Wie entstehen eigentlich Fotomanipulationen bzw. ein sogenanntes Bild-Composing? Nur eine Spielerei in Grafikprogrammen wie „Photoshop“, oder spielt dabei der fotografische Part doch eine wichtige Rolle? Auf diese Fragen geht Markus Gensmantel in seinem Artikel ein:
Was ist ein Composing?
Ein Composing ist ein Bildmotiv, das aus verschiedenen Bildern oder Bildteilen zusammengesetzt ist. Es gibt verschiedene Arten von Composings, wie zum Beispiel eine gewollt im Bild erzeugte Surrealität, oder Fotomanipulationen, die von einem echten Foto nur schwer zu unterscheiden sind.
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Mehr Infos zu den FotokursenWozu ein Bild-Composing?
Es kann mehrere Gründe geben, die für ein Bild-Composing (oder Bildmontage) sprechen:
- Für Fotografen und deren Kunden hat es den Vorteil, dass enorm Kosten eingespart werden können. Zum Beispiel, da ein Model in eine schöne Landschaft gesetzt werden kann, ohne dass die ganze Ausrüstung mitsamt der Crew an die Location gebracht werden muss.
- Es lassen sich auch Bildideen verwirklichen, die nicht einfach so fotografiert werden können, wie Movie-Poster, CD-Cover, oder kunstvolle Bilder zum Beispiel in Richtung „Fantasy“.
Natürlich sind Composings nicht jedermanns Sache.
Selbst ich bin der Meinung, dass ein natürlich aufgenommenes Foto, an dem man nicht viel verändern muss, immer noch am schönsten ist; doch manchmal möchte man einfach mehr.
Digitalfotografie ermöglicht uns nicht nur, Erinnerungen festzuhalten, sondern auch, welche zu kreieren.
– James Wayner –
Tipps für die Umsetzung eines Composings
Wie ist nun die Herangehensweise wenn man ein Composing kreieren möchte und was benötigt man für die Umsetzung?
Hier einige hilfreiche Hinweise:
- Was möchte ich mit dem Bild aussagen? Möchte ich mit dem Bild eine Geschichte erzählen, was ist die Story dahinter?
Der emotionale Part ist nicht zu verachten und ist für die Entstehung des Bildes ausschlaggebend.
- Welche Elemente sollen mit auf das Bild?
Für mich ist die Arbeit an einem Bild ein kreativer Prozess, in dem keine 100%ige Planung vorausgehen sollte. Doch kann es nicht schaden, sich im voraus Gedanken darüber zu machen, was alles mit auf das Bild soll, bzw. welche Elemente eventuell mit auf das Bild sollen. So sparst Du Dir unter Umständen viel Zeit bei der Bildbearbeitung, da Du nicht nochmals los musst, um benötigte Elemente zu fotografieren.
- Welchen Farbton möchte ich dem Bild geben? Möchte ich eher ein Bild mit warmen Farben, wie zum Beispiel orange oder rot, oder möchte ich kühle Farbtöne verwenden, wie Blau oder Grün?
Es stellt sich dabei wieder die Frage nach der Story im Bild und was ich mit dem Bild ausdrücken möchte. Wichtig für die Bildwirkung ist auch, wie die Farben miteinander harmonieren. Ein tolles Tool von Adobe, das Dir dabei hilft, findest Du hier.
Schwarz/Weiss ist natürlich auch immer eine Option.
Der Fotografische Part
Ich empfehle Dir für die einzelnen Fotos immer das gleiche Objektiv zu verwenden. Es kann sonst für das Auge beim Betrachten des Bild-Composings zu perspektivischen Verzerrungen kommen.
Auch macht es Sinn für das Fotografieren der einzelnen Elemente ein Stativ mit gleich eingestellter Höhe zu benutzen, um ebenfalls Fehlern in der Perspektive zu vermeiden.
Die Qualität des Lichtes ist einer der wichtigsten, wenn nicht gar der wichtigste Punkt, auf den es zu achten gilt.
Fotografieren ist wie schreiben mit Licht, wie musizieren mit Farbtönen, wie malen mit Zeit und sehen mit Liebe.
– Almut Adler –
Wenn Du beispielsweise den Himmel im Bild austauschen möchtest, achte darauf dass es vom Farbton und von den Lichtverhältnissen zum Rest des Bildes passt.
Ich empfehle den automatischen Weißabgleich in der Kamera abzuschalten und mit 5500 Kelvin zu fotografieren, um eine der Wirklichkeit entsprechende Farbwiedergabe zu gewährleisten. So hast Du mehr Kontrolle und sparst Dir jede Menge Farbanpassungen in der Bildbearbeitung bzw. im Zusammenfügen der einzelnen Fotos.
Die Bildbearbeitung
Du musst kein Bildbearbeitungsprofi sein, um schöne Bildcomposings zu kreieren.
Wenn Du gutes Ausgangsmaterial hast, das heißt unter Beachtung der Qualität des Lichts, Perspektive und Farben, kannst Du im Nu die fotografierten Elemente zusammenfügen.
Natürlich erfordert es immer einiger Anpassungen, wie Helligkeit, Kontrast und Farbanpassungen. Ich nutze dafür ausschließlich „Gradationskurven“.
Zum Freistellen der Elemente, wie zum Beispiel Personen, gibt es mehrere Werkzeuge, bzw. Möglichkeiten. Für mich hat sich das Lasso-Tool bewährt.
Zum Thema Werkzeuge und Bildbearbeitung in Bildbearbeitungsprogrammen lassen sich zum Beispiel bei Youtube unzählige Tutorials finden.
Persönliche Anmerkung
Um großartige Bilder zu erschaffen, bedarf es keiner High-End-Kamera.
Viele Fotos meiner Composings sind mit einer 6MP-Kamera aufgenommen. Viel wichtiger ist eine tolle Bildwirkung, erzeugt durch Lichtqualität, Farbstimmung und einer gezielten Blickführung. Manchmal ist es eben einfacher, die genannten Effekte mit Bildbearbeitung als Erweiterung der Fotografie herbeizuführen.
Natürlich kann man sich mittlerweile Fotos mit den benötigten Elementen im Internet kaufen. Mir aber ist es wichtig, dass 99% der für meine Composings verwendeten Bilder meiner eigenen Kamera entspringen. Die Fotografie steht für mich nach wie vor im Vordergrund.
Fotografieren ist mehr als auf den Auslöser zu drücken.
– Bettina Rheims –
Auf seiner Webseite „http://www.markusgensmantel.com“ habe ich solche Videos gesehen. Da kannst du mal schauen.
Hallo Markus, da sind tolle Bilder entstanden. Ich bin z.Zt. auch dabei mithilfe von PS Elements und Lightroom in diese Richtung einige Bilder zu bearbeiten. Wäre es möglich in diesem Forum mal eine Schritt für Schritt Anleitung von einem Deiner Bilder zu erhalten?
Gruß
Klaus
Hervorragend der Beitrag da steckt noch für mich ne menge Arbeit drin. aber die Vorgehensweise sehr gut dargestellt. Auf geht´s das macht Spaß. Danke !
Bin ebenfalls viel greis aber beruflich, in 138 Ländern im QAQC Bereich.