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Seit Jahrzehnten habe ich mit Fotos beruflich zu tun – sowohl analog, als auch digital.
Daher verwende ich täglich auch die neueste Technik (Software und Hardware) und bin natürlich auch weitestgehend über Trends, Entwicklungen und Neuerungen gut informiert.
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Mehr Infos zu den FotokursenEs ergibt sich daraus für mich immer wieder die ein oder andere Verbesserung oder Annehmlichkeit in meinem beruflichen Alltag. Aber was bringt die aktuellste Technik, im speziellen neue Software, in Bezug auf älteres Fotomaterial?
Sind vielleicht alte und schlechte Scans von analogen Farbabzügen mit den neuen Techniken wieder zu beleben oder gar zu retten? Oder ist dies alles nur übliches Marketing und ein Foto bleibt weitestgehend so, wie es zur Zeit der ersten Erstellung und Bearbeitung war?
In diesem Artikel habe ich aus eigenem Interesse ein paar ältere Fotos aus meinen großen Bildarchiv unter dem Gesichtspunkt der vermeintlichen „Verbesserung“ mit der aktuellsten Software frei bearbeitet. Es geht ausschließlich um die globalen Funktionen von neuer und aktueller Software und Anwendungen.
Ich hab keine Retuschewerkzeuge oder ähnliche Features getestet.
Mir stellte sich einfach die Frage: Was kann aktuelle Software aus älterem Bildmaterial herausholen, was ich zur Zeit der Aufnahme des Fotos und dessen Bearbeitung nicht oder nur sehr umständlich umsetzen konnte?
Auch hier wieder zur Ergänzung erklärt: Obwohl ich als Autor, Fotograf und Bildbearbeiter Adobe Produkte nutze, ist der Artikel so gehalten, dass andere Softwarelösungen gleich oder ähnlich einzuschätzen sind. Ob nun die Produktreihe von Corel, die frei verfügbare Software GIMP (eine kostenlose Opensource-Lösung zur Bildbearbeitung) oder jedes andere Bearbeitungsprogramm. Alle haben sich in den letzten Jahren enorm weiter entwickelt.
Es geht in diesem Artikel daher nicht um die Möglichkeiten von Photoshop im Speziellen, sondern um das, was aktuelle Technik zu leisten vermag.
Diese Fälle werden getestet
Im Teil 1 betrachten wir drei Fälle, die mit analoger Technik aufgenommen und verarbeitet wurden (Vielen Dank an Tim von Holst für das analoge Ausgangsmaterial):
- Fall 1: Analog Film farbig – aktueller Scanner
- Fall 2: Analog Film S/W – aktueller Scanner
- Fall 3: Analoger Papierabzug farbig – alter Scan
Im zweiten Teil betrachten wir dann gemeinsam digitale Fotos, die mit älterer Technik aufgenommen (und bearbeitet) wurden:
- Fall 4: Handyfoto – Sony K610
- Fall 5: Handyfoto – Sony K750
- Fall 6: Smartphonefoto – iPhone 1
- Fall 7: Digitale Kompaktkamera – Sony Cybershot (Modell von 2001)
- Fall 8: Digitale Kompaktkamera – Nikon E990
- Fall 9: Spiegelreflexkamera – Nikon D100
Dabei geht es in diesem Artikel nicht um das „Wie?“, sondern nur um das „Wird es besser?“.
Ich gehe natürlich auf die Methodik ein, aber in diesem Artikel beschreibe ich nicht die jeweiligen Schritte. Bei Interesse kann ich gern kleine Tutorials zu den bestimmten Fällen schreiben, doch der Kern dieses Artikels besteht wirklich nur darin eine Frage zu klären:
Kannst Du mit aktueller Software mehr aus betagtem Bildmaterial herausholen oder reicht es, die Fotos mit Deiner „alten“ Software zu bearbeiten?
Fall 1: Analog Film farbig – aktueller Scanner
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Das Bildmaterial stammt von Tim von Holst. Tim ist ein enthusiastischer Analogfotograf. Ich hab mir dieses Foto zur Fallerläuterung herausgesucht, nicht weil ich den Geschmack des Fotografen ändern möchte, sondern mir einfach auffiel, dass sich dieser flaue Eindruck und die leichte Falschfarbigkeit (Gras, Hose) recht schnell per Farbkorrektur ändern ließ. Auch die Schärfe konnte ich ein wenig pushen und natürlich das Bild ausrichten.
Der Gewinn meiner Bearbeitung mit aktueller Software ist nicht sonderlich außergewöhnlich. Einzig die neue Möglichkeit Lichter zu reparieren (ACR – Lichter) und im RAW komfortabel ein wenig Müll auf der Wiese zu entfernen, würde ich auf der Positivseite verbuchen. An dem Scan war vorher nichts falsch. Durch meine schnelle Bearbeitung ist es nachher vielleicht etwas natürlicher und die Farben lebendiger geworden. Dies ist aber nichts, was Du mit älterer Software nicht auch hinbekommen würdest.
Das Motiv hat eher verloren. Aber darum geht es hier zum Glück nicht.
Fall 2: Analog Film S/W – aktueller Scanner
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Hier siehst Du sicher sofort: Aus dem Standardscan dieses S/W-Fotos konnte ich dank der Funktion „Tiefen retten“ noch einiges mehr herausholen.
Auch die im Hintergrund störende Stromleitung war mit wenigen Klicks verschwunden. Der Himmel wirkt durch lokalen Kontrast und der Funktion „Klarheit“ in Adobe ACR einfach dramatischer. Der dunkle Boden wird zu einer Wiese, Bäume sind einzeln zu erkennen und das Pferd steht viel besser im Foto.
Die Bearbeitungsalgorithmen, die ich hier genutzt habe, sind neueren Datums. Besonders die Bearbeitung der Lichter (Himmel) und der Tiefen (Wald) sind einfach zu nutzen und bedürfen keinerlei Erklärung. Du musst einfach nur die Schieberegler hin und her bewegen, bis es passt. Hier macht aktuelle Software Sinn – auch wenn es mit etwas Geschick auch mit einer zehn Jahre älterer Software ginge, würde ich in dem Fall mit dem Daumen nach oben zeigen, bezüglich des Vorteils von moderner und aktueller Software.
Auch der Fotograf (Tim von Holst) hat bei diesem Motiv eine Verbesserung eingeräumt.
Fall 3: Analog Papierabzug farbig – alter Scanner
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Dieser Fall ist sicher der, der bei den meisten alten Fotos zum Tragen kommt: Ein Papierabzug bei dem der Negativfilm fehlt.
Sicher hat jeder von uns viele dieser Fotos in dem berühmten Schuhkarton. Bei Familien- und Urlaubsfotos aus alten Zeiten sind häufig die Negative nicht mehr vorhanden. Auch hier geht es nicht um Retuschearbeiten im klassischen Sinn, sondern um die Fähigkeit der Software.
Ich konnte die sehr dicht wirkenden Grasbüschel sehr einfach auflockern und dem leicht blaustichigen Abzug schnell zu Leibe rücken. Über den nachträglichen Weißabgleich ist das schlichte Motiv realer geworden. Vorher wirkte das Foto nicht künstlerisch, sondern falsch.
In diesem Beispiel könnte auch eine der ersten Versionen von Photoshop die notwendigen Korrekturen durchführen. Es ist keinerlei Zauberei nötig oder mächtige neue Bearbeitungswerkzeuge. Gradationskurven bearbeiten und einstellen beherrscht nahezu jede Fotosoftware seit den ersten Tagen.
Die Scanner
An dieser Stelle möchten wir Dir noch ein kleiner Hinweis zu den (Film-)Scannern geben. Auch bei diesen Geräten hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan. Insbesondere Dia- und Negativscanner sind schneller, besser und günstiger geworden. Du bekommst heute für rund 200 – 300 € Filmscanner (für Diapositive und Negativfilme im Kleinbildformat – 24 x 36mm), die für den Privatgebrauch absolut ausreichen und eine Leistung bringen, für die Du vor einigen Jahren mehr als tausend Euro bezahlt hättest. Natürlich haben wir dazu auch ein Beispiel:
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Vorab einige kurze Anmerkungen zu dem Bildausschnitt, den wir hier zeigen: Es handelt sich um einen 100% Crop, das bedeutet, dass eigentliche Foto ist viel größer. Du kannst schon fast das einzelne Korn des Films erkennen.
Die Fehler sind weiß, weil es sich um eine umgewandeltes Farbnegativ handelte. Bei einem Diapositiv werden die Fehler in schwarz angezeigt.
Die Flusen und Staubkörner sind randscharf abgebildet. Daran kannst Du erkennen, dass der Scan hochauflösund das Maximum aus dem Negativ heraus geholt hat. Die Unschärfe im Foto ist dem Medium geschuldet. Mehr schaffte damals ein Negativbild nicht. In einem normalen Abzug 20 x 30 sind die verbleibenden Fehler nach der automatischen Korrektur nicht mehr zu sehen.
Worauf solltest Du beim Kauf von Filmscannern achten?
Auf die Fähigkeit zur automatischen Erkennung von Staub und Kratzern. Diese sollte nicht per Software erfolgen, sondern über einen zweiten Scanvorgang mit Infrarotlicht. Die Software speichert die erkannten Fehlstellen und korrigiert diese dann weitestgehend automatisch. Du kannst an dem Bildausschnitt den Unterschied eines Scans mit und ohne Stauberkennung erkennen. Sie arbeitet nicht perfekt, aber es werden doch so viele Fehler beseitigt, dass Du Dir am Ende sehr viel Zeit in der Bearbeitung sparst.
Alte Negative und Dias sind echte Staubmagneten und haben auf Dauer auch Kratzer. Moderne Scannertechnologie beseitigt diese komfortabel (weitestgehend).
Damit beenden wir den ersten Teil und werden im zweiten Teil betrachten, was uns neue Software bei alten digitalen Aufnahmen bringt.
Deine Beiträge finde ich immer sehr gut.
Nur hätte ich nun eine Frage, was ist Deiner Meinung nach die beste Art Dias u digitalisieren.
Danke im Voraus
Franz
Hier kann ich nicht genau drauf antworten weil mir da das Wissen fehlt. Ich habe einen mir befreundeten Fotografen der durch abfotografieren eines Projektionsbildes für sich gute Ergebnisse erzielt. Ich wiederum habe bisher alles per speziellen Dia-Scanner abgescannt. Die Lösungen einen Diaaufsatz vor die Kamera zu nehmen hab ich bisher nicht ausprobieren können. Vorteil vom Diascanner ist natürlich die Staub- und Kratzerentfernung.
Ici wollte die alten Dias von meine
Vater digitalisieren 400 Stück ! Habe einen Epson scan gekauft Format,stimmt nicht und braucht.viel Zeit. inzwischen fand ich auf interner ein Angebot 40 € die 400 Dias. Gut gemacht und viel Zeit gesparrt !
Ich bin z.Zt. auch immer wieder dabei alte Papierausdrucke einzuscannen und über PS Elements zu verbessern. Mein Problem ist allerdings daß die Aufnahmen mit Billigkameras gemacht wurden und selten richtig scharf sind. Da stößt selbst „unscharf maskieren“ an seine Grenzen.
Neue Bearbeitung bringt auf alle Fälle positive Resultate. Ich habe eine Menge alter Fotos aus dem Album, die total vergilbt waren eingescannt und ganz einfach mit der Tonwertkorrektur von Photoshop bearbeitet. Sie sehen wieder aus wie neu mit frischen Farben. Hat fast an ein Wunder gegrenzt!