Stadtansichten
Gab es in Deutschland „früher“ mehr Schnee? Meteorologen sind unterschiedlicher Ansicht, wie so oft. So kann man etwa auf Unwetter.de lesen, die Anzahl der Schneetage in deutschen Städten habe sich seit dem Zweiten Weltkrieg um ein Drittel reduziert. Auf anderen Webseiten wie dem Wetterkanal von Jörg Kachelmann (wetterkanal.kachelmannwetter.com) sieht man solche Behauptungen eher kritisch: Auch vor längerer Zeit habe es Phasen mit weniger Schnee als heute gegeben, etwa im Zeitraum von 1911 bis 1940.
Wie viel Schnee fällt und wie lange er liegen bleibt, hängt natürlich auch von der Höhenlage eines Orts ab. Süddeutsche Städte sind für schneehungrige Fotografen deshalb gute Adressen. München zum Beispiel liegt mehr als 500m über Normalhöhennull (NHN). Auch das abgebildete Salzburg, viertgrößte Stadt Österreichs, liegt mit 420 ü. NHN relativ hoch. Weiße Pracht im Überfluss sei aber auch dort die Ausnahme, meint Profifotograf Rainer Mirau. Häufiger sind die Hausdächer lediglich mit Schnee überzuckert wie auf Miraus Aufnahme vom Januar 2017. Fotografiert wurde gegen fünf Uhr nachmittags, also zur blauen Stunde. Einige exponierte Gebäude sind beleuchtet, wirken aber zu dieser Tageszeit nicht so intensiv farbig wie später in der Dämmerung oder bei Nacht. Für Stadtpanoramen benötigt man einen geeigneten, hoch gelegenen Aussichtspunkt; in diesem Fall war es der Mönchsberg. Der Weg oberhalb der Altstadt bietet eine Reihe geeigneter Standorte. Von dort kann die Kamera fast gerade ausgerichtet werden, was eine Perspektivkorrektur obsolet macht.
Einfach fotografieren lernen mit unseren Online-Fotokursen
Für nur 6,99€ im Monat kannst Du auf über 70 Online-Fotokurse zugreifen. Lerne die Grundlagen der Fotografie - verständlich und mit vielen Praxisbeispielen. Inklusive Test und Fotokurs-Zertifikat.
Mehr Infos zu den FotokursenParklandschaften
Eine ganz andere Wirkung entfaltet der von Rainer Mirau fotografierte Kurpark in Baden bei Wien. Der viele Schnee und das warme Licht der Straßenlaternen erzeugen eine Wintermärchenatmosphäre, die man möglicherweise ein wenig kitschig, aber auch traumhaft schön finden kann. Fotografiert beim Licht der blauen Stunde, spiegelt die Schneedecke sämtliche vorhandenen Lichtfarben von Bläulich bis Rötlich wider. Hier wäre es sinnlos, per Weißabgleich auf eine möglichst weiße Wiedergabe des Schnees hinzuarbeiten – die Stimmung wäre passé und ein Farbkipp die Folge.
Licht und Farbe
Tipp: Für Aufnahmen von Weihnachtsmärkten ist die blaue Stunde meist besser als die Nacht, weil der Himmel noch Farbe hat und man die Kontraste besser in den Griff bekommt. Bei Nachtaufnahmen ist wiederum bedeckter Himmel von Vorteil, weil er die Lichter reflektiert. Der Himmel erscheint dann nicht schwarz, sondern nimmt die Helligkeit der Umgebung auf.
Beim Feuerwerk ging es darum, möglichst viele Lichtspuren zu sammeln, deshalb die lange Belichtungszeit von 20 s. Dass dies eine Portion Unwägbarkeit mit sich bringt, muss kein Nachteil sein. Beim Weißabgleich ist die Voreinstellung „Tageslicht“ (5000 K) ein guter Ausgangswert. Für die Belichtung gilt: Lichter dürfen nicht ausgefressen sein. Also knapp belichten und die Schatten bei der RAW-Entwicklung mit angepasster Rauschfilterung anheben.
Szenen und Details
Auf der Suche nach dem großen Motiv übersieht man oft die Details und kleinen Szenen des Alltags, die einem Fotothema erst die richtige Würze geben. Deine Wahrnehmung bei der Motivsuche sollte deshalb möglichst zweigleisig funktionieren: Das große Ziel im Blick zu behalten, ohne an den kleinen Dingen achtlos vorüberzugehen, heißt die Devise. Das Verengen des Blickwinkels auf Details hat bei Winterfotos zudem den Vorteil, dass schon wenig Schnee genügt, um Wirkung zu erzielen.
Damit der Betrachter ein Foto jahreszeitlich einordnen kann, reicht schon eine Andeutung von Winter: Auf der überdimensionalen Lichterkette in der 6th Avenue in New York liegt frischer Schnee. Ein 18-mm-Weitwinkel sorgt für perspektivische Überhöhung des Vordergrunds, wodurch das Motiv dynamischer wirkt. Schnee und Eis lassen sich gut mit Farben kombinieren, die dann umso intensiver leuchten. Dies gilt auch für das im winterlichen Stadtpark angebrachte Schild, das zum Blumenschneiden auffordert und damit einen kleinen Gag ins Bild bringt. Bei kontrastarmen Motiven wie diesem ist häufig eine Tonwertkorrektur nötig, damit der Schnee weiß und das Bild nicht flau wird. Tipp zur Ausrüstung: Da der Objektivwechsel mit klammen Fingern besonders lästig und auch nicht ganz ohne Risiko ist, empfiehlt sich ein Universalzoom mit mindestens 24-105mm, das einer Vielzahl von Motiven gerecht wird. Auf effektvolle Weitwinkel- oder Teleperspektiven muss man dann freilich verzichten.
Fazit
Autor: Karl Stechl
Super Motive ist nicht nur Schnee, sondern auch Nebel, der zu wunderschönen Kristallformationen gefriert. Da lohnt sich dann auch der Blick ins Detail.
Ich war unlängst in den frühen Morgenstunden unterwegs, um den Blutmond zu fotografieren (Winter bei -5 Grad, leichter Wind, Schneelandschaft, Finsternis, auf einem einsamen Hügel).
Trotz guter Winterkleidung war ich nach 1/2 Stunde so durchfroren, dass ich meine Kamera vor lauter Zittern kaum noch bedienen konnte.
Das Ergebnis war dann leider auch dementsprechend schlecht.
Schade.
Wieder Zuhause hat sich dann Beschlag auf den Objektiv-Linsen gebildet!!
Mhm, nicht so gut. Ich habe ihn mit einem Haar-Fön entfernt.
War das eine gute Idee?
Was hättet Ihr gemacht?
Objektiv in der Tasche lassen und langsam anwärmen lassen. Brillen sind auch kalt und beschlagen beim betreten eines Raumes im Winter. Ich hoffe das Problem hat sich gelöst? Fön hätte ich lieber sein lassen. LG Werner
Erst einmal muss Du Dich der Witterung entsprechend anziehen! Es gibt z.B. spezielle Handschuhe bei denen man die Finger einzeln rausnehmen kann – habe ich seit Jahren und bewähren sich immer wieder! Nach dem Heimkommen stecke ich meine Kamera für eine dreiviertel Stunde in eine Plastiktüte – die Feuchtigkeit kondensiert dann an der Tüte und nicht in der Kamera – hat sich auch seit Jahren bewährt!
Geht raus und macht Bilder !
Mit viel Interesse habe ich den Beitrag gelesen. War Aufschlussreich und hat mir gut gefallen. Selber bin ich noch nicht in die Kälte gegangen werde es aber nachhohlen.
Danke für den Beitrag.
Gruß Margrid
Wie könnte ich noch geniale Fotos in Eiseskälte hochladen?
Alles recht schön gut und richtig es wurde an anderer Stelle schon erwähnt, eine Taschenlampe ist wichtig und im Winter logischer Weise Handschuhe. Bei kalten Fingern verliert man rasch das Gefühl und spürt den Auslöser und andere Bedienungsknöpfchen nicht mehr. Ganz schlimm ist das bei den kleinen Knöpfchen der Kompaktkameras. Reserve Akku in der warmen Brust- oder Hosentasche bewährt sich recht gut, denn durch die Kälte und die längeren Belichtungszeiten schwindet die Energie rascher. Eh klar, aber man kann es nicht oft genug sagen.
Ja, eigentlich ist das schon alles bekannt. Dennoch frage ich mich oft vor der Aufnahme: Wie wähle ich jetzt meine Einstellungen um die Aufnahme so hinzubekommen, wie ich es mir vorstelle.
danke für den Artikel und die tollen Bilder. Eigentlich ist ja alles bekannt – nur den inneren Schweinehund zu überwinden und auch bei Kälte raus zu gehen fällt halt (mir) meistens schwer.
Ich kann Dir voll zustimmen.