Blitzen in der Wildlifefotografie

Blitzen in der Wildlifefotografie
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Heute übergeben wir direkt an unseren Gastautoren Daniel Brockner von bird-wings.com. Er reist durch die Regenwälder unseres Planeten um die Natur und die Tiere abzulichten. In seinem Beitrag gibt er Dir Tipps über das richtige „Blitzen“ bei der Wildlifefotografie. Er stellt Dir seine Ausrüstung vor und erklärt Dir die Einstellungen Schritt für Schritt.

Wenn die ersten Sonnenstrahlen die Dunkelheit in ein sanftes rot färben, liegen wir auf der Lauer. Geduldig warten wir stundenlang in einem Versteck und hoffen auf den einen perfekten Moment. Doch es kommt nicht selten vor, dass wir ohne ein einziges Bild den Heimweg antreten müssen, da uns das Licht nicht in die Karten gespielt hat, oder das Tier, welches wir fotografieren wollten, nicht aufgetaucht ist – ein fast schon üblicher Tag eines Wildlifefotografen.

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Ich möchte Dir in diesem Artikel zeigen wie Du Deine Erfolgschancen auf ein gutes Bild deutlich erhöhen kannst. Der Schwerpunkt wird dabei auf der richtigen Ausleuchtung des Motivs gesetzt.

Was meine ich, wenn hier von „richtiger Ausleuchtung“ gesprochen wird? Es geht mir vor allem darum, dass Du deine Zelte nach Sonnenaufgang nicht abbrechen musst, wie viele immer meinen, sondern dass Du jeden Sonnenstand nutzen kannst und ein top ausgeleuchtetes Bild bekommst. Doch das geht nur, wenn Du „blitzt“!

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Rotbüschel-Bartvogel – Malaysia
Sony A99V | f/9 | 1/400 Sek. | ISO-1600
Foto: Daniel Brockner

Die richtige Ausrüstung – Das brauchst Du um richtig zu Blitzen

Bevor ich Dich in die „Untiefen“ der Blitzphilosophie führen möchte, zeige ich Dir einige Vorteile über das Blitzen:

Die Vorteile vom Blitzen

Beginnen wir mit dem größten Vorteil, dass das Blitzlicht als zweite Lichtquelle zur Sonne dient und damit die Schatten am Motiv aufhellt und bei korrekter Anwendung das oft harte Sonnenlicht verdrängen kann.

Gegen den genannten Vorteil steht jedoch die allgemeine Meinung, dass das Blitzlicht zu künstlich wirke. Auch, dass das Blitzlicht die Tiere verjagen würde, ist oft ein angeführter Grund den Blitz im Rucksack zu lassen.

Doch beide Vorurteile stimmen so nicht ganz. Ebenso, dass Blitzen immer kompliziert oder teuer sein muss, trifft nur selten zu.

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Türkentaube – Teneriffa
Sony A99V | f/7.1 | 1/320 Sek. | ISO-500
Foto: Daniel Brockner

Die Kosten

Bleiben wir kurz mal bei den Kosten: Als Wildlifefotograf brauchen wir eigentlich nicht viel mehr als jeder andere Fotograf, um richtig mit dem Blitz arbeiten zu können. Es sind in der Regel nur drei weitere Dinge notwendig:

  • Das ist zum einen eine Blitzhalterung (im Englischen: flashbracket). Diese dient später dazu, den Blitz an einer neuen Position zu befestigen.
  • Die Verbindung zwischen Blitz und Kamera stellt dann das Blitzkabel (flashcord) her.
  • Zuletzt brauchen wir noch einen „Beamer“. Dieser übernimmt die Aufgabe einer Linse für den Blitz, durch welche das Blitzlicht gebündelt und somit verstärkt wird.

Jedes dieser zusätzlichen Module kostet Dich nicht mehr als 20-25€ pro Modul. Es sei denn Du möchtest das Beste vom Besten. Allerdings sind diese Module nicht zwingend notwendig, um mit dem Blitz in der Wildlifefotografie zu arbeiten. Jedoch erleichtern sie Dir das Leben erheblich.

Die Blitzhalterung

Nehmen wir uns nun mal die Blitzhalterung vor: Diese dient der Veränderung des Winkels, in dem beim Blitzen das Licht auf das Motiv trifft. Das hat den positiven Effekt, dass die Blitzreflektion im Auge des Motives reduziert bzw. fast nicht sichtbar ist.

Ich verwende hierfür das Wimberley F-9, welches meiner Meinung nach das am besten durchdachte Funktionsprinzip hat und zudem erlaubt, die Kamera von horizontal nach vertikal, unabhängig vom Blitz, zu bewegen. Doch auch Blitzhalterungen, die direkt an der Kamera befestigt werden, erfüllen ihren Zweck. Das Blitzkabel erfüllt hier lediglich den Zweck der Verlängerung des Blitzschuhs.

Blitzhalterung mit Tarnüberwurf

Der Beamer

Oft unterschätzt ist auch der Beamer oder auf Englisch flash-extender.

Du benötigst den Beamer um das Blitzlicht Deines Blitzes zu bündeln und es damit direkt auf dein Motiv zu lenken. Doch das Bündeln des Blitzlichts hat noch einen weiteren Vorteil, denn so wird die Reichweite deines Blitzes automatisch erhöht, was besonders von Vorteil ist, wenn Du weit von deinem Motiv weg stehst.

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Beispiel für einen Beamer (eng. Flashextender)

Die Leitzahl

Die eigentliche Reichweite Deines Blitzlichts wird jedoch nicht nur vom Beamer bestimmt, sondern auch von der Leitzahl Deines Blitzes. Diese Leitzahl sollte bei ca. 50m liegen. Mit dieser kommst du bei ISO 100 auf ca. 11m. Mehr ist natürlich immer besser aber kein muss, denn durch den Beamer gewinnst Du wertvolle Meter, ohne die ISO zu erhöhen.

Der HHS-Modus

Eine weitere wichtige Eigenschaft, die dein Blitz mitbringen sollte, ist ein HHS-Modus, welcher dem Blitz erlaubt eine noch schnellere Synchronisation mit der Kamera herzustellen.

Damit kannst Du dann die Verschlusszeit kürzer als 1/250s setzen, auf zum Beispiel 1/1000s, was besonders wichtig ist, wenn Du mit langen Brennweiten ab 200mm arbeitest oder einfach nur Aktion fotografieren möchtest.

Du wirst jedoch schnell merken, dass Dein Blitz die schnellen Bildwiederholungen bei so kurzen Verschlusszeiten nicht lange durchhält. Es kommt teilweise zur Überhitzung des Blitzgeräts oder zu langen Aufladezeiten des Blitzes, bis dieser wieder feuern kann. Eine günstige Lösung, um das Problem so klein wie möglich zu halten, ist ein Power Block, welcher Deinen Blitz mit extra Leistung versorgt und somit Deinem Blitz ermöglicht deutlich schneller hintereinander auszulösen. Leider reicht es aber nicht um Serienbildgeschwindigkeiten von 6 Bilder/s oder höher synchron zu halten.

Aufbau aller Zubehörteile

Pre-Setting – So bereitest du deinen Blitz richtig vor

Blitz Menü

Mit den richtigen Voreinstellungen Deines Blitzgerätes machst Du Dir das Fotografieren deutlich leichter. Es ist am besten, wenn Du es schon zu Hause erledigen kannst, beispielweise am Tag bevor Du losziehen möchtest.

Hierfür gehst Du zunächst in das Menü Deines Blitzgeräts und nimmst zwei einfach Einstellungen vor:

Blitz in TTL-Modus stellen

Als erstes stellst Du Deinen Blitz in den TTL-Modus (Canon: E-TTL, Nikon: i-TTL, Sony: TTL). In diesem Modus wird Dir Dein Blitzgerät im Zusammenspiel mit Deiner Kamera die richtige Ausleuchtung berechnen. Dies ist für uns Wildlife-Fotografen besonders von Vorteil, da sich unser Motiv bewegen wird und wir unsere Einstellungen nicht bei jeder Bewegung des Motivs neu justieren müssen.

Blitz in HSS-Modus bringen

Blitz HSS

Als zweites müssen wir den Blitz in den HSS-Modus bringen. Im HSS-Modus können wir dann später unsere Verschlusszeit beliebig kurz setzen, was vor allem bei sich schnell bewegenden Motiven einen großen Vorteil bietet.

Zoom manuell bestimmen

Bei einigen Blitzgeräten kannst du zusätzlich noch den „Zoom“ manuell bestimmen. Versuche doch mal von der kleinsten Zahl zur größten zu wechseln. Dir wird auffallen, dass dein Blitzgerät irgendetwas verstellt. Das erkennst Du an einem mechanischen Geräusch. Hier fährt der Blitz sein Leuchtmittel vor und zurück, je nachdem welche Zahl Du gewählt hast.

Ist Dein Motiv sehr nahe, so kannst Du eine kleinere Zahl wählen, beispielsweise 24m, oder wenn dein Motiv weiter weg ist 104m. Allerdings wissen wir nur selten, wie weit wir später wirklich von unserem Motiv entfernt sind. Also setzen wir den Zoom auf Auto.

Blitzstärke verringern

Blitzstärke

Zu guter Letzt setzt Du Deinen Blitz auf -3 (Blitzstärke). Somit wird der Blitz mit weniger Power ausgelöst und das Blitzlicht wird schwächer. Später kannst Du diesen Wert erhöhen, wenn Du das Gefühl hast, dass Dein Blitzlicht zu schwach ist bzw. nicht am Motiv ankommt.

Kameraeinstellungen

Nun widmen wir uns noch kurz Deinen Kamera Einstellungen. Hier solltest Du freilich Deinen Blitz aktiveren, falls nötig. Ist der Blitz aktiviert, so wird Dir dies über ein „Blitz-Symbol“ angezeigt. In den Einstellungen zum Weißabgleich kannst Du zunächst die Einstellung „Blitzlicht“ wählen. Deine Kamera wird dann eine automatische Farbkorrektur vornehmen. Auch hier gilt, dass Du den Weißabgleich später noch ändern kannst, sollten die Farben nicht stimmen.

Im Feld – So passt Du Deinen Blitz jeder Situation richtig an

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Mangrovenreiher – Singapur
Sony A99V | f/9 | 1/400 Sek. | ISO-1600
Foto: Daniel Brockner

Mit unserem Pre-Setting im Gepäck begeben wir uns auf die Pirsch nach tollen Motiven. Doch müssen wir uns an die Lichtverhältnisse vor Ort anpassen. Hierfür gibt es mehrere wichtige Regler, die uns helfen das Motiv korrekt auszuleuchten.

Anpassen der Lichtempfindlichkeit

Das wäre zum einen die Lichtempfindlichkeit des Kamerasensors (ISO). Je höher wir diese setzen, desto stärker werden wir das Blitzlicht am Motiv sehen. Es kommt jedoch nicht selten vor, dass wir bei hohen ISO-Werten mit Rauschen zu kämpfen haben, weswegen ich empfehle zunächst die Blitzstärke vorsichtig zu erhöhen. Von -3 in kleinen Schritten nach oben: -2,7, -2,5 usw., bis das Motiv richtig ausgeleuchtet ist. Wer jedoch den Regler zu hoch zieht, wird schon bald ein weißes, blasses Licht auf seinem Motiv sehen. Dann solltest du entweder die ISO senken oder die Blitzstärke wider reduzieren.

An diesem Punkt ist es auch nützlich mit Probebildern Deine Einstellung zu prüfen und vor allem Deinen Weißabgleich anzupassen. Es bedarf einiges an Übung um gleich beim ersten Mal alle Einstellungen richtig zu setzten, also nicht verzagen.

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Kanarengirlitz – Teneriffa
Sony A99V | f7.1 | 1/400 Sek. | ISO-500
Foto: Daniel Brockner

Gleichbleibende Verschlusszeit

Die Verschlusszeit Deiner Kamera hat aber immer Priorität, ist sie doch verantwortlich dafür, dass Dein Bild scharf abgelichtet wird. Versuche also immer Deine Einstellungen so anzupassen, dass die Verschlusszeit gleichbleiben kann.

Angleichen von Zoom

Zuletzt kannst Du manuell noch den Zoom angleichen. Jedoch ist die genaue Berechnung der Leitzahl auf eine spezielle Situation recht aufwändig, und wenn es schnell gehen muss meistens nur ein Hindernis zum guten Bild. Aus diesem Grund solltest du den Zoom auf Automatik eingestellt lassen. Hast Du genug Zeit auch den Zoom genau zu bestimmen, spricht aber nichts gegen das genaue Justieren der Leitzahl.

Damit sind wir am Anfang vom Ende des Blitzens in der Wildlife-Fotografie angekommen.

Manuell vs. Automatik

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Silberohrsonnenvogel – Malaysia
Sony A99V | 1/400 Sek. | f/7.1 |ISO-500
Foto: Daniel Brockner

Du hast alle Grundfähigkeiten erlernt und musst nun mit regelmäßigem Üben deine Skills verbessern. Doch möchte ich Dir noch etwas mit auf den Weg geben: Oft verlangt es die angebliche Professionalität, alle Einstellungen über manuelle Modi vorzunehmen. Doch lass Dich davon nicht irritieren!

Automatische Modi wie der TTLModus oder Auto-Zoom helfen Dir Deine Einstellungen sehr schnell auf jede Situation anzupassen ohne den perfekten Moment zu versäumen. Zu viele manuelle Einstellungen können Dich wertvolle Zeit kosten, die Wildlifefotografen fast nie haben. Einzig die manuellen Modi Deiner Kamera können ein Stolperstein sein, doch dieses Thema wäre eine eigene Lektion wert. Wer jedoch noch mehr über das Blitzen in der Wildlifefotografie erfahren möchte, sollte sich den Blog von Jan Wegener anschauen. Jan Wegener ist ein in Australien lebender Vogelfotograf. Seine Arbeit hat mich oft inspiriert, so auch sein ausführlicher Blog über das Blitzen.

Zusammenfassung zu Deiner Ausrüstung

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Schweiftimalie – Malaysia
Sony A99V | f/7.1 | 1/320 Sek. | ISO-400
Foto: Daniel Brockner

Dein Blitzgerät sollte folgende Eigenschaften mitbringen:

  • Leitzahl mindestens 50m
  • TTL und HSS fähig sein

Nützliches Ausrüstungszubehör:

  • Blitzhalterung: Wimberly F-09
  • Ein TTL fähiges Blitzkabel
  • Ein Beamer, zum Beispiel ein MagMod
  • Ein Powerblock mit Kabel
  • Leistungsstarke Akkus, zum Beispiel Panasonic Eneloop pro

Autorenvorstellung – Das bin ich

Jung, gutaussehend, Student und Vogelfotograf ;-) Zumindest die letzten beiden Faken werden wohl so zutreffen. Aber Spaß bei Seite, denn mit 29 Jahren blicke ich auf nunmehr 10 Jahre in der Vogelfotografie zurück. In dieser Zeit hat sich technologisch viel getan und uns alle mit neuen Features im Bereich des Blitzens gesegnet.

Während meines Studiums zum Lehrer konnte ich mich intensive mit der Fotografie beschäftigen und so in kurzer Zeit vieles Lernen. Dieses Wissen gebe ich gerne weiter. Dabei beschränkt sich meine Arbeit auf das Verfassen von Artikeln für Magazine und das Reisen. Immer wieder verschlägt es mich in die Regenwälder unserer Erde, wo mir der Blitz viele tolle Bilder ermöglichte, die ohne sicher nicht umsetzbar gewesen wären.

Mir liegt es daher sehr am Herzen euch die Wichtigkeit des Blitzens in der Wildlifefotografie mit auf den Weg zu geben. Meine gesamte Arbeit habe ich auf meiner Homepage online gestellt. Schau doch einfach mal vorbei: www.bird-wings.com

16 Kommentare

  1. Hi,
    Danke für deinen Artikel.
    Ich habe mal gelesen, das einige Tiere schon durch einmaliges Blitzen erblinden können. Ich glaube es ging dabei vor allem um Amphibien. Kennst du dich damit genauer aus?
    Schon mal herzlichen Dank!

    1. hallo Michael,
      also ganz abwegig ist sowas natürlich nicht. Gerade Nachtaktive -Tiere sollte man möglichst nicht blitzen. Allerdings ist das Blitzlicht 1/250s oder kürzer, weswegen nur eine vorübergehende Erblidung möglich ist. Tagsüber ist das ganze aber unbedenklich.

  2. leider ist eine HSS-Anwendung bei Nikon-D-DSL-Kameras durch die automatische Einstellung der Bel.-zeit auf minimal 1/250 sec bei Blitz-
    Eisatz nicht in der angeführten Weise möglich, oder ?

    1. Ahh ok, ich vertehe was du meinst :)
      Es ist so, dass alle Kameras (Auch eine D4, D5 oder auch eine Canon 1Dx II) erstmal intern die Verschlusszeit auf 1/250s begrenzen. Du musst, wenn dein Blitz HSS kann, in deinem Kameramenü auf HSS umstellen. Manchmal machen die Kameras das automatisch aber nicht immer.
      Hoffe das hilft dir :)

      LG Danny von bird-wings.com

  3. Sehr hilfreicher Beitrag, um ein wenig auch die Angst vom Blitzen in der Naturfotographie zu nehmen. Danke auch für die hilfreichen Einstellungen des Blitzes und nicht zu Letzt, Gratulation für die schönen Bilder.
    Roland

  4. Ein insgesamt sehr aufschlussreicher bericht. Die Qualität der Fotos macht eindringlich deutlich, dass der Blitzeinsatz wirklich Sinn macht. Ich denke, dass ich einiges dazu gelernt habe. Herzlichen Dank an den Autor.

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