RAW-Test: Sony A7RV

Die 4500 Euro teure A7R V nutzt wie ihre Vorgängerin einen BSI-CMOS mit 6 Megapixeln und hält somit den Auflösungsrekord für Bildsensoren im Kleinbildformat. Neben dem aktuellen Bildprozessor Bionz XR aus der Alpha 1 hat sie erstmals einem zusätzlichen KI-Prozessor eingebaut, der die Motiverkennung mit „Künstlicher Intelligenz“ (KI) und Deep-Learning-Algorithmen auf die Spitze treiben soll. Wie in allen aktuellen A-Serie-Modellen ist der Bildsensor zur Bildstabilisierung beweglich gelagert. Filmen kann die A7RV nun mit 8K-Auflösung.

Sucher und AF-System der Sony A7RV

Den OLED-Sucher der A7R V kennen wir bereits aus der A7SII und der Alpha 1. Er bietet eine sehr hohe Auflösung von 3145728 RGB-Pixeln und eine 0,9-fache effektive Vergrößerung. Ändert man die Bildwiederholfrequenz von 60 auf 120 B/s, bleibt das Bild bei schnellen Kameraschwenks stabiler. Das LC-Display löst 698 368 RGB- Bildpunkte auf. Bei der A7R V hat Sony den Bildschirm erstmals von 3,0 auf 3,2 Zoll vergrößert und einen neuen Verstellmechanismus vorgestellt. Zum einen kann das Display nach oben und unten verschwenkt werden, zum anderen lässt es sich seitlich ausklappen und um die eigene Achse drehen.

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Der Hybrid-AF nutzt 693 Phasendetektionspunkte, die 79 Prozent des Bildbereichs abdecken. Die Empfindlichkeit des AF-Systems wurde von -3 auf -4 EV erhöht. Noch wichtiger sind freilich die Fortschritte bei der Motiverkennung aufgrund KI-basierter Verarbeitung und maschinellen Lernens. Beispielsweise ist das AF-System jetzt in der Lage, Personen nicht nur an Gesichtern und Augen zu erkennen, sondern auch an Abschnitten ihres Körpers, selbst wenn sie unterschiedliche Posen einnehmen. Das gilt auch für Tiere und Vögel. Neu bei der A7R V sind die Voreinstellungen „Insekt“ und „Tier/Vogel“. Weitere Erkennungsziele sind „Flugzeug“ und „Auto/Zug“. Motor- und Fahrräder sind zwar nicht separat aufgeführt, werden aber trotzdem erkannt.

Bildqualität der Sony A7RV

Mit identischer Sensorauflösung von 61 Megapixeln erreicht die Sony A7R V noch höhere Messwerte als ihre Vorgängerin und überholt auch die Konkurrenz in diesem Testfeld: Die Auflösung klettert auf 3007/2770 LP/BH bei ISO 100 und verliert bis ISO 1600 jeweils rund 240 LP/BH. Die Dead-Leaves-Werte fallen stärker ab: von 2114/1943 auf 1566/1148 LP/BH. Die JPEGs aus der Kamera rauschen erstaunlich wenig, auch noch bei ISO 1600 (VN 1,5).

Bei ISO 100 bringt der Wechsel zum RAW-Format einen kräftigen Zuwachs an Auflösung, insbesondere in Bildbereichen mit niedrigen Kontrasten: Wir messen ein Plus von etwa 200/350 LP/ BH bei Auflösung und zugleich etwa 250 LP höhere Dead-Leaves-LC-Werte. Rauschen verändert sich bei ISO 100 durch den Wechsel von JPEG zu RAW nur wenig, springt aber dafür unbehandelt bei ISO 1600 von VN 1,5 (JPEG) auf VN 4,5 (RAW LR1). Ein körniger „Film“ scheint das Bild zu über- decken und macht alle RAW-Vorteile wieder zunichte. Mit LR2 drückt man VN auf 3,4 – so ist das Rauschen zwar reduziert, jedoch bei den meisten Motiven nicht nur sichtbar, sondern auch weiterhin störend. Zugleich verliert man gegenüber RAW ISO 100 rund 470 LP in den LC-Siemenssternen und 220 bis 300 LP/BH in den DL-Feldern. Die LR2-RAWs sind – abgesehen vom Rauschen – besser als die JPEGs. Doch auch die LR3-RAWs zeigen eine feine- re Detailwiedergabe als die JPEGs, freilich ohne dem Bildrauschen, nun bei VN 2,6, vollständig zu entkommen. Untypischerweise verbessert sich jetzt die Auflösung der LC-Siemenssterne ein wenig, die DL-Werte geben bei LR3 hingegen nochmals um satte 330/460 LP/BH nach. Für die meisten Anwender könnte die LR3-Einstellung trotzdem die richtige Wahl sein.

Fazit

Die Sony A7RV erreicht dank des 61-MP-Sensors die höchsten Auflösungen mit JPEGs und legt mit RAW bei ISO 100 noch eine dicke Scheibe drauf: Die Verbesserungen betreffen in erster Linie die Widergabe der niedrigkontrastigen Bildbereiche. Bei ISO 1600 RAW ist Rauschen eine große Herausforderung. Selbst in der LR3-Einstellung mit stärkeren Filtern bleiben die feinen Körnchen im Bild präsent. Sind die LR3 bereits den JPEGs überlegen, bieten LR2-RAWs noch mehr Details – leider aber auch mehr Grießeln.