Entfesselt Blitzen – Praktisch umgesetzt mit zwei Blitzen

Entfesselt Blitzen: Praktisch umgesetzt mit zwei Blitzen
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In Zusammenarbeit mit SIGMA
Wie versprochen, will ich meine kleine Serie über das entfesselte Blitzen weiterführen. In meinem ersten Artikel habe ich mit einem einzelnen Blitz gearbeitet und diesen nur um Lichtformer und Reflektoren ergänzt.

Der Vorteil ist: Du brauchst nur einen Blitz.

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Der Nachteil: Du hast nur einen Blitz.

Der Reflektor kann zwar das zweite fehlende Gerät ersetzen, aber es gibt immer eine Abhängigkeit zwischen der Leuchtstärke des einen Blitzgerätes und der Reflexion. Reduzierst Du die Leistung, verringert sich auch automatisch die Reflexion, die Du dann nur in sehr engen Grenzen durch eine Veränderung des Abstandes zwischen Motiv und Reflektor kompensieren kannst.

Wenn Du zwei (oder mehr) Blitze einsetzt, kannst Du diese völlig unabhängig voneinander in der Leistung steuern, positionieren und durch Lichtformer verändern. Die Zahl der Variationsmöglichkeiten ist derart groß, dass ich in diesem Artikel nicht alle Varianten vorstellen kann und will. Ich zeige hier einfach ein paar typische Einsatzfälle, um Dich anzuregen selbst kreativ zu werden und zu experimentieren.

Die verwendete Technik

Als Blitzgeräte habe ich zwei Systemblitze passend zur Marke verwendet. Solche Blitze sind etwas teurer, haben aber den Vorteil, sehr komfortabel konfiguriert werden zu können. Gerade wenn das Set etwas mehr Raum einnimmt, erspart Dir die Verwendung von Systemblitzen viel Lauferei und fummelige Einstellungen. Solltest Du dagegen die entfesselten Blitze in der Makrofotografie einsetzen (was durchaus viel Sinn macht), ist die Möglichkeit der automatischen Einstellung eher unwichtig

Links siehst Du die beiden verwendeten Systemblitze. Sie werden zusammen mit einem Fuß geliefert, der eine zuverlässige Aufstellung erlaubt und zusätzlich unten ein Gewinde zur Montage auf einem Stativ besitzt.

Rechts siehst Du einen günstigen Blitz der Firma Yongnou, der große Leistungsreserven hat, aber kein TTL (Through the Lens) beherrscht, dieser Blitz lässt sich nur manuell betreiben. Es gibt von dieser Firma allerdings auch Blitze die volles markenkompatibles TTL-Protokoll beherrschen. Sie kosten etwa das Doppelte, sind aber immer noch deutlich günstiger, als vergleichbare Markengeräte.

Zur Steuerung der Blitze habe ich für diesen Artikel die internen Funktionen der Blitzsteuerung verwendet, die von Haus aus von der Kamera angeboten werden. Dazu kann der interne Blitz verwendet werden, was zuverlässig funktioniert, wenn der Abstand nicht zu groß ist und keine störenden starken Lichtquellen, wie die Sonne vorhanden sind.

Das linke und das mittlere Bild zeigen ein typisches Einstellungsmenü mit den verfügbaren Blitzgruppen.

Rechts siehst Du die Einstellungen auf dem Display des Blitzgerätes. Du musst dem Blitz sagen, dass er als Slave arbeiten soll und welcher Blitzgruppe er angehören soll. Der Rest an Information wird per Blitz von der Kamera übertragen.

Auf dem linken Bild siehst Du eine Kamera mit aufgeklapptem Blitz (Foto: Canon), die – je nach Einstellung – den internen Blitz nur als Steuerungseinheit nutzt, ohne sich an der Belichtung zu beteiligen.

In der Mitte siehst Du ein System aus Sender und Empfänger, welches rein ein Funksignal überträgt, um die Blitze auszulösen. Die Blitze müssen voll manuell eingestellt werden. Vorteil dieses Systems: Du kannst am Blitz stehen und die Kamera per Funk fernauslösen und den Blitz dabei in der Hand behalten und genau ausrichten.

Das rechte System arbeitet auch per Funk, kann allerdings TTL übertragen und ist auch zur Kurzzeitsynchronisation fähig, was die Einstellung erleichtert. Allerdings unterscheidet dieses System keine Blitzgruppen. Hier musst Du mit Abständen und Blitzbelichtungskorrektur am Blitz arbeiten, wenn Du das Licht formen willst.

Wenn Interesse besteht, kann ich die Arbeit mit diesen unterschiedlichen Techniken gern ausführlicher behandeln. Gib uns dazu einfach kurz Feedback in den Kommentaren.

Die Anwendung

Nun möchtest Du sicher praktische Beispiele sehen. Ich werde Dir zehn zum Teil sehr unterschiedliche Lichtsituationen zeigen und kurz beschreiben, was ich dort gemacht habe, damit das Foto so aussieht. Ich habe immer „nur“ zwei Blitze verwendet. In einigen Fällen zeige ich Dir dann zusätzlich noch aus meiner Sicht recht gelungene Beispiele aus der Praxis.

Zu Beginn wieder ein Referenzbild. Hier wurde nur ein Blitz verwendet, der sich rechts hinter dem Fotografen befunden hat (ohne Lichtformer) und das Modell (Stella kennst Du noch?) direkt abgeblitzt hat. Es tritt das erwartete Ergebnis ein. Besonders auffällig und störend ist der harte Schlagschatten auf dem Hintergrund:

Referenzbild

Bei dem ersten Bild hatte das Hauptlicht (also der Blitz rechts hinter dem Fotografen) zu einem unschönen Schatten auf dem weißen Hintergrund geführt. Eine der häufigsten Anwendungen eines zweiten entfesselten Blitzgerätes, ist das „Wegblitzen“ des Hintergrundes.

Dazu wird der zweite Blitz hinter dem Modell so aufgestellt, dass er seitlich kein Licht auf das Modell wirft, sondern nur auf den Hintergrund. In TTL wird das selten funktionieren, daher sollte der Hintergrundblitz manuell eingestellt werden, so dass die Schatten eben weggeblitzt werden, ohne jedoch durch Reflexion zu viel Gesamtlicht in die Szene zu werfen. Der Hintergrund ist dann natürlich überstrahlt, was aber keine Rolle spielt, da solche Motive oft freigestellt werden (was so sehr einfach geht) und der Hintergrund dann sowieso gelöscht wird. Diese Technik funktioniert übrigens auch mit grauen und zum Teil mit schwarzen Hintergründen, wenn der Blitz ausreichend Leistung hat:

 

Zwei-Blitze-1

Alternativ kannst Du den Blitz auch direkt hinter das Modell stellen, statt ihn auf den Hintergrund zu richten.

Das Hauptlicht kommt natürlich weiter von vorn (aus Sicht des Modells). Es entsteht um den Kopf ein interessanter Lichtkranz, während das Hauptlicht weiter für eine korrekte Belichtung des Gesichtes sorgt. Bei einem weißen Hintergrund würden die hellen Haare verschmelzen, daher wurde hier ein schwarzer Hintergrund gewählt.

Die hellen Punkte sind angeblitzter Staub in der Luft, der sich schnell wegstempeln lässt. Dieses Porträt lässt sich auch ausgezeichnet und schnell freistellen. Du könntest aber auch in der Bildbearbeitung den Schwarzpunkt ein wenig verschieben oder die Tiefen senken, dann verschwinden die Schatten im Hintergrund und die Reste vom Blitzstativ im Dunklen:

Zwei-Blitze-2

Wenn Du die Position leicht veränderst, wird der Kopf nicht mehr durch den Blitz verdeckt, der Blitz überstrahlt und erzeugt einen sehr hellen Fleck neben dem eigentlichen Gesicht. Je nach Setup, Brennweite, Blende und Objektiv entstehen dabei Bildfehler und Überstrahlungen. Meistens sind sie nicht gewollt, daher musst Du auf eine genaue Positionierung der Blitze achten:

Zwei-Blitze-3

Hier ein Beispiel, wo die Überstrahlungen und auch die Spiegelung in der Brille ganz bewusst und gezielt eingesetzt worden sind. In der Brille spiegelt sich eine kleine Oktabox, die auf den Systemblitz montiert wurde.

Im Hintergrund befindet sich ein zweiter Systemblitz auf einem Stativ, der von dem Modell nicht verdeckt wird. Das Bild ist durch Zufall entstanden und war so nicht beabsichtigt, ich habe es dann aber behalten und bearbeitet.

 

Alexandra

Eine ganz typische Anwendung von zwei entfesselten Blitzen ist das Zangenlicht.

Die Blitze werden auf beiden Seiten rechtwinklig aufgestellt (sie schauen sich sozusagen gegenseitig an). Wenn die Leistung bei beiden Geräte auf denselben Wert eingestellt ist, ergibt sich dieses Bild. Es entsteht eine feine Schattenlinie in der Mitte des Gesichts:

Zwei-Blitze-4

Zangenlicht wird gern in der Studiofotografie verwendet, denn es betont die Körperkonturen. Durch den besonderen Schattenfall bekommt der Körper eine Tiefe, während frontales Licht eher abflacht:

Zange

Werden die Blitze nach vorn gezogen, entsteht eine sehr gleichmäßige Ausleuchtung, aber zugleich geht die Tiefenwirkung verloren:

Zwei-Blitze-5

Durch Variation der Blitzleistung eines der beiden Blitze, kannst Du interessante Schattenspiele erzeugen. Deutlich flexibler, als mit einem Reflektor und wenn Du zum Entfesseln ein System nutzt, das sich von der Kamera aus steuern lässt, sogar ohne ständig zwischen den Blitzen hin-und herlaufen zu müssen.

Zum Abschluss nun noch ein Lichtsetup, das auf Dich vielleicht „vertraut“ wirkt? Vertraut im Sinne von „oft gesehen“. Wenn wir uns im Freien bewegen, hat das Tageslicht genau eine Lichtquelle, nämlich die Sonne und kommt meist in irgendeiner Form von oben.

Dieses Set habe ich für diese Bild nachgeahmt. Der eine entfesselte Blitz steht hinter dem Fotografen in einer Höhe von ca. 2,5 Meter. Der zweite Blitz kommt von links und wurde als Aufheller benutzt, um die Schlagschatten ein wenig „aufzubrechen“:

Zwei-Blitze-9

Fazit

Es gibt natürlich noch viele weitere Möglichkeiten, zwei Blitze miteinander zu kombinieren. Du kannst sie auch noch um Lichtformer erweitern und natürlich auch Reflektoren einsetzen. Mit diesem Artikel möchte ich zum Experiment anregen.

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14 Kommentare

  1. Toller Beitrag, der Appetit auf Fortsetzung macht.
    Interessieren würde mich ein Beitrag über das Arbeiten mit
    z.B. zwei Systemblitzen, wie in diesem Beitrag, und welche Überlegungen
    .für und gegen den Einsatz von ETTL einerseits und manueller Blitzeinstellung andrerseits
    sprechen.
    LG
    Rainer

  2. Gut erklärt für mich als Hobbyfotografen; bitte weiter solche Anleitungen.
    Wo bekomme ich eine Stella? Samt dieser Perücke?

    1. Hallo Josef,

      es wird weitere Anleitungen dieser Art geben.

      „Stella“ ist der Name, den meine Tochter der Puppe gegeben hat. Ich habe sie bei amazon gekauft, weil ich eine Möglichkeit suchte für die Fotoschule auch mal spontan Dinge zu zeigen, ohne jedesmal ein Modell suchen zu müssen. Wichtig waren mir insbesondere die Augen, die nicht aufgemalt, sondern aus Glas sind und daher „natürlicher“ wirken:

      http://www.amazon.de/Sonia-Originelli-Schminkkopf-Schaufenster-DA054/dp/B017BEK3NG

      (Dies ist kein Affiliate Link, sondern der direkte Link zu der Puppe)

      Die Perücke habe ich schon länger, neben diversen andern Perücken, ich verwende sie eigentlich in der Modellfotografie. Auf den Hersteller war ich durch den Tipp meiner Visa gekommen:

      http://www.amazon.de/Cosplayland-C621-hitzefest-Cosplay-Theater/dp/B0036JBZE2

      Du siehst eine andere Perücke aber desselben Lieferanten. Derzeit scheinen die nicht lieferbar zu sein, aber vielleicht findest Du über den Link einen anderen Hersteller. Für den Kopf sind die Perücken einen Tick zu groß, meine Tochter hat das mit Klebeband gelöst. Dafür passen sie aber sehr gut bei Modellen.

  3. Ich fand den ersten Teil bereits sehr gut und hoffe es gibt noch weitere Teile in dieser Art.
    Ich würde mich sehr freuen, da sie einfach erklärt und dank den Bildern auch sehr verständlich sind.

  4. Licht und Lichtsetzung ist beim Fotografieren ausgesprochen wichtig. Leider ist der eingebaute Blitz nur sehr eingeschränkt als Aufheller zu gebrauchen. Ich würde mich freuen wenn auch die Funkmodule besprochen werden würden, da sie das Arbeiten im Freien doch wesentlich erleichtern. Und teuer sind sie obendrein auch nicht.

  5. Wie immer eine verständliche Vorgangsweise mit reichlich Spielraum für die Erprobung von Blitzabständen und Blendeneinstellung

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