Rau aber herrlich. Regen, Wolken, Nebel, Sonne. Und dann das Ganze nochmal von vorn. Das Wetter im Norden Schottlands ist wechselhaft, oft unwirtlich. Doch diese Wetterkapriolen schaffen spannende Lichtsituationen, die Landschaften und altes Gemäuer umso herrlicher in Szene setzen.Daher zeigen wir Dir in diesem Artikel, wie Du Schottland fotografieren kannst.
Dieser Artikel stammt aus dem ColorFoto-Magazin 12-2017.
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Mehr Infos zu den FotokursenSony A7R | 70 mm (24-70 mm) | ISO 100 | f/8 | 1/125 s
Foto: Maximilian Mutzhas
Jedes Jahr fahre ich in eine mir bislang unbekannte Region, die fotografische Entdeckungen verspricht: Dieser Plan führte mich zuletzt nach Schottland.
Warum Schottland?
Gilt doch der Norden des Vereinigten Königreichs als eher regnerisch und ungemütlich. Nichts für Urlauber, die ihre heimatliche Komfortzone nur durch eine sonnigere ersetzen wollen. Wer Sommer, Sonne, Strand sucht, sollte Schottland von der Liste seiner Traumziele streichen.
Was Schottland dagegen im Überfluss zu bieten hat, sind Nebel, Wolken und alte Gemäuer, dazu raue, aber herrliche Landschaften sowie stimmungsvolle Lichtsituationen. Das Schöne an Schottland ist außerdem, dass es innerhalb weniger Stunden mit dem Flugzeug zu erreichen ist.
Kulturelle Barrieren sind ebenso wenig zu erwarten wie sprachliche – zumindest, wenn man des Englischen halbwegs mächtig ist. Daneben wird in Schottland auch noch „Lowland Scots“ – also Schottisch – und Schottisch-Gälisch gesprochen, eine keltische Sprache, die dem Irischen verwandt ist.
Sony A7R | 31 mm (24-70 mm) | ISO 200 | f/9 | 1/125 s
Foto: Maximilian Mutzhas
Geografisches in Schottland fotografieren
Geografisch betrachtet, repräsentiert Schottland das nördliche Drittel der Insel Großbritannien mit einer Fläche von rund 78 000 Quadratkilometern. Im Vergleich zu Deutschland ist Schottland dünn besiedelt: Knapp 70 Einwohner teilen sich einen Quadratkilometer Landesfläche, hierzulande sind es mehr als dreimal so viele.
Schottland gliedert sich in drei geografische Regionen:
- die Southern Uplands im Süden
- die Highlands im Norden
- und die Central Lowlands dazwischen
Als Ziel hatte ich mir gesetzt, zusammen mit einem befreundeten Fotografen, den gesamten Norden Schottlands innerhalb von zwei Wochen zu erleben. Das Ganze auf eigene Faust, also ohne Reiseleitung. Allerdings suchten wir uns einen Reiseveranstalter, der sowohl das Mietauto organisierte als auch die Hotelbuchungen. Die Stationen unserer Reise und der Zeitplan waren somit vorgegeben.
Durch Recherche im Internet und Zeitschriftenlektüre hatte ich bereits vor Reiseantritt ein Bild vor Augen, das sich mit folgenden Stichworten charakterisieren lässt:
- stimmungsvolle Orte
- alte Schlösser
- steile Küsten
- weite Grasflächen
- schmale Straßen
- Schafe
- Rinder
- Whisky
Dies alles – und einiges mehr – habe ich auf der Reise wiedergefunden.

Sony A7R | 29 mm (24-70 mm) | ISO 100 | f/11 | 6 s | Stativ
Foto: Maximilian Mutzhas
Von Edinburgh Richtung Küste
Ein Direktflug von München nach Edinburgh dauert knapp drei Stunden. Mit einem rechtsgesteuerten Mittelklassewagen geht es ab Flughafen Edinburgh in Richtung Innenstadt. Schottlands Hauptstadt bietet eine Menge fürs Auge durch seine spannende architektonische Mischung aus Gegenwart und Vergangenheit.
Zu den Highlights gehört der historische Teil der Stadt mit dem Edinburgh Castle, der St Giles’ Cathedral und anderen historischen Gebäuden. In den alten Gemäuern scheinen Nationalstolz und Lebensgefühl der Schotten, aber auch die engen Verbindungen zu England, seit Jahrhunderten konserviert. Das Hotel liegt etwas abseits des Zentrums, ein altes Gebäude mit einem Pub, was durchaus dem gängigen Touristenklischee entspricht.
Nach ein paar Tagen Aufenthalt in Edinburgh geht es Richtung Küste. Bei der Zieleingabe ins Navi unterläuft uns ein kleiner Fehler mit – wie sich später herausstellt – willkommenen Nebenwirkungen: Wir befinden uns auf einer Route abseits der Schnellstraßen, auf kleinen, zum Teil fast unbefahrenen Wegen, die schmal, kurvig, oft einspurig und schwer überschaubar sind.
Während sich unsere Reisegeschwindigkeit auf unter 30 km/h reduziert, gewinnen wir Zeit fürs Schauen, was in Schottland alles zum Fotografieren einlädt. Man nimmt die Landschaft intensiver wahr und gönnt sich öfter mal eine Pause.

Sony A7R | 24 mm (24-70 mm) | ISO 100 | f/8 | 1/125 s
Foto: Maximilian Mutzhas
Schmale Straßen entlang der Küste wechseln sich ab mit Wegen durch die Highlands. Schafe kreuzen die Fahrbahn, kein Zaun weit und breit. Wir fahren stundenlang durch die Landschaft, ohne eine Menschenseele zu sehen – vorbei an grünen Wiesen und Hügeln, kleinen Seen und steinernen Brücken als Zeugen einer längst vergangenen Zeit.
Kleine Pubs und Lokale in Schottland fotografieren
Die meisten unserer Unterkünfte sind klein, alt und traditionell. Mit einem Wort: Sie passen exakt in das Bild, das wir uns von der schottischen Kultur machen.

Sony A7R | 24 mm (24-70 mm) | ISO 100 | f/11 | 1/30 s
Foto: Maximilian Mutzhas
Immer wieder kehren wir in kleine Pubs und Lokale ein. Nur gelegentlich treffen wir auf andere Touristen. Einige sind wie wir mit dem Auto unterwegs, die Erfahreneren mit dem Wohnmobil. Letzteres hat den Vorteil, dass man einfach stehen bleibt, wo immer es einem gefällt.
Stille und Einsamkeit sind hier Quellen der Inspiration, davon profitiert auch die fotografische Wahrnehmung. Mit dem Wetter haben wir Glück, häufig scheint die Sonne. Nur nicht, als wir unser Wunschziel erreichen, die Isle of Skye mit ihren Sehenswürdigkeiten:
Zwei Tage lang sind Regen und Nebel unsere ständigen Begleiter, dennoch entsteht in der Nähe des Fischerorts Portree mit seinen bunten Häusern eines der besten Fotos dieser Reise, die wir in Schottland fotografieren konnten.

Sony A7R | 24 mm (24-70 mm) | ISO 160 | f/10 | 1/160 s
Foto: Maximilian Mutzhas
Lost Places am Straßenrand in Schottland fotografieren
Fotografische Highlights können aber auch ganz unspektakulär sein. Wie etwa der ausgemusterte Bus am Straßenrand, ein „Lost-Places“-Motiv, wie man es hier immer wieder findet. Man muss nur die Augen offenhalten, anhalten und aufnehmen – nicht nur mit der Kamera, sondern mit allen Sinnen.

Sony A7R | 32 mm (24-70 mm) | ISO 200 | f/11 | 1/125 s
Foto: Maximilian Mutzhas
Wer Englisch spricht, kommt schnell in Kontakt mit den Schotten, lernt ihre Gastfreundlichkeit und Lebensart kennen. Einmal landen wir in einem kleinen Pub, mitten in einer Bierrunde mit gestandenen Schottinnen, trinkfest und humorvoll. Im Hintergrund läuft im TV ein Fußball-Länderspiel mit schottischer Beteiligung – was für ein Erlebnis!
Auf Feldwegen verliert unser Navi immer wieder die Orientierung, und wir müssen nach der Richtung fragen. Mehr als einmal begegnet uns dabei ein schottisches Original. Besonders in Erinnerung wird mir der einsame Angler an einem verlassenen See bleiben. Im unablässig strömenden Regen verharrte er in stoischer Ruhe. Schlechtes Wetter wäre schließlich das Letzte, wodurch sich ein Schotte aus der Ruhe bringen ließe.

Sony A7R | 94 mm (70-200 mm) | ISO 160 | f/9 | 1/320 s
Foto: Maximilian Mutzhas
Tipps für eine Fotoreise in Schottland
Die nachfolgenden Tipps basieren auf den persönlichen Erfahrungen von Maximilian Mutzhas, dem Fotografen dieses Beitrags.
An- und Einreise
Per Flugzeug oder Fähre ist Schottland ein Nahreiseziel mit vielen Vorteilen; kein Visum, europäische Standards. Flugdauer ab München knapp drei Stunden, Fähre ab Rotterdam oder Amsterdam ca. 16 Stunden.
Geld
Landeswährung ist das schottische Pfund; es empfiehlt sich, Bargeld in dieser Währung dabei zu haben. Man kann aber auch in Euro oder bargeldlos zahlen.
Mobilität
Der Miet-PKW sollte nicht zu breit sein, da die Straßen abseits der Ballungsgebiete sehr schmal und teilweise nur einspurig befahrbar sind. Fahre vorsichtig, vor allem, wenn der Straßenverlauf schwer überschaubar ist. Vorsicht: Durch den Bewuchs am Straßenrand kann es schnell zu Kratzern am Auto kommen. Rechtssteuerung erfordert Umgewöhnung.
Übernachtung
Übernachtungsmöglichkeiten mit Strom, fließendem Wasser und sanitären Anlagen entsprechend unserer Standards sind überall vorhanden, Buchungen auch spontan möglich.
Klima/Gesundheit
Das Klima ist wechselhaft, häufig feucht – Regenkleidung nicht vergessen! Die Temperatur kann in den Sommermonaten von 10 °C am Morgen auf bis zu 35 °C im Verlauf des Tages ansteigen. Für deutsche Touristen ist das Klima ein wenig gewöhnungsbedürftig.
Strom/Internet
Die Steckdosen entsprechen europäischem Standard, Adapter sind nicht nötig. Internet ist in Hotels meistens kostenlos verfügbar. Eine regionale SIM-Karte empfiehlt sich während der Reise, weil sie Telefonkosten spart.
Fotoausrüstung
Die meisten Aufnahmen entstanden mit einer Sony Alpha 7R und zwei Zoomobjektiven mit moderater Lichtstärke (4/24-70 mm und 4/70- 200 mm). Zum unauffälligen Fotografieren wurde auch gerne das 2,8/35 mm von Zeiss verwendet. Zum Stabilisieren der Kamera bei wenig Licht kam ein Karbonstativ von Tiltall mit einem Kugelkopf von Gitzo zum Einsatz.
Hilfreiche Links
- de.wikipedia.org/wiki/Schottland
- www.schottland.de
- www.sueddeutsche.de/thema/Schottland
- www.tui-wolters.de/reisen/autoreisen/schottland.html

Sony A7R | 70 mm (70-200 mm) | ISO 200 | f/8 | 1/250 s
Foto: Maximilian Mutzhas

Sony A7R | 36 mm (24-70 mm) | ISO 100 | f/11 | 1/80 s
Foto: Maximilian Mutzhas

Sony A7R | 70 mm (70-200 mm) | ISO 100 | f/8 | 1/200 s
Foto: Maximilian Mutzhas
Fazit zum Fotografieren in Schottland
In diesem Beitrag haben wir Dir den Norden Schottlands als Reiseziel vorgestellt. Neben vielen Motiven haben wir Dir auch praktische Tipps für die Reise vorgestellt.
Autoren: Maximilian Mutzhas und Karl Stechl
Die Fotos in diesem Artikel stammen von Lucas Klamert, Swantje Neumeyer und Heico Neumeyer
Weitere Tipps für die Fotopraxis, Tests der aktuellen Kameramodelle und alle Neuheiten und Trends in der Fotobranche erhältst Du im monatlichen ColorFoto-Magazin.
Mir hat der Artikel sehr gut gefallen und mich vor allem in der Frage der Objektivauswahl weitergebracht, da ich im Juni mit dem Motorrad dort hin fahre! Aus Mangel an Platz will das schon wohl überlegt sein! Würde man auch nur mit dem 24-70 mm auskommen, oder sollte ich das 70-200 mm besser auch mitnehmen?
Die Bea der hier gezeigten Bilder ist mir mitunter zu dramatisch!
Vielen Dank für den Tip mit dem Schafen! Ich hoffe, dass ich keine Bekanntschaften mit denen mache!
Gruß
Andreas
Also als ich im März in Schottland war, brauche man noch überall einen Adapter für die Steckdosen. Auch im modernen Hotel in Glasgow. 🤔
Schöne Bilder, tolle Vorstellung des Landes! Macht Lust wieder loszufahren und diese schönen Perspektiven gleich selber zu finden! 😀
Auch ich kann nur bestätigen, was Claudia sagt: Ein Adapter ist Pflicht – das gleiche gilt auch für Grossbritannien. Adapter am besten im Land selbst kaufen, die kennen das Problem schon.
Danke für den guten (Reise-)Bericht. Das sind wertvolle Hinweise für alle, die sich auch intensiv fotografisch mit dem Land beschäftigen wollen. Gute Bilder, doch: Wo sind die im Text mehrfach erwähnten Schotten?
Ein sehr schöner und interessanter Artikel mit tollen Fotos. Das macht wirklich Lust, diese Ecke einmal zu entdecken.
Ein einladender Article. Werde sicher bei meinen nächsten Europa Urlaub Scotland besuchen. Eine Frage zu der Bearbeitung der Bilder. Bei einigen ist ein heller Rahmen zu sehen zwischen Himmel und der Landschaft oder den Gebäuden. Kann man das vermeiden??
Ich bearbeite meine Bilder mit Lightroom und habe das gleiche problem.
Welch ein Zufall! Ich habe für dieses Jahr eine 4-wöchige Reise nach Schottland geplant. Da trifft es sich gut, als Ergänzung zur sonstigen Reiseliteratur, hier von lohnenswerten Reisezielen zu lesen.
Auch aus diesen Beiträgen kann man lernwertes herauslesen.
Fotografieren lernen heisst auch sehen lernen!
In diesem Sinne vielen Dank für den interessanten Beitrag!
LG Helmut
Ein schöner Bericht und tolle Bilder.
Ich kann es bestätigen, Schottland ist für Fotografen wie Naturliebhaber ein herrliches Land. Ich selbst möchte noch die Highlands mit den zahlreichen Lochs besonders empfehlen. Und das im Mai (große gelbe Stechginsterflächen) oder im September die rote Heide… fantatstisch, vor allem, wenn nach Regenschauern sich die Sonne wieder zeigt. ;) Das Licht dort ist einfach gigantisch. Auch Tieraufnahmen (Rot-, Rehwild, Fasane, Gänsearten, Grouse) gelingen sehr gut, vor allem im zeitigen Frühjahr.
Ich habe die Menschen dort ebenfalls sehr herzlich und angenehm bodenständig erlebt.
Ein schönes Osterfest!
Schottland ist definitiv eine Reise wert – ich war selbst schon dort. Der Artikel beschreibt sehr gut, was man vor Ort alles erleben kann -ich bin sehr begeistert, auch von den super Fotos. Wer alte Schlösser, Burgen und Ruinen mag, wird in Schottland mehr als fündig. Für die Reiseplanung kann ich den Reiseführer von Dumont empfehlen und am besten mitnehmen, die enthaltenen Karten sind super – steht alles drin!
Frohe Ostern wünscht Jana