die Fujifilm X-H2 stellt die Motive zuverlässig scharf, die Fehlerquote ist niedrig. Freilich hatten wir auch keine Sportaufnahmen durchgeführt.
Beim Erkennen und Verfolgen von Motiven verlässt sich die Kamera auf die gleiche KI- sowie Deep-Learning Technologien wie die X-H2S. Dank dieser kann die X-H2 durch verbesserte Bewegungsvorhersagen auch effizienter verfolgen. Das gilt nicht nur fürs Fotografieren, speziell unter schlechteren Lichtverhältnissen, sondern auch fürs Filmen. Die Motiverkennung unterscheidet zwischen Menschen (Gesichts- und Augenerkennung), Tieren, Vögeln und Fahrzeugen wie Autos, Motorräder, Züge und Flugzeuge.
Neu ist der „Fokusindikator“ als eine zusätzliche Fokusanzeige beim Filmen. Dieser signalisiert durch eine Art Pfeil schnell, ob die Schärfe vorne oder eher hinten liegt.

Sucher und Bedienung

Das Gehäuse inklusive dem Bedienelementelayout übernimmt die Neue von der X-H2S. Das gilt auch für den elektronischen Sucher und das Display.
Der 0,5-Zoll-OLED-Sucher hat eine Auflösung von 1 920 000 RGB-Pixeln, 120 B/s-Frequenz und effektive Vergrößerung von 0,8-fach (umgerechnet auf Kleinbild). Im Vergleich zur X-T4 oder X-H1 ist dies eine spürbare Steigerung. Zudem hat Fujifilm auch den Bildeindruck verbessert: Die Bildabstimmung verstärkt Farben und Kontraste weniger, wodurch die Szenerie natürlicher wirkt und auch eine gute Motivbeurteilung in den Schatten ermöglicht. Der Monitor ist seitlich ausklappbar und drehbar. Er ist drei Zoll groß, hat 540 000 RGB-Pixel Auflösung und ist touchfähig. Die Touchfunktion fließt auch in die Bedienung der Einstellungen mit ein.
Der Body der X-H2S bzw. X-H2 ist größer als das Gehäuse von X-T4 oder vergleichbarer Modelle. Manche werden es mögen, andere nicht, je nach Einsatz und persönlichen Präferenzen. Mit 660 Gramm Gewicht ist die Kamera quasi KB-schwer.
Der Handgriff hat eine größere Griffmulde und kann weiterhin sicher, aber dafür länger ohne Ermüdung gehalten werden. Nur bei sehr kräftigen Händen könnte es für den kleinen Finger etwas eng werden. Statt dem AF-Modus- Schalter in der Front hat die X-H2 nun eine belegbare Fn- Funktionstaste – diese kann natürlich unter anderem auch die ältere Funktionalität weiterhin übernehmen.
Der Joystick ist größer und griffiger im Vergleich zur X-T4 und vergleichbaren Fujifilm-Modellen geworden, sodass man diesen sicherer kontrollieren kann. Die Q-Menü-Taste ist rechts vom Display platziert und somit einfacher mit dem Daumen erreichbar. Der Lösch-Button oben links ist auch für die Drive-Funktion zuständig.
Der praktische Schulterdisplay sitzt mittiger und macht Platz für vier neue Direktzugriffstasten. Drei davon sind fest belegt – ISO, WB und Video Start/Stop –, die vierte belegt man nach eigenen Vorstellungen, etwa mit der Belichtungskorrektur, denn diese Taste gibt es nicht mehr. Hatte die X-H1 auf der Oberseite noch dedizierte Räder für Zeiten und ISO, so findet sich dort bei der X-H2/X-H2S nur das Belichtungsmoduswahlrad mit fester Belegung. Geblieben sind die Einstellräder vorne und hinten, mit denen typischerweise Blende und Zeiten gesteuert werden. Ihre Funktion hängt aber am gewählten Modus: So kann in der Zeitautomatik das vordere Rad die Blende steuern und das hintere dient dann der Belichtungskorrektur. Das Belichtungsprogramm, oben links am Gehäuse, hält sieben Positionen für benutzerdefinierte Kameraeinstellungssets bereit. Wer sich also im Vorfeld etwas Zeit fürs Einstellen bestimmter Werte nimmt, kann diese Parameter dann beim Fotografieren blitzschnell abrufen.

Optionales Zubehör für die Fujifilm X-H2

Das Gehäuse ist wie schon bei der X-H2S und der X-H1 aufwendig abgedichtet und robust gebaut. Die Kamera ist bis -10 Grad einsatzbereit. Für die drahtlose Kommunikation bringt die Fujifilm WLAN und Bluetooth – alles andere wäre auch eine Überraschung. Auch HDMI (Typ A) und USB (3.2 Gen2 Typ-C) sind an Bord. Verzichten muss man auf einen internen Blitz. Kameras dieser Preisklasse verlassen sich auf externe Modelle, welche am Zubehörschuh Platz finden.
Als Zubehör kommt im Juli neben dem Lüfter ein spritzwasser- sowie staubgeschützter Handgriff VG-XH für 449 Euro mit Platz für zwei Akkus (NP-W235) und zusätzlichen Bedienelementen für Hochformataufnahmen.
Für professionelle Anwender ist der zweite Handgriff mit File Transmitter FT-XH spannender, welcher voraussichtlich zeitgleich mit der Kamera auf den Markt kommt. Dieser kostet 1100 Euro und ermöglicht es, die Kamera in drahtlose sowie drahtgebundene Netzwerke einzubinden. So kann der Fotograf Bilder direkt nach der Aufnahme an einen Rechner oder File-Server übertragen. Zudem ist mit dem FT-XH-Transmitter auch Tethered Shooting sowie eine Fernsteuerung von bis zu vier X-H2S-Bodys per Browser möglich. Auch dieser zweite Handgriff bietet Platz für zwei Akkus.

www.fujifilm.com

Autor: Wadim Herdt

Wie gefällt Dir dieser Lerninhalt?

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Teile diesen Link mit einem Freund