Exklusives Interview mit den Machern von
PROJEKT: ANTARKTIS

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Tim, Michael und Dennis sind Künstler, Fotografen und Filmemacher. Sie hatten ein Ziel: In die Antarktis reisen, das Abenteuer mit der Kamera festhalten und daraus einen Kinofilm machen. Für dieses Ziel sind sie bereit gewesen, alles auf eine Karte zu setzen. Ohne Produktionsfirma und konkreten Abnehmer, dafür aber mit ganz viel Unvernunft und zwei Jahren unbezahlter Investitionszeit machten sie sich auf den Weg in die Antarktis. Nur so konnten sie herausfinden, ob man wirklich alles erreichen kann, wenn man es nur stark genug will. Ihre Reise haben sie mit allen Höhen und Tiefen festgehalten und aus dem Material einen Film gedreht.

Nach ihrem großen Kinoerfolg beginnt nun der digitale Filmstart sowie Filmverkauf als DVD und Blu-Ray. Hier kannst Du die DVD erwerben oder den Film online streamen. Dies nehmen wir zum Anlass, um Dir das Projekt genauer vorzustellen.

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Im exklusiven Interview für die fotocommunity sprechen die jungen Männer über ihre Träume, Motivationen und Planungen.

In welcher Situation wart ihr zu Beginn und was war eure Motivation, so einen Film zu machen?

Dennis, und ich (Tim) studieren in Bremerhaven Digitale Medienproduktion. Wie auch Michael, arbeiten wir aber hauptsächlich als selbstständige Filmemacher und Fotografen. Das heißt, wir werden gewöhnlich von unseren Kunden mit kreativer Arbeit beauftragt. Diesmal haben wir gedacht: Wir beauftragen uns selbst und starten etwas Eigenes, das es zuvor nie gegeben hat!

Wie trifft man auf Gleichverrückte und wieso sollte es gerade die Antarktis sein?

Wenn man wirklich für etwas brennt, dann ist man bereit, dafür weite Wege und große Hindernisse auf sich zu nehmen. Wir waren schon immer verrückt nach Film und Fotografie. Entsprechend fällt man in seinem Umfeld natürlich auf. Früher oder später findet man Gefährten – in unserem Fall geschah das in Norddeutschland. Bremerhaven ist unter anderem bekannt für seine Polarforschung. Somit entwickelte sich unser zugegebenermaßen etwas verrückter Traum: Einmal einen eigenen Film in der Antarktis zu drehen. Und um es noch weiter zu verschärfen, beschlossen wir, einen Kinofilm daraus zu machen.

Dabei dient die Antarktis auch als Symbol: Wir wollen unsere Zuschauer motivieren und ihnen zeigen, dass es sich lohnt, für seine Ziele und Träume zu kämpfen. Auch wenn diese noch so fern liegen mögen – genau wie die Antarktis.

Ihr lebt ja als Selbstständige von regelmäßigen Aufträgen. Wie „rechnet“ sich ein solch großes Projekt, das auch über ein Jahr Planung benötigte?

Wir sind da ein bisschen „untypisch“ vorgegangen: Wir haben uns selbst während der gesamten Projektzeit von zwei Jahren nicht bezahlt, sondern haben von unserem Ersparten gelebt oder eigene Aufträge „nebenbei“ absolviert. Das hatte den Vorteil, dass wir all unsere Sponsorengelder in das Projekt investieren konnten, indem wir uns unser Gehalt gespart haben. Für die Beantragung einer Filmförderung hatten wir weder die notwendige Erfahrung – noch die Zeit. Gleiches galt für die Suche eines Filmverleihs. Wir entschieden uns dazu, PROJEKT: ANTARKTIS im Eigenverleih herauszubringen, was bedeutet, alle Kosten selbst vorzustrecken.

Es war natürlich stressig, neben dem Filmprojekt noch eigene Aufträge erfüllen zu müssen. Diese Maßnahme hat uns jedoch vor einem Berg an Schulden bewahrt, denn die Kosten von Produktion und landesweitem Vertrieb waren immens. Schwarze Zahlen waren also erst mit den Kinoeinnahmen des Films geplant, später mit dem Home-Entertainment, also DVD, Blu-Ray, Streaming, TV und so weiter. Überraschend ist für uns, wie gut die Begleit-Produkte, z.B. das Buch zum Film angenommen werden, deren Entwicklungskosten vergleichsweise gering waren.

Wie spricht man Sponsoren an und welche Reaktionen habt ihr dabei erlebt?

Wir haben die volle Bandbreite erlebt – von großer Hilfsbereitschaft bis zu unbeantworteten Emails. Sponsoren zu gewinnen, war mit Sicherheit eine der größten Herausforderungen in diesem Projekt: Vor allem weil wir ein Produkt „verkaufen“ mussten, das es ja noch gar nicht gab. Wir mussten also gut vorbereitet in die „Pitches“ hinein gehen, eine Präsentation bereithalten, Referenzen vorzeigen und natürlich vielversprechende Prognosen abgeben. Vor allem aber mussten wir Professionalität vermitteln und dem Sponsor ganz genau sagen können, was er überhaupt für Vorteile von einer Kooperation haben würde.

Man sollte sich keine Illusionen machen: Niemand hat Geld zu verschenken! Somit boten wir z.B. prominente Logoplatzierungen oder gemeinsame Werbekampagnen auf den Plattformen der Sponsoren an (keine Produktplatzierungen). Dennoch war es nicht leicht, Zusagen zu bekommen: Wir kontaktierten hunderte Firmen, Vereine oder Privatpersonen und nur ein Bruchteil davon machte letztlich mit. Gerade so genug, um das Projekt starten zu können.

Bei der Auswahl potenzieller Sponsoren haben wir uns auch an Firmen oder Personen gewendet, die wir schon länger kannten oder mit denen wir bereits zusammengearbeitet hatten. Damit konnten wir uns von der Masse an Konkurrenzprojekten abheben. Im Optimalfall hatten die potenziellen Partner schon positive Erfahrungen mit uns in früheren Projekten gesammelt. Bei dieser Gruppe hatten wir den größten Erfolg. Außerdem erwies es sich als sehr wichtig, hartnäckig zu bleiben und immer wieder nachzuhaken: Viele Unternehmen haben mehr als nur eine Sponsoring-Anfrage auf dem Tisch und somit sollte man es sich zur Aufgabe machen, mit seiner eigenen Anfrage nicht vergessen zu werden. Was hat man denn zu verlieren?!

Mit wieviel Budget habt ihr geplant (auch für die Flüge und das Schiff) und seid ihr hingekommen?

Das genaue Budget können wir aus mehreren Gründen leider nicht verraten. Da wir uns in der Produktionsphase kein Honorar ausgezahlt haben, wären die Zahlen ohnehin sehr schwammig. Filmbudgets werden nämlich immer mit Personalkosten gerechnet.

Zu den Reisekosten: Eine Schiffsreise von 10 Tagen in einer Viererkabine mit Stockbetten, Schlauchbooten und Hubschraubern an Board kostet etwa 15 000 € ohne Helikoptersprit und An- und Abreise. Diese Rechnung gilt pro Person. Wir waren etwa einen Monat auf dem Schiff, die Kosten waren also nicht ganz ohne.

Der Vertrieb war ebenfalls für unsere Verhältnisse sehr kostenintensiv. Mit jedem Kino, was den Film spielt, mit jeder technischen Anforderung, mit jedem Fehler entstehen zusätzliche Kosten, die wir vorstrecken mussten. Ohne unsere Sponsoren hätten wir dieses Filmprojekt nicht umsetzen können.

Welche Posten mussten berücksichtigt werden? Habt ihr welche übersehen?

An erster Stelle steht natürlich die Produktion: Zusatzpersonal, Equipment, Reisekosten, Lizenzen, Versicherungen, etc. Der zweite, große Kostenpunkt betrifft den Vertrieb: Werbeanzeigen online/offline, Presseagentur, Kino-Logistik & Druck (Datenträger, Poster, Flyer), Merchandise-Produkte und Events wie die Premiere.

Natürlich wurden wir immer wieder von neuen Kostenpositionen überrascht. Beispielsweise wollten wir anfangs die Pressearbeit selbst erledigen, konnten uns dann aber vor Medien-Anfragen nicht mehr retten. Somit holten wir kurzfristig eine auf Kinofilme spezialisierte Presseagentur dazu. Konkret hieß das, dass wir mitten im Projekt auf die Suche nach weiteren Sponsoren gehen mussten. Das Geld wurde immer wieder knapp.

Ihr wolltet das Genre Dokumentarfilm neu erfinden – was habt ihr denn vermisst und wie habt ihr das umgesetzt?

Es gab da zwei Arten von Film, die uns inspiriert haben: Wir waren schon immer große Fans von dokumentarischen Online-Videos, die einen über packende Bilder und energische Musik mitreißen. Als Beispiel fällt uns da sofort „The Art of Flight“ ein, eine Red Bull Produktion. Auf der anderen Seite konsumiert unsere Generation praktisch täglich Vlogs auf YouTube oder Facebook, die oftmals einem Making Of gleichen und Blicke hinter die Kulissen ermöglichen (Vlog = Video Tagebuch, in dem man sich selbst filmt).

Beides also Filmformate, die nicht vom allwissenden Erzähler dominiert werden, sondern die den Zuschauer direkt in das Geschehen mitnehmen. Oftmals sehr ehrlich und direkt, teilweise sogar ohne wahnsinnige Budgets oder Produktionen im Hintergrund produziert.

Diese beiden Formate haben wir trotz ihrer extremen Beliebtheit im Kino bislang vermisst und daher dachten wir uns: Warum nicht beides kombinieren und es auf die große Leinwand bringen? Warum nicht einfach mal etwas Neues versuchen? Wir haben das Format kürzlich erst die „Erlebnis-Dokumentation“ getauft.

Welche Inhalte wolltet ihr transportieren?

In erster Linie nehmen wir unsere Zuschauer mit auf die Reise durch dieses Projekt. Sodass sie das Gefühl haben, sie wären selbst dabei. Das funktioniert dadurch, dass wir Drei zu „Stellvertretern“ für den Zuschauer werden und er PROJEKT: ANTARKTIS praktisch als einer von uns miterlebt. Dabei bleiben wir authentisch und sind auch zu sehen, wenn die Haare mal nicht sitzen oder uns in der Drake-Passage gerade speiübel ist. Außerdem stehen wir ganz offen dazu, wenn wir mal Fehler machen oder es Probleme gibt. Unser Film soll einfach ehrlich sein.

Wir wollen aber auch zum Nachdenken anregen: Der Film soll zeigen, dass Spaß und Arbeit sich nicht ausschließen müssen und, dass es mehr als nur „den einen“ Weg dazu geben darf. Häufig hört man in seiner Jugend den Spruch „Mach doch lieber was Vernünftiges!“, der als gut gemeinter Ratschlag dazu dienen soll, einen sicheren Lebensweg einzuschlagen. Die persönliche Passion soll dabei oft möglichst weit zurückgestellt werden. Das ist aus unserer Sicht fatal. Denn man sollte für das, was man beruflich machen möchte, brennen. Das Leben ist zu lang, um darin unglücklich zu sein. Insbesondere wir als die junge Generation wachsen unter enormen Möglichkeiten auf. Nie zuvor konnten wir solch spannenden Berufswege einschlagen und uns auf diese Weise selbstverwirklichen – wie heute. Chancen, die wir nutzen sollten!


Hier geht’s zum Trailer: 

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Im zweiten Teil der Interview-Reihe gehen Tim, Michael und Dennis auf das notwendige technische Equipment und die Produktion des Films ein.

 

2 Kommentare

  1. Sehr interessant
    Warum wird hier nicht die DVD (BlueRay) angeboten, oder wenigstens Bezugsquelle und Preis genannt ? Oder verlinkt ?
    Das wäre doch das Naheliegendste !
    Das Interview ist eine tolle Ergänzung.
    Beste Grüße
    Detlef Hergert

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