Der Abbildungsmaßstab erklärt

Der Abbildungsmaßstab erklärt
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In Zusammenarbeit mit SIGMA
In der nächsten Zeit wollen wir ein wenig mehr zur Makrofotografie schreiben und Dich näher an dieses spannende und faszinierende Thema heranführen.
Wir werden Dir verschiedene Möglichkeiten zeigen, wie Du Dich dieser fotografischen Disziplin nähern kannst. Wir werden Dir zeigen, welches Zubehör Du benötigst und wie Du es miteinander kombinieren kannst, um noch detailliertere Aufnahmen machen zu können.
Und vor allem wollen wir Dir verschiedene Möglichkeiten zeigen, wie Du sehr exakt fokussieren kannst und wie Du die geringe Schärfentiefe – typisch für die Makrofotografie – überwindest. Und ganz am Ende werden wir auf das Thema Blitzen in der Makrofotografie eingehen, da dies ein wenig andere Anforderungen mit sich bringt, als normales Blitzen.
Doch bevor wir zu den Fotos kommen, vorab ein wenig Grundlagen und Theorie. Es geht um Abbildungsmaßstab, Makroaufnahmen, Mikroaufnahmen und auch Nahaufnahmen.

Der Abbildungsmaßstab

Über den Abbildungsmaßstab gibt es immer wieder Verunsicherung, was er nun bedeutet und ob die Sensorgröße eine Rolle spielt. Deshalb hier noch einmal eine eindeutige Erklärung:
Der Abbildungsmaßstab, der auf den Objektiven angegeben ist, bezieht sich nur und ausschließlich auf die Größe der Motivabbildung auf dem Sensor (egal wie groß dieser Sensor ist).
Nehmen wir an Du fotografierst eine große Hummel von 2 cm Länge. Bei einem Abbildungsmaßstab von 1:2 ist das Abbild der Hummel auf dem Sensor 1 cm groß, bei 1:1 genau 2 cm und bei 2:1 wird die Hummel 4 cm groß abgebildet. Nachfolgende Fotos (keine Hummel!) zeigen Dir den Unterschied nochmal genau.

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Um die theoretischen Ausführungen zu verdeutlichen, habe ich eine Gegenüberstellung gemacht, wie es sich auf den Sensoren darstellt: Links ca. 1:1 auf einem KB-Sensor, rechts dasselbe Motiv, wie es auf einem APS-C-Sensor aussehen würde. Es ist einfach ein kleinerer Ausschnitt, aber der Maßstab ist identisch.

Was hat die Sensorgröße nun damit zu tun?
Ein Kleinbildsensor ist 36 mm breit, ein APS-C-Sensor zwischen 22 und 24 mm. Bei 1:2 würde das Abbild der Hummel komplett auf beide Sensoren passen, bei 1:1 würde die Hummel auf dem APS-C-Sensor formatfüllend abgebildet werden, auf dem Kleinbildsensor noch mit Platz drumherum.

Die empfundene Vergrößerung kommt nur zustande, weil das Foto aus der APS-C deutlich mehr vergrößert wird, wenn Du es auf dasselbe Ausgabeformat bringst. Noch ein paar kurze technischen Informationen zu dem Foto: Aufgenommen wurde es mit einer Canon EOS 5D III und dem SIGMA 70mm F2,8 DG MACRO | Art 70mm | 1/100 Sek. | f/8 | ISO 400. Zusätzlich habe ich den Fokusbereich beschränkt (s. nachfolgendes Foto) und AI Servo eingestellt. Der fast lautlose AF des SIGMA-Objektivs erlaubt eine schnelle und kontinuierliche Nachfokussierung. Die ist nötig, wenn Du solche Aufnahmen ohne Stativ machst.

Bei 2:1 würde sie nur noch auf den KB-Sensor passen, denn der APS-C-Sensor wäre zu klein und würde nur noch Teile der Hummel abbilden. Das ist schon der ganze Unterschied.
Warum aber wirken Aufnahmen von APS-C-Makros oft näher?
Die Antwort ist simpel: Dadurch, dass der Sensor kleiner ist, die Fotos aber meist auf dasselbe Ausgabeformat vergrößert werden, muss die Aufnahme des APS-C-Sensor 1,5-1,6mal mehr vergrößert werden. Du hast damit also nicht mehr Details abgebildet, sondern das Sensorbild einfach stärker vergrößert.

Der Vollständigkeit halber hier noch ein 100% Crop aus dem obigen Foto, um die Schärfeleistung des SIGMA 70mm F2,8 DG MACRO | Art zu zeigen, die man trotz Freihand erreichen kann.
Bei Freihandmakros solltest Du unbedingt darauf achten, dass Dein Objektiv einen Fokusbegrenzer hat (beim SIGMA 70mm F2,8 DG MACRO | Art der untere Schalter), damit verhinderst Du die volle (und lange) Fokusfahrt, wenn Du Dein Motiv mal kurz verlierst.

Die Naheinstellgrenze

Objektive, also auch Makroobjektive, haben eine Naheinstellgrenze. Diese Grenze sagt aus, wie nah Du Dich gerade eben noch an das Motiv annähern, und dabei trotzdem noch fokussieren kannst.
Bei Makroobjektiven ist diese Naheinstellgrenze deshalb wichtig, weil Du nur an dieser Grenze den maximalen Abbildungsmaßstab von (meist) 1:1 erreichst. Wichtig ist dabei, dass dieser Wert nicht ab der Frontlinse gerechnet wird, sondern ab der Sensorebene. Nachfolgende Fotos verdeutlichen Dir den Unterschied.

Die Naheinstellgrenze rechnet ab Sensorebene, nicht ab Frontlinse. Zur Orientierung drucken fast alle Hersteller oben auf die Kamera dieses Symbol bestehend aus durchgestrichenem Kreis oben auf die Kamera, um die Lage des Bildsensors anzuzeigen.

Dabei musst Du noch berücksichtigen, dass es Objektive mit und ohne Innenfokussierung (bei der Innenfokussierung verlängert sich der Tubus nicht, sondern verschiebt die Linsen nur innerhalb des Tubus) gibt. Bei der Außenfokussierung fährt der Tubus deutlich weit heraus.

Zur Verdeutlichung habe ich einen Zollstock so neben die Kamera gelegt, dass er an der Naheinstellgrenze endet. Du siehst das SIGMA 70mm F2,8 DG MACRO | Art mit dem neuen E-Mount für Sony, der ein sehr schnelles Arbeiten des AF erlaubt. Du siehst: Du kannst wirklich sehr nah an das Motiv gehen.

Du musst also von der Naheinstellgrenze ordentlich Entfernung abziehen, wenn Du ab der Frontlinse rechnest. Mit Streulichtblende sind es gerade bei kurzen Brennweiten oft nur noch wenige Zentimeter, die Du von dem Motiv entfernt bist.
Bei gegenständlichen Motiven und Pflanzen ist dies meist kein Problem (abgesehen von den Einschränkungen bei der Lichtführung), bei Insekten kann dies durchaus ein großes Problem sein.

Makro-, Micro- und Nahaufnahme

Die Grenzen sind hier etwas fließend, denn viele Hersteller „werben“ bei eher günstigen Aufnahmen mit dem Wort „Macro“ in der Bezeichnung.
Schaut man dann genauer hin, steht dort etwas von Abbildungsmaßstäben im Bereich 1:3 oder 1:5. Dies ist nicht wirklich Makrofotografie, man spricht in diesem Fall einfach nur von Nahaufnahmen, weil man mit so einem Objektiv einfach ein bisschen näher „dran“ kommt, als bei anderen Objektiven. Die eigentliche Makrofotografie beginnt erst bei 1:1.

Über Zwischenringe, Nahlinsen oder Balgengeräte kann der Abbildungsmaßstab noch deutlich vergrößert werden, bis 2:1 oder 3:1. Es gibt spezielle Makroobjektive (die auch keine Unendlichstellung mehr haben), mit denen Du sogar 5:1 aufnehmen kannst. Dieser gesamte Bereich gilt noch als Makro.
Wenn Du noch größere Maßstäbe erzielen willst, sind spezielle Optiken und Techniken notwendig, denn dann gehst Du in den Bereich der Mikrofotografie, zu dem dann natürlich auch die Aufnahmen gehören. Wenn Du die Kamera zum Beispiel auf ein Mikroskop setzt, dann ist auch 100:1 kein Problem mehr.

Fazit

Mit diesem sehr kurzen Ausflug in einige Grundlagen der Makrofotografie wollen wir in dieses Thema tiefer einsteigen. Die Aufnahmetechnik bei der Makrofotografie unterscheidet sich wesentlich von anderen Aufnahmebereichen. Die Beleuchtung ist problematischer, die geringe Schärfentiefe stellt besondere Anforderungen und die Fokussierung ist nicht trivial.
All diese Dinge wollen wir Dir in nächste Zeit genauer zeigen. Wir beginnen im nächsten Artikel mit der Fokussierung mittels Stativ und Makroschlitten, um einen maximalen Abbildungsmaßstab zu erreichen.

7 Kommentare

  1. Es ist ein Fehler im Artikel:
    Im Satz „Bei 2:1 würde das Abbild der Hummel komplett auf beide Sensoren passen…“ sollte es 1:2 heißen, nicht 2:1.

  2. Habe zwar „nur“ eine kleine Kompaktkamera mit „eingebautem“ Makroprogramm, (fotografiere auch hauptsächlich Makros), aber deine Erläuterungen sind auch für mich klar und sehr verständlich!!!!
    Bin gespannt auf die weiteren Artikel!!!!
    LG brigitte

  3. Vielen Dank für die Klarstellung von Nah- ( Proxi- ), Makro- und Mikro- Fotografie. Ich bemühe mich bei jeder meiner Fotosession die von der Werbung verfälschten Begriffe mühselig klarzustellen. Aber entscheidend ist zu sagen : Kleines gross darstellen !
    Danke für die Auffrischung betreffend den Abbildungsmassstab bei APS-C und full frame. Da ich nie mit APS-C fotografiert habe hat mir das gut getan.
    Ich freue mich die weiteren Folgen.
    Mit bestem Gruss
    detlef

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