Betrachtet man die Fotos der fotocommunity-Fotografin Ottilia, ist es, als würde man in eine Märchenwelt abtauchen. Ihre Werke beeindrucken mit stechender Schärfe, feinen Details und Kompositionen, die den Betrachter staunen lassen und eine ganz besondere Magie ausstrahlen. Dabei ist jedes Bild einzigartig und originell. Einige ihrer Werke erinnern an Dalís Surrealismus: Außergewöhnliche Formen treffen auf die verschiedensten Motive. Oft treffen Objekte innerhalb eines Werkes aufeinander, die man auf Anhieb nicht miteinander assoziiert. Das macht Ottilia’s Werke spannungsvoll und kontrastreich. Ottilia entwickelte ihre Begeisterung für fantasievolle Welten schon früh und lässt diese auch heute in ihre fotografische Arbeit einfließen. Im Vorgestellt-Interview erzählt uns Ottilia als fotocommunity-Fotografin über die Intention hinter ihren Werken, über Einblicke in die Bildbearbeitung und über ihren persönlichen Weg zu ihrer individuellen Fotografie.
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Mehr Infos zu den FotokursenWenn man Deine Bilder anschaut, ist es so, als würde man in ein Märchenbuch eintauchen. Alles wirkt so magisch und hat einen mysteriösen Touch. Was möchtest Du mit dieser Atmosphäre ausdrücken, wieso macht sie dir Freude?
Vermutlich wurde das schon in meiner Kindheit geprägt. Ich hatte bis zur Schulzeit fast keine anderen Spielkameraden – es gab keine Kinder in unserer unmittelbaren Nachbarschaft. So bin ich damals schon in eine Fantasiewelt abgetaucht, habe z.B. mit imaginären Zwergen und Elfen in unserem, damals riesigen Garten gespielt. Sobald ich lesen konnte, habe ich viel und mit Begeisterung entsprechende Bücher „verschlungen“. Daran hat sich eigentlich nichts geändert…Ich lese immer noch gerne Bücher dieses Genres, aktuell gerade die Erdsee Trilogie. Meine Spielwiese ist jetzt der PC, an dem ich dann mit Photoshop Fantasiewelten zusammenbaue. Wenn man so will, surreale Welten aus Teilen der Realität.
Du beschreibst, dass Du oft lange einen Ansatz im Kopf hast, es dann aber dauern kann, bis Du ihn umsetzt. Wie wird Dein Ansatz zum fertigen Projekt? Gibt es einen bestimmten Auslöser, der diesen Prozess anstößt?
Das ist sehr unterschiedlich. Oft gefällt mir einfach ein Objekt, das ich irgendwo fotografiert habe. Es ist dann erst eine vage Idee, mir fehlt das Bild dazu. Ich stelle es dann vorläufig erst einmal in Photoshop frei, löse es somit aus der Realität. Es hat oft eine erstaunliche Wirkung, wenn man es dann z.B. in eine andere Landschaft oder auch nur eine Struktur platziert, das Größenverhältnis zu anderen Dingen ändert.
Manchmal lässt sich eine Idee schwer realisieren, weil mir die passenden Fotos fehlen. Ich habe zwar mittlerweile ein riesiges Archiv von einigen 1000 Fotos, hauptsächlich von unseren Reisen, aber manchmal passen Licht oder Perspektive usw. nicht, oder die Qualität bei älteren Fotos ist nicht gut. Wenn es irgendwie möglich ist, fotografiere ich die fehlenden Teile neu, aber das kann dauern. Auslöser gibt es bei allen möglichen Gelegenheiten, bei der Lektüre von Zeitungen und Büchern, bei Radio, TV, bei Unterhaltungen…
Plötzlich entsteht dann ein Bild im Kopf und wartet auf die Umsetzung.
Deine Ideen sind sehr vielfältig und jedes Bild erzählt seine eigene Geschichte. Woher nimmst Du Deine Inspiration?
Diese Frage lässt sich nicht so leicht beantworten… Ich habe sehr viel Fantasie, sehe oft schon beim fotografieren ein anderes Bild dahinter. (Diese Bilder lassen sich dann meistens am besten realisieren.) Ich gehe gerne in historisch technische Museen, da mich solche Objekte faszinieren, sie könnten schon Aufgrund ihres Alters und Zustandes Geschichten erzählen.
Auch das Thema Zeit und Zeitmesser beschäftigt mich, vielleicht, weil ich als Kind viele Stunden in der Uhrmacherwerkstatt meines (holländischen) Großvaters verbracht habe. Ich hatte dort eine Kiste mit etlichen, ausrangierten Uhren und dem entsprechenden Werkzeug und durfte sie „reparieren“. Auch die Arbeiten anderer Künstler können inspirieren, sei es aus den Bereichen Malerei, Fotografie oder Digi Art. Und manchmal träume ich Bilder, falls möglich, notiere ich mir dann Stichwörter.
Oft sieht man Tiere in Deinen Werken. Bist du ein naturverbundener Mensch/ein Tierfreund?
Auf jeden Fall! Wie schon geschrieben, gehörte zu meinem Elternhaus ein riesiger Garten, den meine Eltern mit viel Liebe und Hingabe gepflegt haben. Ich hatte als Jugendliche einen eigenen Gartenanteil, den ich nach eigenem Ermessen bepflanzen konnte. Einzige Verpflichtung war, alles zu pflegen… Wir hatten immer Haustiere – Hund, Katze, Meerschweinchen, Hühner…Und es gab in der Nachbarschaft einen Bauernhof, den ich als Kind jahrelang fast täglich besuchte und dort „helfen“ durfte.
Mit unserem Hund haben wir dann tägliche, lange Spaziergänge unternommen – zum Glück liegt Solingen in einer sehr schönen Umgebung! Meine Liebe zur Natur und zu Tieren ist definitiv geblieben, auch jetzt haben wir immer wieder Haustiere, aktuell eine Katze, die uns vor einigen Monaten zugelaufen ist. Dazu gibt es so viele, faszinierende Tierarten, die ich am liebsten in ihrem eigenen Lebensraum fotografieren würde. Leider blieb da nur der Zoobesuch…
Wie verbindest Du den Aspekt der Natur mit dem Surrealen? Oft sieht man Elemente der Natur kombiniert mit etwas Realitätsfernem. Das ist sehr interessant. Wieso macht es Dir Spaß diese Verbindung zwischen Natur und Surrealem herzustellen?
Eigentlich ergibt es sich in der Darstellung meistens automatisch, da ich als Hintergrund oft eine reale Landschaft nehme, oder zumindest Teile davon. Durch die Objekte, die ich dann einfüge, verändert es sich dann ins Surreale, in eine Fantasiewelt. Es macht mir großen Spaß, zu allen möglichen Themen eine Art Parallelwelt zu schaffen, mit denen ich Geschichten erzählen kann.
Was hat sich Deiner Meinung nach am meisten verändert, zwischen dem Moment, als Du zum ersten Mal fotografiert hast, und Deiner heutigen Arbeit?
Meinen ersten Fotoapparat habe ich mit 6 Jahren zur Einschulung bekommen… Später habe ich lange nur dokumentiert – das übliche: Familie, Feiern, Reisen usw.. Während des Studiums (Freie Malerei und Grafik) und danach habe ich fotografiert, um Szenen, Landschaften, Licht und Farben festzuhalten für spätere Zeichnungen und Bilder. Ich hatte mir in der Zeit ein kleines Fotolabor eingerichtet, natürlich nur für s/w Fotografie, Farbe war zu teuer. Entwickeln, Vergrößern und etwas experimentieren mit Doppelbelichtungen z.B. hat damals schon großen Spaß gemacht! Mit der digitalen Technik und der Entdeckung von Photoshop begann dann langsam die Zeit der Fotomontagen. Die Anfänge waren wirklich nicht optimal, aber die Software entwickelte sich weiter – und ich auch…
Wie bestimmst Du, wie viel Anteil die Fantasie und die Realität in deinen Fotos bekommen? Wie viel Fantasie, wie viel Realität soll ein Foto ausstrahlen? Und wie bestimmst Du dieses Verhältnis?
Das ist von Bild zu Bild unterschiedlich, wirklich bewusst bestimme ich nichts. Alle fotografierten Elemente sind ja real, mir ist nur wichtig, dass sie sich zu einem harmonischen Ganzen fügen. Das Verhältnis von Realität zu Fantasie hängt vom jeweiligen Thema ab.
Wie wählst Du die richtigen Farben für Deine Werke?
Das ist immer eine schwierige Wahl, da die Ausstrahlung und Stimmung eines Bildes ja stark von den Farben abhängig sind. Grundsätzlich sollten die Farben der jeweiligen Objekte aufeinander abgestimmt sein und angepasst werden. In Photoshop nutze ich die Möglichkeit, mehrere Farben durchzuspielen, bis ich die für mich optimale Lösung gefunden habe. Das schließt nicht aus, dass ich am nächsten Tag wieder unzufrieden bin und von Vorne anfange. Ich scheine wohl eine Tendenz zu bestimmten Farbtönen zu haben – ein User in der fotocommunity beschrieb es mal mit „typischem Ottilia grau-blau“…
Was beachtest Du, wenn Du Fotos für Deine bevorstehenden Projekte einfängst?
Grundsätzlich ist mir wichtig: Objekte möglichst ganz und scharf zu bekommen. Weichzeichnen kann ich später. Dann am besten kein direktes Sonnenlicht, um ausgefressene Stellen und Schatten zu vermeiden. Weiches, diffuses Licht ist optimal, dann kann man später alle denkbaren Lichtstimmungen erzeugen. Auch ist es sinnvoll, das Objekt in verschiedenen Perspektiven zu fotografieren, dann hat man bei der Montage mehr Freiraum.
Oft sind die optimalen Bedingungen leider nicht vorhanden, wenn man z.B. gerade bei strahlender Sonne und vielen Touristen vor einer fantastischen Hausfassade steht – dann versuche ich mit mehreren Bildern das Beste daraus zu machen und habe später viel Retusche in Photoshop.
Welchen Tipp würdest Du dem/der DigiArt-”Anfänger*in” geben, der/die sich gerade mit dem Thema vertraut macht?
Ausgehend von meinen Anfängen kann ich sagen: viel fotografieren! Ich bin kein Freund von Stock Fotos – bei vielen Wettbewerben und auch vielen Fotogruppen auf Facebook z.B. ist das auch gar nicht erlaubt. Dort sind zwar Montagen zugelassen, aber alle Teile müssen selbst fotografiert sein. Sich viele Bilder anderer Künstler anschauen, sich inspirieren lassen und dann eigene Vorstellungen und Ideen entwickeln. Natürlich sich mit der passenden Software vertraut machen, das muss nicht unbedingt Photoshop sein. Bei der Montage darauf achten, dass Perspektiven, Licht und Schatten passen.
Die Objekte sauber freistellen, das ist bei Fell und Haaren nicht immer einfach. Einfach viel üben… Mir selbst hat bei Anfängerfehlern oft die konstruktive Kritik in der fotoommunity geholfen – man ist ja manchmal „betriebsblind“ und übersieht einiges. Ganz fehlerfrei ist man allerdings nie…Ich entdecke auch heute bei meinen Arbeiten immer wieder welche.
SEHR SCHÖN.WİELEN DANK.
Ottilia folge ich schon seit Jahren. Für jeden, der sich mit digitaler Bildbearbeitung befasst ist Ottilia ein MUSS. Es erfreut mich immer wieder ihre Werke zu sehen.
Lieben Gruß
Bo
Ein wirklich großartiger Beweis, wie Kreativität und Phantasie kombiniert mit der Lust etwas Schönes zu schaffen so herrliche Fotokunst produziert. Ein Seherlebnis. Respekt!
Das sind alles großartige Werke mit künstlerischem Wert.
Meist sind es Kreationen um das Thema „Zeit“, überwiegend in dunkler und mystischer Präsentation.
Ganz großartige Werke. Eine Kunst! Bewundersnwert!
Ganz beachtlich finde ich, wie du die vielen fotografischen Elemente zu einem stimmigen Ganzen zusammensetzt und eine ganz eigene Atmosphäre erzeugst. Selten sehe ich in der fc solch feine Digi-Art.
Im Interview wird deutlich, dass diese Kunst, die für mich ein Buch mit sieben Siegeln ist, kein Hexenwerk ist, aber doch eben eine Kunst, die ein hohes Maß an Planung und Sachverstand erfordert.
Viele Grüße
Twin