Das Geheimnis guter Landschaftsfotos

Fototipp: Das Geheimnis guter Landschaftsfotos
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Heute begeben wir uns gemeinsam mit unserem Gastautoren Andreas Pacek hinaus in die Natur. Er verrät Dir, was gute Landschaftsbilder ausmachen und worauf Du achten solltest, wenn Du die Landschaft auf Deiner Kamera festhalten willst.

Das Geheimnis schöner Landschaftsbilder ist nicht pauschal zu beantworten. Es spielen viele Faktoren eine Rolle, damit aus einem Foto ein faszinierendes Bild wird.

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Themen, die hier immer zuerst beschrieben werden, sind die die Bildgestaltung und das Licht. Dazu kommt das Wetter, die Technik, wie beispielsweise der Einsatz von Filtern und die Bildbearbeitung. Es gibt aber auch einige triviale Tipps, die helfen können, die Faszination eines Bildes zu steigern.

Immer weiter, den besten Fotostandpunkt finden

Für mich gehört die Suche nach einem guten Fotostandpunkt zu den ersten und wichtigsten Tätigkeiten bei einer Fototour.

Ein Motiv, egal ob Baum, Berg, See oder ein beliebiger Landschaftsabschnitt sieht je nach Fotostandpunkt völlig unterschiedlich aus. Meine Devise ist: Immer weiter und immer wieder nach neuen Stellen und damit auch neuen Sichten suchen.

Es passiert mir häufig, dass ich mich an ein, zwei Stellen festfotografiere, aber nachher die besten Stellen verpasse. Daher nehme ich mir jedes Mal wieder vor, auch bekannte Fotospots erst einmal abzulaufen und nach neuen oder den schönsten Aussichtspunkten zu suchen. Vor allem wenn man vorhat, eine Position in der Nacht zu fotografieren, ist es sinnvoll, falls zeitlich möglich, den Ort vorher zu erkunden.

Ich war 2016 zum ersten Mal am Eibsee. Im Eibsee spiegelten sich Teile des Wettersteingebirges mit der Zugspitze. Der rund acht Kilometer lange Rundweg um den See gilt als einer der schönsten Wanderwege Deutschlands. Wir gingen den Weg los vom Parkplatz und stoppten nach knapp einem Drittel des Wegs an einer Stelle, von der aus es einen schönen Blick geben soll. Wir fotografierten hier verschiedene Motive mit verschiedenen Brennweiten.

So richtig spektakulär fanden wir die Stelle dann doch nicht.

Also machten wir uns weiter auf, bis wir trödelnd den Punkt direkt gegenüber von den Bergen erreichten. Dort waren die Symmetrie und der Blick viel schöner. Er zeigt die Zugspitze mit dem See fast ohne menschliche Relikte, wie ein wilder See in Kanada. Leider waren wir aber so spät, dass wir nur noch ein paar der letzten Sonnenstrahlen am Gipfel erwischten.

Eibsee
Foto: Andreas Pacek
Eibsee-2
Foto: Andreas Pacek

Dieses Jahr war ich am letzten April-Wochenende zum ersten Mal beim Westerhever Leuchtturm. Während bei mir im Rheinland schon alles am Grünen und Blühen war, sah es hier noch sehr trüb aus. Die ersten Bilder sahen dementsprechend mau aus.

Auf der Mitte des Weges konnte ich noch ein Geländer als Leitlinie ins Bild nehmen. Erst kurz vor dem Leuchtturm gab es Pflanzen und einen Tümpel, der sich gut als Vordergrund eignete. Und hier hatte ich die Sonne auch im Rücken, die Bilder waren damit viel klarer.

Leuchtturm
Foto: Andreas Pacek

Immer wieder

Der Blick auf eine Landschaftszene ist ständig im Wandel. Je nach Tageszeit ändert sich das Licht. Auch das Wetter und damit die Stimmung des Himmels ist einem unterbrochenen Wandel unterworfen. Ich fahre schöne Fotostellen daher gerne öfters an.

Wenn die Stimmung aktuell wenig hergibt, kann die Landschaft zu einem späteren Zeitpunkt, ob nur ein paar Stunden später oder zu einer anderen Jahreszeit, wesentlich schöner erscheinen. Ich habe einige Motive in der Nähe meines Heimatortes, die ich mehrmals anfahren musste, bis ich mit dem Bild zufrieden war.

Gegenüber der Stadt Neuwied, zwischen dem Engwetter bei Leutesdorf und dem Andernacher Krahnenberg, verengt sich das Rheintal. Vom Andernacher Krahnenberg aus gibt es den schönsten Blick auf den Sonnenaufgang über Neuwied und das Rheintal. Wenn im Frühherbst der erste Nebel auftritt, bleibt er manchmal über Stunden an dieser engen Stelle hängen. Einmal habe ich stundenlang gewartet und irgendwann das Warten abgebrochen. Insgesamt war ich fünfmal über einen längeren Zeitraum an dieser Stelle, bis das perfekte Licht da war:

Eine Mischung aus Schleier- und Schäfchenwolken ergab ein unglaublich schönes Muster am Himmel und eine starke Gesamtstimmung im Bild.

Andernach
Foto: Andreas Pacek

Jahreszeiten

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Jahreszeit und der Stand der Vegetation. Es macht einen gewaltigen Unterschied, ob eine Landschaft kahl oder am Blühen ist. Weinberge sehen im Winter bis Anfang Mai sehr blass aus, wie kahle Gerippe. Aber vor allem im Herbst explodiert ein Weinberg je nach Rebsorte in den unterschiedlichsten Farben.

Daher macht es bei der Planung einer Fototour immer Sinn zu überlegen, wann die beste Zeit zum Fotografieren für eine Landschaft ist.

Weinberge
Der Weinberg vom Drachenfels im Siebengebirge, einmal im Januar und dann Mitte Oktober fotografiert.
Foto: Andreas Pacek

Ein anderes Beispiel sind Moor- und Heide-Gebiete. Die schönste Zeit, um ein Moor zu Fotografieren, ist zur Wollgrasblüte im Mai. Viele weiße Büschel stehen als Farbtupfer und Kontrast in der Landschaft. Die Heide blüht zwischen August und Mitte September. Das Heidekraut leuchtet dann in satten Violett-Tönen. In der restlichen Zeit sieht die Landschaft teils grau und blass aus.

Wollgras-Moor
Foto: Andreas Pacek
Heide
Das Heidekraut leuchtet beim linken Bild im August im satten Violett, während die Lüneburger Heide im rechten Bild im Mai noch sehr grau war.
Foto: Andreas Pacek

Im Winter fotografiere ich eher wenige Landschaften daheim. An Rhein und Mosel ist die Gegend häufig grau in grau. Das Wetter ist von Dunst und Hochnebel geprägt. Manche Objekte wie Burgen oder Felsen sind aber im Winter besser zu fotografieren, wenn sie nicht komplett zugewachsen sind. Für Schneebilder sind die höheren Lagen der Mittelgebirge oder die Alpen angesagt oder natürlich Touren nach Nordeuropa. Polarlichter können in Nordeuropa nur im Herbst und Winter fotografiert werden, je nach Breitengrad ist es sonst zu hell.

Meine Lieblingsjahreszeiten sind in mittleren Breiten der späte Frühling und Herbst. Falls möglich, suche ich nach bunten Pflanzen, die ich gerne als unscharfe Fläche in den Vordergrund nehme. Ein Mischwald im späten Herbst ist viel spannender, als ein homogener grüner Wald.

Jahreszeiten
Frühling am Rhein, Spätsommer in der Toskana, goldener Herbst an der Marksburg, Winterbäume im Schwarzwald.
Foto: Andreas Pacek

Wasserstand

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Wasserstand an Flüssen oder am Meer. Je nach Höhe verändert der Wasserstand die Landschaft. In sehr trockenen Monaten kann beispielsweise der Rhein direkt im Flussbett fotografiert werden. An der Loreley sind dann die starken Riffe sichtbar, die schon einigen Schiffen zum Verhängnis wurden.

Bei höherem Wasserstand gelangt man an diversen Stellen nicht mehr ans Wasser, um Steine im Vordergrund mit aufzunehmen.

Niedrigwasser
Foto: Andreas Pacek

Ein wichtiges Thema am Meer sind Ebbe und Flut. Manche Landschaftsabschnitte sind bei Ebbe unattraktiver, der Boden ist matschig und wirkt unruhig. Ebenso können Stürme oder etwaige Arbeiten eine Landschaft verändern.

Ebbe
Holy Island Lindisfarne: ein mystischer Ort, hier fand der erste bekannte Wikingerüberfall statt. Die englische Insel kann nur über einen Damm überquert werden, wenn gerade Ebbe ist. Wir hatten daher nur ein kurzes Zeitfenster auf der Insel. Mit etwas Wasser im Vordergrund sähe dieses Foto aber interessanter aus.
Foto: Andreas Pacek

Feinjustage

Hat man seinen perfekten Fotopunkt gefunden, ist es Zeit für die Feinjustage.

Ich probiere beim Motiv verschiedene Ausrichtungen der Kamera aus, mal aus tiefer oder hoher Perspektive, im Quer- oder auch mal im Hochformat.

Schon wenige Meter können die Bildwirkung gravierend verändern. Fotografiere von oben, gehe in die Hocke, verschiebe die Kamera um geringe Ausschnitte. Ich liebe den Einsatz von Schwenkdisplays bzw. Live-View. Arbeite mit Objekten im Vordergrund, spiele mit Unschärfen oder Mustern, Steinen und Linien, die ins Bild führen. Erarbeite das finale Foto.

Bei einem blauen Boot in Schottland testete ich verschiedene Standpunkte aus:

  • direkt neben dem Boot
  • auf halber Höhe
  • über dem Boot

Die Änderung auf das Bild ist immens. Mir gefällt das rechte Bild am besten, unruhige Bestandteile wurden falls möglich ausgeblendet.

Feinjustage
Foto: Andreas Pacek

Ich liebe Motive auf Augenhöhe, wie diese Seerosen am Laacher See. Unterschiedliche Bildhöhen ergeben eine unterschiedliche Wirkung. Vor allem bei Wegen und Stegen ist der Unterschied je nach Kamerahöhe sehr gut zu sehen. Ein tiefer Kamerastandpunkt knapp über dem Boden ist häufig spannender.

Bodenperspektive
Foto: Andreas Pacek

Landschaftsfotografie ist viel Arbeit und Leidenschaft. In einem faszinierenden Landschaftsfoto steckt unglaublich viel Aufwand. Einige Punkte, wie das Wetter, können trotz Planung auch Glück oder Zufall sein. Vieles liegt aber in der Hand des Fotografen.

Plane den besten Termin zum Fotografieren und warte das beste Licht und Wetter ab. Umrunde Dein Motiv, suche den besten Fotopunkt und teste die verschiedene Perspektiven.

Fazit

In diesem Beitrag hast Du erfahren, wie wichtig der Standpunkt, die Jahreszeit und der Blick auf das Motiv für Dein perfektes Landschaftsfotos sind. Zusätzlich hast Du viele nützliche Tipps erhalten, die Du bei deinem nächsten Streifzug durch die Landschaften umsetzen kannst.

Du möchtest mehr darüber erfahren, wie Du als Fotograf Einfluss auf Deine Landschaftsfotos nehmen kannst? Andreas fasst all seine Tipps in seinem lesenswerten Buch „Landschaft & Licht“ zusammen.

Landschaft&LichtMit diesem Buch lernst Du die Zutaten für fesselnde Landschaftsfotos kennen und, was noch wichtiger ist, sie gekonnt zu kombinieren und zu inszenieren: Das perfekte Licht für Hauptmotiv und Nebenmotiv, der richtige Standort, Wind und Wetter, Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund, Langzeitbelichtung und vieles mehr. Mehr Informationen zum Buch findest Du hier. Das Buch ist zum Preis von 39,95 € als Hardcover und für 29,99 € als E-Book  bei FRANZIS erhältlich. Um einen Blick in das Buch zu werfen, kannst Du Dir eine kostenlose Leseprobe herunterladen.

 


Wenn Du Dich näher mit den Grundlagen der Landschaftsfotografie auseinandersetzen möchtest, empfehlen wir Dir im Folgenden einen Online-Fotokurs zu diesem Themengebiet.

Online Fotokurs: Einstieg Landschaftsfotografie
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In diesem Online-Fotokurs zeigen wir Dir, welche Vorbereitungen Du treffen solltest, bevor Du Dich auf in die Natur machst und wir erklären Dir, welche Technik Dir dabei hilft, die einzigartige Landschaft zu fotografieren.

 

 

10 Kommentare

  1. Nur mal am Beispiel der 3Bilder, wo das Boot in verschiedenen Positionen dargestellt wir.Da ist die doch unterschiedliche Sichtweise wenigsten bei mir zu erkennen. Diese Bilder hätte ich in allen 3 Varianten verworfen. Was dominiert, egal wo man sich auch befindet, sind sie senkrechten Stangen, die im wesentlichen das Bild ausmachen und für mich störend wirken. Der Beifang ist hier größer als das was man gerne zeigen möchte. So sehe ich es wenigstens.
    Wenn sich nun jemand beleidigt fühlt, bitte ich schon mal um Entschuldigung!
    (lächel ,Mundwinkel nach oben)

  2. Das sind keine Geheimnisse, das meiste davon muss man bei jedem Motiv beachten. Ich finde es eher wichtig einen Blick für besondere Situationen und Lichtstimmungen zu entwickeln und Kamera und ein gutes Stativ dabei zu haben.
    Und was die Einstellungen betrifft, das sieht man doch eigentlich an den Fotos hier.
    Wenn man sich nicht sicher ist, macht man einfach mal eine Fototour – Serien mit verschiedenen Brennweiten und Zeiten – daraus kann man schon viel lernen. Es hängt ja auch immer von der eigenen Kamera (Chipgröße) ab, bis wieviel ISO man sie rauschfrei einsetzen kann und danach richtet sich dann eben auch die Verschlußzeit.
    Raw + gutes Entwicklungsproggy bringen dann noch mal das i-Tüpfelchen.

  3. Hallo, danke für den lehrreichen Artikel. Zum Thema Brennweiten und Einstellungen möchte ich noch anmerken, dass ich es gerade gut finde dass da drauf nicht eingegangen wurde. Ich denke es macht viel mehr Sinn sich sowas zu erarbeiten. Ich war gerade eben mit meinem Hund unterwegs und hatte zufällig meine Kamera im Auto. Da die Morgenstimmung recht schön war habe ich Kurzerhand draufgehalten. „Leider“ hatte ich nur die Festbrennweite 50mm dabei. Doch ganz entgegen meiner Erwartungen sind tolle emotionale Aufnahmen dabei herausgekommen und sogar ein tolles Panorama aus 6 Einzelaufnahmen ist dabei entstanden. Auf den Punkt gebracht: Egal ob man das Superweitwinkel, ein Fisheye oder die Festbrennweite verwendet – egal ob man mit Offenblende oder kleiner Blende, mit Filtern oder sonstwas arbeitet, alles hat seine Vor-und Nachteile und alles ergibt einen anderen Effekt. Ausprobieren ist angesagt und man entdeckt die für sich besten Einstellungen ganz automatisch…

    Trotzdem hier die Basiseinstellungen: Niedrige ISO (100)
    Durchgehend scharfes Bild: geschlossenere Blede (7,1-11)
    Vordergrund unscharf, Hintergrund scharf: offenen Blende (1,8-3,5)
    Belichtungszeit ca 1/200. (Mit Stativ auch weniger)
    Bei Wasser oder im Gebirge gerne mal Pol-Filter ausprobieren: Macht die Farben intensiver oder entspiegelt wasseroberflächen.
    Brennweite klein wählen: 16mm/18mm – Bei Scharaub-Filtern mal schauen ob eine Vignetierung bei kleinster Brennweite auftritt, dann ein bisschen zoomen um die Vignetierung aufzuheben.
    TIP: Wenn die Belichtungszeit nicht ausreicht im RAW-Modus fotografieren und unterbelichten – das kann man alles bei der Bildbearbeitung korrigieren!
    Und sonst: Ausprobieren, ausprobieren, ausprobieren….

  4. Ich habe dieses Buch hier in der FC gewonnen und bin begeistert. Dort kann ich natürlich die Einstellungen lesen, die anderen FCler hier ja leider nicht.

    1. Was nützt Brennweiten-Wissen wenn das Wesentliche, nämlich das Sehende Auge nicht sieht und erkennt.

      Ich bin sehr dankbar um die Hinweise der Jahreszeiten…all‘ die Tipps zur Farbe in der Landschaft. Man kennt es, sicher, aber vergisst oft. /// Brennweiten? Zum grössten Teil sieht man es . Blende , Iso…? Nützt nichts wenn du nicht dieselbe Kamera hast und zum gleichen Zeitpunkt ( Tag u Std.) an Ort bist. Denn das Licht, der Dunst ist immer wieder anders…ergo: selbst ausprobieren.

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