Schwarzlicht: Fotografie mit UV-Licht

Schwarzlicht: Fotografie mit UV-Licht
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In Zusammenarbeit mit SIGMA
Vielen wird Schwarzlicht aus Diskotheken bekannt sein, wo es als Effektleuchtmittel eingesetzt wird und weiß, aber auch bestimmte UV-empfindliche Farben zum Leuchten bringt. Tatsächlich handelt es sich bei Schwarzlicht um UV-Strahlung im Bereich der UV-A-Strahlung (350 – 370 nm), es liegt nahe am für den Menschen sichtbaren Bereich, aber eben nur nahe daran, weder Kameras, noch das menschliche Auge können UV-Licht sehen. Man kann aber damit fotografieren (UV-Shooting) und darum soll es in diesem Beitrag gehen.

UV-Licht hat die Eigenschaft fluoreszierende Stoffe anzuregen. Da heutigen Waschmittel spezielle Farbstoffe beigefügt werden, die genau diesen Effekt nutzen, damit weiße Stoffe noch weißer aussehen, leuchten nahezu alle weißen Kleidungstücke unter UV-Strahlung. Es gibt allerdings auch diverse Farben, die unter UV-Licht auch fluoreszieren.

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Uns interessierte, ob man diesen Effekt auch in der Fotografie sinnvoll einsetzen kann und möchten Euch von den Ergebnissen berichten und einige Erfahrungen weitergeben, die Euch vielleicht dazu anregen selbst zu experimentieren.

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Canon EOS 5D Mark III 135.0 mm f2 1/80 ISO 3200 +2/3EV

Eins gleich vorweg: Handelsübliche Glüh- oder Energiesparlampen oder Schwarzlicht-LED haben vielleicht in einem kleinen Partykeller einen netten Effekt, für die Fotografie von bewegten Objekten können Ihr solche Leuchtmittel gleich vergessen. Das durch solche Lampen angeregte Leuchten ist derart gering, dass man mehrere Sekunden (eher 20s als 10s) belichten müssen, um überhaupt etwas zu sehen.

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Auf der Suche nach einer Lösung stieß ich bei einem Ausstatter für Showbühnen auf spezielle Leuchtmittel: Schwarzlichtlampen mit 400 Watt. Allerdings lassen sich diese Lampen nicht mehr in normale Fassungen schrauben, sondern benötigen spezielle Schwarzlichtbrenner und die wiederum geeignete Stative.  Ein solches Set liegt preislich in etwa auf dem Niveau eines einfachen Studioblitzes mit Stativ und Softbox (je nach Ausführung 200 – 300€ für alles zusammen). Es liefert dann aber genug Leistung, um mit noch bewegte Motive fotografieren zu können (in gewissen Grenzen). Ihr solltet auf jeden Fall lichtstarke Objektive verwenden und Kameras, die auch bei ISO-Werten um die ISO 3.200 noch rauscharme Fotos liefern können. Am Ende des Beitrags werden wir einige Hinweise und Quellen nennen, wo man diese Ausrüstung bekommt. Alternativ kann man auch UV-Leuchtstoffröhren nehmen und durchaus auch Energiesparlampen, sofern man genug davon hat und so auch auf eine Gesamtleistung von mindestens 500 Watt kommt.

Nun zum eigentlichen UV-Shooting:

2 x 400 Watt hört sich erst einmal nach viel Licht an. Doch auch nach 10 Minuten Vorwärmzeit für die Brenner, war die sichtbare Lichtausbeute sehr mager. Im ersten Moment dachten wir bei Betrachtung der “beleuchteten” Bühne: Das kann nicht klappen. Als das Modell dann im weißen Kleid auf der Bühne erschien, relativierte sich diese Meinung dann doch etwas. Sind ausreichend fluoreszierende Materialien im Bild, geben diese genug Licht ab, um Fotos machen zu können.

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Sehr simpler Lichtaufbau für die Fotos in dem weißen Kleid. Die beiden „Wände“ links und rechts waren in Wirklichkeit weiße Bettlaken, die von Helfern gehalten wurden und das fluoreszierende Licht auf das Modell reflektierten.
Die beiden Strahler erzeugten allerdings ein sehr direktes und hartes Licht, eine komplette Ausleuchtung des Modells war sehr schwierig. Auf der Suche nach einer Lösung entdeckten wir dann auf einigen Tischen große weiße Tischdecken und organisierten aus dem Garderobenbereich mobile Kleiderständer, an die wir dann zwei der Tischdecken befestigten und außerhalb des Kamerasuchers aufstellten. Den genauen Aufbau können Ihr obiger Skizze entnehmen. Die Tischdecken gaben angeregt durch das UV-Licht soviel Licht ab, dass nun das Modell ausreichend beleuchtet wurde.

Als Kameras haben wir die Canon EOS 5D III und die EOS 6D verwendet, aber auch vergleichbare Kameras anderer HErsteller werden ihren Dienst für so eine Aufgaben leisten. Wie man den unter den Fotos stehenden EXIF entnehmen kann, haben wir im Bereich bis ISO 3.200 gearbeitet, um auf akzeptable Belichtungszeiten zu kommen.

Die Kameras wurden trotzdem auf Stativ montiert, da 1/80s und 135mm Freihand nicht zwingend zu den schärfsten Ergebnissen führt. Der Autofokus selbst hat die Situation sehr gut gemeistert, es war trotzdem nötig das Modell zu bitten sich wenig oder nur langsam zu bewegen und eine Pose möglichst für mehrere Aufnahmen zu halten. Eine Blende f/2 hat selbst bei einem Abstand von 5-8 Meter zum Modell immer noch einen sehr geringen Bereich der Schärfentiefe.

In Summe war der Ausschuss, den wir produzierten dann auch deutlich größer, als wir es von normalen Arbeiten im Studio gewohnt waren. Beim Fokussieren kamen uns die vielen Messfelder der EOS 5D III sehr entgegen, da wir so trotz Stativ fast immer ein Messfeld fanden, das sich nahe oder im Gesicht befand und so die Schärfe genau dort gelegt werden konnte.

Bei der Betrachtung der Ergebnisse sollte man sich im Klaren sein, dass die Kontraste im Bild sehr krass sind. Es bedarf einiger Experimente, bis passende Zeiten gefunden wurden. Letztendlich sind wir dann auch bei Mehrfeldmessung geblieben, in Summer ergab diese Messung den besten Kompromiss zwischen den Kontrasten. In den Lichtern geht unvermeidbar Zeichnung verloren, allerdings verstärkt diese partielle Überbelichtung den gewünschten Effekt bei Schwarzlichtfotos und war damit hinnehmbar.

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Canon EOS 5D Mark III 85.0 mm f1.8 1/160 ISO 2500 0EV
Die Ergebnisse waren am Ende aber so interessant und anders, dass wir weitere Versuche durchgeführt haben. Dazu haben wir uns verschiedenste zusätzliche UV-aktive Farben und Dekomittel beschafft (die man z.B. bei amazon für wenig Geld bekommt). Im Studio waren die Lichtverhältnisse besser zu kontrollieren, als bei unseren ersten Versuchen auf einer Bühne. Allerdings war auch hier erst einmal wieder das Problem die richtige Belichtung zu finden.

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Die automatische Belichtungsmessung arbeitet zwar korrekt, führte aber nicht zu dem gewünschten Ergebnis. EOS 5D III 135mm 1/80 Sek f/2 ISO 4.000
Die automatische Belichtungsmessung führt zwar zu einem korrekt belichteten Foto. Allerdings wird die Haut dann sehr hell und die farbigen Akzente gehen nahezu völlig unter. Im Endeffekt hat sich für uns am effektivsten erwiesen, basierend auf der Messung der Kamera einen Faktor für eine bewusste Unterbelichtung experimentell zu entwickeln, der dann immer angewendet wurde. Der das jeweilige Set ermittelte Messwerte wurde dann manuell an der Kamera  eingestellt (Programm M bei festen ISO), um ein immer konstantes Ergebnis zu bekommen. Veränderungen im Lichtsetup führen dann automatische dazu, dass die Belichtungsdaten neu justiert werden muss – nach dem oben beschriebenen Prinzip.

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Nach der Anpassung der Belichtung kommen die UV-Farben besser zur Geltung, die Haut tritt in den Hintergrund. EOS 5D III 135 mm 1/125 Sek. F/5 ISO 3.200

Wichtig für konstant gute Ergebnisse ist neben der korrekten Belichtung auch der Weißabgleich. Dabei ist gar nicht so wichtig, welchen Weißabgleich man schlussendlich nimmt, es sollte aber auf keinen Fall ein automatischer WB sein. (Selbst wenn man in RAW fotografiert ist es für die Bildkontrolle an der Kamera besser vergleichbare Ergebnisse zu haben). Da das UV-Licht außerhalb der „Standards“ der Digitalkamera liegt, ist die Automatik ziemlich überfordert einen vernünftigen Wert für den Weißabgleich zu ermitteln.

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Durch die knappe Belichtung tritt der Körper des Modells völlig in den Hintergrund, es bleibt als Motiv die scheinbar fast frei im Raum stehende Bemalung (die übrigens auf dem Tatoo des Modells basierte) EOS 6D 85mm 1/100 Sek. f/2 ISO 1.250
UV-aktive Farbe gibt es in kleinen Tuben und Dosen zu kaufen. Die mengen sehen am Anfang recht gering aus. Sie lassen sich aber mit Wasser verdünnen und gut auftragen (das Modell sollte allerdings auf Körperöl oder Creme verzichten.) Wenn die Farbe erst einmal getrocknet ist, hält sie eine ganze Zeit lang ganz gut, fängt dann aber nach einer Stunde an zu krümeln, was aber durchaus interessante Effekte geben kann. Nach dem Shooting ist die Farbe recht einfach mit etwas Wasser und Tüchern zu entfernen.

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EOS 6D 28 mm 1/60 Sek. f/4 ISO 2.000
EOS 6D 28 mm 1/160 Sek. f/4 ISO 2.000
EOS 6D 28 mm 1/160 Sek. f/4 ISO 2.000

Neben der Farbe zum Auftragen gibt es reichlich UV-aktive Requisiten. Wir haben als Beispiel Plastikbälle genommen, die im Tageslicht recht unscheinbar wirken, aber unter UV förmlich erstrahlen. Diese Bälle wirken –  angeregt durch das UV-Licht – wie eigene Lichtquellen und sorgen für zusätzliche Helligkeit.

Verwendete Lichtquellen:
Schwarzlichtlampe:
http://www.thomann.de/de/stairville_xpw400_uv_lampe.htm

Gehäuse für die Lampe (Strahler):
http://www.thomann.de/de/showtec_uv400.htm

Dazu gehört dann ein passendes Stativ, dass etwas stabiler sein sollte, damit der Strahler sicher steht (normale Kamera-  oder Blitzstative reichen nicht aus)

11 Kommentare

  1. Hallo ☺

    Ich wollte mal fragen wie ihr die Farbe aufgetragen habt! Mit Pinsel oder mit die Finger? Hattet ihr einen „Künstler“ der euch die Models bemalt hat? Bin nämlich noch Anfänger und kann es mir noch nicht leisten die ganze Crew zu bezahlen. 😉

    Welchen Schutz habt ihr verwendet für das UV Licht?

    1. Keinen Schutz (ist nicht nötig bei dieser Art UV-Licht).

      Auftrag mit Finger und Pinsel durch den Fotografen. Fotograf und Modell sollten sich dafür gut kennen und vertraut miteinander sein.

      1. kein schutz notwendig bei der Art von Strahlung?
        woher hast du diese Weisheit?
        Bei derartigen leistungen an strahlung musst du dich bei jeder art in acht nehmen, vorallem sogar bei uv strahlung

        1. Diese „Weisheit“ ergibt sich aus der Tatsache, dass es sich um UV-A-Strahlung handelt und nicht um die den Sonnenbrand verursachende UV-B-Strahlung, die erheblich tiefer in die Haut eindringt (und sie daher schädigt) und sie ergibt sich aus der zusätzlichen Tatsache, dass die Leistung und der Abstand der Strahler vielleicht 1-2% der Strahlung auf die Haut bringen, die ein Solarium erreicht, wenn man dort wie ein „Fisch in der Dose“ liegt.

  2. Hallo Josef,

    für Makroaufnahmen dieser Art brauchst du nicht gleich einen 400W-Strahler. Eine UV-Taschenlampe mit 365 nm Wellenlänge erfüllt ihren Zweck auch gut. Dennn es kommt in diesem Fall ja auf eine punktuelle Ausleuchtung an. Interessantes Projekt auf jeden Fall!

    LG Manuel

  3. Der Artikel hat mir gefallen, aber noch nicht weiter geholfen.
    Ich will fluoreszierende Fossilien (Makro-Aufnahmen) unter UV-Licht machen.

    Viele Grüße
    Josef

  4. Bitte den Artikel um den Augenschutz beim Umgang mit diesen intensiven UV-Strahlern ergänzen. Es gibt spezielle UV-absorbierende Kontaktlinsen!
    Informiert euch über das Risiko für die Hornhaut!

  5. Der Artikel hat sehr gut gefallen, sobald ich das Thema IR Fotografie abgeschlossen habe, werde ich mich mit der Schwarzlicht-Fotografie befassen.

  6. Blitzröhren, die nicht beschichtet sind, geben sehr viel UV Licht ab. Dadurch eignen sie sich gut zum fotografieren. Allerdings sieht man die Effekte nicht wie bei Dauerlicht.

  7. Hallo Thomas,

    ich habe sie über Amazon bezogen, da gibt es sehr viele unterschiedliche UV-aktive Farben, Dinge, Kleidung und Requisiten.

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