16.09.2021 – Ein neuer Sensor mit höchster Auslesegeschwindigkeit und 24 MP, ein 2-MP-Sucher, ein Autofokus mit Augensteuerung, ein neuer elektronischer Verschluss für jede Gelegenheit – mit der EOS R3 setzt Canon ein Ausrufezeichen in den Markt der spiegellosen Kameras. Die EOS R3 ist absolut professionell und ab November für 6.000 Euro erhältlich – auch wenn sich Canon den Raum für eine R1 offenhält.
Sehr geschickt hat Canon die Informationen zur Entwicklung und den neuen Features über Monate scheibchenweise freigegeben – aber bei dieser Kamera gibt es auch tatsächlich viel zu erzählen. Canon spricht von über 100 Verbesserungen, das werden wir nicht nachzählen. Aber schon die Konzentration auf die spannendsten Details zeigt: Mit der EOS R3 hat sich Canon so klar zum spiegellosen System bekannt, dass wir keine grundlegend neue SLR mehr erwarten. Das schließt Updates bekannter Technik nicht aus.
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Mehr Infos zu den FotokursenSensor und Bildprozessor der Canon EOS R3
Der neue Sensor im Kleinbildformat ist eine Eigenentwicklung und zielt auf hohes Tempo. Denn nicht die Auflösung von 24 Megapixeln ist der spannende Punkt, sondern die Sensorarchitektur. Canon setzt sowohl auf BSI- als auch Stacked-Architektur – was wir bisher so nur bei Sony gesehen haben. BSI bedeutet so viel wie „rückseitig belichtet“ – die Verdrahtungen liegen in diesem Fall hinter der lichtempfindlichen Silizium-Schicht. Solche Sensoren erreichen eine höhere Lichtausbeute und sind daher gerade bei hochwertigeren Kameras quasi ein Standard. Der Stacked-Aufbau wurde im Fotobereich zuerst von Sony verwendet und bisher blieb Sony alleiniger Anbieter dieser Technologie. Solche Sensoren haben eine integrierte Prozessoreinheit mit einem Pufferspeicher auf der Rückseite des Sensors. Dadurch kann der Sensor sehr schnell ausgelesen werden – eine Grundvoraussetzung für schnelle Bildserien, hochaufgelöste Videos, sehr kurze Belichtungszeiten und ein Turbo für den Autofokus. Denn bei spiegellosen Systemkameras arbeitet der Autofokus mit den Daten vom Bildsensor. Da ist Tempo unersetzlich, wenn beispielsweise ein Fußballspieler im Strafraum verfolgt werden soll.
Zudem ist der Sensor beweglich gelagert: Kameraseitig gleicht die Canon EOS R3 Bewegungen in fünf Achsen aus und ist dabei noch leicht effizienter als die EOS R5. Neben JPEG und 14-Bit RAW bietet die R3 auch das HEIF-Format mit 10-Bit. Für die Datenverarbeitung ist der DIGIC-X-Bildprozessor zuständig.
Elektronischer Verschluss der Canon EOS R3
Die Kamera hat sowohl einen mechanischen als auch einen elektronischen Verschluss. Nach dem Willen von Canon soll der elektronische ab nun die erste Geige spielen, denn er sticht seinen mechanischen Kollegen insgesamt aus. Mit dem mechanischen Verschluss werden Belichtungszeiten zwischen 1/8000 und 30 Sekunden realisiert, der elektronische ermöglicht bis zu 1/64000 Sekunden kurze Belichtungen, was gerade die Sportfotografen aufhorchen lässt. Die Top-Serienbildgeschwindigkeit beträgt 30 B/s – mit dem elektronischen Verschluss, im RAW-Format und mit AF/AE-Nachführung. Mit dem mechanischen sind maximal 12 B/s drin.
Ein Global-Shutter ist der neue elektronische Verschluss noch nicht, doch den Rolling-Shutter-Effekt hat Canon nach eigenen Angaben deutlich reduzieren können.
Außerdem unterstützt der elektronische Verschluss nun auch das Fotografieren mit Blitzen bis zur 1/180 Sekunden. Mit dem mechanischen Verschluss ist die typische Synchronzeit von 1/250 Sekunden möglich. Bei beiden Verschlusstypen ist die Anti-Flacker-Funktion zuschaltbar, um flackernde Lichtquellen zu entdecken und die Belichtung entsprechend anzupassen.
Sollte der elektronische Verschluss zu leise arbeiten, bietet die R3 ein künstliches Auslösegeräusch an.
Canon EOS R3: Schnelles AF-System
Das AF-System basiert auf der Dual-Pixel-CMOS-AF-II-Technologie, welche auch in der EOS R5 für die Scharfstellung zuständig ist. Natürlich bringt die Neue optimierte Deep-Learning-Algorithmen sowie neue Funktionen mit, sodass Präzision und die Geschwindigkeit bei Erfassung und Schärfenachführung zulegen. Laut Canon ist die EOS R3 mir 0,03 Sekunden Reaktionszeit die im Moment schnellste RF-Kamera (R5 – 0,05 Sekunden). Zudem wurde auch die Empfindlichkeit des AF-Systems verbessert: Die R3 kann zwischen -7,5 bis 20 EV fokussieren. Die R5 schafft -6 EV – was ebenfalls ein sehr guter Wert ist.
Maximal stehen dem Fotografen/ der Fotografin 4779 Messfelder zur Auswahl, die den Sensor zu 100% abdecken und auf unterschiedlichste Arten kombiniert werden können. Die neue flexible Zone-AF erlaubt eine freie Anpassung des AF-Bereichs hinsichtlich seiner Größe.
Die Kamera erkennt Köpfe, Gesichter, Augen und Körper von Menschen und auch bestimmten Tieren bei der Aufnahme von Fotos und Videos. Augen-, Gesichts-, Kopf- und Körpererkennung sind jetzt in allen AF-Modi verfügbar. Neu ist die spezialisierte Erkennung und Verfolgung von Fahrzeugen für Motorsportfotografen hinzugekommen. Sie kann Motorräder, Rennwagen mit offenem Cockpit sowie GT- und Rallye-Fahrzeuge erkennen und bietet die Prio-Optionen für das Fahrzeug oder den Fahrer (Helm). Ist das Tempo entscheidend, kann der Fotograf die Auslöseverzögerung von 56 auf 20 ms reduzieren. Er muss dann aber eine weniger präzise AF-Messung akzeptieren.
Ob pure Geschwindigkeit, ob Verfolgung und Objekterkennung oder die gezielte Ansteuerung von Segmenten – in allen Fällen dürfte der Stacked-Aufbau des Sensors ein entscheidender Baustein in der AF-Technik sein. Da Canon in der R3 auf den klassischen speziellen AF-Sensor der SLRs verzichten muss, kommen alle Daten vom Bildsensor. Desto schneller nun der Bildsensor Daten liefern kann, desto mehr Funktionen kann der AF bieten. Und genau auf diesen wichtigen Tempo-Punkt zielt der Stacked-Aufbau des Sensors hin.
Die neue Canon EOS R3 mit Eye-Control-AF
Die wohl spannendste Neuheit ist die Rückkehr der Eye-Control-Funktion, die Canon schon in den 1990er einmal in die Kameras einbaute. Die Kamera verfolgt mittels Infrarot-LEDs die Pupillenbewegungen und ermittelt so die Blickrichtung. Die Kamera erkennt also, auf welches Bilddetail der Fotograf im Sucher schaut. Die R3 verfügt zudem über eine spezielle Konfigurationsfunktion, um Eye-Controll an den Benutzer anzupassen. Das ist auch dringend empfohlen, denn ein unterschiedlicher Abstand zu der Suchermuschel und noch mehr Brillen und Kontaktlinsen beeinträchtigen das System.
Eye-Control ist prinzipiell für den Start einer Fokussierung zuständig: Man visiert das Motiv mit dem Blick an und bestätigt die Auswahl per Taste. Die Kamera fokussiert dann auf den angeschauten Punkt und führt gegebenenfalls die Schärfe nach. Ein Tracking per Auge, also eine Motivverfolgung entsprechend dem Blick des Fotografen, ist derzeit nicht möglich – nicht zuletzt weil auch der Blick des Fotografen selten diszipliniert und überlegt über das Bild umherwandert. Bei kleineren, sich dicht an einander bewegenden Motiven stößt Eye-Control bereits bei der Erkennung an seine Grenzen. Dann hilft zum Beispiel der Joystick, das Motiv auszuwählen.
So spannend Eye-Control auch ist, wichtiger für die Praxis dürfte die AF-Feld-Steuerung per Smart-Controller sein, wie in der 1DX III, sowie die Lösung per Joystick. Der Smart-Controller ist im Grunde auch ein Joystick, nur erfasst dieser die Fingerbewegungen optisch-sensorisch und nicht mechanisch. Der Smart-Controller ist schneller, der Joystick aber präziser. Für Profis ist auch die Möglichkeit, unterschiedliche Methoden der Steuerung zu kombinieren nicht unerheblich.
Der Sucher der Canon EOS R3
Ein Highlight der Ausstattung ist der neue elektronische Sucher. Er bietet eine hohe Auflösung von 1 920 000 RGB-Pixeln und kann mit 60 oder 120 B/s betrieben werden. Die zweite Option kostet etwas mehr Strom, liefert aber flüssigere Bewegungen. Die Bildabstimmung ist sehr ausgewogen, reaktionsschnell und ermöglicht eine gute Kontrolle von Helligkeit auch bei Schatten oder Spitzlichtern – wie ein erster Blick durch den Sucher zeigte. Für Fans optischer Sucher hat Canon eine Funktion namens OVF-Simulatormodus eingebaut. Dann deaktiviert die Kamera Weißabgleich sowie Belichtungskorrekturen – damit das Ganze noch mehr nach dem optischen Sucher aussieht. Eine weitere Funktion unterdrückt bei schlechtem Licht eine zu langsame Wiederholfrequenz des Suchers: Sie kostet mehr Strom, AF-Präzision und zeigt ein dunkleres Bild als gewöhnlich.
Der Monitor mit Touchfunktion zur Kamerasteuerung ist ebenfalls neu. Seine Auflösung wächst auf 1 383 334 RGB-Pixel bei einer Diagonale von 3,2-Zoll. Das Display ist zudem schwenk- und drehbar aufgehängt und ermöglicht somit unterschiedliche Aufnahmewinkel. Bei Profimodellen bevorzugte Canon bis jetzt starre Displays.
Gehäuse und Bedienung
Das Gehäuse ist im Kern ein leichtes und robustes Chassis aus Magnesiumlegierung. Der R3 spendiert Canon Staub- und Spritzwasserschutz auf dem Niveau der EOS 1DX III. Optisch ist der Body eine Mischung aus R5 und 1DX III. Dank ausgeprägtem Handgriff und rauer Beschichtung liegt dieser satt und sicher in der Hand. Neu ist der Zubehörschuh – er ist länger und hat nun zusätzliche Kontakte, um Zubehör mit Strom und Dateninterface zu versorgen. Das neue Zubehör, wie Mikrophone oder Transmitter sind dadurch kompakter und können über das Display der Kamera gesteuert werden. Für den passenden Schutz vor Wind und Wetter liefert Canon eine Gummiabdeckung mit. Bilder und Videos werden auf CFe- oder SD-UHS-II-Speicherkarten angelegt.
Das ausgefeilte Bediensystem bietet viele Direktzugriffe über mechanische Tasten und Touchbefehle. Ein Teil der Bedienelemente ist wegen des integrierten Hochkantgriffs doppelt vorhanden – darunter auch der extrem praktische Joystick und der Smart-Controller. Hinzu kommen mehrere Einstellräder und zahlreiche Tasten, deren Belegung zum Teil auch personalisiert werden kann. Neben den mechanischen Tasten und Rädern verfügt die R3 über eine funktionsstarke Touchbedienung, die sowohl Menü-Steuerung, Funktionsanpassung im Q-Menü als auch AF-Funktionen mit einschließt. Die EOS R3 lässt sich prima steuern, ohne das Auge vom Sucher nehmen zu müssen. Ein Schulterdisplay ermöglicht rasche Einstellungskontrolle von oben.
Konnektivität-Eigenschaften der neuen Canon EOS R3
Für drahtlose Verbindungen zu mobilen oder auch anderen Geräten verfügt die EOS R3 über 5 GHz WLAN und Bluetooth Version 5.0. Dazu kommt High-Speed-Gigabit-Ethernet für die schnelle Datenübertragung per LAN-Kabel auch direkt auf einen FTP-Server.
Die Kamera lässt sich per Canon Camera Connect App drahtlos oder mit der Browser-Remote-Funktion über eine Ethernet-Verbindung fernsteuern. Zudem kann der Fotograf über die Camera Connect App auch aktuelle Firmware von der Speicherkarte in die Kamera direkt übertragen.
Mit der Canon Mobile File Transfer (MFT) App lassen sich Bilder auch über ein Smartphone an einen FTP/FTPS/SFTP-Server senden. Passend dafür erscheint 2022 der Smartphone-Adapter AD-P1. Damit wird das Smartphone oben an dem Zubehör festigt und eine Datenverbindung zwischen der USB-Buchse des Smartphones und dem Dateninterface des Zubehörschuhs hergestellt. Die MFT-App soll künftig auch das Verfassen kurzer Sprachnotizen ermöglichen.
Video
Die R3 legt nicht nur beim Thema Foto kräftig zu, sondern punktet auch mit neuen Video-Funktionen. Sie filmt maximal in 6K-Auflösung: mit bis zu 60 B/s und auch in 12-Bit RAW. 4K-Filme zeichnet die Kamera im 6K-Oversampling auf, mit bis zu 120 B/s. Auch Full-HD-Videos werden mit bis zu 120 B/s aufgezeichnet. Bei hohen Bildraten ab 100 B/s kann die Kamera bis zu 1,5 Stunden lang filmen, darunter bis zu 6 Stunden. Videos können auch mit Canon Log 3 sowie 10-Bit-HDR-PQ-Einstellung aufgenommen werden, um größere Reserven bei den Farben und der Dynamik zu haben. Beim Filmen ist das AF-System bis -4,5 EV empfindlich.
Zubehör für die Canon EOS R3
Neben der Kamera stellt Canon neues Zubehör vor, welches mit dem optimierten Multifunktionsschuh kompatibel ist und von der Kamera mit Strom versorgt wird. Alle diese Neuheiten können über die Kamera konfiguriert und gesteuert werden. Hierzu gehören das Microphone DM-E1D für 420 Euro, welches erst im Februar 2022 auf den Markt kommt, der Speedlite Transmitter ST-E10 für 170 Euro für die drahtlose Kontrolle von Blitzen, ein Blitzschuhadapter AD-E1 für 60 Euro und 2022 ein Smartphone-Adapter AD-P1 – zuerst nur für Android. Eine iOS-Version folgt. Der Blitzschuhadapter AD-E1 nimmt Zubehör auf, welches für den nun älteren Zubehörschuh entwickelt wurde. Zeitgleich dichtet er die zusätzlichen Kontakte des neuen Zubehörschuhs ab.
Gerät | Canon EOS R3 |
---|---|
Bildsensor | 36 x 24 mm, 24,1 Megapixel, 6000 x 4000 Pixel |
Empfindlichkeit | ISO auto, manuell: 50 – 204 800 |
Dateiformat | JPEG, RAW (14 Bit), HEIF |
Video | 6K: 6000x3164p60; 4K: 3840x2160p120; Full HD: 1920x1080p120; Stereoton |
Autofokus | Phasen-AF, max. 4779 AF-Felder, 1-Punkt, Zone, flexible Zone, Auto, Gesichts/Augen/Tier/Fahrzeuge, Tracking |
Belichtungsmessung | 384-Zonen-Messung, Spot, mittenbetont, Matrix, Flackererkennung |
Belichtungssteuerung | P, S, A, M |
Monitor | 3,2-Zoll, 1 383 334 RGB-Pixel, schwenk- und drehbar, Touch |
Sucher | OLED-Sucher, 1 920 000 RGB-Pixel, 100% Bildfeld, eff. 0, 76x |
Ausstattung | Bildstabilisator, Zubehörschuh, USB Typ-C, LAN, WLAN, Bluetooth, CFe/SD UHS-II |
Maße und Gewicht | 150 x 143 x 87 mm, 1015 g |
Preis | 6000 Euro |
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