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Die Verschlusszeit ist, neben der Blende und der ISO, die dritte wichtige Stellgröße für die korrekte Belichtung eines Fotos. Alle drei Einstellungen verändern die Belichtung auf höchst unterschiedliche Weise. Die Verschlusszeit steuert die einfallende Lichtmenge ganz simpel durch die Zeit. Solange der Verschluss geöffnet ist, kann Licht auf den Sensor fallen, ist er geschlossen, gibt es kein Licht mehr.
Bevor wir aber nun einsteigen in die genaue Erklärung, wie Ihr mit der Verschlusszeit arbeiten könnt, möchten wir vorab erst einmal kurz erläutern, was der Verschluss genau ist und wie er funktioniert. Dazu schaut Euch das obige Foto mal genauer an. Links ist die Steuereinheit zu sehen, die den Spiegel bewegt (sofern vorhanden) und die Steuerung der Verschlussöffnung übernimmt. Rechts ist ein Rahmen zu sehen, indem sich mehrere Lamellen befinden. Dieser Rahmen sitzt direkt vor dem Bildsensor der Digitalkamera. Wie man unschwer erkennen kann, laufen die Lamellen quer, der Verschluss öffnet sich von oben nach unten (kurzer Weg). Bevor wir Euch nun lang und breit mit Worten erklären, wie so etwas funktioniert, haben wir Euch ein Video rausgesucht, dass es ganz toll zeigt:
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Mehr Infos zu den FotokursenIn dem Video ist schön zu sehen, wie erst der Spiegel hochklappt und sich dann die Lamellen bewegen, um den Bildsensor freizugeben. Am Ende des Videos kann man sogar erkennen, dass bei sehr kurzen Belichtungszeiten der Sensor zu keinem Zeitpunkt ganz freigegeben wird, sondern nur ein Schlitz über den Sensor läuft. Dies spielt bei der Verwendung von Blitzlicht eine Rolle und tritt je nach Kamera ab einer Zeit von 1/125s bis 1/250s auf. Zu den Besonderheiten dieser Blitzsynchronzeit kommen wir aber in einem extra Artikel.
Über diesen (elektro-)mechanischen Verschluss sind Zeiten von 1/4000s und kürzer möglich und der Spiegel klappt je nach Modell bis zu 10 Mal die Sekunde hoch und runter. Ihr seht schnell, dass hier ordentliche mechanische Belastungen auftreten, daher ist ein mechanischer Verschluss auch immer ein Verschleißteil, das aber je nach Modell 50.000 – bis 500.000 Auslösungen locker übersteht.
Neben dem rein mechanischen Verschluss kommt in vielen Digitalkameras auch ein elektronischer Verschluss zum Einsatz, der völlig anders arbeitet. Der Sensor bekommt die ganze Zeit Licht. Mit Beginn der Aufnahme werden die einzelnen Pixel geleert (Die Pixel speichern das aufgefangene Licht in Form elektrischer Ladung). Für die Dauer der Aufnahme (der elektronischen Verschlusszeit) sammeln die Pixel die Ladung und wenn die Verschlusszeit beendet ist, wird diese Ladung in einen zweiten Speicher verschoben und von dort ausgelesen und verarbeitet. Daraus entsteht das resultierende Foto.
Nun wollen wir aber den Ausflug in die Technik verlassen und uns der Bedeutung der Verschlusszeit für die Belichtung und die Aufnahme von Fotos zuwenden.
Die Bedeutung der Verschlusszeit
Bei den genaueren Betrachtungen der Verschlusszeit möchten wir vielleicht mit einer im ersten Moment kurios klingenden Aussage beginnen:
Wenn sich das Motiv nicht bewegt (und die Kamera natürlich auch nicht), wird das als Ergebnis der Aufnahme entstehende Foto sich nicht verändern, egal mit welcher Verschlusszeit gearbeitet wurde (Voraussetzung ist: Es wird korrekt belichtet). Anders als beim verwendeten Blendenwert kann man am Foto die eingestellte Verschlusszeit nicht erkennen.

Die Verschlusszeit spielt erst eine Rolle, wenn Bewegung im Spiel ist. Bewegung kann in vielfältiger Form auftreten. Für den Anfänger der Fotografie spielt die Freihandgrenze oft eine Rolle. Diese Freihandgrenze liegt bei der Zeit, wo der Fotograf noch in der Lage ist, die Kamera so ruhig zu halten, dass es für die Dauer der ablaufenden Verschlusszeit zu keinen sichtbaren Bewegungen der Kamera kommt.

Es gibt eine Daumenregel, welche Zeit man braucht, um Aufnahmen Freihand zu machen. Man nimmt die verwendete Brennweite und bildet den Kehrwert. Verwendet man 200mm Brennweite, dann kann man mit etwas Übung eine Zeit von 1/200 Sekunden noch Freihand aufnehmen. Bei 24mm Brennweite wäre es 1/25 Sekunden bei 400mm dagegen 1/400 Sekunden. Dies ist aber nur ein grober Richtwert, den man durch Übung, Atemtechnik, aber auch durch Aufstützen und Anlehnen deutlich verbessern kann.

Ein weiteres Problem kann auftreten, wenn sich das Motiv zu schnell bewegt. Dann ist die Umgebung zwar scharf, aber das bewegte Motiv nicht mehr. Dieser Effekt kann gewollt sein, oder eben nicht gewollt

Es gibt grobe Richtwerte für das Einfrieren von Bewegung.
- Normal bewegende Personen: 1/125 Sekunden und kürzer
- Schnell bewegende Personen: 1/500 Sekunden und kürzer
- Sportler und Motorsport (quer zur Kameraachse bewegend): 1/1.000 Sekunden und kürzer
- Vögel im Flug, eingefrorener Flügelschlag: 1/2.000 Sekunden und kürzer.

Die Verschlusszeit lässt sich auch als Gestaltungsmittel einsetzen, indem man die Bewegungsunschärfe gezielt zulässt. Dabei kann man keine konkreten Vorgaben machen, welche Zeit nun zu den besten Ergebnissen führt. Hier hängt viel an der Erfahrung des Fotografen. Eine Form der gezielten Unschärfe sind die Mitzieher, die Kamera folgt also dem Motiv in der Bewegung, die idealerweise quer zur Kameraachse läuft. Je sauberer es Euch gelingt der Bewegung zu folgen, je besser das Ergebnis.


Eine andere Form Bewegungsunschärfe gestalterisch einzusetzen sind lange Verschlusszeiten von einem Stativ aus. Der Hintergrund und die unbewegte Umgebung wird dabei scharf abgebildet, die sich bewegenden Motivteile dagegen unscharf. Der Grad der Unschärfe hängt dabei an der Geschwindigkeit und kann zu tollen Effekten führen.


Wie Ihr seht, ist die Verschlusszeit eine wichtige Größe, die darüber bestimmt, ob ein Foto gelingt oder nicht. In einem der nächsten Artikel wollen wir dann das Zusammenspiel aus Blende, Zeit und ISO genauer betrachten, nachdem wir diese drei Größen nun einzeln vorgestellt haben.
Ein spannender Beitrag und sehr gut erklärt. Ich habe das nur noch nicht verstanden, ob sich das beim Blitzen im Studio genauso verhält?