Gestalten mit Licht

Fototipp: Gestalten mit Licht
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Beim Fotografieren lässt sich der Lauf der Sonne zwar nicht beeinflussen, Du bist dem Himmelslicht aber nicht hilflos ausgeliefert. Du kannst z. B. einen anderen Aufnahmezeitpunkt wählen, die Motivsuche dem vorhandenen Licht anpassen, den Aufnahmestandort und damit den Lichteinfallswinkel verändern. In diesem Artikel zeigen wir Dir, wie Du Deine Motive ins beste Licht rückst.

Der Artikel stammt aus der ColorFoto 7-8/2019.

Gestalten mit Licht
Mittsommernacht – Sonne gegen Mitternacht, aufgenommen am Seljalandsfoss im Süden Islands. Was diese Gegenlichtperspektive besonders reizvoll macht: Nicht nur der Himmel, sondern auch der Wasserfall nimmt die Färbung des rötlich-gelben Sonnenlichts an. Sony NEX-7 | 12mm (10-18mm) | ISO100 | f/13 | 1/40 s, Foto: Siegfried Layda

Frontal- und Auflicht

Egal, ob im Fotostudio oder im Freien: Ein Hauptkriterium für die Beleuchtung ist die Lichtrichtung. Im Wesentlichen unterscheidet man Frontal-, Seiten- und Gegenlicht. Frontal- oder Vorderlicht gilt als einfach zu beherrschende Variante: Der Fotograf hat die Lichtquelle im Rücken, die Sonne wirft kurze Schatten und sorgt für eine gleichmäßige Ausleuchtung, die Farben gut zur Geltung bringt und für sehr unterschiedliche Motive geeignet ist. Einziges Problem: Beim Fotografieren hat man schnell den eigenen Schatten im Bild.

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Lichtsymmetrie – Santuari de Lluc, Mallorca: Frontal­ licht ist hier die optimale Variante, weil dabei der Schattenwurf bei­ der Seitenwände auf das Hauptgebäude gleicher­ maßen kurz ist. So ergibt sich eine perfekt symmetri­sche Komposition. Sony A7 II | 24mm | ISO100 | f/13 | 1/250 s, Foto: Siegfried Layda
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Regenbogen – Ein Regenbogen entsteht, wenn sich das Sonnenlicht in Wassertropfen bricht. Die Lichtstrahlen werden dabei wie in einem Prisma je nach ihrer Wellenlänge unterschiedlich stark abgelenkt. Die Sonne scheint in Aufnahmerichtung. Sony NEX-7 | 13mm (10-18mm) | ISO100 | f/10 | 1/200 s, Foto: Siegfried Layda

Neben der Lichtrichtung in der Horizontalen kommt es auf die Höhenposition der Sonne an. Deren Tageslauf wird durch drei wesentliche Punkte markiert: Sonnenaufgang, Höchststand und Sonnenuntergang. Morgens und abends steht die Sonne tief, also nicht weit über dem Horizont. Als Frontallicht ist sie dann besonders wirkungsvoll, weil sie eine intensiv rötlich-gelbe Färbung annimmt (niedrige Farbtemperatur). Je höher der Sonnenstand um die Mittagszeit, desto mehr verwandelt sich Frontal- in Auflicht. Das Licht nimmt dabei eine bläuliche Färbung an (hohe Farbtemperatur), die sich vor allem in den Schattenbereichen des Motivs bemerkbar macht. Das dritte Kriterium ist die Lichtqualität: Man unterscheidet zwischen direktem und diffusem Licht; die Grenzen sind fließend. Direktes Licht steht für einen klaren sonnigen Tag mit starken Kontrastunterschieden und ausgeprägter Schattenbildung. Diffuses Licht kommt dadurch zustande, dass die Lichtstrahlen durch Wolken, Nebel oder Dunst vielfach gebrochen werden. Auch vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang ist das Licht diffus.

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Spätes Licht – Blick über den Hudson River auf die Skyline von New York: Kurz vor Sonnenuntergang entwickelt das Frontalllicht eine starke Intensität und rötlich-gelbe Färbung, die sich auf den Häuserfassaden bemerkbar macht. Sony NEX-7 | 36mm (18-200mm) | ISO100 | f/9 | 1/640 s, Fotos: Siegfried Layda

Direktes und diffuses Licht

Abgesehen von der Lichtrichtung entscheidet auch die Lichtqualität über die Bildwirkung: Bei diesem Motiv sorgt direktes Sonnenlicht zwar für schöne Hell-Dunkel-Kontraste, diffuses Licht aber für eine bessere Wiedergabe des Pflanzengrüns.

Seitenlicht

Seitenlicht ermöglicht eine plasti­schere Abbildung des Motivs als Frontallicht. Denn wenn die Sonne von der Seite, z. B. in einem Winkel von 30 bis 60 Grad, auf das Motiv trifft, so ent­steht auf der dem Licht abgewandten Seite ein Schatten. Deshalb wirkt Sei­tenlicht modellierend, Formen und Strukturen werden betont – ein wichti­ges Stilmittel bei Architektur und Landschaft. In der Studiofotografie ist dieser Effekt oft auch bei Porträts er­wünscht, wobei die dem Licht abge­wandte Seite in der Regel aufgehellt wird. Das funktioniert auch bei Außen­aufnahmen, am besten mit einem Falt­reflektor.

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Felsstrukturen – Nationalpark Golden Gate in Südafrika: Der Brandwag-Felsen zeigt seine Gesteinsstrukturen bei Seitenlicht besonders eindrucksvoll. Ohnehin erweist sich Seitenlicht bei vielen Landschaftsaufnahmen als Mittel der Wahl. Sony NEX-7 | 26mm (16-70mm) | ISO100 | f/9 | 1/320 s, Foto: Siegfried Layda

Auch weiße Wolken am Him­mel können wie riesige Aufheller wirken. Dennoch erweist sich direktes Sonnenlicht in dieser Hinsicht oft als zu hart, diffuses Licht als angenehmer. Streiflicht ist eine extreme Form des Seitenlichts. Dabei trifft die Sonne in einem sehr spitzen Winkel auf das Motiv und lässt Oberflächenstrukturen markant in Erscheinung treten. Ein Beispiel ist die grüne Hausfassade mit ihrer Wellblechstruktur, wobei die schrägen Schatten der Blumentöpfe die Höhenposition der Sonne (45 Grad) abbilden.

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Schattenspiele – Das Seitenlicht betont zum einen die Wellblechstruktur der Fassade, zum anderen ergibt sich aufgrund des Sonnenstands – schräg von oben im 45-Grad-Winkel – ein diagonaler Schattenwurf, der die vertikalen Linien durchbricht. Sony NEX-6 | 16mm (16-50mm) | ISO100 | f/6,3 | 1/500 s, Foto: Siegfried Layda

Streiflicht muss übrigens nicht zwangsläufig von der Seite kommen. Bei ho­hem Sonnenstand kann es auch eine Variante des Auflichts sein. Licht von unten gibt es im Freien nur als reflek­tiertes Sonnenlicht. Als Reflexions­fläche kommt z.B. eine Wasseroberflä­che oder eine metallische Fläche in Betracht. Wichtig für Landschaftsfoto­grafen: Bei Seitenlicht ist die Wirkung eines Polfilters am stärksten.

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Licht und Schatten – Moskau, Roter Platz mit Basiliuskathedrale und Kreml: Die tief stehende Sonne erreicht den Platz auf dieser Seite nicht mehr, und so erheben sich Basiliuskathedrale und Kreml sonnenbeschienen über dem dunklen Platz mit den Silhouetten der Soldaten. Canon EOS 60D | 50mm (15-85mm) | ISO200 | f/11 | 1/125 s, Foto: Siegfried Layda
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Licht im Dunst – Die untergehende Sonne strahlt von rechts in den aufsteigenden Dunst, der als Trägermedium für das Licht dient – ein Effekt, wie man ihn auch von Showbühnen kennt. Fujifilm X-T2 | 55mm (18-55mm) | ISO200 | f/8 | 1/350 s, Foto: Karl Stechl

Gegenlicht

Gegenlicht ist keine ganz einfach zu beherrschende Beleuchtungssituation, bietet aber interessante Gestaltungsmöglichkeiten. Dazu gehören Lichtsäume an Haaren ebenso wie Vordergrundmotive, die als Silhouette (Schattenriss) abgebildet werden. Halbtransparente Motive wie etwa Blattwerk leuchten im Gegenlicht. Für Silhouetten gilt: Die Form sollte sich auf den ersten Blick erschließen und keine Rätsel aufgeben. Oft hilft ein kleiner Standortwechsel, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.

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Surfer-Silhouette – Sylt, Strand bei Kampen. Der Blick von oben vermeidet den direkten Blick in die bereits untergehende Sonne und betont die Strukturen der Wasseroberfläche. Bei diesen Aufnahmebedingungen resultiert der Surfer als dunkle Silhouette. Sony NEX-7 | 178mm (18-200mm) | ISO100 | f/10 | 1/640 s, Foto: Siegfried Layda
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Straßenbeleuchtung – Die tiefstehende Sonne befindet sich hier außerhalb des Bildfelds, jedoch wird durch die mehrfache Spiegelung des Sonnenballs in den Autofenstern eine Gegenlichtsituation erzeugt. Eine Alltagssituation, die erst durch das Licht zum Bild wird. Fujifilm X-T2 | 110mm (55-200mm) | ISO200 | f/8 | 1/250 s, Foto: Siegfried Layda

Bei Gegenlicht wird häufig der Kontrast zum Problem: Übersteigt der Motivkontrast die Dynamik Deiner Kamera, so kommt es zu ausgefressenen Lichtern und/oder Schatten. Das Histogramm einer Bilddatei ist dann links (Schatten), rechts (Lichter) oder an beiden Enden angeschnitten. Korrigiere dann die Belichtung ins Minus, um möglichst viel Zeichnung in den Lichtern zu retten. Schatten lassen sich gut aufhellen, vor allem bei der RAW-Verarbeitung. Ergänzen die Tiefen-Korrektur wenn nötig durch eine wohldosierte Korrektur der Lichter.

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Lichtbogen – Mesa Arch bei Sonnenaufgang (Utah, USA): Die Sonne beleuchtet die Felsen direkt unterhalb des Steinbogens, dessen Unterseite durch das reflektierte Licht intensiv eingefärbt wird. Die Sonne selbst wird zum Teil vom Bogen verdeckt, was die Kontraste mildert.

Wähle bei Gegenlichtaufnahmen den Standpunkt so, dass die Lichtquelle selbst verdeckt ist (etwa von einem Ast), die Sonne also nicht direkt in das Objektiv strahlt – dann lassen sich die Kontraste besser beherrschen und Streulichteffekte reduzieren. Überstrahlungen und Blendenreflexe können die Bildwirkung verstärken. Die Sonne selbst kann zum Motiv werden, wenn sie als Strahlenkranz abgebildet wird. Dafür stellst Du eine möglichst kleine Blende ein, wodurch sich allerdings die Gesamtschärfe der Aufnahme verringern kann.

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Lichtstern – Pavillon auf Mallorca beim Landgut Son Marroig: Die Nachmittagssonne erzeugt markante Schlagschatten, die kleine Blende einen effektvollen Strahlenkranz um die Sonne. Sony A7R II | 16mm | ISO100 | f/14 | 1/40 s, Foto: Siegfried Layda

Kunst- und Mischlicht

Für Fotografen ist die Sonne zwar die wichtigste, nicht aber die einzige verfügbare Lichtquelle. Bei Stadtszenen nehmen Anzahl und Intensität visueller Reize eher zu, wenn der Tag geht und künstliche Beleuchtung die Lichtregie übernimmt. Spannend ist es auch, wenn sich vorhandenes und künstliches Licht unterschiedlicher Farbtemperatur zur Blauen Stunde mi­schen. Dabei machen sich Lichtquellen im Foto bemerkbar, die man oft so gar nicht wahrnimmt. So erkennt man z.B. beim Foto des Kurfürstendamms, dass ein heller, leicht rötlicher Schimmer auf den Blättern im Vordergrund liegt. Des Rätsels Lösung: eine rote Ampel au­ßerhalb des Bildfelds.

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Rot gesehen – Kürfürstendamm in Berlin zur Blauen Stunde: Die in das Bild ragenden Blätter reflektieren das Licht einer roten Ampel. Durch den Lichtsmog ist der sonst schwarze Himmel rötlich gefärbt. Sony A7R II | 13mm (12-24mm) | ISO100 | f/8 | 0,6 s, Foto: Siegfried Layda

Eine klassische Mischlichtsituation ist das Bild von Sylt mit den Strandkörben, aufgenommen an einem Abend im August. Der Vordergrund ist vom warmen Licht der Laternen an der Strandpromenade erhellt; der blau­ graue Horizont bildet dazu einen kom­plementären Farbkontrast. In solchen Situationen ändern sich ständig die Beleuchtungsverhältnisse – je dunkler der Himmel, desto größer wird der Ein­fluss des Kunstlichts.

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Komplementär – Sylt: Das warme Kunstlicht der Straßenbeleuchtung an der Strandpromenade schafft einen schönen Kontrast zum kühl wirkenden Himmel mit den dramatischen Wolken. Sony A7R II | 14mm (Canon-Fisheye 8-15mm, adaptiert) | ISO400 | f/8 | 10 s, Foto: Siegfried LaydaEs mag paradox klingen, aber um den Weißabgleich muss man sich hier kaum Gedanken machen.

Tipp: RAW­-Modus verwenden und das WB­-Preset „Tageslicht“ einstellen, bei „Kunstlicht“ ist das Ergebnis fast im­mer zu blaustichig. Final kannst Du den Weißabgleich bei der RAW­-Konvertierung festlegen. Stelle die Balance auf den Farbachsen Gelb­-Blau (Farbtemperatur) und Grün-­Magenta (Farbton) so ein, dass sich ein subjektiv stimmiges Farbklima ergibt. Farbneu­tralität ist bei solchen Motiven nicht das Ziel.

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Bunte Mischung – Berlin, Feier am Reichstag mit farbigen Skybeamern: Da sich die Strahlen der Beamer immer wieder bewegten, war Geduld angesagt, bis die Anordnung stimmte. Sony A7R II | 140mm (70-200mm) | ISO100 | f/10 | 10 s, Foto: Siegfried Layda

 

Autor: Siegfried Layda

 

Lesetipp: Online-Fotokurs „Die Belichtung bewusst steuern“

Online Fotokurs BelichtungNeben einigen grundlegenden Begriffen und physikalischen Zusammenhängen, wie dem Lichtwert und dem Dynamikumfang, zeigen wir Dir im Fotokurs Die Belichtung bewusst steuern, wie Du ein Histogramm interpretieren und gezielte Über- und Unterbelichtung nutzen kannst.

 

Weitere Tipps für die Fotopraxis, Tests der aktuellen Kameramodelle und alle Neuheiten und Trends in der Fotobranche erhältst Du im monatlichen ColorFoto-Magazin.

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