Schottland – Ein Eldorado für Naturfotografen

Schottland: Ein Eldorado für Naturfotografen
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Lichte Zauberwelten für faszinierende Landschaftsfotografie. Mit seiner faszinierenden Berg- und Küstenlandschaft, wechselnden Licht- und Wetterstimmungen, düsteren Burgruinen, einsamen Buchten oder nebelverhangenen Mooren ist Schottland ein Eldorado für Naturfotografen. Mal gibt sich die Landschaft ungezähmt, rau und düster, dann wieder malerisch und lieblich. Fc-Fotografin Anne Berger spürte Schottland fotografisch auf – mit offenem Blick durch den Sucher und viel seelischem Tiefgang.

Dieser Artikel stammt aus der ColorFoto 5/2019.

Loch Awe – Einer der typischen Süßwasserseen, die in ihrer durch die Eiszeit entstandenen länglichen und schmalen Form das Landschaftsbild der Highlands prägen. Von mehreren Burgruinen am See ist für Fotografen das Kilchurn Castle das bekannteste Motiv. (Canon EOS 5D Mark IV, ISO 200, Brennweite 35 mm, Blende 16, 1/80 s)

Wann und wo sind die gezeigten Aufnahmen entstanden?
Die Aufnahmen stammen aus dem Jahr 2018, wir waren von April bis Mai knapp einen Monat quer durch Schottland unterwegs. Startpunkt unserer Reise war der 15.4.2018, mit der Fähre ging es von IJmuiden nach Newcastle. Wir unternahmen eine Rundtour von den Highlands über die Isle of Skye und die Isle of Lewis and Harris bis rüber an die Nord- und Ostküste, vorwiegend in Tagesetappen.

Blackrock Cottage – Zwischen Rannoch Moor und dem Glen Coe liegt dieses kleine Cottage, das man übrigens mieten kann. Gleich die ersten Tage in Schottland begleitete mich dieser wolkenverhangene Himmel, und Regen ließ auch nicht lange auf sich warten. Klar, ich habe nichts anderes erwartet. Schottisches Wetter eben. Und im Grunde mag ich es genau so. Regenkleidung und Gummistiefel waren neben der Kameraausrüstung die wichtigsten Utensilien. (Canon EOS 5D Mark IV, ISO 200, Brennweite 27 mm, Blende 16, 1/125 s)

Wie entdeckst Du Deine Motive?
Ich reise viel mit meinem Mann, in Europa hauptsächlich mit unserem Wohnmobil. Das hat vielerorts einen entscheidenden Vorteil: Wir übernachten nach Möglichkeit in der Nähe der jeweiligen Fotomotive, um möglichst morgens und abends die Chance auf gutes Licht zu haben. Natürlich informieren wir uns im Vorfeld über Reiseführer, Internet und Fotoplattformen über mögliche Motive.

Castle Stalker – Einer der am besten erhaltenen mittelalterlichen Wohntürme in einer Bucht des Loch Linnhe zwischen Glen Coe und Oban. Ihre Beliebheit als Fotomotiv rührt einerseits von der malerischen Silhouette der trutzig-düsteren Inselburg, andererseits von den bekannten Filmen „Die Ritter der Kokosnuss“ und „Highlander III“. (Canon EOS 5D Mark IV, ISO 200, Brennweite 70 mm, Blende 18, 1/320 s)

Und Schottland hat ganz besondere fotografische Reize für Dich?
Meine Liebe zur Landschaftsfotografie entdeckte ich eigentlich in Südamerika und Namibia, aber wie alle Landschaftsfotografen musste ich natürlich auch nach Schottland. Unverfälschte Natur, traumhafte Strände, Wanderungen durch Moore, geheimnisvolle Burgruinen, Mythen und Geschichten, Einsamkeit, Stille… das alles fasziniert mich an Schottland; auch das einmalige schottische Licht, das ständig wechselnde Wetter, die besonderen düsteren Lichtstimmungen.

Im Zauberreich der Kobolde – Buachaille Etive Mòr ist ein bis zu 1021 Meter hohes Bergmassiv in Schottland. Sein Name bedeutet Großer Schäfer/Hüter von Etive. Er liegt in den westlichen Highlands südlich von Fort William am östlichen Ende des Glen Coe. Zwei seiner Gipfel zählen zu den 282 Munros. Der schottische Wettergott schickte mir hier mein Wunschwetter. (Canon EOS 5D Mark IV, ISO 400, Brennweite 24 mm, Blende 10, 0,8 s)

Das klingt nach mehr, oder?
Ja, aus diesem Grund steht die Planung auch schon für die nächste Schottlandreise in 2019 wieder fest. Unsere Ziele sind Glen Etive, Glen Coe, Isle of Mull, Isle of Skye, Isle of Lewis und Harris und Edinborough. Mein Mann unterstützt mich da sehr und bereitet akribisch die einzelnen Fotostandorte vor. Da geht es um die Planung der Strecke, denn mit unserem Wohnmobil ist es bei den engen Straßen nicht immer einfach überall hinzukommen. Auch die Planung des besten Standorts für das jeweilige Motiv unter Berücksichtigung von Sonnenauf und -untergang und der Gezeiten will beachtet werden. Und natürlich gesellen sich dazu die Motive, die ich spontan unterwegs entdecke und die mich meistens besonders freuen.

Die Nebel der Zeit – Die Kulisse der Black Cuillins ist der passende Hintergrund für die Fairy Pools. Ein Ort der Mythen und Legenden. Ein Ort der Feen, denn hier im Wasser des River Brittle kann man sie antreffen, wenn sie ein Bad nehmen. Diese Kaskaden aus mehreren kleinen Wasserfällen und Becken sind ein beliebtes Ziel für Wanderer und Fotografen. Das hier ist das Schottlandwetter, das ich so liebe. (Canon EOS 5D Mark IV, ISO 400, Brennweite 24 mm, Blende 11, 1/5 s)

Unterwegs mit dem Wohnmobil. Welche Vorschriften gelten? Kann man problemlos überall stehen bleiben oder sucht Ihr Campingplätze auf?
Der große Vorteil eines Wohnmobils ist ja unabhänging von Campingplätzen zu sein. Wir stehen vorwiegend frei und haben damit auch keine schlechten Erfahrungen gemacht. Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten gibt es genug. Hinweise wie „No overnight parking“ nehmen wir ernst.

The Jacobite – Mit der Verfilmung der Harry-Potter-Bücher erlangte das Glenfinnan Viadukt Berühmtheit: Über diese Eisenbahnbrücke fährt der rote Hogwarts-Express in Richtung Zauberschule, vorbei an der traumhaften Landschaft des Loch Shiel. Gebaut am Ende des 19. Jahrhunderts für die West-Highland-Eisenbahnlinie verbindet sie Fort William mit Mallaig. Das nahe gelegene Glenfinnan Monument markiert die Stelle, wo 1745 der schottische Thronanwärter Prinz Charles Edward Stuart die zweite Revolte der Jakobiter ausrief. Hier war Geduld angesagt, denn an diesem kalten und regnerischen Tag hatte der Zug über eine Stunde Verspätung. (Canon EOS 5D Mark IV, ISO 400, Brennweite 24 mm, Blende 13, 1/200 s)

Hast Du besondere fotografische Reisetipps für Schottland?
Neben den Highlands ist besonders die Isle of Skye zu empfehlen, die natürlich touristisch auch sehr frequentiert sind. Weniger überlaufen sind Isle of Mull, Isle of Lewis und Harris. Um nur mal einige zu nennen: Auf der Isle of Skye ist besonders zu empfehlen Elgol, Sligachan, Talisker Bay, Fairy Pools, Neist Point, Fairy Glen, Quiraing und natürlich der Old Man of Storr. Sämtliche Sehenswürdigkeiten haben wir trotz enger Straßen erreicht, dank der rücksichtsvollen Fahrweise der Schotten. Auf Lewis und Harris: Luskentyre Beach, Standing Stones, Golden Road, Butt of Lewis, Mangersta Stacks. Westküste Eilean Donnan Castle. An der Nordküste Sango Sands, im Nordosten Duncansby Stacks, Keiss Castle, im Osten der Bow Fiddle Rock, Dunnottar Castle, Melrose Abbey.

Quiraing – Diese bizarre Landschaft auf der Isle of Skye ist durch Erdrutsche entstanden. Der bis zu 300 m mächtige Basalt drückte auf die älteren, wenig stabilen Schichten des Juras, die unweigerlich nachgeben mussten. So weit die Geologie. Der Name kommt aus dem Altnordischen und bedeutet einfach „umschlossener schräger Platz“. Um diese raue Schönheit der Landschaft zu erleben, sollte man unbedingt eine mehrstündige Wanderung machen. Absolut geeignet, um der Realität für eine gewisse Zeit zu entfliehen. (Canon EOS 5D Mark IV, ISO 160, Brennweite 44 mm, Blende 18, 1/250 s)

Was ist dort Deiner Meinung nach die beste Jahreszeit zum Fotografieren und warum?
Wir haben uns für den April/Mai entschieden, weil dies die regenärmste Zeit ist und die Midges (Stechmücken) noch nicht aktiv sind.

Das Tal der Feen – Den Kreis hier im Vordergrund vor dem Basaltfelsen, dem Castle Ewen, haben Besucher geschaffen. Busreiseführer leiten ihre Gruppen an, ein Ritual durchzuführen: Man soll die Spirale ablaufen und in der Mitte eine Münze für die Feen hinterlassen. Es soll Glück bringen. Ich vermute mal, die Reiseleiter bessern somit ihr Trinkgeld auf, denn Münzen habe ich keine mehr gesehen. Es gelingt den Anwohnern wohl nicht, diese Steinspirale zu entfernen, um das Glen wieder in seinen natürlichen Zustand zu versetzen, obwohl sie es schon mehrmals versuchten und die Steine wegräumten. Auch gut, hatte ich wenigstens fürs Foto einen Vordergrund. (Canon EOS 5D Mark IV, ISO 200, Brennweite 24 mm, Blende 11, 1/80 s)

Mit welchen besonderen Handicaps als Fotograf muss ich rechnen?
Das schottische Wetter ist kurzfristig sehr wechselhaft, kein Land für Schönwetterfotografen. Aber es gibt da ein schottisches Sprichwort: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.“ Oder aber auch: „If you don ́t like the weather wait 5 minutes.“ Der Vorteil für Fotografen: Man darf in Schottland privates Land betreten. Für die Motivauswahl muss man an der Küste den Gezeitenkalender berücksichtigen.

Hochlandrind – Durch langjährige natürliche Selektion entwickelte sich auf den Hebriden und im Nordwesten Schottlands eine robuste, kleinwüchsige Rinderrasse, die für eine ganzjährige Freilandhaltung und für die schweren Böden geeignet sind. Die langen Hörner und das zottelige Fell vermitteln den Eindruck von Urwüchsigkeit. (Canon EOS 5D Mark IV, ISO 160, Brennweite 70 mm, Blende 10, 1/250 s)

Welche Teile Deiner Ausrüstung dürfen nicht fehlen?
Stativ, hauptsächlich Weitwinkelobjektive, Regenschirm (aber nur für die Kamera), Wanderstiefel, Gummistiefel, Regen- und winddichte Kleidung, Grauverlaufsfilter und Graufilter, Fernauslöser – und mein „Assistent“, mein Mann (lacht).

Standing Stones – Die Anlagen von Callanish sind die größte, heute bekannte Steinformation der Megalithkultur auf den britischen Inseln. Hier auf der Hebrideninsel Lewis befinden sich mehrere davon. Das Bild zeigt einen Ausschnitt von Callanish I. Bei der Übernachtung im Wohnmobil hier direkt vor Ort hatte ich einen wunderschönen Blick auf diese Anlage. (Canon EOS 5D Mark IV, ISO 200, Brennweite 24 mm, Blende 16, 1/200 s)
Bow Fiddle Rock – Der Bow Fiddle Rock ist ein Felsbogen an der nordöstlichen Küste Schottlands nahe Portknockie. Die Spitze ähnelt einem Geigenbogen. Der Abstieg zum Kliff noch vor Sonnenaufgang ist ein Muss, auch wenn der Himmel stark bewölkt ist. Ich hatte Glück, denn nur wenige Minuten zeigte sich hier das Licht. (Canon EOS 5D Mark IV, ISO 200, Brennweite 24 mm, Blende 14, 1/5 s)

Ideenfindung, Motivsuche und Bildgestaltung – wie lässt Du Dich inspirieren?
Da ich sehr naturverbunden bin, fällt es mir nicht schwer, Motive zu sehen. Es sind oft nur wenige Augenblicke, Momente, die mich beim Betrachten und Wahrnehmen einer Landschaft dazu veranlassen, auf den Auslöser zu drücken. Und bevor ich die Kamera zum Auge führe, ist das fertige Bild in meinem Kopf. Für mich haben die Worte des Fotografen Henri Cartier-Bresson eine besondere Bedeutung:

„Das eine Auge des Fotografen schaut weit geöffnet durch den Sucher, das andere, geschlossene Auge blickt in die eigene Seele.“ Und genau dieses Wahrnehmen der Emotionen während der Entstehung eines Landschaftsfotos ist für mich besonders wichtig, um dem späteren Betrachter die Schönheit und das Besondere zu vermitteln.

Träumen von besseren Tagen – Der malerische Hafen der Kleinstadt Keiss im Nordosten Schottlands hat seine Blütezeit hinter sich. So finden sich im alten Hafen wie im nahegelegenen Keiss Castle immer wieder schöne Motive für Fotografen. (Canon EOS 5D Mark IV, ISO 200, Brennweite 24 mm, Blende 14, 1/80 s)

Wie setzt Du Deine Bildgestaltung in technischer Hinsicht um?
Die technische Seite spielt natürlich eine wichtige Rolle. Allerdings bemühe ich mich bereits vor Ort um den perfekten Bildausschnitt und die Bildgestaltung im Sucher und die richtige manuelle Kameraeinstellung. Das kommt wohl auch noch aus der analogen Zeit, als man noch nicht die Möglichkeit hatte, mit Software alle möglichen Fehler hinterher beheben zu können. Natürlich arbeite ich meine Bilder nach und verwende dazu hauptsächlich Photoshop mit Nik-Plugins.

Dunnottar Castle – Die Felsenburg auf einer Landzunge bei Stonehaven an der Nordostküste Schottlands spielte aufgrund ihrer strategischen Lage eine wichtige Rolle in der Geschichte des Landes, insbesondere vom frühen Mittelalter bis zur Rebellion der Jakobiter im 18. Jahrhundert. Während der Englischen Bürgerkriege waren hier die schottischen Kronjuwelen vor Cromwells einfallenden Truppen versteckt. (Canon EOS 5D Mark IV, ISO 200, Brennweite 17 mm, Blende 16, 1/160 s)
Eilean Donan Castle – In den westlichen schottischen Highlands befindet sich am Loch Duich das Eilean Donan Castle. Berühmt wurde diese Burg durch den Film „Highlander“ mit Christopher Lambert aus dem Jahre 1986. Das wohl am meisten fotografierte Schloss Schottlands. (Canon EOS 5D Mark IV, ISO 200, Brennweite 50 mm, Blende 18, 2 s)
Stillstand – Abgeschiedenheit und Ruhe findet man hier am Loch Assynt. Eines der vielen unspektakulären Motive, die es überall in Schottland gibt. (Canon EOS 5D Mark IV, ISO 100, Brennweite 24 mm, Blende 14, 1/100 s)

Fotografische Arbeiten von Anne Berger findest Du auch hier auf ihrer Fc-Seite.

Lesetipp: Online-Fotokurs „Reisefotografie: eine Einführung“

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Du brauchst noch mehr Inspiration? Dann schau Dich doch mal in unseren Foto-Sektionen in der fotocommunity um. Viel Spaß beim Stöbern!

8 Kommentare

  1. Ein hervorragender Hintergrundbericht, der Anne Bergers Kenntnisse und ‚Philosophie‘ ihres Fotografierens ausgezeichnet darstellt. Ich verfolge Ihre Werke seit einiger Zeit und bin von ihrem Talent, ihrem fotografischen Auge und der Fähigkeit, das was sie sieht, auf höchstem Niveau umzusetzen, begeistert. Annes Fotos sind eine unermessliche Quelle für Inspirationen – nicht nur für Fotografen.

  2. Ist schon verrückt, ich habe 7 Jahre in Schottland verbracht, hatte ein B&B an der Ostküste zwischen Forres und Nairn ( The Old Kirk Dyke) und kann alles im Artikel nur bestätigen. Leider habe ich zwar fotografiert damals, aber in zu geringer Auflösung so das ich mich wahrscheinlich dieses jahr wieder einmal aufmache alles nochmals zu besuchen und in Bildern festzuhalten. Die Bilder sind übrigens fantastisch und genauso ist Schottland.
    Chì mi thu a dh ’aithghearr ann an Alba!

  3. Schnörkellose Beschreibung finde ich super. Motivwahl treffend, Bildbearbeitung für mein Empfinden zu heftig. Bei den Schlechtwetter-Aufnahmen wurde der Himmel mit dem Verlaufvilter zu extrem abgedunkelt, die Bergspitzen wurden so auch verändert.
    Aber wie gesagt ich finde den ganzen Bericht informativ und gut.

  4. Tollé Fotos! Sie wecken Erinnerungen; leider habe ich damals so gut wie garnicht fotografiert. Eine Frage: sind da auch HDR-Fotos dabei?
    Ich hoffe, ich kann meine Frau zu einer weiteren Reise in dieses traumhafte Land motivieren…
    Zu den Fotos meine Glückwünsche.
    „Linsen- und Stativbruch“!

  5. Schottland ist nicht nur Landschaftlich ein Traumland. Auch für „Nichtfotografen“, für Natur- und Wanderfreunde eine eigene Erlebniswelt. Whisky- und Castletrail und die vielen Inselgruppen Hebriden, Orkney und Shetlands laden ebenso zum verweilen ein. Ich lebe hier seit 14 Jahren und kann die schöne Beschreibung dieses Landesteiles des UK nur unterstreichen.

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