Leuchttürme setzen Zeichen: Als Seezeichen weist das Leuchtfeuer Schiffen den Weg. Zudem ist jeder Leuchtturm ein Statement in der Landschaft, ein Eyecatcher im Foto. In diesem Beitrag zeigen wir Dir, welche Gestaltungsvarianten dieses Thema bietet.
Dieser Artikel stammt aus dem ColorFoto-Magazin 5-2018. Alle Bilder in diesem Artikel stammen von Lucas Klamert und Heico Neumeyer.
Meer & Brandung
Leuchtturm, wilde See und schäumende Gischt: Wer mit solchen Bildern im Kopf auf Motivsuche geht, sollte wetterfest angezogen sein und seine Kamera vor Feuchtigkeit schützen. Denn bekanntlich ist nichts so schädlich für das Equipment wie Salzwasser.
Die Frontlinse schützt man am besten durch ein UV- oder Protection-Filter, die Kamera mit einer Plastikfolie, die möglichst nur die Frontlinse freilässt. Und wenn doch Salzwasserspritzer auf die Geräte gelangen, wischt man sie so bald wie möglich mit einem mit Süßwasser befeuchteten Handtuch ab.
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Mehr Infos zu den FotokursenVor dem Fotografieren sollte man ausgiebig die Lage sondieren: In welche Richtung spritzt die Gischt vornehmlich? Für den idealen Abstand zur perfekten Welle gilt: so nah wie nötig und so weit entfernt wie möglich. Dieser Devise entsprechend entstand die Aufnahme mit der größten Dynamik in diesem Abschnitt auch mit der längsten Brennweite: Den Leuchtturm an der Hafeneinfahrt von Port d’Antratz auf Mallorca fotografierte Siegfried Layda mit einem 150-mm-Tele während eines morgendlichen Sturms, der die Gischt weit über die Spitze des Leuchtturms hinaus peitschte.
Wer Brandung und Gischt in Szene setzen will, sollte vom Stativ fotografieren, selbst wenn er aus der Hand belichten könnte.
Der Grund: So kann man sich besser auf das Einfangen des richtigen Augenblicks konzentrieren. Meistens wird man eine sehr kurze Verschlusszeit wählen, um die Struktur der Gischt „einzufrieren“. Längere Zeiten sollte man so dosieren, dass immer noch ein Rest von Struktur erhalten bleibt. Die See sollte sich nicht komplett in Watte verwandeln.
Kommentar von Karl Stechl
Leuchttürme dienen Schiffskapitänen zur Orientierung, und üben auf Fotografen eine fast magische Anziehungskraft aus. In der Landschaft sind sie markante Punkte – häufig schon wegen ihrer auffälligen Farbgebung.
Doch gleicht kaum ein Leuchtturm dem anderen.
Vom historischen Backsteinbau bis zum rotweißen Turm aus Stahlbeton – jede Variante hat ihren eigenen Reiz. Zudem beflügelt uns beim Fotografieren die Fantasie: Wir denken an Schiffe auf sturmgepeitschter See, an einsame Leuchtturmwärter und maritime Dramen. Wer auch nur einen kleinen Teil dieser Assoziationen in Bilder verwandeln will, sollte sich darauf einstellen, zu allen Tages- und Nachtzeiten, bei Wind und Wetter auf Motivsuche zu gehen.
Land & Horizont
Ein Leuchtturm ist wie das i-Tüpfelchen in einer Küstenlandschaft.
Selbst wenn er im Verhältnis zum Gesamtmotiv nur klein abgebildet ist, setzt er einen unübersehbaren Akzent. Ein Beispiel dafür ist der gelb-orange Leuchtturm auf einer Felsklippe bei Ingólfshöfði im Südosten Islands.
Das eher gedrungen wirkende Bauwerk verrät auch etwas über das Prinzip Leuchtturm: Je exponierter die Stelle, an der sich der Turm befindet, desto weniger hoch muss er sein. Schließlich kommt es nur darauf an, dass die Befeuerung weithin sichtbar ist. Auf dem flachen Land muss ein Leuchtturm entsprechend höher gebaut werden.
Die Beschaffenheit des Himmels spielt bei Leuchtturm-Bildern eine wichtige Rolle. Das Warten auf spektakuläre Wolkenformationen oder Wettersituationen erfordert aber Geduld und die Bereitschaft, einen Ort eventuell mehrmals aufzusuchen.
Ist der Himmel dagegen nur langweilig blau, lohnt sich die Suche nach einem markanten Vordergrund – wie bei jeder Landschaftsaufnahme. Beispiel: der zwischen roten Felsen eingerahmte Leuchtturm am Kap Agulhas, dem südlichsten Punkt von Südafrika.
In den meisten Fällen ist Seitenlicht hilfreich, weil das Bauwerk damit plastisch beleuchtet und die Kontraste in der Landschaft verstärkt werden.
Und immer wieder stellt sich die Frage:
Soll der Leuchtturm das zentrale Motivelement oder nur „Beiwerk“ sein?
Wo im Bildfenster ordne ich den Turm an? Mittig, nach der Drittelregel oder irgendwo dazwischen?
Ein Patentrezept dafür gibt es nicht, stattdessen kommt es auf die Bildkomposition als Ganzes an.
Weitere Informationen:
Abend & Nacht
Das Leuchtfeuer, auch Befeuerung genannt, ist die Seele des Leuchtturms. In früheren Zeiten verwendete man dafür Holz, Teer oder Kohle, später dann Öl und Gas, bis sich die Elektrizität als Energiequelle durchsetzte. Um 1820 erfand der französische Physiker Augustin Jean Fresnel die nach ihm benannte Fresnelsche Stufenlinse.
Diese revolutionierte als optisches System die Leuchtturmtechnik, weil sie eine kompakte Bauform mit relativ geringem Gewicht und hoher Lichtausbeute kombinierte. Die Reichweite eines Leuchtfeuers beträgt zwischen fünf und 20 Seemeilen, je nach Position des Leuchtturms, Qualität der Optik und aktuellen Sichtverhältnissen (mehr zu diesem Thema auf de.wikipedia.org/wiki/Leuchtturm).
Es macht einen Unterschied, zu welcher Abend- oder Nachtzeit man einen befeuerten Leuchtturm fotografiert. Morgens oder abends zur Blauen Stunde ist die Chance groß, dass man eine Belichtung wählen kann, die das Umfeld des Leuchtturms nicht zu dunkel darstellt, während das helle Lampenhaus noch Zeichnung aufweist.
Tipp: Eine Smartphone-App wie Sun Surveyor Lite informiert über den Zeitpunkt der Blauen Stunde zu einem konkreten Datum.
Bei Nachtaufnahmen führt das extrem helle Licht meist zu partieller Überbelichtung. Kein Problem, wenn der Leuchtturm nur als Detail einer Landschaft im Bild ist.
Bei größerem Abbildungsmaßstab sollte man mindestens zwei unterschiedlich belichtete Fotos machen und diese bei der Bildbearbeitung mittels Ebenen kombinieren – so bekommt man die Kontraste in den Griff. Die „Lichtfinger“ des Leuchtturms sieht man am besten, wenn etwas Dunst in der Atmosphäre ist.
Kommentar von Siegfried Layda
Bestimmungsgemäß erfüllen Leuchttürme ihre Aufgabe nachts. Ist die Sonne weg, erwachen sie zum Leben – Grund genug für Fotografen, lange Abende einzuplanen. Blaue Stunde oder Mondschein helfen dabei, die Umgebung sichtbar mit einzubeziehen, auch Blitz oder Taschenlampe können brauchbare Hilfsmittel sein. Zudem muss man die Kontraste in den Griff bekommen.
Fazit
Leuchttürme weisen nicht nur den Schiffen den Weg, sie machen auch auf Bildern eine gute Figur. In diesem Beitrag haben wir Dir gezeigt, worauf Du dabei achten solltest.
Autor: Karl Stechl
Klasse Artikel bei dem man Einiges Lernen kann. Ich habe mir die ein oder andere Idee aufgeschrieben, um sie bei nächster Gelegenheit anzuwenden. Bin vom Festland – die Küsten sind mind. 6 h entfernt. Für eine meiner nächsten Reisen ist das Wissen ideal geeignet. Komme gerade von den Azoren, da wäre das Wissen schon hilfreich gewesen.
klasse beschreibung, kann in zukunft mehr aus meinen leuchttürmen heraus holen. danke!
„Und immer wieder stellt sich die Frage:
Soll der Leuchtturm das zentrale Motivelement oder nur „Beiwerk“ sein?“ – schade, ich vermisse in dem Artikel die Betrachtung und Hilfestellung zum Punkt: zentrales Motiv!
Wie fotografiere ich gekonnt und interessant den Leuchttum allein? Wohin kommt der Fokuspunkt, wie erreiche ich eine gute Perspektive?
Die oben angeführten Beispiele sehe ich als allgemeine Landschaftsfotografie.
Gibt es eine Info über Leuchttürme in Deutschland ?
Schau mal hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Leuchtt%C3%BCrmen_in_Deutschland
Schön, aber die Wetterfotografie fehlt:
https://www.fotocommunity.de/photo/sturmtief-marco-schaa/40923861
Schöne Leuchttürme!
sehr schöner Artikel.
Der von Sylt hängt leicht schief, da könnte man nochmal nachkorrigieren.
Sehr gut beschrieben.