Brücken in Szene setzen

Fototipp: Brücken in Szene setzen
FavoriteLoadingAuf Deine Leseliste in Meine Fotoschule setzen

Brücken sind wichtige Verkehrsadern, faszinieren aber auch durch ausgeklügelte Konstruktionen und individuelle Ästhetik. Sie führen über Wasser und Gelände, prägen das Bild von Landschaften und Städten. Wir zeigen Dir, wie Du Brücken mit der Kamera erkunden und gekonnt in Szene setzen kannst.

Dieser Artikel stammt aus der ColorFoto 6/2019.

Pacific und Golden Gate Bridge
Hingucker im Hintergrund – Die berühmte Golden Gate Bridge bei San Francisco, im Abendlicht fotografiert, rückt hier in den Hintergrund und prägt dennoch unübersehbar das Landschaftsbild. Der niedrige Aufnahmestandpunkt und die nahen Vordergrunddetails machten starkes Abblenden nötig, um die gewünschte Schärfentiefe zu erzielen. Canon EOS 60D | 30 mm/KB (15-85 mm) | ISO 125 | f/13 | 1/25 s. Foto: Siegfried Layda

Brücken in Städten

Was wären viele Städte ohne ihre Flüsse und Brücken? In der ungarischen Hauptstadt Budapest überspannen neun Straßenbrücken die Donau und verbinden die Stadthälften Buda und Pest. Im italienischen Genua war das Polcevera-Viadukt seit 1967 das verbindende Element zwischen dem Ost- und Westteil der Stadt. Am 14. August 2018 stürzte einer von drei Pylonen der vierspurigen Autobahnbrücke, zusammen mit einem etwa 250 m langen Teilstück, ein. Das Unglück legte die wichtigste Verkehrsverbindung der Hafenstadt lahm und kostete 43 Menschen das Leben.

New York, East River, Manhattan Bridge
Starke Diagonale – Die Manhattan Bridge, hier im frü­hen Morgenlicht, überspannt den East River und ver­bindet die Stadt­ teile Brooklyn und Manhattan. Vom Flussufer nach oben fotografiert, wirkt die Brücke dominant und ver­stärkt als Diagona­le die Bilddynamik. Sony A7R | 17 mm (Canon T/S, adaptiert) | ISO 100 | f/11 | 1/25 s | 2 Einzelbilder, PS Photomerge. Foto: Siegfried Layda

Ein wechselvolles Schicksal wurde auch der Freiheitsbrücke in Budapest zuteil: Sie wurde 1896 als Franz-Joseph- Brücke eröffnet, 1945 teilweise von der deutschen Wehrmacht gesprengt, dann originaltreu wieder aufgebaut und eineinhalb Jahre später neu eröffnet – unter dem heutigen Namen Freiheitsbrücke. Die grün gestrichene Eisenbrücke lässt sich auch aus der Vogelperspektive fotografieren, wenn man den Anstieg auf den Gellértberg nicht scheut.

Feiheitsbrü­cke in Budapest
Vogelperspektive – Die Feiheitsbrü­cke in Budapest kann man vom Gellértberg aus in Vogelperspektive als Teil des Stadtpanoramas fotografieren. Der 16:9-Ausschnitt wurde bei der Bildbearbeitung gewählt, um nicht zu viel Flussvor­dergrund ins Bild zu bekommen.Fujifilm X-T2 | 21 mm/KB | ISO 200 | f/8 | 1/250 s. Foto: Karl Stechl

Weitere mögliche Aufnahmeperspektiven finden sich bei den Bildern der Helix Bridge in Singapur – von einem Aussichtspunkt auf Brückenniveau fotografiert – und der Manhattan Bridge in New York. Letztere wurde von unten aufgenommen, was in Verbindung mit einem 17-mm-Weitwinkel markante Fluchtlinien erzeugt. Bei der zweiten Aufnahme mit dem 300-mm-Tele, die den Raum komprimiert, scheint die Manhattan-Bridge dagegen direkt aus den alten Lager- und Bürohäusern im Vordergrund herauszuwachsen.

Helix Bridge, Singapur
Auf Augenhöhe – Helix Bridge, Singapur: Von einem Aus­sichtspunkt seit­lich der Fuß­gängerbrücke rücken deren Besonderheiten in den Vorder­grund – gewun­dene Stahlrohre und ­verstrebun­gen, die der Sta­bilisierung der Brücke dienen. Sony A7R II | 18 mm | ISO 100 | f/11 | 1/13 s | 6 vertikale Einzelbilder, PS Photomerge. Foto: Siegfried Layda
Man­hattan­-Bridge
Dicht an dicht – Brooklyn, New York: Das 300-mm-Teleobjektiv rückt die alten Lager­ und Büro­häuser dicht an die Man­hattan­-Bridge heran. Deren dunkler Träger hebt sich wiederum farblich von den Häusern ab, die von der Abendsonne beschienen sind. Sony A7R | 300 mm | ISO 100 | f/13 | 1/10 s. Foto: Siegfried Layda

Landschaft mit Brücke

Brücken ergänzen die umgebende Landschaft auf unterschiedliche Weise. Ein altes Eisenbahnviadukt kann sich malerisch in die natürliche Umgebung einfügen, während eine kühne High-Tech-Brücke einen Kontrapunkt zur Natur setzt. Entsprechend sollte man die fotografischen Mittel wählen. Wenn es sich nicht um historische Exemplare handelt, sind Brücken in der Landschaft häufig für Autos oder Eisenbahn reserviert und können deshalb zu Fuß nicht ohne Weiteres überquert werden. Wo möglich, sind sie oft selbst gute Aussichtspunkte für Landschaftsmotive. Die erste Brücke war wohl eine Balkenbrücke – vielleicht ein Baum, der sich beim Umstürzen quer über ein Bachbett legte.

Südafrika, Western Cape, Storm’s River Bridge
Kontrapunkt – Die Storms River Bridge am Ostkap, Südafrika, setzt als moderne Bogenbrücke einen Kontrapunkt zur Natur. Die schräg angeordneten Streben leiten das Gewicht der Fahrbahn auf den Bogen um. Sony NEX-7 | 18 mm/KB (10-18 mm) | ISO 100 | f/10 | 1/160 s. Foto: Siegfried Layda
Spanien, Mallorca, Sòller, "Roter Blitz" auf Viadukt
Schienenverkehr – Der „Rote Blitz“ auf dem Viadukt Cinc Ponts vor dem Ort Sollér auf Mallorca. Der gewählte Aufnahmestandort stellt den Unterbau des Viadukts mit seinen fünf Bögen in den Vordergrund. Sony NEX-6 | 34 mm/KB (16-50 mm) | ISO 200 | f/6,3 | 1/1000 s. Foto: Siegfried Layda

Dank Stahl- oder Spannbeton können Balkenbrücken heute extrem in die Länge gebaut werden. Stahlträgerbrücken, die z.B. durch Gitter- oder Fachwerkgerüste stabilisiert sind, wirken filigran, können aber hohe Verkehrslasten tragen. Deshalb dienen sie oft als Eisenbahnüberführungen. Bogenbrücken aus Stein bauten bereits die alten Römer über den Tiber. Seine statische Sicherheit bezieht diese Brückenvariante aus der Tatsache, dass die Gewichtskräfte in die Fundamente zu beiden Seiten des Bogens abgeleitet werden. Moderne Bogenbrücken variieren das Thema vielfältig: Die Fahrbahn kann z.B. unter oder über dem Bogen verlaufen. Optisch besonders reizvoll sind Hängebrücken wie die Golden Gate Bridge bei San Franzisco. Schrägseilbrücken variieren das Thema Hängebrücke: Die stabilisierenden Seile bzw. Kabel sind fächerartig zwischen Trägern und Brückenbett verspannt.

China, Provinz Guilin, Dragon Bridge
Harmonie – Bogenbrücken aus Stein bauten bereits die alten Römer. Aber auch die Chinesen, wie die Dragon Bridge in der chinesischen Provinz Guilin zeigt. Die Brücke spiegelt sich perfekt im Fluss und fügt sich harmonisch in die Umgebung mit den Bergkegeln im Hintergrund ein. Canon EOS-1Ds Mk III | 70 mm | f/11 | 1/160 s. Foto: Siegfried Layda
USA, California, Highway 1, Bixby Creek Bridge
Küstenstraße – Kalifornien: Der Highway 1 entlang des Pazifik quert hier den Bixby Creek und machte somit den Bau einer Brücke erforderlich. Das 16-mm-Weitwinkel sorgt durch die Verbreiterung des Vordergrunds für einen schönen Verlauf der geschwungenen Fahrbahn. Canon EOS-1Ds Mk II | 16 mm (12-24 mm) | ISO 100 | f/11 | 1/60 s. Foto: Siegfried Layda

Abend und Nacht

Nachts sind alle Katzen grau? Katzen vielleicht schon, für Bauwerke aber gilt eher das Gegenteil. Manches Gebäude, das bei Tag grau und trist aussieht, wird durch nächtliche Illumination zum Hingucker. Auch die Beleuchtung einer Brücke geht über den praktischen Zweck oft weit hinaus, wie das Aufmacherbild mit der Elgin Bridge in Singapur zeigt.

Singapore, Singapore River mit Skyline und illuminierter Elgin Bridge
Farbexplosion – Elgin Bridge, Singapur: Auf grauem Beton lässt nächtliche Illumination die Farben explodieren – ein schöner Kontrast auch zur eher kühlen Skyline. Sony A7R II | 16 mm (12-24 mm) | ISO 100 | f/10 | 5 s. Fotos: Siegfried Layda

Verläuft die Brücke über einen Fluss, so sind die Lichtreflexe im Wasser ein zusätzliches Gestaltungselement. Der Himmel ist bei Nachtaufnahmen normalerweise schwarz – nicht aber beim Foto der Oberbaumbrücke in Berlin: Hier brechen sich die Lichtstrahlen im Nebel und erhellen so den Horizont. Intensives Blau zeigt der Himmel dagegen, wenn direkt nach Sonnenuntergang zur blauen Stunde fotografiert wird. Helle Objekte nehmen dabei die Blaufärbung an, wie beim Bild der Berliner Kronprinzenbrücke sichtbar wird. Befindet sich der Aufnahmestandort direkt auf einer Brücke, wird man bei wenig Licht mit einem besonderen Problem konfrontiert: Der Verkehr bringt das Bauwerk zum Schwingen – und die Kamera auf dem Stativ schwingt mit. Dann muss man versuchen, mit einem Minimum an Abblenden, möglichst kurzer Brennweite und Erhöhen des ISO-Werts eine Belichtungszeit zu erzielen, die brauchbare Aufnahmen liefert. Eine höhere ISO- Einstellung führt aber zu mehr Rauschen, dem man durch intensivere Rauschfilterung begegnen muss, die wiederum zu Detailverlusten führt. Am besten fotografierst Du im RAW-Modus, um später wichtige Parameter festlegen zu können. Neben Schärfung und Rauschfilterung gehört dazu auch der Weißabgleich.

Oberbaumbrücke in Berlin
Lichter im Nebel – Oberbaumbrücke in Berlin: Aufkommender Nebel und die Scheinwerfer einer Veranstaltung erhellen den Himmel, der bei einer Nachtaufnahme normalerweise schwarz wäre. Für solche Stimmungen lohnt sich auch längeres Ausharren im Dunkeln. Canon EOS-1Ds MkII | 50 mm | ISO 320 | f/7,1 | 6 s. Foto: Siegfried Layda
Berlin, Kronprinzenbrücke (Spree) und Bundespressekonferenz
Blaue Stunde – Das Licht der blauen Stunde gibt auch dem sonst weißen Geländer der Kronprinzenbrücke in Berlin einen bläulichen Anstrich. Die futuristische Brücke führt von den Stadtteilen Mitte und Tiergarten zum Regierungsviertel. Sony A7 II | 25 mm (16-35 mm) | ISO 100 | f/14 | 2,5 s. Foto: Siegfried Layda

Brücken im Detail

Nur wenige Zweckbauten gibt es in so vielen Konstruktionsvarianten wie das bei Brücken der Fall ist. Umso mehr lohnt es sich, auf die Suche nach aussagekräftigen Details und Aufnahmeperspektiven zu gehen, die den Betrachter überraschen. Schwenkt man z.B. die Kamera nach oben, so ergeben sich dramatische Ansichten von Brückenpfeilern oder Verstrebungen, die das Bauwerk stabilisieren. Durch die Froschperspektive erhalten diese Bauteile vor dem blauen Himmel eine starke grafische Wirkung wie das Foto der Washington Bridge in New York zeigt. Die stürzenden Linien, hier noch verstärkt durch ein 17-mm- Weitwinkel, sind bei solchen Motiven erwünscht und müssen nicht im Bildbearbeitungsprogramm korrigiert werden. Das Drahtgitter am Geländer einer Fußgängerbrücke in Salzburg lädt zum Anbringen von „Liebesschlössern“ ein – ein beliebtes Fotomotiv. Um den Bezug zur Umgebung herzustellen, wurde eine Kirche im Hintergrund unscharf in das Bild integriert. Dabei kam ein leichtes Tele zum Einsatz.

New York, Washington Bridge
Grafische Wirkung – Washington Bridge, New York: Die nach oben geschwenkte Kamera mit 17-mm-Weitwinkel betont die grafische Wirkung der Stahlrohre und -seile vor dem blauen Himmel. Die späte Nachmittagssonne beleuchtet den oberen Teil des Pfeilers der Washington Bridge. Sony A7R | 17 mm Canon TS, adaptiert | ISO 100 | f/10 | 1/160 s. Foto: Siegfried Layda
New York, Brooklyn Bridge
Warmes Licht – Ein Brückenpfeiler der Brooklyn Bridge mit dem filigranen Netzwerk der Seile im Licht der aufgehenden Sonne. Der untere Teil des Bauwerks liegt noch im Schatten. Aufnahmestandort war die benachbarte Manhattan-Bridge. Sony A7R | 190 mm | ISO 80 | f/16 | 1/6 s | Polfilter. Foto: Siegfried Layda

Auch die weiteren Motivbeispiele sind Teleansichten: Die Detailaufnahme der Brooklyn-Bridge thematisiert das filigrane Geflecht der Trageseile. Ein 200-mm-Teleobjektiv konzentriert den Ausschnitt auf die wesentlichen Bildelemente. Die andere Teleaufnahme zeigt ebenfalls die Brooklyn-Bridge. Allerdings spielt sie hier eine Nebenrolle, weil der Stützpfeiler einer anderen Brücke das Bild dominiert – eine Ansicht, die Räumlichkeit vermittelt.

Fußgängerbrücke in Salzburg
Liebesschlösser – Fußgängerbrücke in Salzburg: Durch die unscharf abgebildete Kirche im Hintergrund erhält das Brückengeländer mit den bunten Schlössern einen Bezug zur Umgebung. Fujifilm X-T2 | 100 mm/KB (55-200 mm) | ISO 200 | f/5 | 1/1900 s. Foto: Karl Stechl
New York, Manhattan Bridge, Brückenpfeiler
Solide Basis – Der Fuß eines Pfeilers der Manhattan Bridge zeigt sich in dieser Perspektive als solides Fundament aus Stein und Stahl. Ohne die im Hintergrund sichtbare Brooklyn Bridge wäre die Funktion des Pfeilers nicht in gleicher Weise deutlich. Sony 7R II | 100 mm | ISO 100 | f/18 | 1/30 s. Foto: Siegfried Layda

 

Lesetipp: Online-Fotokurs „Architekturfotografie: eine Einführung“

Architekturfotografie FotokursPerspektive und stürzende Linien sind bekannte Begriffe aus dem Bereich der Architekturfotografie und gelten natürlich auch für Brücken. Im Fotokurs Architekturfotografie erwarten Dich technische und bildgestalterische Themen, Fragen zur guten Planung und Vorbereitung für Aufnahmen von Bauwerken.

 

Weitere Tipps für die Fotopraxis, Tests der aktuellen Kameramodelle und alle Neuheiten und Trends in der Fotobranche erhältst Du im monatlichen ColorFoto-Magazin.

 

6 Kommentare

  1. Tolle Beispiele. Ich denke aber, das ich die Brücken, ins besondere die Kettenbrücke, in Budapest auch ganz gut hinbekommen habe. Könnt ja mal in meinem Portfolio im Ordner Budapest nachsehen.

Wie gefällt Dir dieser Lerninhalt?

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Teile diesen Link mit einem Freund