Wir konnten die Hochzeitsfotografen Christina und Eduard aus Mainz für einen Gastbeitrag über die Hochzeitsfotografie in unserer Fotoschule für Dich gewinnen! Die beiden sind bereits seit 2011 hauptberuflich als Fotografen für Brautpaare am schönsten Tag ihres Lebens unterwegs und zeigen Dir in diesem Artikel, wie Du die Mittagssonne während der Hochzeit fotografisch meisterst und das vorhandene Licht optimal für Deine Bilder nutzen kannst.
Hochzeitsfotografie: Die Mittagssonne
Die Sonne – zum einen spendet sie uns das nötige Licht für umwerfende Ergebnisse und zum anderen kann sie ziemlich nervig sein…vielleicht ist Dir folgende Situation bekannt:
Einfach fotografieren lernen mit unseren Online-Fotokursen
Für nur 6,99€ im Monat kannst Du auf über 70 Online-Fotokurse zugreifen. Lerne die Grundlagen der Fotografie - verständlich und mit vielen Praxisbeispielen. Inklusive Test und Fotokurs-Zertifikat.
Mehr Infos zu den FotokursenDu wirst für eine Hochzeit gebucht, bei der das Brautpaar das Fotoshooting, die Trauung und natürlich den anschließenden Sektempfang auf die Mittagszeit legt. Leider lässt sich dies aus organisatorischen Gründen meist kaum vermeiden.
Was bleibt den meisten Hochzeitsfotografen anderes übrig, als zum Himmel zu beten, es möge bewölkt sein? Denn mal ehrlich: In beinahe jedem Forum für Fotografen wird die Mittagsstunde als absolutes No-Go für Porträts beschrieben. Den „armen“ Hochzeitsfotografen wird dabei ihr Beileid ausgesprochen.
Vielleicht kam Dir sogar einmal folgender Satz zu Ohren: „Zwischen 11 und 3 hat der Fotograf frei.“
Alles Käse – sagen wir. Denn einer der Punkte, den unsere Teilnehmer bei Masterclasses lernen heißt: Keine Angst vor der Mittagssonne! Warum auch? Zugegeben, die Lichtverhältnisse können extrem sein. Starke Kontraste, überstrahlte Flächen, dunkle Augenhöhlen, Schatten unter der Nase…doch das alles muss gar nicht sein.
Da wir in Deutschland und nicht am Äquator leben, steht die Sonne bei uns immer schräg, völlig gleichgültig zu welcher Tageszeit. Das machen wir uns zu Nutze.
Bevor Du Dich auf das nächste Brautpaar stürzt, führe dieses kleine Experiment durch:
- An einem sonnigen Tag, gehst Du bitte zu folgenden Uhrzeiten an die frische Luft: Um 12 Uhr, 13 Uhr, 14 Uhr und wenn Du immer noch nicht genug hast um 15 Uhr.
- Nimm jemanden mit: Deinen Partner, Arbeitskollegen, Kinder oder den Hund. Niemand steht zur Verfügung? Okay ein Teddybär oder eine Puppe tut es auch. Kurz bei der Tochter ausleihen, sie merkt das nicht und falls doch, kaufst Du ihr ein Eis als Entschädigung.
- Stell Dich draußen genau der Sonne gegenüber, blicke sie direkt an und denke bitte an eine Sonnenbrille. Wo steht die Sonne? Direkt über Deinem Kopf? Wohl kaum!
- Positioniere jetzt Dein Objekt der Begierde zwischen der Sonne und Dir. Wie schaut derjenige aus? Schön und in weiches Licht getaucht! Denn er oder sie hat das starke Sonnenlicht jetzt im Rücken.
- Tauscht jetzt die Plätze. Genau diesen Fehler machen Fotografen oft, sie drehen ihre Brautpaare direkt in die Sonne und dabei werden sie komplett geblendet und können die Augen kaum offen halten.
Es wird oft sogar noch eins draufgelegt und der Reflektor herausgeholt, um die Schatten unter der Nase aufzuhellen. Vom grellen Licht fließen der armen Braut dann die Tränen, das Make-up verschmiert… Kurz gesagt: ein absolutes Desaster! Also, zurück zur Position aus Punkt 4.
Dieser Tipp hilft Dir schnell zu reagieren: Blick auf den Boden und stell Dich auf den Schatten vom Brautpaar, jetzt müssen sie sich lediglich zu Dir drehen und voilà, Du hast ein schönes sanftes Licht für Dein Porträt. Arbeite außerdem im Bereich von Blende 4. So wird im Hintergrund ein schönes Bokeh mit weniger ablenkendem Streulicht entstehen.
Diese Fotos entstanden im Juli, um 13.18 Uhr, also zur absoluten Mittagszeit. Links schaut Christina in die Sonne, rechts ist die Sonne hinter ihr. Wir haben lediglich die Plätze getauscht.
Auf diesem Foto kannst Du sehen, dass wir die beiden Models aus dem Schatten gegen die Sonne fotografiert haben.
Hochzeitsfotografie: Offene Schatten
Bevor Du mit dem Fotoshooting beginnst, suche bei der Location nach den sogenannten offenen Schatten. Du findest sie an jedem Gebäude und größerem Baum. Bei jungen Bäumen ist er zwar ebenfalls vorhanden, doch ist das Laub noch nicht dicht genug.
Wohin fällt der Schatten? Genau dort machst Du die nächsten Fotos mit dem Brautpaar. Doch Vorsicht, geh nicht zu tief in den Schatten hinein, dort ist zu wenig Licht!
Blicke auch hier auf den Boden: Wo beginnt der Schatten? Positioniere Deine Braut knapp hinter dieser Linie, sie soll so weit in den Schatten treten, bis das starke Sonnenlicht aus ihrem Gesicht und dem weißen Brautkleid verschwindet. Vom Umgebungslicht wird sie sanft beleuchtet, der Hintergrund ist dunkel und damit Ideal für schöne Brautporträts.
Als nächstes tritt der Bräutigam zu ihr, für ein Foto zu zweit. Du brauchst keinen Reflektor und auch keinen Blitz. Dieses Porträt von Alana ist zum Beispiel am 20. Juni, um 14:04 Uhr entstanden.
Schau wo Eduard steht: Links wenige Zentimeter hinter der Schattenlinie und rechts vor dem Schatten.
Hochzeitsfotografie: Gadget-Empfehlung
Eine weitere Problematik an sonnigen Tagen: Die Spiegelung auf dem LCD-Display der Kamera. Sie macht es uns fast unmöglich, Fotos optisch zu beurteilen. Was haben wir uns alles einfallen lassen: mit der Hand abgeschirmt, kurz unter das Sakko gesteckt, mit dem Schall abgeschattet…das war eine lustige Zeit!
Es geht aber auch ganz anders und viel einfacher. Zum Betrachten der Fotos gibt es den praktischen LCD-Viewfinder zum Beispiel den Mondpalast 2.8x Sucher Ergänzung. Achte dabei aber auf das passende Kamera-Model, wegen der variierenden Displaygrößen.
Den Viewfinder setzt Du auf das Kameradisplay, so wird das Umgebungslicht komplett abgeschirmt. Mit 2,8-facher Vergrößerung „on board“ lässt sich jedes Bild noch besser beurteilen. Bei uns ist diese Displaylupe seit Jahren im Einsatz. Zu diesem geringen Preis (ca. 15 Euro) ist sie ein absolutes Muss für die Ausrüstung!
Wir wünschen Dir allzu gutes Licht!
Über uns
Wie die meisten, sind auch auch wir Quereinsteiger in der Hochzeitsfotografie. Der Start war nicht einfach, erforderte viel Zeit und wir mussten uns eine Menge Wissen aneignen. Hierbei haben uns zahlreiche Besuche bei Workshops von Kollegen aus der ganzen Welt geholfen.
Heute, sechs Jahre später, unterrichten wir selber, um Kollegen den Weg in diese Branche zu erleichtern. Die Hochzeitsfotografie ist in den letzten Jahren dank dem Einfluss aus dem Ausland stark gewachsen. Brautpaare sind aufgeklärt, wünschen sich nicht nur eine schöne Feier, sondern auch einzigartige Erinnerungen an ihren großen Tag.
Danke für die wertvollen Tipps.
Danke, wiedermal sehr gute Tipps.
Sehr gerne!
Toller Beitrag. Die Tipps sind ja auch sonst brauchbar, wenn man seine Kinder, Tiere etc. fotografieren möchte und sich Zeit und Standort nur begrenzt aussuchen kann.
Vielen Dank Tobi! Ja, das stimmt, du kannst es privat wie auch beruflich einsetzen.
Wir sind gerade auf unserer USA Rundreise. Das Licht ist vor allem in Los Angeles anders, es liegt näher am Äquator und trotzdem funktioniert diese Technik :-)
viele Grüße
Sehr guter Artikel Goldene Regeln einfach außer Kraft gesetzt
Stimmt, Regeln sind zum brechen da :-)
Sehr hilfreicher Artikel. Mancher Fotograf hat ja wirklich Hemmungen, das Brautpaar in den Schatten zu stellen (hab‘ ich vor 3 Jahren bei meiner eigenen Hochzeit selber erlebt).
Wer Hochzeitsfotografie allerdings professionell anbieten will, sollte unbedingt die wichtige Grundregel befolgen: Alles doppelt!
Die Kamera kann herunterfallen, dem Fotografen kann es schlecht werden (natürlich nicht wegen der Braut!) und die Hochzeit lässt sich schlecht wiederholen. Also: materiell und personell für Reserve sorgen!
LG Thomas
Da hast du Recht Thomas :-)
Sehr interessante Tipps,da stimme ich zu.
Auch die Beantwortung der Frage von @Lutz Stegmann ist wichtig – Lutz, ich würde Integralmessung bevorzugen. Zur Verwendung des Aufhellblitzes bei solchen Lichtkonstellationen: selbstverständlich ist das Blitzen Option, doch man muss sich wirklich vorher damit befassen und bevor man in die Schlacht reitet.@ Erhardt Mehlmann: Man muß wissen, wie bei diesen vorhersehbaren Lichtsituationen ein (möglichst manueller) Blitz eingestellt werden muß, so, dass man hinterher gar nicht merkt, dass ein Blitz verwendet wurde. (Nee, die teuren TTL’s machen das nicht immer gut).Man kann diese diese Blitzhilfen verwenden wie Ezybounce, GaryFong, Flashbender usw…. Bei diesem an sich guten Beitrag würde ich von den Verfassern gerne wissen, was denn so an Postproduction bei den – in der Reihenfolge – Fotos 1, 2 3, 5 stattgefunden hat – out of cam sind die nicht. Ich bin ein bisschen kritisch und ich bitte mir das nachzusehen: die Fotoschule hier ist sehr gut, aber ich reagiere sensibel auf Beiträge, die eine Tendenz besitzen , ‚Reinholer‘ für Workshops und den Vertrieb teurer Ergänzungen für Bildbearbeitungsprogramme zu sein. Eigenwerbung ist okay, jeder muß leben. Also: bekäme ich die Fotos 1,2,3,5 alleine mit der dargestellten ‚Schattentechnik‘ und mit einer Nachbearbeitung zB in Lightroom ohne Verwendung von hinzugekauften Presets hin? Ich denke, das ist das Anliegen potenzieller Hochzeitsfotografen.
Hey, vielen Dank für deinen Kommentar und über deine Fragen freuen wir uns.
Die Nachbearbeitung (ob Lightroom oder Photoshop) ist relativ.
Wir vertreten die Meinung, dass ein Foto bereits beim fotografieren entsteht – wieviel man hinterher am Bild rummacht ist sicherlich Geschmacksache.
Unsere out-of-cam-Fotos kannst du als vorher/nachher Beispiele im Store vergleichen. Im Kommentar lassen sich leider keine Bilder hochladen:
http://www.store.christinaeduard.de/produkt/presets-portraitshooting/
Die dabei verwendete one-click-presets sind wirklich keine Pflicht. Sie gehören fest zu unserem Workflow und beschleunigen das Bearbeiten der ganzen Hochzeitsreportagen.
Genau, mit dieser Schattentechnik sind auch die Bilder 1,2,3,5 entstanden. Im Lightroom kam lediglich Preset hinzu.
Viele Grüße
@hillbilly:
so abgefahren sind die Looks jetzt auch nicht, dass man die nicht auch ohne den Effektfilter in PS hinkriegen würde.
Man muß auch einfach mal anerkennen können, wenn jemand einen guten Artikel geschrieben hat!
Die Autoren haben sich viel Mühe gegeben und schöne Tips für Euch zusammengestellt.
Und dass auch noch ziemlich uneigennützig;
dass das eigene Geschäft von denen auch erwähnt werden muß, versteht sich von selbst.
Wer würde das nicht?
Tolle Tipps, kommen gerade richtig das ich ein Hochzeit im September Fotografiere werde. Eurer Tipps sind leicht zu merken,werde ich sie aber normal lesen. Zur zeit fehlt leider Die Sonne um zu üben.
Lg.
Super, viel Spaß. Ach, die Sonne wird bald kommen :)
Das sind gute und brauchbare Tips.
Danke.
Grüßle
Vielen Dank, wir freuen uns!
Man kan mit den Aufhellblitz viel schatten vermeiden aber man sieht die Fehler immer erst wen es zuspäht ist
ja, so ist das mit allen Fehlern :-) man sieht sie erst spät :-)
tolle tips.
danke
freut uns, sehr gerne
Mir fehlt, wie man verhindert, dass das Gesicht des/der Portraitierten bei Gegenlichtaufnahmen so sehr im Schatten ist, dass es zu dunkel wird. Ich habe bei einer Hochzeit, die unter den von Euch skizzierten Bedingungen, nämlich bei strahlendem Sonnenschein am Mittag/frühen Nachmittag, und habe deshalb mit einem leichten Aufhellblitz gearbeitet und war recht zufrieden damit. Mich würde interessieren, welche Lichtmessung Ihr bei diesen Lichtverhältnissen benutzt: Spot oder Mehrfeld?
Hey Lutz,
wir arbeiten komplett im manuellen Modus der Cam (ISO, Blende und auch Verschlusszeit).
Hier ein Tipp, mit welchem wir früher immer gute Ergebnisse erzielten:
Mit der Sterntaste das Licht im Gesicht der Portraitierten Person messen. Als Lichtmessung bevorzugten wir die Mottenbetonte Integralmessung.
Blitz bei Sonnenlicht setzen wir nicht ein.
Jeder hat so seine Tricks :-)
Mottenbetont find‘ ich gut! ;-)))
haha – diese automatische Korrektur kann ja richtig lästig sein :-)
Mittenbetonte Integralmessung