Nikons spiegelloses Z-System bekommt ein professionelles Topmodell: die Nikon Z9. Herz des Vollformaters ist ein 45,7-Megapixel-Sensor in Stacked-Bauweise für maximales Tempo bei der Datenverarbeitung. Dies ermöglicht einen elektronischen Verschluss für jede Situation, einen Sucher ohne Aussetzer sowie 8K-Video und RAW-Bildserien mit bis zu 20 B/s. Das Profigehäuse mit integriertem Vertikalgriff kommt noch im Dezember und kostet 6000 Euro. Die Z9 ist wegen der höheren Auflösung kein Lowlight-Spezialist mehr wie die D6, sondern als Allrounder für Fotografen wie Filmer ausgelegt. Dennoch hat sich aus unserer Sicht damit das Thema D7 erledigt: Auch im Profisegment ist die Zukunft spiegellos.
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Mehr Infos zu den FotokursenNeuer Sensor und Bildprozessor
Die Z9 stattet Nikon mit einem neuen selbst entwickelten Sensor aus. Die Auflösung von 45,7 Megapixeln setzt keine neuen Rekorde, schließlich liefern die Z7/Z7-II-Modelle die gleiche Menge an Pixeln. Doch der neue BSI-Sensor ist nach dem Stacked-Prinzip aufgebaut und hat also wie die entsprechenden Sensoren einiger Sony-Kameras und Canons R3 integrierte Prozessoren sowie Speicherpuffer. Dies ermöglicht ein sehr schnelles Auslesen der Daten als Basis für den Autofokus bei Verfolgung und Gesichtererkennung, den neuen Sucher, die Seriengeschwindigkeit und die Videoleistung.

Ebenfalls auf das Thema Geschwindigkeit zahlen der neue Expeed-7-Bildprozessor und zwei Slots für die schnellen CFe- (Typ B)/XQD-Speichermedien ein. Diese Kette ermöglicht der Z9 lange RAW-Bildserien mit 1000 Aufnahmen und bis zu 20 B/s inklusive AF-Nachführung, aber auch Videos mit 8K-Auflösung. JPEGs sind mit 30 B/s bei voller Auflösung möglich. Bei einer auf 11 Megapixel reduzierten Auflösung kann die Z9 das Serientempo auf 120 B/s steigern – immer noch mit AF-Nachführung. RAWs nimmt sie mit 14-Bit Farbtiefe auf. Nikon führt zudem ein zweites RAW-Format ein, dessen Speicherbedarf auf ein Drittel reduziert ist.

Elektronischer Verschluss

Den Sensor baut Nikon beweglich ein – sodass die Kamera bereits im Alleingang die Verwacklungen in fünf Orientierungen ausgleichen kann.
In Bezug auf den mechanischen Verschluss zeigt sich Nikon mutiger als Canon bei der EOS R3, denn Nikon baut ihn in der Z9 gar nicht mehr ein. Laut Nikon verhindert die extrem hohe Auslesegeschwindigkeit des Sensors einen sichtbaren Rolling-Shutter-Effekt und macht so den mechanischen Verschluss überflüssig. Mit dem elektronischen Verschluss kann die Kamera zwischen 1/32000 und 30 Sekunden lang belichten. Zudem arbeitet sie so völlig lautlos. Nur die AF-Motoren sind je nach Bauart noch hörbar. Die Blitzsynchronzeit beträgt 1/250 Sekunde.
Die Empfindlichkeit der Kamera reicht im erweiterten Modus von ISO 32 bis 102400, nativ sind es ISO 64 bis 25600. Die ISO-Auto-Einstellung kann der Fotograf individuell einstellen.

Autofokus mit 3D-Tracking

Das Hybrid-AF-System bietet insgesamt 493 AF-Messfelder, 405 gehören zum Auto-Segment. Die Empfindlichkeit reicht von –6,5 bis +19 LW.
Die Algorithmen zur Erkennung von Menschen, Gesichtern, Augen und anderen Objekten stützen sich auf maschinelles Lernen – Nikon verwendet den Begriff „Deep-Learning-KI“. Die „KI“ soll beispielsweise Gesichter vor Überbelichtung schützen.
Zurück ist 3D-Tracking für die schnelle und präzise Erfassung sowie die zuverlässige Verfolgung von bewegten Objekten und Personen im Raum.

3D-Tracking ist nur im Foto-Modus verfügbar. Laut Nikon erreicht die Z9 dank Z-Bajonetts eine 100-mal schnellere Datenkommunikation mit dem aufgesetzten Objektiv, als es noch mit dem F-Bajonett möglich war. Allerdings seien auch die modernsten F-Objektive bereits für diesen Datenfluss ausgelegt, wenn sie per Adapter am Z-Bajonett eingesetzt werden. Die Augenerkennung funktioniert sowohl im Foto-Modus als auch beim Filmen. Motivverfolgung ebenso, allerdings beim Filmen nicht mit dem genaueren 3D-Tracking.

Video mit 8K

Die Nikon Z9 ist eine Kamera für beides: Foto und Video. Das Highlight der Videofunktionen ist die Aufnahme in 8K-Auflösung mit bis zu 60 B/s als RAW-Video – wenn 2022 das Update verfügbar ist. Diese Videos speichert die Nikon Z9 dann sogar intern bis zu einer Laufzeit von 125 Minuten. Auch 30 B/s mit mehreren Stunden als Aufnahmezeit verspricht Nikon mit dem Update. Aber auch mit der aktuellen Firmware sind bereits 8K-Videos mit 24 Vollbildern pro Sekunde möglich.

Filme in 4K oder Full-HD kann die Kamera mit bis zu 120 B/s aufnehmen.Für professionelle Anwender ist die Unterstützung von Apple ProRes 422 HQ interessant – dieses Format ist aber nur bis 4Kp60 verfügbar. Den Ton nimmt die Z9 mit 24-Bit linear auf. Das oben angesprochene Update soll 2022 Nikons eigenes N-RAW-Format mitbringen, mit dem die Dateigröße nur noch halb so groß wie bei ProRes 422 halbiert sein soll.
Sucher und Monitor

Eine spannende technische Neuheit bietet der OLED-Sucher. Seine Auflösung bleibt mit 1 230 000 RGB-Pixeln unter dem aktuellen Maximalwert, aber auf dem ausgezeichneten Niveau der Z7/Z6-Modelle. Auch die 0,8-fache effektive Vergrößerung – ein sehr guter Wert – erreichen die Z7/Z6-Kameras bereits. Neu ist jedoch die Dual-Stream-Technologie: Die Bilddaten laufen vom Sensor über zwei parallele Schaltkreise zum Sucher und auf die Speicherkarte.

Durch die getrennten Wege kann der Sucher optimal ohne Unterbrechung mit Daten versorgt werden. So zeigt er auch bei Serienaufnahmen keine kurzen Aussetzer mehr. Außerdem soll der Sucher mit 3000 cd/qm laut Nikon der derzeit hellste im Markt sein.
Der Monitor ist vertikal und horizontal in vier Richtungen bis zu 90 Grad neigbar und zudem berührungssensitiv. Die Touchfunktionen schließen AF-Feld-Steuerung und -Bedienung ein. Das Display ist 3,2 Zoll groß und hat 700 000 RGB-Bildpunkte. Nikon entschiedet sich also für die im Einsatz flexiblere Lösung und verzichtet auf den Punkt für „Maximale Gehäusestabilität“.

Robust und handlich
Die Z9 ist die größte spiegellose Nikon – mit 1340 Gramm ist sie deutlich schwerer als die Z7/Z6-Modelle mit rund 700 Gramm und nur 100 Gramm leichter als die D6. Allerdings ist sie kompakter als die Nikon D6, bietet aber einen integrierten Vertikalgriff und soll sogar robuster sein. Ihr Chassis ist aus einer Magnesiumlegierung gefertigt. Der Body ist aufwendig gegen Wettereinflüsse abgedichtet. Der Betrieb ist bis -10°C möglich.
Bei der Tastenbelegung hat sich Nikon für eine Kombination aus Z- und D6-Konzepten entschieden, die Nikon-Nutzer nicht ins Grübeln bringt. Das Angebot an mechanischen Bedienelementen ist groß und ermöglicht die schnelle und zielgerichtete Kontrolle der Einstellungen.
Vorne neben dem Bajonett hat die Z9 drei programmierbare Fn-Tasten. Auf der Oberseite sitzt rechts vom Suchers ein Schulterdisplay für die Anzeige wichtiger Aufnahmeparameter. Neben dem Auslöser sind Direktzugriffe auf ISO-Einstellungen, Belichtungskorrektur sowie die Video-Start/Stop-Taste und ein Einstellrad platziert. Auf der anderen Seite befindet sich die doppelstöckig aufgebaute Schaltzentrale für Belichtungsprogramme, Bracketing, Blitz und Aufnahmebetriebsarten.

Auf der Rückseite ballen sich die Bedienelemente auf der rechten Seite, um die Einhandbedienung zu erleichtern. Die wichtigsten Elemente hier sind der doppelt vorhandene Joystick, ein weiteres Einstellrad sowie die Wippeund die i-Taste fürs Schnellmenü.
Das obere Schulterdisplay und die Tasten leuchten beim Betätigen des Hauptschalters auf – eine Orientierungshilfe im Dunkeln.
Da die Z9 auf professionelle Workflows ausgerichtet ist, ist die Kamera nicht nur mit GPS, USB Typ C, Wi-Fi (2,4 und 5 GHz) und Bluetooth ausgestattet, sondern unterstützt auch kabelgebundene LAN-Verbindungen. Mit der für das Jahr 2022 angekündigten App NX MobileAir wird sie die Bilder an ftp-Server auch per Smartphone übertragen können.
Gerät | Nikon Z9 |
---|---|
Bildsensor | 45,7 Megapixel BSI-CMOS, 8256 x 5504 Pixel |
Empfindlichkeit | ISO auto einstellbat, man: 32 – 102 400 |
Dateiformat | JPEG, RAW (NEF 14- Bit) |
Video | 8K: 7680 x 4320p24; 4K: 3840 x 2160p120; Full-HD: 1920 x 1080p120 |
Autofokus | Phasen-AF, 493 AF-Felder, Tracking, Gesichts/Augenerkennung |
Belichtungsmessung | Matrix, mittenbetont, Spot |
Belichtungssteuerung | P, S, A, M |
Monitor | 3,2-Zoll, 700 000 RGB-Bildpunkte, kippbar, touch |
Sucher | OLED-Sucher, 1 230 000 RGB-Pixeln, 100% Bildfeld, 0,8fach eff. |
Ausstattung | Bildstabilisator, Wi-Fi (2,4/5 GHz), Bluetooth 5.0, USB 3.0 Type C, HDMI, LAN |
Maße und Gewicht | 150 x 150 x 91 mm, 1340 Gramm |
Preis | 6000 Euro |
Wadim Herdt