Die neueste Kamera der X-T-Familie kommt mit wenigen Verbesserungen im Vergleich zur Vorgängerin.: Die Fujifilm X-T30 II. Die Auflösung des TFT-Monitors ist höher, eine weiterentwickelte Motivautomatik soll optimierte Bildergebnisse liefern. Als Bildsensor bleibt der X-Trans-CMOS 4 mit 26 Megapixeln im Amt.
Die X-T-Modelle von Fujifilm verbinden klassisches Kameradesign mit innovativer Aufnahmetechnik – und genau dafür werden sie von der Fangemeinde geliebt. Als kleinere Schwester der X-T3 hat die X-T30II ein Gehäuse im SLR-Design, das aber anders als beim höheren Modell nicht gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet ist. Einigkeit herrscht dagegen beim Bildsensor, einem X-Trans-CMOS der vierten Generation mit 26 Megapixeln in Kombination mit einem leistungsfähigen 4-Kern-Prozessor (X-Prozessor 4). Erhältlich ist die X-T30 der zweiten Generation in Silber und Schwarz, zur Markteinführung kostet sie rund 900 Euro bzw. 1000 Euro mit dem bildstabilisierten Kit-Zoom Fujinon XC 3,5-5,6/15-45 mm OIS.
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Mehr Infos zu den FotokursenGehäuse und Ausstattung
Das Magnesiumgehäuse der X-T30 II zeigt sich in der zweiten Generation unverändert und gewohnt solide. Der Handgriff ist nicht mehr als ein kleiner Wulst rechts vorne am Gehäuse – ein Nachteil in Verbindung mit größeren Objektiven. Mit Kompaktzooms und Festbrennweiten ist die X-T30 II aber ein idealer Begleiter für Freizeit und Reise. Der integrierte Ausklappblitz leistet beim Aufhellen von Portraits gute Dienste. Bilder speichert die Kamera auf SD-Karten nach dem UHS-I-Standard. Für den Betriebsstrom sorgt der etwas schwache Akku NP-W126 (1260 mAh). Der OLED-Sucher bietet eine Auflösung von 786 667 RGB-Pixeln und eine effektive 0,62-fache Vergrößerung. Das Sucherbild ist also nicht das größte, aber Farben und Kontraste wirken angenehm. Selbst bei wenig Licht bleibt das Sucherbild sauber und ruckelt kaum, wenn man die Kamera verschwenkt. Den 3-Zoll Monitor hat Fujifilm durch eine höhere Auflösung – 540 000 gegenüber 346 666 RGB-Pixel – aufgewertet. Wie bisher lässt er sich vertikal verschwenken und ist touchfähig.
Digitale Schnittstellen bietet die Kamera in Form von USB-C und HDMI Micro (Typ D), für die Drahtloskommunikation mit dem Smartphone oder Tablet sind WLAN und Bluetooth 4.2 integriert. Mit der Camera-Remote-App ist der Datentransfer ebenso möglich wie das Fernsteuern der Kamera mit Live-Bild am Smartgerät.
Autofokus & Aufnahme bei der Fujifilm X-T30 II
Der Hybrid-AF der Fujifilm X-T30II entspricht dem hohen Standard der Topmodelle von Fujifilm: 425 AF-Punkte beherrschen die Phasen- und Kontrast-AF-Messung. Bei Einzelfeldmessung sind sechs Messfeldgrößen möglich, Messzonen werden in drei Größen angeboten. Gesichts- und Augenerkennung arbeiten zuverlässig; Tiere erkennt das System aber nicht. Für den kontinuierlichen Autofokus (AF-C) sind fünf Presets für unterschiedliche Bewegungsszenarien vorhanden, ein sechstes Set erlaubt individuelle Einstellungen.
Der mechanische Verschluss arbeitet dezent und erschütterungsarm. Die kürzeste Verschlusszeit beträgt 1/4000s mit dem mechanischen und 1/32000s mit dem elektronischen Verschluss. Die längste elektronisch gesteuerte Zeit variiert mit dem Belichtungsprogramm: 4s bei Zeitautomatik, 30s bei Programmautomatik sowie 15 min. bei Blendenautomatik und manueller Einstellung. Bis zu 20B/s schafft die Kamera im Serienbildmodus mit dem elektronischen Verschluss, bis zu 8B/s mit dem mechanischen. Im RAW-Modus legt sie allerdings nach 16 Bildern eine Zwangspause ein.
Eine Besonderheit ist der „Auto“- Schalter am Zeitenrad. Damit wechselt man aus anderen Belichtungsprogrammen direkt in die Voll- beziehungsweise in die Motivautomatik, die Fujifilm durch neue Algorithmen aufgewertet hat. Dazu gehören der Lichter-Schatten-Ausgleich bei hohem Motivkontrast, das Optimieren von Hauttönen oder das Erhöhen der Farbsättigung bei Landschaften. Auf 18 Filmsimulationen hat man über das Haupt- oder Schnelleinstellmenü Zugriff.
Die maximale Videoauflösung beträgt DCI-4K (4096 x 2160) beziehungsweise UHD-4K (3840 x 2160) mit 30 B/s. Filme in Full-HD (1920×1080) laufen mit 60 B/s noch flüssiger. Die X-T30 II unterstützt F-Log für hohe Dynamik. Highspeed-Aufnahmen in Full-HD sind mit einer Bildfrequenz von bis zu 240B/s möglich. Über den HDMI- Anschluss kann das Videosignal mit erhöhter Farbunterabtastung (10 Bit 4:2:2) ausgegeben werden. Eine Miniklinkenbuchse für externe Mikrofone ist an Bord, ein Kopfhöreranschluss dagegen nicht.
Einstellungssache
Bedienkonzept
Das Bedienkonzept der X-T30 II folgt dem bewährten Muster der X-T-Serie mit vielen Direktzugriffen über Einstellräder und Tasten. Die Einstellräder oben am Gehäuse sind kleiner als an einer X-T3 oder X-T4 und nicht arretierbar. Rechts vom Sucherhöcker sitzt das Verschlusszeitenrad, auf der linken Seite das Betriebsarten Wahlrad mit zehn Rastpositionen: Einzelaufnahme (S), Serienbilder (CL/CH), Bracketing (BKT 1/2), Video, Filter Voreinstellung (Adv1/Adv2), Mehrfachbelichtung und Panoramamodus. Zwei Endlosräder – das eine für den Daumen, das andere für den Auslösefinger – sind für diverse Einstellungen zuständig.
Einen Multifunktionswähler sucht man vergebens, als einziger Richtungsschalter steht ein AF-Joystick mit Druckfunktion bereit. Dank Touch Funktionalität kannst Du mit der Fingerspitze AF-Punkte setzen, mit oder ohne Auslösung. Im Wiedergabemodus erleichtert der Touchscreen das „Blättern“ von Bild zu Bild oder das Hineinzoomen in ein Bild durch Ziehen mit zwei Fingern. Im konfigurierbaren Quick-Menü mit wahlweise 4, 8, 12 oder 16 Funktionsfeldern profitiert der Anwender ebenfalls von der Touchbedienung, während er im Hauptmenü nur mit Richtungstasten und Rädern navigiert. Rechts vom Auslöser findet sich eine dedizierte Funktionstaste (Fn). Es lassen sich aber auch andere Tasten wie AE-L, AF-L oder View-Mode (Sucher-/Display-Modus) umfunktionieren. Zudem kannst Du weitere Funktionstasten durch Wischbewegungen am Monitor simulieren.
Bildqualität der Fujifilm X-T30 II
Mit dem X-Trans-CMOS 4 im BSI-Design, der 26 Megapixel bietet, erreicht die X-T30 II rund 2100 LP/BH bei Eingangsempfindlichkeit (ISO 160) und ISO 400. Das liegt in etwa auf dem Niveau der zuletzt getesteten APS-C-Kamera von Fujifilm mit identischem Bildsensor, der X-S10. Bei ISO 3200 fällt die Auflösung aber deutlich niedriger aus (1841/1683 LP/BH).
Bei den Dead-Leaves-Werten wird das Maximum von 1122/1029 LP/BH ebenfalls bei ISO 160 erreicht; bis ISO 1600 sinken die DL-Werte auf ein Niveau um 900 LP/BH. Zwischen ISO 1600 und 3200 kommt es zu einem abrupten Abfall von rund 300LP/BH, der deutliche Texturverluste mit sich bringt. Hier verhält sich die X-T30 II ganz ähnlich wie die anderen X-T-Modelle mit dem 26-Megapixel-Sensor. Farbkontraste werden so gut wie gar nicht angehoben.
Ein deutlicher Unterschied zur X-S10 zeigt sich beim Rauschen: Bei ISO 3200 erreicht die X-T30 II mit VN 1,9 einen deutlich höheren Wert als die X-S10 (VN 1,1) und überschreitet bei ISO 6400 die VN-2-Marke, während die X-S10 deutlich darunter bleibt (VN 1,4). In diesem Punkt scheint die X-T30 II eher wie die X-T4 abgestimmt zu sein. Ein Vergleich der JPEGs aus der Kamera mit RAW-Dateien war bis zum Redaktionsschluss leider nicht möglich, weil der Adobe RAW-Konverter noch keine Aktualisierung zu bieten hatte.
Die X-T30 II brilliert mit einer sehr hohen Auflösung bei ISO 160/400, die eine knackscharfe Detailzeichnung ermöglicht. Ab ISO 1600/3200 führen die fehlende Anhebung des Farbkontrasts und eine stärker einsetzende Rauschminderung aber zu deutlichen Texturverlusten.
Fazit vom Autor Karl Stechl:
Die X-T30 II zelebriert den klassischen Fujifilm-Look, ist aber wesentlich kompakter als eine X-T3 oder X-T4 und bringt sogar ein eingebautes Blitzgerät mit. Sie erhält den Kauftipp für „Freizeit & Reise“. Bildqualität, AF-System und übrige Ausstattung definieren diese Kamera als Vertreterin der gehobenen Mittelklasse; der Einführungspreis erscheint mit rund 900 Euro angemessen. Die Veränderungen zur X-T30 der ersten Generation sind aber zu gering, um einen Umstieg zu rechtfertigen.
Ihre stärksten Konkurrentinnen hat die X-T30 II im eigenen Haus. Nur wenig teurer ist die X-S10 mit eingebautem Bildstabilisator und einem Bedienkonzept, das sich eher am Mainstream spiegelloser Kameras orientiert. Und wer ein Modell im geradlinigen Sucherkamerastil bevorzugt, greift zur X-E4.
Testergebnisse der Fujifilm X-T30 II
Bildsensor/Datei
Gerät | Fujifilm X-T30 II |
---|---|
durchschnittlicher Marktpreis | 900 Euro |
Auflösung, Pixelgröße (Pixelpitch) | 6240 x 4160 Pixel, 3,8 μm |
Sensorgröße, Bildwinkelfaktor, förderliche Blende | 23,5 x 15,6 mm, 1,5x, f6,2 |
Bildstabilisator, Bildformate | Bildstabilisator, JPEG, RAW (14-Bit) |
Aufnahmesteuerung
Fokussierung | Hybrid-AF, 425 Felder (Phasen-AF), 425 Felder (Kontrast-AF); Tracking, Gesichts/Augen-AF, MF |
Verschlusszeiten: mechanisch, elektronisch | 1/4000-900 s, 1/32 000-900 s |
Belichtungsmessung | mittenbetont, Spot, Matrix mit 256 Feldern |
Belichtungskorrektur, Blitzbelichtungskorrektur | ±5 Blenden, ±3 Blenden |
Empfindlichkeit | ISO-Auto einstellbar, man: 80-51 200, ISO-Reihe |
Weißabgleich | auto, messen, Presets, Kelvin, Reihe, manuell |
kürzeste Blitzsynchronzeit, B, Farbräume | 1/180 s, B, sRGB, Adobe RGB |
Sucher/Monitor
Sucher | OLED-Sucher, 786667 RGB-Bildpunkte, 100 %, eff. 0,62x |
Monitor | 3,0", 540000 RGB-Bildpunkte, touchfähig, verstellbar |
einblendbare Information | Histogramm, Gitter, Horizont, Lichterwarnung, Lupe, Fokus Peaking |
Anschlüsse und Ausstattung
Bajonett, Spritzwasserschutz | Fujifilm XF, – |
Schulterdisplay, int. Blitz, Anschluss ext. Blitz, Zubehörschu | –, int. Blitz, –, Blitzschuh |
Schnittstellen, GPS | USB 3.1, WLAN, Bluetooth, HDMI |
Video | 4096 x 2160 Pixel, 30 B/s |
Maße (H × B × T), Gewicht mit Batterie | 83x118x47mm, 378 g |
Bildqualität
getestet mit | Fujifilm GF 1,4/35, bei f5,6 |
ISO160 Auflösung high/low / DL high/low | 2137/1927 / 1122/1029 |
ISO160 Artefakte high/low / Rauschen | 30/38 / 1,1 // 31,5 P. |
ISO400 Auflösung high/low / DL high/low | 2132/1901 / 1107/1010 |
ISO400 Artefakte high/low / Rauschen | 33/46 / 1,3 // 29,5 P. |
ISO800 Auflösung high/low / DL high/low | 1903/1781 / 1047/966 |
ISO800 Artefakte high/low / Rauschen | 34/45 / 1,6 // 26,5 P. |
ISO1600 Auflösung high/low / DL high/low | 1867/1727 / 908/877 |
ISO1600 Artefakte high/low / Rauschen | 45/53 / 1,7 // 22 P. |
ISO3200 Auflösung high/low / DL high/low | 1841/1683 / 600/508 |
ISO3200 Artefakte high/low / Rauschen | 63/75 / 1,9 // 10 P. |
ISO6400 Auflösung high/low / DL high/low | 1869/1617 / 487/273 |
ISO6400 Artefakte high/low / Rauschen | 73/87 / 2,3 // 1 P. |
Performance
mögliche Bildserie JPEG | 20,0 B/s, bis Karte voll |
mögliche Bildserie RAW | 20,0 B/s, 16,0 Bilder in Folge |
Ausstattung | 13,0 Punkte |
Gesamtpunktzahl | 53 Punkte, 5 Punkte unter Durchschnitt |
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Testergebnisse
Die Auflösungskurven für hohe und niedrige Kontraste verlaufen bei der Fujifilm über weite Strecken parallel und auf hohem Niveau. Mit einem Auflösungsmaximum von mehr als 2100 LP/BH bei ISO 160/400 übertrifft die Fujifilm auch einige Kameras mit Kleinbildsensor. Diese Leistung erkauft sich die X-T30 II durch starkes Nachschärfen, wie an den zugespitzten Kantenprofilen bis ISO 1600 erkennbar ist. Erst ab ISO 3200 wird weniger nachgeschärft, wobei die Auflösung dann um rund 300 LP/BH gegenüber dem Höchstwert abnimmt. An den roten Dead-Leaves-Diagrammen gefällt der weitgehend parallele, zum Teil fast deckungsgleiche Verlauf der durchgezogenen und gestrichelten Kurven über alle ISO-Stufen. Das heißt: Die Signalverarbeitung behandelt kontrastreiche und kontrastarme Strukturen sehr ähnlich. Eine Anhebung des Farbkontrasts findet nicht statt, der starke Abfall der DL-Kurven ab ISO 3200 führt zu ausgeprägten Texturverlusten, vermutlich verstärkt durch eine aktivere Rauschminderung. Der Anstieg von Artefakten und Rauschen (grüne Linien) bei höheren ISO Einstellungen entspricht dem für APS-C-Sensoren üblichen.