Mein Name ist Harald Heinrich, ich bin 50 Jahre alt und wohne in Bayern, genauer gesagt zwischen Ulm und Augsburg. In meinem Privatleben suche ich den Ausgleich zu meiner doch sehr trockenen und nüchternen Arbeit. Ich bin gerne mit meinen Hunden unterwegs, liebe meinen Garten und die Natur. Als sehr künstlerischer und kreativer Mensch ist die Fotografie zu einem Kanal geworden, meine Gedanken- und Fantasiewelten in Bilder zu fassen. Ich würde mich als einen vertrauensvollen, zuverlässigen und vielleicht manchmal etwas träumerischen Gesellen bezeichnen, der privat den Kontakt zu gleichgesinnten Menschen sehr mag, aber auch seinen Freiraum für seine eigene Welt braucht.
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Mehr Infos zu den FotokursenWie und wann hast Du mit der Fotografie angefangen? Was hat die Leidenschaft für die Fotografie ausgelöst?
Angefangen habe ich, wie wahrscheinlich jeder in meinem Alter, analog. Es hat mir schon immer gefallen, Bilder zu machen; zunächst mit Bildern aus der Natur, die typischen Blumen und Bienchen.
Dann kam der Umstieg auf die Digitalfotografie mit mehr Spielraum für Experimente. Später dann, vor etwa 5 Jahren, gezielt der Einstieg in die People Fotografie. Dort einmal „Blut geleckt“ kam ich dann nicht mehr weg und erkannte, wie spannend die Arbeit mit Menschen ist und wie erfüllend die Umsetzung der Phantasie zu einem Bild sein kann.
Gibt es eine Person, ein Vorbild oder ein Ereignis, welches Dich während Deiner fotografischen Karriere besonders geprägt hat?
Es gibt eigentlich drei Personen/Ereignisse. Zum einen mein Freund Klaus, der selber seit vielen Jahren auf unglaublich hohem Niveau fotografiert und mir bei einem gemeinsamen Ausflug gezeigt hat, was mit einer guten Kamera alles möglich ist, wenn das Auge für das Bild auch richtig steuert.
Das zweite ist ein Model namens Margo, die ich zu Beginn meiner „Karriere“, das sage ich mit einem leichten Schmunzeln, als Peoplefotograf einmal hoch schüchtern und unsicher angeschrieben hatte, ob sie mit mir arbeiten würde. Nach einem einstündigen Gespräch mit ihr reichte sie mir meine Projektliste mit nahezu allen Kreuzen an meinen Projekten. Sie hat in mir etwas gesehen hat, was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht durch Referenzen und Bilder belegen konnte: meine Begeisterung für die Kunst und mein Gefühl hinter meinen Projekten und Bildern. Da brachen die Dämme und mit jedem Shooting bekam ich mehr und mehr Sicherheit. Vor allem bekam ich auch Bestätigung, dass ich irgendetwas richtig mache. Sonst würden die Ergebnisse bei den Betrachtern nicht solche Emotionen hervorrufen. Ihr habe ich viel zu verdanken.
Das dritte ist eine Frau mit Namen Roswitha, ein sehr erfahrenes Model. Mit ihr habe ich viele Shootings gemacht und gelernt, dass das Zusammenspiel zwischen Model und Fotograf mit das Wichtigste ist, um gute Bilder zu machen. Wir haben von Kostüm- über Aktshootings, bis hin zu total verrücktem Zeug ganz viele Projekte umgesetzt. Ich erkannte: Es gibt keine Grenzen, außer man setzt sie sich selber.
Wie würdest Du Deinen Stil beschreiben? Was steht hinter Deiner Art und Weise zu fotografieren?
Ich bin Autodidakt und bezeichne mich selber als „Impulsfotograf“. Die Regeln der Fotografie mit 2/3, goldener Schnitt und den vielen, vielen anderen Vorgaben, mit denen man teilweise bei Workshops konfrontiert und oft heute noch belehrt wird, spielen für mich bei meiner Fotografie keine Rolle. Wenn ich den Auslöser drücke, dann, weil es sich für mich richtig anfühlt, genau zu dem Zeitpunkt. Einmal eingetaucht in ein Shooting ist es nach einiger Zeit wie ein Erwachen. Es fühlt sich befriedigend und erfüllend an. Ich mag Mystik, Fantasie, Farben und Licht. Schon als Kind las ich Tolkien und ich denke, diese Traumwelten spiegeln sich heute noch häufig in meinen Bildern wieder.
Deine Fotos haben in der Regel einen einheitlichen Look. Gibt es dafür einen besonderen Grund? Würdest Du diesen Look als Dein Markenzeichen bezeichnen?
Ja, das würde ich schon sagen. Es war immer ein Ziel von mir, einen eigenen Look zu entwickeln, denn der Wiedererkennungswert ist beim Posten von Bildern schon wichtig. Es bedeutet nicht, dass man mit Gewalt die Einheitlichkeit überstülpen muss. Deswegen bin ich dort sehr flexibel aufgestellt und experimentiere auch gerne an anderen Looks herum. Von der Grundausrichtung jedoch sind die Bilder klar zuzuordnen. Das liegt auch primär an meiner Arbeitsweise und meinem Fable für das Spiel mit Licht und Unschärfe, aber auch an dem Equipment mit dem ich arbeite. Viele sehen heute meine Bilder und sagen mir, dass sie mein Logo gar nicht erst sehen müssen, um zu wissen, dass es von mir ist. Man kann das schon als Markenzeichen sehen; ich bezeichne es gerne als meine Handschrift.
Worauf achtest Du besonders – sowohl technisch, als auch im Umgang mit den Modellen – bei Deinen Fotos?
Ich interagiere mit dem Model, bewege mich auf der Suche nach dem Licht und der Perspektive viel um mein Model und steuere es eher seltener in diesem Bereich durch klare Anweisungen. Ich erzähle Geschichten, gehe auf Emotionen ein und lasse diesen Funken dann auf mein Model überspringen. Das funktioniert sehr gut. Natürlich steuere ich dann hier und da noch nach, verändere aber dazu sehr häufig genau meinen Standpunkt, und nicht nur das Motiv.
Was mit Handwerk zu machen ist, mache ich mit Handwerk, ob das die Arbeit mit Blendlicht, Störfaktoren oder vielen Schärfeebenen ist. Natürlich findet dann noch einiges in der post production am PC statt, wobei ich nur ganz selten Bilder croppe. Mindestens 90% meiner Bilder sind später in dem Format, wie das Originalbild.
Ansonsten liegt der Fokus auf meinem Gefühl und meiner Empfindung beim Auslösen. Ich arbeite grundsätzlich im manuellen Modus mit Spot-Fokuspunkt. Bei Portraits lasse ich mir durch den Augenfokus helfen, ansonsten habe ich schon gerne die Zügel in der Hand.
Lichteffekte, wie Einstrahlungen, Flares und Einspielungen haben bei Deinen Bildern oft einen besonderen Stellenwert. Wie ist es dazu gekommen?
Wie bereits in dem Punkt „Stil“ geschrieben, habe ich ein Faible für Mystik, Märchen, Träumereien und Fantasy. Nicht nur Outdoor, sondern auch im Studio nutze ich dazu gerne meine „Glasscheibe“ vor dem Objektiv oder sonstige Hilfsmittel. Mit diesen Lichtbrechern, Prismen und Spiegeln kann man wunderbar bestimmte Bereiche des Bildes ausblenden, teilweise sogar schon beim Auslösen zensieren oder bei der Portrait- und Aktfotografie den weiblichen Körper durch diese Reflektionen mit spannenden Akzenten versehen. Gerne habe ich die Sonne teilweise fast ausgebrannt hinter meinem Motiv, da man damit wunderbare Aquarelleffekte zaubern kann.
Während viele Kollegen die Gegenlichtblenden verwenden, so habe ich sie bei Shootings noch nicht einmal eingesetzt. Ich suche quasi die Reflektionen, weil sie einem Bild besondere Spannung geben und das Bild in mehrere Dimensionen bringen. Das braucht Übung, manchmal verzockt man sich dabei auch. Aber fast immer hat man so etwas „Einzigartiges“ geschaffen, das man oft auch nicht mehr wiederholen kann. Manchmal verstärke ich das auch am Computer oder setzte dort noch andere Akzente. Es ist mittlerweile ein Bestandteil meiner Bildersprache.
Möchtest Du Deine Fotoausrüstung beschreiben? Was verwendest Du normalerweise, was sind Deine Präferenzen in Bezug auf die Ziele?
Ich habe zwar einige Objektive, benutze aber zu 95% meine 85er Festbrennweite mit 1.4er Blende. Eher selten gehe ich auf Blende 2.8 bis 5.6, und das nur, wenn ich z.B. mit zwei Models arbeite und die Schärfeebene einfach tiefer sein muss. Meine Kamera ist eine Sony Alpha9, die ich mir angeschafft habe, um auf eigentlich jede Situation eingestellt zu sein.
Früher hatte ich oft Angst davor, wenn die Sonne rauskam, oder das Shooting in den Abend ging. Ich habe mich da viel mit Aufhellern, Zusatzlicht, Blitz usw. beschäftigt. Das alles habe ich heute fast gar nicht mehr im Einsatz. Durch den Einsatz der offenen Blende brauche ich extrem kurze Verschlusszeiten, ebenso bei vielen mystischen und dunkleren Locations eine hohe Reserve bei der Iso, da Aufheller etc. den Zauber dieser Locations meiner Ansicht nach eher stören. Da ich meine Models oft „in motion“ fotografiere, ich selber aber auch viel in Bewegung bin, nutze ich nur sehr selten Verschlusszeiten unter 250/s. Meist sind es um die 400/s., da muss die Kamera Reserven haben.
Demnach habe ich nur die Kamera, das eine Objektiv und meine Glasscheibe, die ich als Standardausrüstung bezeichnen würde.
Wenn Du Deine aktuellen Arbeiten mit Deinen ersten Fotos vergleichst: Was fällt Dir auf? Was hast Du in dieser Zeit für Dich gelernt?
Die Frage ist eine sehr gute Frage. Viele sagen, dass meine Bilder „besser“ geworden sind, was bedeuten würde, dass sie früher schlechter waren. Das möchte ich so aber nicht sagen. Ich denke, es ist eine Evolution, die man zusammen mit der Fotografie geht; man entwickelt sich. Das Auge, denke ich, ist gleichgeblieben. Die Experimentierfreudigkeit auch. Was dazu kommt, ist Sicherheit, sicher auch ein besseres Equipment und vor allem das Wissen, dass eigentlich nichts unmöglich ist, wenn man es nicht versucht.
Einige Bilder werden sicher dabei in den Sand gesetzt. Aber durch alles, was man an sich und an seiner Fotografie verändert und entwickelt, wird der Horizont weiter und die Erfahrungen reicher. Ich hatte früher sicher das ein oder andere mal Angst davon, ein Shooting in den Sand zu setzen und den Ansprüchen nicht gerecht zu werden. Das hat einen schon ein bisschen unter Druck gesetzt, zumal die Möglichkeiten zu Shootings noch nicht so umfangreich waren. Heute habe ich ein ganz anderes Kribbeln. Heute ist es die Vorfreude und das Wissen, dass die Shootings sicher tolle Bilder bringen, aber auch die Möglichkeit, Neues zu erfahren und auszuprobieren. Denn das versuche ich bei jedem Shooting, wenn es sich anbietet: über die eigene Konvention hinauszugehen. Nichts ist unmöglich!
Hast Du Erfahrungen in der fotocommunity gesammelt, die Dir bei Deiner Fotografie geholfen haben?
Die fotocommunity ist neben anderer Plattformen eigentlich die, bei der eher die Fotografen unter sich sind. Selten knüpfe ich hier Kontakte zu Models, eher zu anderen Fotografen. Ich hole mir hier Anregungen und schaue mir auch sehr gerne Bilder an, die nichts mit People Fotografie zu tun haben.
Sie werden es ja in meinem Intro auf meinem Profil gelesen haben: Hier gibt es sehr viele selbst ernannte „Kritiker“, die sehr gerne mit Lehrbuchargumentation die Werke anderer kaputt machen. Ich habe gelernt, mich von diesen nicht „schalou“ machen zu lassen, das sind nur Randfiguren. Mit einigen Fotografen auf der FC habe ich engeren Kontakt, mit zweien habe ich auch schon geshootet. Und das ist es, was uns weiterbringt: Austausch und die Freiheit, seine eigenen Bilder zu machen und sein Empfinden dort einzupflanzen. Sich Anregungen zu holen, sich Feedback geben zu lassen, was der andere dabei empfindet, ohne zu werten. Dafür bin ich sehr dankbar. Zudem ist die FC eine Plattform mit einem hohen Niveau, wenig sexistischem Hintergrund (auch hier gibt’s Ausnahmen) und einer klaren Ausrichtung. Das gefällt mir.
Welches Deiner Bilder in der fotocommunity gefällt Dir persönlich am besten und warum?
Ich habe viele Bilder, die mir sehr gut gefallen, je nach Stimmung sind diese unterschiedlich. Ich denke aber, dass mein Bild „beware of my demos“ das Bild ist, was mir zeitlos am besten gefällt. Auch, weil es mich so dermassen weitergebracht hat auf meinem fotografischen Weg.
Hast Du einen Ratschlag, den Du jemandem mit auf den Weg geben möchtest, der mit solch thematischen Portraits und Akt Fotografie gerade erst beginnt?
Ja, den habe ich, und der unterscheidet sich vielleicht von einigen gängigen Ratschlägen.
Meiner Ansicht nach muss man zu Beginn seiner fotografischen Arbeit im Bereich Portraits und Akt zunächst einmal investieren. Bedeutet, man sollte sich 2-3 gute Models buchen und mit diesen zusammen lernen.
Natürlich sind mehr als nur Grundkenntnisse an Technik und Umgang mit Kamera notwendig, sollte man damit beginnen. Aber gerade bei solchen Shootings ist die Variable „Model“ für mich ein wichtiger Knackpunkt.
Man ist noch unsicher, man kennt die Posen der Models nicht in echt, man ist aufgeregt; einfach noch viel zu sehr mit sich beschäftigt.
Aus dem Grund habe ich die „Variable“ Model durch eine Konstante ersetzt, auf die ich mich voll und ganz beim Fotografieren konzentrieren kann.
Gute PayModels wissen sehr wohl, wie sie wirken und wie sie posen. Sie nutzen von alleine schon Licht und Raum für gute Bilder. So kann sich der ungeübte Fotograf ganz darauf konzentrieren, für sich die richtige Position zu suchen und seiner Empfindung nach auszulösen. Nach zwanzig, dreißig Bildern sollte man diese durchschauen und sehen, was einem an diesen Bildern gut gefällt und was nicht. So kann man Schritt für Schritt bei einem Shooting die Veränderung suchen. Das Model wird vor einem immer funktionieren, man fokussiert sich auf das Bild und die Arbeit mit der Kamera.
Man muss nicht auch noch neben dem Ganzen das Model steuern. Zu Beginn wird man zumeist sowieso eher wegen fehlender Referenzen relativ unerfahrene Models bekommen. Die muss man steuern, und das war für den Anfang für mich am Anfang zu viel Ablenkung.
Schnell wird man bei Shootings mit professionellen Models erkennen, was einem liegt, wie man sich positioniert und wie man gute Bilder machen kann. So wird man schon nach wenigen Shootings zum einen gute Referenzen erwirtschaften, die man vorzeigen kann und das Modelangebot dann auf TFP zu öffnen. Zum anderen ist es die Sicherheit, ein Shooting dann eben ggf. mit jemand in den Sand zu setzen, der keine Bilder braucht und dann auch nicht enttäuscht ist.
Für mich wäre es das Schlimmste gewesen, an jemandem auf TFP herum zu probieren und ihm dann keine guten Bilder liefern zu können. Das hat kein Model verdient.
Noch heute nutze ich für größere Experimente nur PayModels, um selber zu lernen. Bin ich dann fest im Sattel und die Ergebnisse kalkulierbar, dann shootet man die Models „Time for Print“. Mittlerweile sind das auch sehr viele professionelle Models, die mit mir Bilder in meinem Stil und mit meiner Bildsprache umsetzen möchten.
Weitere Fotos von Harald:
Sehr guter Beitrag. Den Hinweis, die Portraitfotografie mit Pay-Models zu beginnen, kann ich aus eigenen Erfahrung voll bestätigen. Schmunzeln musste ich bei den Anmerkungen zu Lehrmeinungsadvokaten, deren Senf bei noch unerfahrenen und leicht sensiblen, am Anfang stehenden Fotografen durchaus appetitverderbend wirken könnte: Stolz bleiben, mein „untaugliches Bild“ ist meine aktuelle Sichtweise – und mein Weg.