Wildlife-Fotografie in Afrika

Wildlife-Fotografie in Afrika
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Seit vielen Jahren ist fc-Fotograf Peter Lindel kilometerweit im südlichen Afrika unterwegs, um in einem faszinierenden Spiel aus Licht und Farben pures Wildlife auf den Kamerachip zu bannen. Eine lange Brennweite und ein leerer Beifahrersitz sind für sein Gelingen die wichtigsten Voraussetzungen.

Dieser Artikel stammt aus der ColorFoto 6/2019.

Wildlife-Fotografie in Afrika
From dusk till yawn – Leopardin in der Kalahari, aufgenommen im August 2018, Canon EOS 1Dx, Brennweite 600 mm und Konverter 1,4x, ISO 640, Blende 5,6, 1/1000 s,+1,67 EV, Schnitt ins 16:9-Format, sonst fullframe, Foto: Peter Lindel

Wie bist Du zur Tierfotografie gekommen?
Die Begeisterung für die afrikanische Tierwelt teile ich mit unzähligen Menschen auf der Welt. Und ebenso viele werden – sofern sie wie ich auf die 50 zugehen – in der Kindheit durch Tierfilme von Grzimek, Sielmann und den Kinderkosmos infiziert worden sein. Im Studium verschlug es mich 1995 zum ersten Mal für vier Monate ins südliche Afrika. Zu dieser Zeit fotografierte ich bereits viel und gerne, aber für die Wildlife-Fotografie war zwar der Geist willig, aber die Ausrüstung schwach: Ein Nikkormat mit maximal 105mm Brennweite reicht auch für die Fotografie von Großtieren in der Regel nicht aus. 1998 ging es dann mit immerhin 400mm und meiner ersten Autofokus-SLR erneut in Richtung Südafrika, und durch diesen Urlaub wurde ich endgültig infiziert.

Wildlife-Fotografie in Afrika
Goldenes Schwimmabzeichen – Flusspferd im nördlichen Kruger NP 2015, Canon EOS 1Dx, Brennweite 600 mm und Konverter 1,4x, ISO 800, Blende 8, 1/400s, -0,3EV, Schnitt ins 16:9-Format, Foto: Peter Lindel

Wo sind die Aufnahmen entstanden?
Seit 2014 bin ich jedes Jahr für mehrere Wochen in Südafrika gewesen und habe dort den Kruger Nationalpark und den Kgalagadi Transfrontier Park besucht. Beide Nationalparks haben ihren eigenen, speziellen Charme: Während der Kruger eine sehr abwechslungsreiche Landschaft bietet und von einer großen Zahl an Herdentieren und Dickhäutern bewohnt wird, liegt der Reiz der Kalahari in den kargen, offenen Flächen und der mageren Vegetation, die es dem Fotografen ermöglicht, auch über größere Distanzen die Objekte seiner Begierde zu entdecken. Im Kgalagadi herrscht zudem ein zugunsten der Jäger verschobenes Verhältnis von Fleisch- zu Pflanzenfressern. Die Geparden nutzen die flachen, ausgetrockneten Flussbetten des Auob und Nossob, um Springböcke zu jagen, und sind, trotz etwa gleicher Anzahl wie im Kruger Nationalpark, hier viel leichter zu entdecken.

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Eine ist wachsam – Während der Nachwuchs tobt, behält uns die Löwenmutter im Auge. Kalahari, 2016 Canon EOS 1Dx, Brennweite 600mm und Konverter 1,4x, ISO800, Blende 5,6, 1/1600s, +0,3EV, fullframe, Foto Peter Lindel
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Gepardin vor der Jagd – Die linke Vorderpfote zittert vor Anspannung. Kalahari 2016, Canon EOS 5Ds, Brennweite 394mm, ISO200, Blende 5,6, 1/320 s, Foto: Peter Lindel

Zumeist bist Du dort motorisiert unterwegs. Fotografierst Du auch aus dem Auto heraus?
Ja, wenn man in staatlichen Parks in Südafrika unterwegs ist, dann fährt man mit dem Auto und fotografiert auch zu 90 Prozent aus dem Auto. Es gibt auch Wasserlöcher in Campnähe, Ansitz- und Beobachtungshütten sowie Walking-Safaris, viele Aufnahmen macht man dort allerdings nicht – zumindest im Kruger Nationalpark. Die Öffnungszeiten der Camps sind von der Jahreszeit abhängig, und wenn man morgens ein Wasserloch erreichen will, solange das Licht attraktiv ist, geht das am besten zu Beginn einer Umstellung der morgendlichen Öffnungszeit auf einen früheren Zeitpunkt. Im Kruger beispielsweise Anfang November.

Wildlife-Fotografie
Abendparade – Springböcke, Kalahari, August 2018, Canon EOS 5D Mark IV, Brennweite 533mm, ISO500, Blende 5,6, 1/500s, fullframe, Foto: Peter Lindel

Welche Ausrüstung ist für Dich unverzichtbar?
Ich habe bei einer Ausfahrt immer ein Gehäuse mit dem 600er und 1,4fach Konverter und ein Gehäuse mit dem 200-400er bestückt. Der Zweifachkonverter liegt im Handschuhfach, der Rest der Ausrüstung im Rucksack im Kofferraum.

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Doppelporträt – Zwei Löwinnen nahe Skukuza im Kruger NP, 2015, Canon EOS 1Dx, Brennweite 600 mm, ISO 200, Blende 4, 1/400 s, -0,33 EV, Schnitt ins 16:9Format, Umwandlung in SW, Foto: Peter Lindel
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In die Schranken verwiesen wird die Junghyäne, weil sie vor der Zeit um Nahrung bettelt, Kruger NP 2017. Canon EOS 5D Mk IV, Brennweite 540mm, ISO3200, 1/1000s, -0,3EV, Foto: Peter Lindel

Dein wichtigstes Utensil?
Ganz klar das 600er-Objektiv. An dieser Stelle ein Rat an alle, die sich der Wildlife-Fotografie verschreiben wollen, und sich fragen, ob sie die hohen Kosten für ein lichtstarkes, langbrennweitiges Objektiv auf sich nehmen wollen: Kauft niemals zu wenig Brennweite! Ein 300er ist für die Wildlife-Fotografie – vor allem in unseren Breiten – viel zu kurz, auch an einer Crop-Kamera. 400 mm sind eine Notlösung, 500 und 600mm die Brennweiten der Wahl. Also lieber günstig ein aktuelles Zoom kaufen, dessen Endbrennweite bei 600 mm liegt, als viel Geld für ein 300er und Konverter auszugeben und dann zu merken, dass es zu wenig Reichweite hat.

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Viele kurze Schritte – So entstanden viele kleine Staubwolken. Löwin und Junges, Kalahari 2016. Canon EOS 5Ds, Brennweite 394mm, ISO500, Blende 5,6, 1/3200s, Foto: Peter Lindel
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Nicht selten – Impalas im ersten Morgenlicht nahe Punda Maria im Kruger NP, 2015, Canon EOS 1Dx, Brennweite 473 mm, ISO1250, Blende 5,6, 1/500s, -0,33EV, Beschnitt ins 1:1-Format, sonst fullframe, Foto: Peter Lindel

Ganz wichtig ist Dir zudem immer ein leerer Beifahrersitz, warum?
Ja, der ist wichtig. Zum einen, um die Ausrüstung dort griffbereit zu haben, und zum anderen, um Kollisionen mit dem Gesicht des Beifahrers zu verhindern. Außerdem würde man sich sonst den Rest der Tour die Gelegenheit auf ein tolles Foto vorwerfen, die man wegen eines im Weg sitzenden Beifahrers verpasst hat.

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Gute Nacht – Entspannte Leopardin nahe Letaba im Kruger NP, 2015, Canon EOS 1Dx, Brennweite 600 mm und Konverter 2x, ISO1600, Blende 8, 1/400s, -0,67EV, leichter Beschnitt

Es erfordert etwas Übung, schnell und effektiv aus dem Auto heraus zu fotografieren. Welche Tipps verrätst Du uns?
Wenn man die gewünschte Position erreicht hat, sollte man den Motor immer ausmachen, denn Vibrationen der Autotür, auf die man die Kamera auflegt, kann kein Stabilisator kompensieren. Scheibenstative sind in der Regel unbrauchbar, weil sie die Bewegungsfreiheit einschränken. Eine Abweichung von dieser Regel ist die Fotografie aus dem, über längere Zeit an einem Platz stehenden Auto, z.B. am Wasserloch, wobei hier auch ein Bohnensack gute Dienste leistet. Immer die Kopfstütze des Beifahrersitzes entfernen und die Rücklehne soweit absenken, dass sie mit der Öffnung der hinteren Tür abschließt, denn so kann man auch schnell einmal aus der hinteren, geöffneten Scheibe fotografieren. Niemals durch eine geschlossene Scheibe fotografieren! Wenn man rausfährt, sollte man die Parameter der Kamera so einstellen, dass man die Belichtungszeit etwa bei 1/500 s hat. Wenn man sich beeilen muss, hat man dann wenigsten ein paar nicht verwackelte Aufnahmen. Wenn die Gelegenheit es zulässt, kann man immer noch die Empfindlichkeit verringern und die Belichtungszeit verlängern. Selbstüberschätzung ruiniert viele Aufnahmen.

Wildlife-Fotografie in Afrika
Tristesse – Junger Gaukler nahe Skukuza im Kruger NP, 2015, Canon EOS 1Dx, Brennweite 600mm und Konverter 1,4x, ISO400, Blende 8, 1/640s, +0,33EV, fullframe, Foto: Peter Lindel
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Gleiter – Gleitaare bei der Balzfütterung, Kalahari 2016, Canon EOS 1Dx, Brennweite 600mm und Konverter 1,4x, ISO1000, Blende 11, 1/1600s, +0,3EV, Foto: Peter Lindel

Das Fotografieren aus der erhöhten Position des Autositzes führt leider oft dazu, dass die Aufnahmen eine gewisse „Zooperspektive“ bekommen: von oben auf die Tiere ohne Freistellung. Wie vermeidest Du dies?
Die beiden effektivsten Methoden, um dem zu begegnen, sind zum einen die Verwendung einer möglichst langen Brennweite, um die Perspektive flach zu halten und Augenhöhe vorzugaukeln. Zum anderen sollte man sich Positionen auf Augenhöhe suchen, die sich zum Beispiel immer dann auftun, wenn die Straße unterhalb des Niveaus der umgebenden Landschaft verläuft.

Wildlife-Fotografie in Afrika
Doppelkopf – Gepardengeschwister in der Kalahari, 2016, Canon EOS 1Dx, Brennweite 600mm und Konverter 1,4x, ISO800, Blende 5,6, 1/1600s, fullframe, Foto: Peter Lindel

Bearbeitest Du Deine Bilder nach?
Ich versuche, vollformatig zu fotografieren und stelle immer wieder fest, dass mich eine Aufnahme, die ohne nachträgliche Beschneidung auskommt, zufriedener macht. Trotzdem beschneide auch ich meine Bilder häufiger und habe dies in den Bildunterschriften stets angegeben. Die Nachbearbeitung erfolgt mit Lightroom CC und Photoshop CC, ist zurückhaltend und beschränkt sich auf Korrekturen von Gradation, Farbbalance und Sättigung sowie Nachschärfen und Entrauschen. Gelegentlich helle ich selektiv auf oder schärfe selektiv nach. Letztlich darf die Bearbeitung das bei internationalen Wettbewerben erlaubte Maß nicht überschreiten.

Wildlife-Fotografie in Afrika
Lioness – Im magischen Licht des Moments, in dem die Sonne über den Dünenkamm im Hintergrund stieg. Kalahari, 2016 Canon EOS 5Ds, Brennweite 560mm, ISO560, Blende 5,6, 1/3200s, Ausschnitt 70% vom RAW, Foto: Peter Lindel

Die größte Faszination für Dich an Südafrika?
Zu Beginn waren es gar nicht so sehr die Tiere, die mich nicht mehr losließen, sondern der spezielle Geruch und das Licht, das in diesem Teil der Erde so unvergleichlich sein kann. Aber natürlich ist die Fülle tierischen Lebens in allen Formen und Größen inzwischen der entscheidende Faktor. Obwohl Südafrika sicher nicht das ursprünglichste der Länder im südlichen Afrika ist, hat man doch vielerorts hervorragende fotografische Möglichkeiten. Neben den staatlichen Parks gibt es natürlich viele Private Game Reserves, von denen einige nicht ohne Grund sehr bekannt sind. Hier ist es leichter, die Tiere zu entdecken und zu fotografieren, die man sich vorgestellt hat, was mitunter an den sehr guten Rangern liegt und damit an den Möglichkeiten, die Tiere aufzusuchen. Querfeldein zu fahren ist den Rangern dort erlaubt, den Besuchern staatlicher Parks natürlich nicht. Allerdings sind die Übernachtungspreise häufig horrend und insbesondere für Familien nicht bezahlbar.

Wildlife-Fotografie in Afrika
Jurassic Rhino – Man kann nur hoffen, dass sie nicht bald ebenso ausgestorben sind, Kruger NP 2015 Canon EOS, 1Dx, Brennweite 490mm, ISO1000, Blende 5,6, 1/500s, -0,3EV, Foto: Peter Lindel

Mein Ehrgeiz ist es immer gewesen, trotz der nicht immer idealen Bedingungen die Tiere selbst zu entdecken und Aufnahmen zu machen, denen man dies nicht ansieht. Schlussendlich ist die Fotografie des wilden Lebens im südlichen Afrika eigentlich nicht anders als in meiner Heimatstadt Dortmund: Es ist die Suche nach der besten Szene im besten Licht.

Peter Lindel ist seit knapp 25 Jahren immer wieder in Afrika unterwegs und seit 2004 Mitglied der fc. Mehr Fotos  findet Ihr auf Lindels fc-Seite.

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