Verwischte Bilder. Manchen Bildern fehlt einfach das gewisse Etwas.
Komponiere Fotos spannender, indem Du Dynamik ins Spiel bringst. Es geht um die Bewegungsunschärfe. Das ist bei einem statischen Medium wie dem Foto eine echte Herausforderung; absichtliche Unschärfe im Bild kann dabei Bewegung symbolisieren.
Bewegung darzustellen, ist das ureigene Metier des Mediums Film beziehungsweise Video. Das statische Foto dagegen friert eine Bewegung mit ultra kurzen Belichtungszeiten ein; es kann darum lediglich einen Ausschnitt, einen Bruchteil aus dem Bewegungsvorgang zeigen.
Mit einer Langzeitbelichtung können in einer Aufnahme allenfalls die Spuren einer Bewegung nachverfolgt werden. Diese Wischer im Bild lassen dann beim Betrachter die Interpretation zu, dass es sich bei dem Gezeigten um einen Bewegungsvorgang handelt. Ein fotografischer Kunstgriff, der Dynamik ins Bild bringt.
Kamera-Mitzieher
Die Dynamik in diesem Bild entsteht durch das Mitziehen der Kamera (aus der Hand) in Laufrichtung des Tieres.
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Foto: Maximilian Weinzierl
Trotz der Unschärfe aufgrund der angepassten längeren Belichtungszeit ist das Tier anhand von typischen Merkmalen gerade noch als Gnu zu identifizieren. Solche Aufnahmen gelingen nicht auf Anhieb, meist sind mehrere Versuche mit unterschiedlichen Kombinationen aus Belichtungs- und Schwenkzeit notwendig.
Fliegende Pasta

Foto: Maximilian Weinzierl
Dass die Farfalle Colori gerade im Herabfallen sind, wird durch die zusätzliche Wischspur neben der scharfen Abbildung verdeutlicht. Die Bewegungssimulation ist hier keine digitale Manipulation, sie wurde mit einer Kombination aus vorhandenem LED-Licht (Wischspur) und Blitzlicht (scharfe Abbildung) erzeugt.
Fata Morgana in der Gluthitze
Ein eigenartig verwackeltes Bild, obwohl die Kamera auf ein Stativ montiert war. Flirrende Luft durch starke Sonneneinstrahlung über einem ausgetrockneten Salzsee in Kenia löst die Bilddetails malerisch in Farbflächen auf.

Foto: Maximilian Weinzierl
Obwohl kein einziges Detail scharf ist, wird der Inhalt des Bilds, die ziehende Gnuherde in der afrikanischen Landschaft, schnell erfasst. Das Wasser ist nur eine Illusion, die Spiegelung des Himmels an der Grenze zweier unterschiedlich heißer Luftschichten.
Wellenbewegung

Foto: Maximilian Weinzierl
Für die Wirkung des Bildes ist es entscheidend, durch Ausprobieren die passende Belichtungszeit zu finden. Sie muss lang genug sein, um die Wellen unscharf in der Bewegung weichzuzeichnen, aber wiederum nicht so lange, um das bewegte Meer zu einer einheitlichen Fläche zu egalisieren.
Herbstliche Impressionen
Während einer Langzeitbelichtung dreht sich hier die Kamera auf einem motorbetriebenen Stativkopf kontinuierlich in horizontaler Richtung. Himmel, Baumstamm und farbiges Herbstlaub werden dadurch als gleichmäßige waagerechte Farbwischer abgebildet.

Foto: Maximilian Weinzierl
Fazit
Bei der Darstellung von Bewegung im Bild ist die richtige Belichtungszeit entscheidend. Nach diesem Artikel weißt Du, wie Du Dynamik in Deine Bilder einbringen kannst: Setze Deine Kamera selbst in Bewegung oder kreiere ein Wechselspiel zwischen scharfen Bildelementen und verwischter Bewegung.
Welche Rolle Schärfe und Unschärfe in Deinem Bildaufbau außerdem spielt, kannst Du in unserem Artikel über Gestaltungsprinzipien und den formalen Bildaufbau nachlesen. Erzähle uns von Deinen Erfahrungen mit dem Wisch-Effekt.
Autor: Maximilian Weinzierl
Unser Lesetipp: Online-Fotokurs Schärfe in der Fotografie

Wie Du verschiedene Parameter der Schärfe für Deine Bildgestaltung einsetzt, erfährst Du in diesem Online-Fotokurs Schärfe in der Fotografie. Dabei erklären wir Dir, was Schärfe überhaupt ist und Du wirst feststellen, wie wichtig sie für Deine Fotos ist.
Eine wunderbare Möglichkeit der fotografischen Bildgestaltung, welche man noch durch den Einsatz eines Zoom Objektivs und Zoomen bei längerer Belichtungszeit erweitern kann
Gute Anregungen, oft wirft man durch Bewegung „mißlungene“ Bilder weg, obwohl sie einen doch irgendwie berühren.
Eine Ergänzung dieses Themas in Verbindung mit den unterschiedlichen (einstellbaren) Bildstabilisatoren wäre wünschenswert.
Es gibt Objektive, bei denen man den Bildstabilisator für horizotale Bewegungen umschalten kann, dann gibt es beim Schwenken kein Ruckeln.
Lieber Ingo,
ich schalte den Stabi bei kurzen Verschlusszeiten überhaupt ab. Bei einer ruhigen Kameraführung produziert man beim Schwenken auch keine „Ruckelbilder“.
LG Helmut
Lieber Dieter,
meiner Meinung zum Bildstabi ist folgende:
Es kommt dabei immer auf das zu fotografierende Objekt und die Einstellungsmöglichkeiten bei den verschiedensten Kameratypen an. Nicht zu Vergessen sind dann noch die verschiedensten Baujahre der Objektive bzw. der Kameras.
Das würde bei diesen Beitrag sicher ein zu Umfangreiches Thema werden!
Einen kleinen Überblick über dieses unerschöpfliche Thema gibt es hier:
https://fotoschule.fotocommunity.de/?s=Bildstabilisator
lg Helmut