Das ist ein Lensbaby und so kannst Du es verwenden

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In Zusammenarbeit mit SIGMA

Wie in dem Grundlagenartikel zu dieser kleinen Serie versprochen, werden wir Dir in der nächsten Zeit in loser Reihenfolge einige Objektive vorstellen und Dir zeigen, wie Du damit kreative Ergebnisse erzielen kannst. Wir werden dabei darauf achten, nicht nur die Arbeitsweise zu zeigen und zu erläutern, sondern auch die nötigen Grundlagen zu vermitteln, die Dein fotografisches Wissen erweitern.

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Woher die zunehmende Faszination kommt

Die zunehmende Faszination, die diese und vergleichbare Formen der Fotografie ausüben, liegt sicher in der zunehmenden Perfektion der digitalen Kameras und der Objektive. Früher musstest Du Dich für einen Film entscheiden, allein die Filmwahl hatte schon einen wesentlichen Einfluss auf den anschließenden „Look“ der Fotos, die Kontraste, Schärfe und die Farben. Die Objektive waren zum Teil deutlich weniger aufwendig gebaut, weniger vergütet und weniger korrigiert und haben den Fotos Charakter gegeben, der sie von anderen Fotos unterschied. Wir beobachten immer öfter, dass viele Fotografen ihre Fotos nachträglich massiv bearbeiten, da werden Farben verschoben, künstliche Unschärfen und Fehler eingebaut usw.

Wir werden Dir zeigen, wie Du viele dieser Dinge auch fotografisch erreichen kannst, ohne nachher viel Bildbearbeitung machen zu müssen. Die Ergebnisse entsprechen dann nicht mehr unseren Sehgewohnheiten, was dann einen großen Teil der Faszination ausmacht.

Was ist überhaupt ein Lensbaby?

Genau genommen gibt es nicht mehr DAS Lensbaby.

Lensbaby ist inzwischen eine erfolgreiche Firma, die einige sehr unterschiedliche Objektive herstellt und einiges an Zubehör, um die optischen Eigenschaften dieser Objektive zu erweitern. Diese Objektive sind hochwertig gefertigt, aus guten Materialien und arbeiten präzise. Kleine Einschränkung: Sie machen präzise das, was sie machen sollen. Sie haben also optische „Fehler“, aber diese Fehler sind gewollt und Teil der Eigenschaften des Lensbabys. Wenn Du Dich informieren möchtest, was Lensbaby alles so anbietet, dann kannst Du hier das komplette Programm und viele Beispielbilder finden.

Lensbabys gibt es für viele unterschiedliche Kameramarken, insofern wird sicher für jeden etwas dabei sein. Auch ein Blick in den Gebrauchtmarkt lohnt sich, da der eine oder andere nach einiger Zeit feststellt, dass ein Lensbaby dann doch nicht seine persönlichen Erwartungen erfüllt.

In diesem Beitrag verwenden wir das Lensbaby Composer. Warum ausgerechnet diese Version? Die Antwort ist simpel: Weil wir es privat schon einige Jahre haben und verwenden und weil diese Version geeignet ist, die Funktionsweise zu erklären, es bestand daher keine Notwendigkeit zu versuchen ein anderes Modell zu bekommen.

Der Aufbau eines Lensbabys

Dazu schauen wir uns das Lensbaby erst einmal von der Seite an. Zur Vereinfachung haben wir Zahlen eingefügt:

LB5

1 – Das Bajonett. Lensbabys gibt es für fast alle großen Kameramarken, insofern musst Du nur darauf achten, für welchen Anschluss Du ein Lensbaby kaufst

2 – Mit dem schwarzen Ring kannst Du das Kugelgelenk arretieren

3 – Das Kugelgelenk, damit kannst Du die Objektivachse in alle Richtungen neigen und eine Art „Tilt-Effekt“ produzieren“

4 – Der Fokusring. Dieser leichtgängige Ring dient zur manuellen Fokussierung.

Nun schauen wir das Lensbaby von vorn an:

LB6

1 –  Diese Markierungen zeigen Dir an, ob der Einsatz arretiert ist oder nicht.

2 – Dieser Einsatz lässt sich austauschen, so kannst Du zum Beispiel aus einem Normalobjektiv ein Weitwinkel machen.

3 – Die Blende. Es handelt sich um magnetische Scheiben, die von Hand ausgewechselt werden können, je nachdem, mit welcher Schärfentiefe Du arbeiten möchtest.

Mit dem Lensbaby fotografieren

Vorab: natürlich kannst Du mit einem Lensbaby ganz normal fotografieren. Aber das manuelle Fokussieren freihand ist insbesondere bei kleinen Suchern nicht ganz einfach und Bedarf einiger Erfahrung. Es macht daher Sinn für den Einstieg die Kamera mit dem Lensbaby auf ein Stativ zu stellen. Dort kannst Du dann auch das Livebild und die Lupe zu Hilfe nehmen, wenn Du exakt fokussieren möchtest.

Du kannst, wie bereits erwähnt, mit einem Lensbaby ganz „normal“ fotografieren, wie mit jeder anderen vergleichbaren Brennweite. Das zeigen wir Dir mit dem folgenden Beispielbild:

untiltet
Aufnahme mit dem Lensbaby bei Blende f/5,6 ohne Tilt

Wenn Du das Bild genau anschaust, wirst Du sehen, dass es in der Mitte schön scharf geworden ist. Passend zu der Brennweite ist auch die Schärfentiefe für eine Blende von f/5,6 im Rahmen dessen, was Du gewohnt bist und die Arbeitsblendenmessung hat offensichtlich auch funktioniert. Die Belichtung stimmt. Etwas ist dann aber doch anders.

Andere Farben und Unschärfe

Die Farben und Kontraste sind anders, als Du es gewohnt bist, sie entsprechen nicht ganz dem, was Du gesehen hast. Aber viel wichtiger sind die Randbereiche des Fotos. Sie sind unscharf, was an sich nichts außergewöhnliches ist. Sie sind aber eben auch in den Bereichen unscharf, wo Teile der Blüten eigentlich in derselben Schärfeebene liegen müssten, wie die Mitte.

Du siehst den Effekt des Lensbabys.

Die Linsenkonstruktion ist sehr einfach gehalten und die Ränder sind anders als bei „normalen“ Objektiven nicht korrigiert. Dieser Unschärfeeffekt ist gewollt.

Sweet spot

Man nennt den scharfen Bereich in der Mitte den „sweet spot“. Rundherum um diesen sweet spot wird alles unscharf, so dass sich der Blick unweigerlich auf den scharfen Bereich konzentriert. Du legst mit dem sweet spot also die Stelle im Bild fest, die Du betonen möchtest.

Tiltet
Aufnahme mit dem Lensbaby bei Blende f/5,6 mit Tilt nach links

Diesen sweet spot kannst Du im Bild verlagern. Der Effekt ist dann so ähnlich, wie bei einem Tilt-Objektiv, nur dass in diesem Fall es bei einem sweet spot bleibt und keine „Schärfedehnung“ in die Tiefe stattfindet. Durch den Sucher ist der Schärfepunkt aber schwer zu erkennen, wenn möglich solltest Du auf das Livebild ausweichen und die Kamera zumindest aufstützen.

Das Beispielbild zeigt Dir im Vergleich zu dem vorherigen Foto die Wirkung der Verlagerung. Jetzt ist nur noch die ganz linke Blüte scharf. Dafür verändert sich die Unschärfe auf der rechten Seite deutlich, die Verzerrungen sind größer, als bei einem mittigen sweet spot.

Da das Objektiv in alle Richtungen neigbar ist, kannst Du so den sweet spot an jede beliebige Stelle im Bild legen (also auch oben, unten und rechts). Du musst allerdings nach jeder Verlagerung des sweet spots neu fokussieren. Das Lensbaby ist nichts für Eilige.

Das Lensbaby und die Blende

Dieses Objektiv hat als Offenblende f/2. Bei f/2 und rund 50 mm ist die Schärfentiefe echt knapp. Wenn du den Spot zu den Seiten verlagerst, dann wird er noch knapper. Einen eingebauten Blendenring hat das Objektiv nicht, es macht aber für viele Aufgaben Sinn das Objektiv abzublenden, um den Spot zu vergrößern und die Rundunschärfe zu verringern.

Dafür hat man sich eine recht praktikable Lösung ausgedacht. Zu dem Objektiv gehören kleine magnetische Kunststoffscheiben mit unterschiedlich großen Öffnungen, die Du einfach in das Objektiv von vorn einsetzen kannst. Sie haften dort sicher und fallen nicht heraus.

Zum Wechseln kannst Du sie mit dem Magneten an dem mitgelieferten Aufbewahrungsbehälter wieder aus dem Objektiv entfernen. Es sind Blendenscheiben für die bekannten ganzen Blendenstufen vorhanden: 2,8 – 4 – 5,6 – 8 – 11 – 16 – 22. Nachfolgend haben wir mit einigen dieser Blenden eine kleine Vergleichsreihe fotografiert, um Dir die Wirkung zu zeigen:

Bei den großen Blendenzahlen verschwindet der Unschärfebereich fast völlig und der Sucher wird sehr dunkel. Auch hier ist das Livebild eine gute Abhilfe.

Im nächsten Artikel zum Lensbaby werden wir Dir einige Methoden zeigen, die kreativen Möglichkeiten des Lensbabys mit einfachen Mittel zu erweitern. Auch zeigen wir Dir eine Methode, mit der Du einen wirklich interessanten Effekt über das Bokeh erzielen kannst. Der zweite Teil erscheint am 30.08.2016.

Zum Abschluss nun noch einige Impressionen, die mit dem Lensbaby aufgenommen wurden:

19 Kommentare

  1. Guten Tag,
    Ich bin das erste Mal in diesem Forum. Ich bin, wie die Meisten hier, Hobbyfotograf und experimentiere gerne. Gestern habe ich mir das Lensbaby composer pro 2 für meine Fuji X-pro 2 gekauft. Leider löst meine Kamera mit dieser Linse nicht aus. Hat jemand dasselbe Problem oder kann mir einen Hinweis geben?

    Vielen Dank.
    Grüße, Helmut

    1. Ich kenne Deine Kamera nicht. Ich kann mit meienr Nikon manuell oder in Zeitautomatik arbeiten. Autofokus abschalten. Kanne s daran liegen?

      Uwe

  2. (Apologies in advance for writing in English; while I can read German well, my own performance is rather poor.)

    While the photos in your article demonstrates the principle of the lens, they are not close to showing the magic which can be produced – and which is not something you can easily create in Photoshop or similar software. I urge you to please visit Facebook groups like „Lensbaby Artistry“ or „Lensbaby Life“ to browse the many pieces of art posted there. At my blog, I have a list of the Lensbaby photographers which I feel have a special talent with these lenses: http://www.lensbirdie.com/other-lensbaby-photobloggers/

    Also, I would like to point out that the optic shown in this article is not the current line of Lensbaby. There are newer optics, Sweet35 and Sweet50, replacing the one you demonstrate („Double Glass“; 50 mm). There is even a brand new optic called Twist60, which produces a gorgeous swirly bokeh not very different from what you see with Petzval lenses. Lensbaby also has a different set of optics (Edge50 and Edge80) which provides a slice of focus from edge to edge, in stead of the „sweet spot“ of focus shown in the article. Especially for landscape photography – and also for beginners – the Edge optics are recommended.

    1. Da Du nach eigenen Aussagen Deutsch lesen kannst, werde ich Dir auf Deutsch antworten.

      Du unterliegst glaube ich einigen Irrtümern.

      1. Die Fotoschule hat es sich nicht zur Aufgabe gemacht, Lensbabys zu vermarkten.
      2. Wir hatten nie die Absicht die „Magie“ der Lensbabys zu zeigen, es reicht uns zu zeigen, wie sie funktionieren
      3. Uns ist bekannt, dass es sich bei dem dargestellten Lensbaby nicht um die aktuellste Version handelt. Die Kamera, an der wir das Lensbaby verwendet haben war auch nicht die neueste Canon, das Stativ, das wir nutzten, ist schon 5 Jahre alt und die Zwischenringe sind sogar noch älter. Man muss nicht immer das Neueste haben.
      4. Uns ist bekannt, dass Lensbaby neuere Optiken herstellt, ebenso, wie uns bekannt ist, dass Canon jedes Jahr neue Kameras auf den Markt bringt, es aktuellere Stative gibt und manches Objektiv, dass wir verwenden durch ein neues und besseres ersetzt worden ist. Wir betreiben hier aber keine Warenkunde, sondern wir lehren Fotografie.
      5. Das gezeigte Lensbaby ist mein eigenes. Das habe ich vor vielen Jahren mal bei amazon gekauft und ich mag es.

      1. I am sorry if I offended you, the writer – that was definitely not the purpose of my comment. (The „you“ in my comment is not pointing to the author, „du/Sie“, but the general „sie“.) I was reading through the comments, where there are complaints about dizziness from seeing the example photos, as well as suggestions that the effect from the lens would be better produced through post processing. It was my intention to emphasize that there is so much more to the lenses and optics system than what is shown – and yes, in that matter, the age of the equipment _does_ count. The article presents THE Lensbaby, indicating that this is it, what you see is what Lensbaby is all about. Thus my suggestions for other places to look at photos, to see what can be done. All of the mentioned facebook groups and websites are run on personal initiatives and not endorsed by LB, what’s being promoted are the lovely, creative opportunities the lenses provide. Thank you for letting me add to my comment. :)

        1. I was not „offended“. I just tried to explain the intention of the article. Thank you for posting additional information and links.

  3. Spielerei. Ähnliches habe ich mit Brillengläsern und schwarzem Lüftungsschlauch an einer Praktica schon vor 40 Jahren probiert. Leider finde ich die Negative nicht wieder.

  4. Danke für die gute Beschreibung. Dieses „Lensbaby“ ist ohnehin nur eine Alternative zur adäquaten Softwarebearbeitung gedacht.
    Wer auf effektivere Farbwirkung und außergewöhnliches Bokeh steht, arbeitet ohnehin mit hochwertigeren Lomographie Linsen wie z.B. das Petzval.

  5. Seid längerer Zeit bin ich stolzer Besitzer eines Lensbabies. Es fristet in meiner Fototasche ein Schattendasein. Dank dieser sehr verständlichen Beschreibung werde ich mit neuem Schwung einen Versuch starten.
    Die Arbeitsweise von Kurt mit 2 Ebenen in PS eine Hintergrundunschärfe zu erstellen finde ich ebenfalls eine gute Lösung.

  6. Seid längere Zeit bin ich stolzer Besitzer Lensbabies. Es fristet in meiner Fototasche ein Schattendasein. Dank dieser sehr verständlichen Beschreibung werde ich mit neuem Schwung einen Versuch starten.
    Die Arbeitsweise von Kurt mit 2 Ebenen in PS eine Hintergrundunschärfe zu erstellen finde ich ebenfalls eine gute Lösung.

  7. Ich sehe eh schon unscharf, wegen starker Seheinschränkung… Diese Bilder machen wirr im Kopf. Mein Ding ist das nicht und werde weiterhin „normal“ Fotografieren.

  8. Wie immer sind die Erklärungen verständlich und kompetent. Ich für meinen Teil bleibe doch lieber bei einer scharfen Aufnahme als Hintergrundebene mit einer zweiten Ebene darüber, welcher ich dann in PS eine beliebige Unschärfe gäbe und die gewünschten scharfen Stellen mit dem Radiergummi und sehr weichem Rand hervorhole

    1. Die beschriebene Methode von Kurt Schörg finde ich wesentlich smarter. Die Vorteile liegen auf der Hand. Hinzu kommt: Aus einem scharfen Bild (oder Bildteil) kann ich ein unscharfes machen. Im Gegensatz dazu läßt sich ein Bildteil der durch die Optik des Objektives unscharf ist nachträglich nicht mehr scharf stellen! Bei den Lensbabys handelt es sich offensichtlich um eine Geburt der Fotoindustrie, die wir nicht unbedingt brauchen um die beschriebenen Effekte zu erzielen. Aus meiner Sicht sind diese Produkte nur wirklich sinnvoll für Fotografen, die sich nicht mit digitaler Bildbearbeitung beschäftigen möchten.

      1. Hallo Stephan,

        es gibt nach unseren Erfahrungen tatsächlich eine ganze Menge Fotografen, die es bevorrzugen die Fotos schon in der Kamera fertig zu stellen und nicht nach der Aufnahme noch lange am PC zu sitzen.

      2. … das find eich ein wenig überheblich, Fotografie ist ja nicht nur die Abbildung der Realität (was ja schon wieder eine Diskussion wert wäre) sondern auch (für manche) die Wiedergabe oder der Ausdruck von Gefühlen …

    2. Hallo Kurt,

      dies ist eine Möglichkeit zum Ergebnis zu kommen, auch wenn es sicher nicht gelingen wird die Ergebnisse per EBV zu 100% nachzuahmen

    1. Danke für Deinen Kommentar. Wenn das Ergebnis dieses Artikels ist, dass Du weisst, was Du nicht haben möchtest, dann betrachten wird das auch als Kompliment.

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